Dieser verdammte Tag

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Muttertag ist ein Familientag. Weil die Mutter, die in den meisten Familien ohnehin ständig die Kinder um sich hat, heute mal Familie genießen soll. Vatertag hingegen geht Papa meistens mit Kumpels raus, weil er mal Abstand braucht von der Familie, die er nur an Feierabend und Wochenende sieht. Hier mal ein Protokoll eines Tages, an dem sich Mama mal so richtig schön feiern und verwöhnen lassen darf.

Um 5 Uhr morgens klingelt ihr Wecker. Sie stellt ihn rasch ab, bevor Ehemann und Kinder davon wach werden und steht leise auf. Im Nachthemd schleicht sie in die Küche; dort stehen die am Vortag gebackenen und mittlerweile ausgekühlten Kuchen. Zwei kleine und zwei große. Sie rührt hastig Sahne, Schokoladenquark und Vanillebuttercreme an, schneidet die Böden durch und füllt die Kuchen.

Der mit Schokoladenquarkcreme ist für die Mutter, die immer sehr auf ihre Linie achtet, der mit Buttercreme für die Schwiegermutter, die Genuss vor Schönheit stellt. Die beiden kleinen werden mit Sahne und Marmelade gefüllt. Dann geht's ans Verzieren: Sie knetet Marzipan mit Puderzucker und Zuckerfarbe durch und erstellt mit geübten Händen kleine Marzipanröschen. 12 rosa für Mutter, 12 gelbe für Schwiegermutter, 16 rote. Ein Teil des Marzipans wird ausgerollt und deckt bald Schwiegermutters Torte. Für Mutter wird ein Rest der Quarkcreme zum Bestreichen hergenommen. Schnell noch die Röschen aufgesetzt, mit Creme, bzw. Sahne die Schrift aufgespritzt, dann sind die beiden großen Torten fertig und können den Nachmittagskaffee im Kühlschrank abwarten.

Die beiden kleinen Torten stellt sie vor die Kinderstühle, die am Tisch stehen. Dazwischen kommt der Teller mit den roten Röschen, sowie goldene und silberne Zuckerperlen, bunte Streusel und zwei Spritzen mit hastig geschlagener Sahne.

Halb sieben – und schon hört sie es im Kinderzimmer rumoren. Der Kleine singt, fröhlich, laut und ziemlich falsch: „Heute, Mama, wird's was geben ...." „Schchch!" zischt die Große. „Bist du still, wir dürfen die Mama nicht wecken!"

Zum Glück ist sie fertig. Sie wäscht sich noch die klebrigen Hände, dann huscht sie ins Bett zurück und schließt die Augen. Weiterschlafen gelingt ihr allerdings nicht. Dazu sind zu viele Geräusche im Hintergrund: „Komm jetzt, waschen und Zähneputzen brauchste heut nicht, die Mama merkts ja nicht!" Geschirrklappern. „Laß das, der Papa hat gesagt, den Kaffee macht er, wir können das noch nicht!" „Der schläft aber doch!" „Dann geh ich ihn wecken!"

Füßetrappeln, dann das weithin hörbare zischende Flüstern des Kleinen: „Papa, aufwachen! Du musst den Kaffee machen!" Und weil Papa nicht gleich antwortet; „PAPA!" Das Bett wackelt, offenbar klettert der Kleine drauf. Dem Papa auf die Brust, der plötzlich keine Luft mehr bekommt, mit dem Arm um sich schlägt, wobei er ihre Schulter trifft und sich dann aufsetzt, ihr die Decke wegziehend. „Bist narrisch, die Mama schläft noch!" Jemand legt ihr die Decke über, jemand anders zupft in Fußhöhe herum, um auch die Zehen zu bedecken. Doppeltes Füßetrappeln, dann Türenklappen. Ruhe?

