Die Motivation

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Kopfschüttelnd sah mir mein Mann zu, als ich mir wieder einmal eine Liste mit den Aufgaben für heute machte. "Das schaffst du nicht mal in einer Woche." Als er dann Bodenwischen las, grinste er. "Und das nicht mal in einem Jahr. Das übernehme ich." Er hat recht. Ich hasse es.

Von meinem Küchenfußboden kann man essen. Nicht dass er so sauber wäre, nein. Aber die Brot- und Kekskrümel, verschütteten Cornflakes und vertrockneten Erbsen würden mittlerweile für eine Mahlzeit reichen. Für Würze ist gesorgt, der Kleine hat vor einer Woche erst das Salz umgekippt und nicht alles aufgefegt, die Große hat gestern mit großzügigem Schwung Suppe, Tisch, Arbeitsplatte und natürlich den Boden mit Ingwer bestreut.

Außerdem klebt der Boden. Noch ein bißchen mehr und ich würde auch in völliger Schwerelosigkeit haftenbleiben. Zu diesem Zweck nutzen Astronauten magnetische Schuhe, ich brauche nur Limo und Apfelsaft.

Ich hasse es, den Küchenfußboden zu wischen. Jede andere Arbeit im Haus ist mir lieber als gerade das. Wenn ich mir morgens eine Liste mit den zu erledigenden Dingen schreibe, steht das Bodenwischen immer an letzter Stelle - und davor so viele Dinge, dass ich nicht mal die Hälfte davon schaffe. Bis zum letzten Punkt komme ich nie.

Diesmal will ich es anders machen. Meine Liste für morgen bekommt nur einen einzigen Punkt: Küchenfußbodenwischen. Und die "Liste" wird dort befestigt, wo ich dauernd vorbeikomme, mich jedes Mal daran erinnere, was ich zu tun habe und mich schäme, dass ich nicht mal den ersten Punkt geschafft habe. Damit ich mich mal endlich an die Arbeit mache.

Am nächsten Morgen, kaum dass Ehemann und Kinder aus dem Haus sind, fällt mein Blick auf den leuchtendgelben Zettel an der Wand. Richtig, das Bodenwischen. Und diesmal steht nichts an, was ich vorher noch "schnell" machen könnte, also bleibt mir nichts anderes übrig.

Möment - vielleicht sollte ich den Tisch vorher abwischen. Da ich ja eh dann gleich den Boden wische, macht es nichts, wenn beim Tischwischen was runterfällt - ja, eigentlich kann ich den Kaba und die Haferflocken gleich auf dem Boden "wischen", der kommt ja direkt danach dran. Ich freue mich schon direkt darauf, wie schön sauber dann Tisch und Boden aussehen werden.

Die Arbeitsplatte sollte allerdings dann dazu passen. Außerdem kann der Tisch mal eine hübsche Decke brauchen, vielleicht achten die Kinder dann etwas besser drauf, wohin sie kleckern. Die Teller in der Spüle könnte ich auch noch rasch abspülen, ist ja nicht viel Arbeit und die Küche macht gleich einen viel besseren Eindruck. Und wenn ich dann den Bodenlappen aus dem Bad hole, kann ich auch gleich die Spüllappen in die Waschmaschine werfen, die habens auch mal wieder nötig. Ich spüre regelrecht, wie Arbeitslust und Motivation steigen, je mehr ich mir meine herrlich saubere Küche vorstelle - natürlich mit frisch gewischtem Boden.

Abends stelle ich fest, dass ich noch nie so fleißig war wie an diesem Tag, an dem meine Liste nur einen einzigen Punkt enthielt. Ich habe alle Küchenschränke innen und außen geputzt, den Kühlschrank aufgeräumt, die Blumen nicht nur gegossen, sondern auch etliche umgetopft und den Filter in der Dunstabzugshaube gewechselt. In der ganzen Wohnung sind die Teppiche gesaugt und die Böden gefegt. Ich habe drei Ladungen Wäsche gewaschen, aufgehängt und dank des guten Wetters auch schon wieder abgehängt, zusammengelegt und in die Schränke geräumt. Bei der Gelegenheit habe ich auch das Kinderzimmer komplett aufgeräumt, alles in der Wohnung verstreute Geschirr eingesammelt und gespült. Die Betten sind frisch bezogen, die Fenster geputzt und die Spiegel auf Hochglanz poliert. Badewanne, Waschbecken und WC-Muschel strahlen um die Wette und werden nur noch von den entstaubten Glaslampen im Flur übertroffen. Die Jeans des Kleinen ist geflickt, die drei durcheinandergeworfenen Puzzles sortiert und seine Matchbox-Autos auf dem Regal nach Regenbogenfarben geordnet. Sogar zwei Kuchen habe ich gebacken, Apfel und Marmor und ein dreigängiges Menü gekocht.

Es geht doch nichts über eine gute Motivation. So ordentlich und sauber war die Wohnung noch nie. Zu meinem Glück fehlt jetzt nur noch eines:

Mag mir jemand helfen,den Küchenfußboden zu wischen?

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