1.3

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„Hat dich der Film denn so sehr mitgenommen, Feeline?", fragte er sie mitfühlend.
Fee sah sich kurz verwirrt um. Sie saß nun ganz alleine hier. Kein anderer Mensch mehr zu sehen. Mal wieder typisch für sie, die letzte zu sein, die noch ihren Gedanken nachhing und nichts checkte.

Also lächelte sie schwach und schüttelte den Kopf.
„Nein, Dr. Georg. Das ist es nicht.", gestand sie ihm leise und rieb sich die schmerzende Stirn. „Ich mache mir nur Sorgen, ob die Luft da draußen wirklich wieder atembar und ohne jede höhere Radioaktivität ist, wie sie es andauernd behaupten. Ob der Boden da draußen noch fruchtbar genug für die Saat sein kann und tief genug für einen Pflug. Ob es jetzt wirklich nur noch Gestein gibt oder auch noch echte Erde dazwischen. Ob das Wasser auch süß genug ist, die Erdkruste kalt genug, die Lavaströme in der Nähe wirklich alle versiegt sind und natürlich, ob die Maschinen im Tunnel von Höhle 12 irgendwann tatsächlich durchbrechen werden oder uns vielleicht sogar verfehlen. Außerdem habe ich noch immer keinen Partner gefunden, den ich genug leiden kann, um mit ihm ein Kind zu haben, wie ich es sollte", erklärte sie ihm ernsthaft. Denn den Psychologen gegenüber war man hier immer zu absoluter Ehrlichkeit verpflichtet. Das war eine der strengen ESA-Hauptregeln zur Förderung der mentalen Ausgeglichenheit.
„Ja, das ist gewiss alles nicht leicht für dich, das verstehe ich, Fee. Lass dir einfach viel Zeit. Wir Menschen sind außerdem ja immer noch an Monogamie gewöhnt und nicht an Mischungen und eheübergreifende Beziehungen oder so wie jetzt an gar keiner eheähnlichen Institution mehr. Keiner erwartet von euch Mädchen, dass ihr innerhalb von drei Monaten die große Liebe findet. Außerdem müsst ihr euch auch noch gar nicht binden oder gar schwanger sein, bevor nicht auch Solaris steht. Jakob hat euch doch sicherlich im Sozialunterricht mitgeteilt, dass ihr später auch gerne aus anderen Archen einen Gefährten wählen dürft, wenn euch hier niemand gut genug gefallen hat. Oder ihr sucht euch nur, wie es derzeit ja viele Mädchen tun, einen netten Kerl für eine Nacht ... Nur damit ihr schwanger werdet und lebt dann einfach mit ihm oder einem anderen in einer WG zusammen, natürlich betreut und mit Hilfe. Es geht hier immerhin um den Erhalt der Menschheit, Fee. Aber es geht auch um den Erhalt der Menschlichkeit. Man darf euch Mädchen zu nichts zwingen. Also mach dir keine Sorgen. Du findest schon noch jemanden, den du genug leiden können wirst, um einmal Sex mit ihm zu haben.", sprach er ihr gut zu. So wie in letzter Zeit häufiger. Na ja ...
„Steffen S45 hat gesagt, es ist nicht nötig, jemanden zu mögen, um Sex zu haben. Man muss den Jungen nur einfach machen lassen, die Augen schließen und an Deutschland denken.", wiederholte sie die in letzter Zeit oft gehörten Überredungsversuche der Jungs gegenüber anderen Mädchen seufzend, die gerade extrem tolldreist wurden, jetzt wo sie endlich zeugen durften.
„Ich werde mich mit ihm noch einmal ausführlich unterhalten, Feeline, das verspreche ich dir. Doch, wenn du ihn nicht magst, musst du ihn natürlich auch nicht ertragen. Das muss hier kein Mädchen und keine Frau", bekräftigte er noch einmal seine Worte und lächelte Fee dann kurz milde zu. Fee nickte ebenso kurz und immer noch ernsthaft und stand dann auf.
„Dr. Georg.", sprach sie den Psychologen noch einmal an.
„Ja?"
„Danke, dass Sie verstehen, was in mir vorgeht.", meinte Feeline leise zu ihm und sah den Psychologen ganz kurz verschmitzt lächeln.
„Gesunde Kinder wird es nur aus gesunden Müttern geben und diese können nicht gesund sein, wenn ihre Mütter zu etwas gezwungen werden, was sie nicht wollen, Feeline. Das weißt du doch.
