Prolog - Nevis

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Die Theaterstunde endete gerade. Meine verrückten Freunde alias Lennox - Sohn von Peter Pan und Wendy - und Melchior - Sohn von Eugene Fitzherbert und Rapunzel - kamen lachend auf mich zu.
"Was hälst du von Nox als Kinderärztin?"
"Kinderärztin?", echote unser Kumpel.
"Ganz ehrlich tut mir leid, Nox, aber ich würde dir meine Kinder nie anvertrauen.", gab ich kopfschüttelnd zu.
In einzelnen Gruppen war unsere Aufgabe, ein bestimmtes Theaterstück aufzuführen. Soweit ich mitbekam, hatten diese zwei ein Stück mit einer Ärztin erwischt.
"Wieso nicht? Ich meine, du kannst dir Kondome und die Pille sparen.", brachte Melchior ein.
"Wie...?", ich dachte einen Augenblick nach, bis es mir klar wurde.
Meine Kumpels lachten ausgiebig über mein Gesicht.
"Ihr seid echt fies, wisst ihr das? Außerdem sind Arztkosten höher als Kondome."
"Woher weißt du das, Jungfräulein Nevis?", zogen sie mich auf. "Nox würde mir des weiteren eine Menge Rabatte geben, stimmt's, Bro?"
Bevor der Angesprochene dazu kommen konnte, zu antworten, legen sich dürre Arme um meine Taille. Wir hatten den Schulhof erreicht. Ab hier waren die Trennungen von Jungs und Mädchen aufgehoben. Das sollte bald auf dem ganzen Internat sein, bis dahin dauerte es jedoch noch seine Zeit. Solange mussten wir uns mit gemeinsamen Pausenzeiten sowie Arbeitsgemeinschaften zufrieden geben.
Melchior verdrehte die Augen über seine Schwester, welche weiterhin an mir hing. "Hallo, Nevis.", hauchte sie.
"Hallo, Nevis.", wiederholte ihr Bruder.
"Worüber redet ihr?", wandte Liora sich an uns, ihren Bruder ignorierend.
"Wie gut die Ladies aus deiner Klasse blasen können.", sprudelte es aus Lennox raus.
"Igitt. Du bist versaut.", angewidert schaute sie weg.
"Was denn? Ich meinte das Spielen auf ihren Instrumenten, ist doch klar. Du spielst doch, oder?"
"Nox, das ist meine Schwester! Meine verdammte Zwillingsschwester! Wir wissen alle, dass du nicht von Musikinstrumenten sprichst!", schimpfte Melchi unseren Kumpel aus.
Die beiden rangelten freundschaftlich miteinander.
"Ist ja gut, ist ja gut! Ich lass die Finger von ihr! Sie würde mich eh nicht nehmen, auch wenn ich noch so betteln würde."
"Das stimmt."
Lennox klopfte mir brüderlich auf die Schultern und ging. "Bis morgen, my friends."
Zum Abschied umarmte er kurz die sich wehrende Liora.
Melchior legte uns seine Arme um die Schultern und schob uns Richtung Ausgang.
"Ich muss zu meiner Schwester.", erinnerte ich ihn.
Er änderte die Richtung und wir schlenderten zu den Spinden, um meine Schwester einzusacken.
"Hast du gesehen, wie gut es Gothels Tochter in der Menschenwelt geht?", klagte Rapunzels Tochter.
Ihr Bruder stöhnte. "Lass sie doch. Solange sie uns in Ruhe lässt, ist es mir kackegal."
"Blanche-", setzte ich an.
Aus meiner Entfernung sah ich sie. Sie kam dem Boden gefährlich nahe.
Ohne nachzudenken, rannte ich auf sie zu und fing ihren zierlichen Körper auf.
"Blanchette", ich bettete ihren Kopf auf meinen Schoss.
In ihrer Hand hielt sie einen Apfel umklammert. Ich erstarrte in meiner Bewegung.
Das durfte, konnte nicht wahr sein.
"Nevis, was ist passiert?", Liora legt ihre Hand auf meine Schulter.
"Die böse Königin", zischte ich.
"Ach Quatsch, Nev. Die ist längst tot.", zügelte Melchi mich.
Zum Beweis zeigte ich auf den Apfel.
"Sie war es.", knurrte ich.
"Ich hole die Direktorin.", sagte er.
"Ich komme mit.", erwiderte seine Schwester.
Mein Kumpel raste davon. Ich vernahm seine Schritte als Echo an den Wänden, gefolgt von ihren klackernden Schritten, ihrer Absatzschuhe wegen.
Meine Hand lag auf der Wange meiner Schwester. "Bitte, wach auf, Blanchette."
Selbstverständlich tat sie es nicht. Tränen fluteten mein Gesicht. Ich fühlte mich wie in Trance.