Sie müht sich, nicht auf die Geräusche aus der Küche zu hören: „Papa, der hat eine Rose zuviel genommen!" „Papa, die nimmt mir die ganzen goldenen Perlen weg!" „Papa, der schreibt total falsch!" „Lass ihn doch, er ist ja noch im Kindergarten und die Mama freut sich trotzdem." Tatsächlich schlummert sie schließlich ein. Da fliegt die Tür mit einem Knall auf: „Schönen Muttertag!" „Mama, aufstehen!" „Kaffee ist fertig!"

Sie steht auf, wird von zwei Seiten umhalst und abgeküsst. Anziehen ist nicht möglich, kleine Hände ziehen sie energisch in die Küche. Dort muss sie den schön gedeckten Tisch bewundern, den frisch aufgebrühten Kaffee, vor allem aber die beiden kleinen, inzwischen schön geschmückten Torten. Die eine ist mit goldenen Perlen und Streuseln übersät, dass man kaum das „libe mama" aus Sahne lesen kann. Die andere ist sorgsam in sieben Stücke unterteilt, jedes mit einer Rose, einem Kranz goldener Perlen darum und einer Spur silberner Perlen zur Mitte hin geziert. In der Mitte steht in Sahneschrift „beste Mama der", darunter ist ein Sahneklecks mit bunten Streuseln. „Mama, Welt passte da nicht mehr hin, da hab ich die Welt gemalt." „Mama, die sagt, ich hab das nicht so schön gemacht!" „Mama, der macht alles falsch!" Knüffe, Tritte, Heulen. Es dauert, bis die erregten Gemüter beschwichtigt sind und das Frühstück beginnen kann.

Danach darf sie sich endlich anziehen. Die Kinder wechseln die sahnebeschmierten Pullis gegen andere aus, der Papa zieht die Turnschuhe an. „So, jetzt lassen wir die Mama allein, die hat noch zu tun, da stören wir nicht." Jubelnd ziehen die Kinder mit Papa, Fußball und Sandeimer zum Spielplatz.

Sie stopft die Kinderkleider in die Waschmaschine, dazu die kaffeebenetzte Tischdecke und die drei Handtücher, mit denen die Kinder das Malör hatten beseitigen wollen. Da auch zwei sahneverzierte Schlafanzüge und ihr eigenes, mit Milch und Kaffee getränktes Nachthemd dazukommen, ist die Maschine voll und wird gleich gestartet.

Dann geht's ans Kochen. Gemüsesuppe soll es geben, dazu müssen Möhren, Zucchini und Kohlrabi in Scheiben geschnitten werden und daraus kleine Herzchen ausgestochen. Schließlich ist Muttertag. Auch das Filet Wellington wird mit Blätterteigherzen geziert, sorgfältig abgezählt, damit jedes Familienmitglied beim Aufteilen ein ganzes Herz bekommt. Beim Nachtisch macht sie sichs dann leichter, der Schokoladenpudding wird in Förmchen gefüllt und mit fertigen Herzchen aus weißer Schokolade bestreut.

Gegen zwölf ist sie fertig und setzt sich erleichtert hin. Einen Moment später hört sie die Tür klappen. „Wir sind wieder daaa!" Zwei kleine Sandmänner, besser gesagt ein Männchen und ein Weibchen krabbeln ihr auf den Schoß. Der Ehemann wirkt ein wenig derangiert, aber gutgelaunt. „Hast du dich ein bisschen ausgeruht?" Ein verlegener Blick auf seine Jeans, die deutliche Grasflecken zeigt: „Wir haben Fußball gespielt." Er sammelt die Kinder ein. „Auf, umziehen, gleich kommt die Oma!" Die Kinder wuseln ins Kinderzimmer, sandige Spuren hinterlassend.

Es klingelt. Schwiegereltern stehen vor der Tür. Herzliche Begrüßung, Küsschen, dann ein Blick auf den sandigen Flur: „Ist euer Staubsauger kaputt?" Dass dem nicht so ist, stellt sie gleich unter Beweis und entfernt die Spuren.