Wir sind hier nicht mehr bei den Neandertalern. Ihr Frauen habt dieselben Menschenrechte wie ihr es auch schon vor der Apokalypse hattet. Hör also auf deine innere Stimme, Feeline. Sie zeigt dir den richtigen Weg ... und auch den richtigen jungen Mann für dich, wenn du es so willst, keine Sorge. Wenn er kommt, wird er dich sicher kaum abweisen.
Du weißt doch, wir haben uns ebenfalls alle zu etwas verpflichtet, als wir für ESA unterschrieben haben, zukünftig für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen. Aber zunächst bauen wir mit Arche 3 zusammen das Basislager auf, sobald wir durchgebrochen sind. Und du hast jetzt doch sicher noch deinen Job zu erledigen, Mädchen. Also los, geh schon!", nickte er zum Ausgang hin und Feeline sprang seufzend auf die Füße.
„Grüße die tragenden Stuten von mir, Feeline!", rief er ihr noch hinterher und Fee musste nun doch noch unwillkürlich leicht lächeln. Die Liebe zu den Tieren war das Einzige, das der Psychologe und sie gemein hatten. Und bisher der einzig wirklich gute Grund für Fee nicht aufzugeben nach allem, was in den letzten Jahren hier drin passiert war.
Denn nach dem tragischen Unfalltod von Dr. Sonja Bergheim S206 gab es keine offizielle Tiertrainerin mehr, die die Pferde am Pflug weiter hätte ausbilden können oder beruhigen ... oder füttern ... oder sie auch nur an der Hand führen. Fee hatte es nach zahllosen Kämpfen mit den in der Dunkelheit der Höhlen durchgeknallten Tiere einfach mal versucht, weil sie der Trainerin oft dabei zugesehen hatte.
Sie hatte mit dem gefährlichsten der Hengste das Probefeld umgepflügt, geeggt, und wieder umgepflügt, immerzu, bis das Monster nicht mehr konnte und auch die anderen Hengste, die nur wenig schlimmer als der erste waren, konnten nun pflügen.
Zudem hatte sie die an gefährlichen Jobs interessierten Jungs und junge Männer darin unterrichtet, mit den Hengsten zu pflügen und ihnen sogenannte Buddys, also Pferdekumpels, zugewiesen, mit denen sie nach langem Hickhack, Verletzungen, Bisswunden, Tritten und Flüchen nun auch einigermaßen zurechtkamen, ... wenn Fee zunächst einmal mitging!
Die Stuten waren nur noch dazu da, um den Nachwuchs zu tragen und zu gebären. Jedes Jahr ein Fohlen von einem anderen Hengst.
Artenvielfalt eben. Und nächstes Jahr würden andere Hengste auf den Stuten aufsteigen. Genauso wie die Mädchen sich besser noch andere Gefährten zur Zeugung eines Kindes suchen sollten, nicht nur einen einzigen. Um die Artenvielfalt zu erhalten und Inzest vorzubeugen. Jede Blutlinie eines Kindes würde haargenau dokumentiert, mit einem Stammbaum versehen und bei Zweifeln auch noch Vaterschaftstests gemacht werden, um hundertprozentig zu wissen, wessen Kind das nun war und wer von wem abstammte.
Dann durften sich zwei Generationen lang die Verwandten, auch ein Cousin zweiten Grades, sich nicht untereinander vermischen, wenn sie sich Partner suchen gingen. Dann wäre der Inzest nicht mehr so gegeben und die Auswahl an Partnern wieder größer. Tja, das Mittelalter hatte sie eben alle wieder.
Fee machte sich auf den Weg durch die Tunnel zu den Tiergehegen. So weitläufige Flächen in einem Berg hätte man wohl keinem Menschen zugetraut, auch nicht das lange Verbleiben und Überleben unter der Erde. Doch UV-Tageslicht-Lampen sorgten für den Vitamin-D-Ausgleich und ließen sogar hier unten auf dem Übungsfeld Gras und im Treibhaus Gemüse wachsen. Der Sauerstoffgehalt war dank der vielen hundert Luftfilter gut genug. Die Temperatur lag wegen der Erdwärme von den Lavaströmen auf jetzt noch mindestens 20 Grad, war aber doch langsam im Abkühlen begriffen. Im nächsten Jahr würden die Höhlen nur noch fünfzehn Grad haben, im darauffolgenden nur noch zehn. Im ersten Jahr hatten sie 26- 28 Grad gehabt und immer geschwitzt. Doch das war bei einer anfänglichen Temperatur von beinahe 1000 Grad Celsius an der Erdoberfläche wohl tatsächlich noch angenehm zu nennen. Heutzutage war eben alles nur noch relativ.


