Kapitel 15

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Das nächste Mal, als ich wieder aus dem Pool stieg, sah ich Gabe dabei zu, wie er mit jemanden telefonierte. Ich beobachtete ihn dabei, wie sich seine Stirn langsam in Falten legte. Sein Mund war leicht geöffnet. Er schien sich wirklich konzentrieren zu müssen, um dem Gespräch zu folgen. Neugierig stieg ich aus dem Pool und ging auf Gabe zu.

Kurz bevor ich die Liege erreichte, hatte Gabe bereits aufgelegt. Ich beobachtete ihn neugierig dabei, wie er seine Sachen zusammensuchte und in der Sporttasche verschwinden ließ. Gabe schien es plötzlich ziemlich eilig zu haben, hier wegzukommen. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Obwohl ich ihn kaum kannte, wusste ich von den Treffen mit ihm, dass er sonst die Ruhe in Person war.

"Ist alles in Ordnung?", fragte ich deshalb stirnrunzelnd. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte. Gabe würdigte mich keines Blickes, während er das nasse Handtuch in die Tasche presste.

"Ja, es ist alles in Ordnung."

Es nervte mich, dass seine Antwort so kurz ausfiel. Außerdem hatte ich immer noch nicht den Grund erfahren, warum er so plötzlich darauf erpicht war, hier weg zu kommen.

"Bist du dir sicher?", hakte ich noch einmal nach.

Dieses Mal drehte er sich zu mir. Sein emotionsloser Blick überraschte mich. Das Funkeln, das sonst in seinen Augen lag, war gänzlich verschwunden. Ich musste mich zurückhalten, um nicht aus Angst einen Schritt von ihm wegzutreten.

"Ja. Ich bin für ein paar Tage weg. Elise hat mich gebeten, sie in London zu besuchen."

Nach seiner Aussage schlich sich wieder das altbekannte, strahlende Lächeln auf seine Lippen, doch seine Augen erreichte es dieses Mal nicht. Obwohl es mir nicht zustand, seine Aussage zu hinterfragen, wurde ich das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas vor mir verbarg.

"Nach nur einem Tag vergeht sie schon vor Sehnsucht nach dir?", fragte ich dieses Mal scherzhaft. Was ich mir genau davon erhoffte, konnte ich mir selbst nicht erklären. Wahrscheinlich wollte ich, dass ein Schimmer des alten Gabes wieder aufflackerte, da mir dieser emotionslose Doppelgänger von ihm noch weniger gefiel als der Macho in ihm.

Eine Antwort von ihm erhielt ich darauf nicht. Stattdessen hob er die gefüllte Tasche von der Liege und bedeutete mir damit, dass er bereit zum Aufbruch war. Ich hatte bereits erwartet, dass er einfach an mir vorbeistürmen würde, ohne sich zu verabschieden. Stattdessen schaute er mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den grünen Tiefen an, der mich direkt klein werden ließ.

"Pass gut auf dich auf, Micina."

Ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten, drängte er sich an mir vorbei und verschwand durch die Terrassentür. Ich blickte ihm mit geöffnetem Mund hinterher. Mehr denn je fragte ich mich, was es mit seinem Verhalten auf sich hatte. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass Antworten zu dieser Frage mich auch näher zu meinen Eltern führen würden.

Jedes Mal, wenn ich sehr angestrengt über etwas nachdenken wollte, fing ich an, das gesamte Haus zu reinigen. Aufgrund der Größe der Villa konnte ich meinen Gedanken ziemlich lange Zeit geben, sich zu entfalten. Ich nahm mein Smartphone in die Hand und startete die Playlist, die ich mir extra für diesen Zweck angelegt hatte. Teeth von Lady Gaga hieß mich willkommen. Bei den anfänglichen Klängen dieses Lieds kam direkt eine Erinnerung an eine durch mein Zimmer tanzende Suz zum Vorschein, bei der ich grinsen musste.