„Oma, Opa!" Die frisch angezogenen Kinder sausen vor dem ebenfalls schicken Papa ins Wohnzimmer und werden liebevoll begrüßt. „Hat euch der Papa feingemacht, ja?" Ein Blick zur Schwiegertochter, die mit mehl- und sandbestäubter Jeans und schokoladenbeflecktem T-Shirt daneben steht. „Kommt, Kinder, wir zeigen euch erstmal, was wir mitgebracht haben, während eure Mama sich schick macht."

Sie zieht das neue Kleid an, legt Parfüm auf, kämmt sich neu und wischt sich den Kartoffelbrei von der Nase. Dazu ein zarter Lipgloss, Schwiegermutter mag zuviel Schminke nicht. Mutter hingegen findet eine Frau ohne wenigstens etwas Farbe im Gesicht nicht richtig angezogen. Der aprikotfarbene Gloss ist ein Kompromiss, den beide akzeptieren.

Es klingelt wieder. Die Kinder lassen Schwiegerelterns Geschenke fallen und stolpern übereinander zur Tür. „Omi, Opi!" Aha, die anderen Großeltern. Wieder herzliche Begrüßung, Küsschen, die Kinder wuseln wie junge Hunde zwischen die Füße, bis Omi endlich mit geheimnisvollem Lächeln ihre große Handtasche öffnet. Opi fragt unterdessen, wann gegessen wird.

Die Kinder decken den Tisch und werden mit reichlich Lob bedacht: „So lieb von euch, da kann sich eure Mami mal faul an den Tisch setzen und sich bedienen lassen!" Die Große schneidet das Filet auf, sorgfältig auf die Herzchen achtend: „Ganz fein machst du das!"

Nach dem Essen wird spazieren gegangen. „Eure Mama muss sich jetzt ausruhen, schließlich ist heute Muttertag, da lassen wir ihr mal die Ruhe."

Als alle Jacken, Mäntel und Schuhe angezogen sind und die Tür hinter dem letzten Spaziergänger zugeklappt ist, saust sie ins Bad. Die Waschmaschine trällert schon die ganze Zeit vor sich hin und möchte geleert werden. Sie nimmt die Wäsche heraus, hängt sie auf und wirft stattdessen T-Shirt und Jeans hinein. Dann räumt sie den Tisch ab, spült das Geschirr, räumt es weg und verschwindet dann mit der Tischdecke im Bad. Der Fleckenentferner für Rotweinflecken ist schnell gefunden, der Fleck allerdings hartnäckig. Warum kann Schwiegervater nicht wie alle anderen Weißwein trinken oder wenigstens das Glas in Sicherheit bringen, bevor er mit dem Kleinen Hoppehoppereiter macht!

Gelärm an der Tür, die Spaziergänger sind zurück. Sie wirft die Tischdecke in die Maschine und eilt in den Flur. „Na, Liebes, hast du dich ein bisschen hingelegt?" Schwiegermutter zupft ihr eine verwirrte Locke zurecht. „Die Sonne ist herausgekommen, den Kaffee können wir draußen trinken, was meinst du?"

Sie nickt und geht in die Küche. Koffeinfreien Kaffee für Schwiegermutter und Vater, besonders schwachen Kaffee für Mutter, starken Kaffee für die anderen. Sie kennzeichnet die Kannen, sucht Zuckerwürfel, Süßstoff, Sahne und Kondensmilch heraus. Mehr braucht sie nicht zu tun, den Tisch decken wieder die Kinder. Sie begibt sich also in den Garten, räumt nur im Vorbeigehen die Tischdecken wieder ein, die den Kindern herausgefallen sind und stellt seufzend fest, dass ihnen für den Muttertag die schönste Damastdecke gerade gut genug gewesen ist. Lange hält sie eh nicht. Der Kleine stolpert und der koffeinfreie Kaffee ergießt sich über den Tisch, Omis neues Kleid und Opas Hosen. Beide nehmen es mit Humor, Omi leiht sich ein Kleid der Tochter: „Zum Glück habe ich mir meine Figur bewahrt", freilich, bei Oma wäre es nicht so einfach gewesen. Opa macht in der Jeans seines Sohnes auch keine schlechte Figur. Kleid und Hose kommen in die Waschmaschine, die sie dann auch gleich startet.