Das war ein schrecklicher Traum, ein Alptraum.
Nach einer Weile war das einzige, was ich mitbekam, dass man mich von meiner geliebten Schwester weg zerrte.
"Blanchette... Nein, nein, nein!!!", schrie ich.
Ich glaube, ich schlug um mich. Dabei war ich nicht der Typ, der Dinge mit seinen Fäusten klärte.
Hände, die mich streichelten. Arme, die mich festhalten wollten, hindern wollten, daran bei meiner Schwester zu sein.
"Nevis", meine Mutter fiel mir weinend in die Arme. "Mein Spatz, alles wird gut."
Vater tätschelte meine Schulter. Er war überfordert, wusste nicht, was er tun sollte.
Genau wie Mutter und ich.
"Soll ich sie wach küssen?", schlug Vater vor.
Keiner der Anwesenden wagte zu lachen. Niemandem war zu lachen zu Mute.
In einem Krankenwagen - unsere Märchenwelt war mit der Zeit moderner geworden - schepperten wir zu der Guten Fee. Die gute Fee. Wie in - ich zitierte - Bibbidi Babbidi Bu.
"Brietté, was kann sie retten?"
Brietté war der richtige Name der Guten Fee. Gerade war mir das jedoch Wumpe.
Gedanklich betete ich für meine Schwester. Ich bat den lieben Gott darum, man würde sie retten können. Es gab einen Ausweg aus diesem heillosen Schlamassel. Daran glaubte ich felsenfest. Ich hoffte darauf, denn ich liebte Blanchette.
Ich erinnerte mich an meinen einstigen Taufspruch: Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die Liebe ist die Stärkste unter ihnen. (1. Korinther 13,13)
"Der wahre Liebe Kuss kann das Mädchen retten."
Ich fiel glatt in Ohnmacht. Da brat mir doch einer einen Storch! Blanchette war drei Jahre jünger als ich! Drei verfluchte Jahre. Ich hatte keine Freundin und sie hatte in meinem Wissen keinen Freund.
Vater ließ den Kopf hängen. Ihm schien es bei dieser Botschaft nicht anders zu ergehen. Mutters Augen flatterten und sie fiel zu Boden. Zum Glück konnte Vater sie rechtzeitig auffangen.
Sobald Mutter ihre Augen wieder aufschlug, meinte ich puren Hass darin zu erkennen. "War es die Böse Königin?"
Demnach hatten Mutter und Sohn dieselbe Vermutung über das Geschehen. Ich wechselte einen kurzen Blick mit ihr, damit sie wusste, was ich mir ebenfalls gedacht hatte.
Doch die Gute Fee schüttelte ratlos den Kopf. "Ich kann Euch sagen, dass es nicht die Böse Königin war. Diese ist erstens tot und zweitens war das eine unerfahrene, vermutlich noch junge Hexe auf bisher nie gekannten Terrain. Die Böse Königin hatte Euch, Schneewittchen, umbringen wollen. Dies ist nur ein Fluch, den man brechen kann. Das Mädchen wird dadurch nicht sterben.", erklärte die Fee.
"Wir müssen diese Hexe ausfindig machen.", stellte Vater fest. Ach ne.
"An eurer Stelle würde ich erst einmal dafür sorgen, dass Eure schöne Tochter von ihrer wahren Liebe wach geküsst würde."
"Wir werden ein Zimmer für sie errichten, in dem man sie besuchen kann. Wir werden Zettel aushängen, damit jeder in Märchenland auf den Kuss aufmerksam gemacht wird.", verlangte Königin Schneewittchen alias Mutter.
Melchior sowie Liora zwängten sich durch die Tür. "Was stand auf dem Apfel?"
Verwundert schaute die versammelte Meute sie an.
"Na, auf dem Apfel. Da stand etwas reingeritzt."
Sofort nahm sich die Fee den Apfel, den jemand als Beweis eingetütet hatte.
"Der wahre Liebe Kuss."
"Mehr nicht?", hakte ich nach.
"Mehr nicht. Tut mir leid, Prinz."
Ergeben nickte ich. Sie hatte alles getan, was in ihrer Macht stand.
Mutter schluchzte auf. Tröstend lag Vaters Arm um sie.
Ich verschwand durch die Tür, welche ich hinter mir laut zu knallte.
Ich setzte mich auf eine Treppenstufe und stützte mein Gesicht in den Händen ab. Die Tränen hörten nicht mehr auf. Brauchten sie gar nicht.
Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammen zucken.
"Ich bin's. Willst du drüber reden?"
"Worüber sollte ich reden wollen?", fauchte ich.
Ich scheuchte ihre Hand weg. Berührungen und leere Worte, die mir meine Schwester auch nicht zurückbringen würden, konnten mir von nun an gestohlen bleiben.
Auf Anhieb tat es mir leid. Liora wollte nur nett sein.

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