Während ich die Putzutensilien vorbereitete, merkte ich, wie meine Gedanken bereits einen unüberraschenden Pfad beschritten.

Gabe hat wirklich nicht so ausgesehen, als ob er seine Freundin besuchen wollte. Vielmehr hat es so gewirkt, als würde es um etwas viel Unangenehmeres gehen. Und ich kann mir nicht vorstellen, warum ein Treffen mit seiner engelsgleichen Freundin ihm so wenig Freude bereiten sollte.

Ich wrang den Lappen aus und begann, den kaum vorhandenen Staub von den Möbeln in meinem Schlafzimmer zu wischen.

Vielleicht hat er dich auch angelogen und in Wirklichkeit etwas ganz anderes vor.

Als nächstes nahm ich den in die Jahre gekommenen Staubsauger in die Hand und begann, das Schlafzimmer zu saugen.

Aber warum sollte er das tun? Es gibt doch gar keinen Grund, mich anzulügen, oder?

Ich schwang die Hüften zu der Musik und merkte, wie meine Gedanken wieder langsam wegdrifteten.

Es sei denn, er verheimlicht mir etwas.

Sofort kamen mir meine Eltern in den Sinn.

Möglicherweise hat es sogar etwas mit meinen Eltern zu tun. Wobei... Das kommt mir doch etwas zu weit hergeholt vor.

Frustriert schaltete ich den Staubsauger aus und begann, den Boden nass abzuwischen.

Und was sollte diese Warnung zum Schluss schon wieder? Warum sollte ich auf mich aufpassen?

Diese Warnung kam mir irgendwie bekannt vor.

Genau das haben meine Eltern mir auch in dem Brief geschrieben. Vielleicht ist es doch nicht so weit hergeholt, dass sein Verhalten etwas mit meinen Eltern zu tun haben könnte.

Ich schüttelte den Kopf über mich selbst.

Es gibt zig Gründe, warum er weggefahren sein könnte und du bildest dir direkt ein, dass es etwas mit dir persönlich zu tun haben könnte. Ist das nicht ein wenig egozentrisch gedacht?

Ich stimmte meinem inneren Selbst zu und versuchte, dieses Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren, das mir fast schon schmerzlich bewusst machen wollte, dass hinter Gabes Verhalten doch mehr steckte, was auch mich etwas anging. Der Brief meiner Eltern kam mir wieder in den Sinn.

Höre stets auf dein Herz und dein Bauchgefühl.

Das waren auch ihre Worte gewesen. Frustriert ließ ich den Wischmop wieder in den Eimer sinken.

Was wissen die schon... Ich sollte wirklich aufhören, zu viel in diesen bescheuerten Brief zu interpretieren!

Den Flur nahm ich mir als allerletztes vor. Wie bei all den anderen Zimmern begann ich erst mit dem Abstauben der Möbel. Während ich die wenigen Möbel im Flur fertig abgewischt hatte, fiel mir auf, dass ein Vorhang aus schwerem Stoff mitten an der Wand befestigt war. Dieser war so versteckt gewesen, dass er mir vorher noch nicht aufgefallen war. Stirnrunzelnd betrachtete ich den Vorhang, der da nicht hinzugehören schien. Schließlich konnte sich dahinter kein Fenster befinden, da dieser mitten im Flur angebracht war. Und eine zweite Speisekammer konnte es auch nicht sein. Neugierig zog ich den Vorhang von der Tür weg und erblickte vor mir eine weiße, massive Metalltür. Die schwarze, schwere Klinke sah bereits sehr abgenutzt aus.

Fast schon ehrfürchtig wanderte meine Hand langsam zu der Klinke, die ich vorsichtig herunterdrückte. Es überraschte mich nicht, dass die Tür nicht aufging. Ich versuchte es erneut, dieses Mal jedoch mit mehr Kraft. Nichts geschah.

Ich nahm den Schlüsselbund vom Haken und probierte, ob der Haustürschlüssel in das Schloss der Metalltür passte. Doch auch hier wurde ich enttäuscht.