Der Nachmittagskaffee zieht sich hin. Die Torten werden bewundert, beide Mütter schielen und zählen heimlich, aber sie hat die Rosen, Perlen und Sahnehäufchen gleichmäßig verteilt. Nur bei der Schrift ist Schwiegermama im Vorteil, weil sie mehr Buchstaben hat.

Die Erwachsenen plaudern gemütlich, die Kinder toben im Garten. Bis Omi etwas einfällt. „Kinderchen, habt ihr denn der Mami ein Bild gemalt?" Die „Kinderchen" stutzen, bis ihnen einfällt, dass Omi ja zur Mama „Mami" sagt, dann schütteln sie die Köpfe. „Ja, aber das müsst ihr doch machen, zum Muttertag habe ich immer ein selbstgemaltes Bild von meinem Kind bekommen." Begehrliche Kinderaugen richten sich auf die erneut ergriffene Handtasche, kleine Hände nehmen Filzstifte und ein Stempelset in Empfang. Papa springt auf. „Bleib sitzen, Liebes, ich hol die Malblöcke!"

Die Kinder malen und stempeln eifrig. Die Große stempelt alle Blumen und Schmetterlinge aufs Blatt und malt sie dann sorgfältig aus. Das grüne Stempelkissen ist im Weg und wird mit dem Ellbogen beiseite geschoben. Der Kleine sucht sich Buchstaben zusammen und stempelt „LIBE MAMA". Aufs Papier. Auf dem Ärmel erscheint „AMAM EBI".

Die Bilder sind fertig, werden von allen sehr bewundert und die Kinder dürfen wieder spielen. Die Männer werkeln unterdessen schon am Schuppen. Heute Abend wird gegrillt. Weil Muttertag ist und dann die Mamas nicht kochen sollen.

Sie geht in die Küche und holt das Grillgut heraus. Die Schnitzel hat sie am Tag zuvor schon eingelegt, die Würste bedürfen keiner weiteren Vorbereitung. Die Füllung für die Paprikas ist auch schon soweit. Sie muss nur noch die Paprikas aufschneiden, füllen und in Alu wickeln, die Kartoffeln waschen und in Alu wickeln und den Salat waschen, schneiden und anmachen.

Sie stellt alles auf den Tisch und geht zurück in den Garten. Die Kinder holen alles herbei, diesmal ohne Stolpern. Die Große trägt sogar die Briketts herbei, während die Männer noch den Grill aufbauen. Was an ihrem Pulli nicht grünbestempelt ist, ist nun schwarz.

Die Waschmaschine ist fertig. Sie hängt rasch alles auf, bei dem Wetter und mit etwas Glück können Omi und Opa ihre Sachen heute noch mit nach Hause nehmen. Neue Füllung für die Maschine steht eh schon bereit, die bestempelte Tischdecke, die Pullis der Kinder „Zum Essen zieht ihr euch aber fei was Saubers an, Kinderchen!" und Papas Hemd, das weder die Hilfe beim Malen noch das Säubern des Grills besonders gut vertragen hat.

Das Wetter ist freundlich; bis das Grillgut gegart und verzehrt ist, ist Omis Kleid wieder trocken, wenn auch etwas rauchgeschwängert. Omi zieht sich um, während sich Oma und Opa verabschieden, dann verschwindet auch sie mit Opi. Die Kinder winken eifrig aus dem Fenster, schlüpfen dann in frische Schlafanzüge und kuscheln sich ein. Papa entschuldigt sich ebenfalls: „Ich muss morgen früh raus."

Sie räumt den Tisch ab, spült das Geschirr ab und räumt es weg. Dann fegt sie Terrasse und Küche, reinigt den Grillrost und stellt den Grill wieder in den Schuppen. Ganz. Zusammenlegen soll ihn Papa selbst.

Sie zieht sich aus und kuschelt sich endlich auch ins Bett. Und bevor sie einschläft, denkt sie noch darüber nach, welcher verdammte Idiot eigentlich den Muttertag erfunden hat.

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