Das Gefühl der Neugier durchfuhr meinen gesamten Körper. Ich musste einfach herausfinden, was es mit dieser Tür auf sich hatte. Ich begann, das gesamte Haus zu durchsuchen, um den zu der Metalltür gehörenden Schlüssel zu finden. Jede Schublade und jede Box, in die ein Schlüssel hineinpassen konnte, wurde durchsucht. Nach einer einstündingen Suche gab ich schließlich auf. Frustriert ließ ich mich an der Metalltür entlang herabsinken und schloss die Augen.

Vielleicht sollte ich einfach Giulia fragen, ob sie den Schlüssel zu der Tür hat.

Dieser Gedanke schien einleuchtend zu sein, doch die Neugier ließ mich immer noch nicht los. Ein weiterer Gedanke bildete sich in meinem Kopf. Möglicherweise hatte ich in den Papieren zum Haus, die mir meine Eltern hinterlassen hatte, etwas überlesen.

Ich sprintete die Treppen hoch und holte den fast leeren Koffer unter dem Bett hervor. Schnell klappte ich ihn auf und sah bereits den braunen Briefumschlag, der die Papiere beinhaltete. Ungeduldig holte ich alle Schriftstücke aus dem Umschlag und studierte sie noch einmal flüchtig. Ich war gerade dabei, auch hier eine Sackgasse zu erkennen, als mir etwas Merkwürdiges auffiel.

Ich entnahm den Gebäudeplan aus dem Papierstapel und legte ihn vor mich. Der Umriss von dem Erdgeschoss wirkte haargenau so, wie ich es auch betreten hatte. Alle Türen und Fenster waren genau an dem Platz, wo sie auch sein sollten. Doch dort, wo sich die Metalltür befand, war nichts eingezeichnet. Der Hohlraum, der sich dahinter verbarg, wo die Tür hätte eigentlich eingezeichnet sein müssen, war so klein und schmal, dass es sich hier nicht um ein Zimmer handeln konnte. Warum sollte man schließlich eine solch schwere und massive Tür anbringen, um beispielsweise eine kleine Speisekammer zu verstecken?

Das Einzige, das mir plausibel genug erschien, war eine Treppe, die irgendwo hinführte.

Ich nahm mir erneut den Papierstapel mit den Unterlagen vor und wusste genau, nach was ich suchte.

Vielleicht gibt es hier einen Keller, von dem ich noch nichts weiß.

Außer der Skizze vom Erd- und dem Obergeschoss fand ich jedoch nichts, womit meine Vermutung leider noch keine Bestätigung fand.

Ich ließ mich zurück gegen das Bett fallen und schloss die Augen. Es war fast schon verrückt, wie ich aus solch einer kleinen Entdeckung bereits solch große Fantasien spinnte. Wahrscheinlich gab es hinter der Tür nichts Besonderes und machte mir umsonst Hoffnungen, irgendeinem Mysterium näher zu kommen, das möglicherweise mit meinen Eltern zu tun hatte.

Ich sollte die Nachbarn einfach darauf ansprechen, was hinter der Tür war. Sie würden sicherlich den Schlüssel haben und ihn mir aushändigen. Bis dahin musste ich einfach abwarten, was sonst noch so auf mich zukommen würde.

Nachdem ich auch den Flur in Ordnung gebracht hatte und mich zufrieden in einem nun blitzblanken Haus umsah, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang an den Klippen zu unternehmen. Es war bereits später Abend, als ich das Haus verließ. Da ich nicht wusste, wie lange ich unterwegs sein würde und ich mich gerne in Spaziergängen verlor, nahm ich etwas Proviant mit und legte auch meinen Skizzenblock und das Reisetagebuch dazu, das meine Großeltern mir geschenkt hatten.

Die Aussicht von den Klippen war einfach zu schön, um wahr zu sein. Gefährlich ragte der graue Fels aus dem Meer und es war nicht anders möglich, als sich bei diesem Anblick so unbedeutend und klein vorzukommen. Der salzige Geruch, der mich umfing, hatte eine beruhigende Wirkung auf mein Gemüt.

Ein paar Meter weiter erblickte ich eine kleine Felsformation, die sehr gut als kleiner Rastplatz durchgehen konnte. Ich setzte mich auf den ungewöhnlich glatten Stein und schaute auf das Meer hinaus. Der Anblick beruhigte mich auf eine Weise, wie ich es vorher noch nie gespürt hatte. 

Wie von selbst wanderte meine Hand zu dem schwarzen Rucksack, aus dem ich den Skizzenblock herausnahm. Mit einem Bleistift fertigte ich eine Skizze an, die den Ausblick einfangen sollte. Sofort schweiften meine Gedanken ab zu einer lang entfernten Erinnerung, in der ich die gesamten Schulpausen damit verbracht hatte, meiner neu entdeckten Leidenschaft nachzugehen. Pause für Pause hatte ich genauso auf der kleinen Backsteinmauer gesessen und versucht, die noch so kleinen Momente aus dem Leben auf Papier einzufangen.

Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen, als mir der Gedanke kam, wie einfach das Leben damals gewesen war. Es stimmte wohl, dass die Jugend im Vergleich zum Erwachsenensein ziemlich problemlos war. 

Als ich mit der groben Skizze fertig war und diese aus einem weiter entfernten Blickwinkel betrachtete, fiel mir als Erstes auf, wie düster die Skizze auf mich wirkte. Die dicken Linien der Klippen deuteten auf die Gefahr hin, die diese unüberwindbaren Steine mit sich brachten. Das rauschende Meereswasser, das eigentlich eine beruhigende Wirkung hatte, wirkte auf dem Bild wie ein alles verschlingendes, großes Nichts.

Frustriert über die Negativität meiner Zeichnung, klappte ich den Block wieder zu. Aufgebracht steckte ich den Block wieder zurück in den Rucksack und erblickte dabei das in Leder gebundene, schwarze Reisetagebuch.

Ich blätterte auf die nächste unbeschriebene Seite und begann, zu schreiben.

Tag 2

Obwohl ich so oft von meinen Großeltern gewarnt wurde, war ich doch töricht genug, zu glauben, dass ich auf alle meine Fragen Antworten finden würde. Je mehr ich jedoch versuche, von der Vergangenheit meiner Eltern zu greifen, desto mehr Unwissenheit schlägt mir entgegen. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass die Nachbarn mehr wissen, als sie zugeben wollen. Besonders das zwiespältige Verhalten von Gabe wirft Rätsel auf. 

Mein Blick wanderte wieder zu den Klippen, als sich ein Entschluss in meinem Kopf bildete.

Auch wenn es noch so ausweglos ist, weiterzusuchen, werde ich nicht aufgeben, bis ich jeder Spur nachgegangen bin. Vielleicht wird die verschlossene Tür mir ja irgendwie dabei helfen, dem Mysterium meiner Eltern näher zu kommen. Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, dass die Sätze in dem Brief nur leere Floskeln gewesen sind. Irgendetwas wollten mir meine Eltern mitteilen. Es bleibt nur noch die Frage, was genau?

Mit einem lauten Zuklappen des Buches blickte ich wieder zum Meer hinaus, das in der Dämmerung eine noch düsterere Erscheinung hatte. Froh darüber, meinen Gedanken endlich zu Leben verholfen zu haben, ließ ich das Buch wieder in den Rucksack gleiten. Es war an der Zeit, dass ich wieder zurückkehrte. Ich hatte schließlich noch viel Arbeit vor mir.

Hallo ihr Lieben,

Was sagt ihr zu dem Verhalten von Gabe und der verschlossenen Tür. Meint ihr, da steckt etwas Bedeutendes dahinter?

Ich bin gespannt auf eure Vermutungen.

- federwunsch ❤️

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