Bei den Pferden angekommen herrschte die allgemeine Hektik kurz vor der Fütterung. „Gut, dass du da bist, Fee. Kannst du dich gleich um Gilly kümmern? Die macht so komisch rum, als wollte sie heute abfohlen, meint Mika", sagte Emma, ein mürrisches Aushilfsmädchen, das bereits wieder ein Gesuch um ihre Versetzung wegen Schwangerschaft eingereicht hatte, erleichtert, als sie an die Container herantrat, in denen die Pferde ihre Boxen hatten. Fee hielt sich nicht sehr lange mit ihr auf und nickte nur.

Die Kleine war ja auch kaum zwei Wochen hier gewesen und hatte die Pferde nach einem vorsichtigen Rundumblick nie auch nur einmal angerührt.
Normalo-Angsthase, dachte sie verächtlich und joggte sofort hinüber zum Stutenbereich, wo schon mehrere Jungs und ein paar Mädchen gespannt schwatzend und lachend vor der Box der besagten Stute standen. Fee hörte Alex A32, der im Treibhaus arbeitete, noch kurz verächtlich sagen: „Wenn das noch länger dauert, schlitze ich ihr einfach den Bauch auf, Mann. Dann ist es wenigstens vorbei und das Fohlen auf der Welt!"
„Wenn du das machst, Alex, haben wir bald einen Jungen weniger für die Nachzucht von Menschen!", unterbrach Fee sein Gelächter eisig und griff nach der Mistgabel.

Die Teenager zuckten sofort erschrocken über ihren bitterbösen Gesichtsausdruck vor ihr und auch dem Pferdegatter zurück. Uh ... jo, Fee, .. ich dachte, du bist beim Filmegucken?", lachte Kai nervös und hob die Hände, als sie auch schon ihre Mistgabel hob. „Macht, dass ihr von meinen Pferden wegkommt, bevor ich Major Ulrich verständige, dass er euch tolldreiste Arschlöcher besser mal augenblicklich abschießen soll wegen Gefährdung von wertvollem ESA-Gut!
Diese Pferde hier werden in der neuen Welt da draußen nämlich weit dringender benötigt als ihr drei Armleuchter, um alles weiter zu führen, was wir irgendwann hoffentlich wieder haben werden.
Also kommt mir nicht mit irgendwelchen blöden Sprüchen an und geht gefälligst wieder an eure verdammte eigene Arbeit, bevor ich euch auch noch deshalb melde!", fauchte Fee die Jungs erbost an. Dann öffnete sie das Gatter, ohne noch weiter auf die sofort kleinlaut schauenden Jungs wie auch die gefährlich glitzernden Augen von Alex zu achten. Vorsichtig trat sie hindurch, schloss das Gatter aber sofort wieder, als das Pferd in dem Pferch wild aufröhrte, ging zu der heftig schwitzenden und gerade auch noch zitternden Stute hin, um eine Hand auf deren Flanke zu legen und nachzuspüren, ob es sich hier nicht doch eher um eine Kolik, statt um die Geburt des Fohlens handelte. Doch die Schmerzen kamen anscheinend in Wellen, die wieder abklangen. Eindeutig genauso wie im Buch beschrieben. Die Wehen!
„Holt Dr. Gunther her, schnell! Und dann geht so weit wie nur möglich von dieser Box weg. Das ist eine schwierige Sache und Mutter und Kind müssen sich erst zurechtfinden, wenn das Fohlen geboren worden ist. Ihr könnt morgen wiederkommen, nicht früher!", befahl Fee den Kids am Tor, die murrend und widerwillig abzogen.
„Die sind wir erst mal los.", murmelte Fee der Stute sanft ins Ohr und streichelte ihren schweißfeuchten Hals.
„Und mir wird es irgendwann wohl ganz ähnlich ergehen wie dir, so als Zuchtvieh für ESA benutzt. Jährlich ein Baby werfen, schwitzen und keuchen und stöhnen und dann Mutter sein und die Kleinen aufziehen. Das hat für mich nicht mehr sehr viel mit leben zu tun, nur noch mit überleben. Weißt du ...? Es ist so kalt und berechnend und geplant, genauso wie deine Kinder, Gilly. Aber bald wirst du eine gute Mutter sein und dein Fohlen haben", seufzte sie finster weiter und strich kräftig über ihre Muskeln, auch am Bauch und am Rücken. Langsam schien die Stute sich etwas zu entspannen. Immer wieder hatte sie Wehen, doch sie sah jetzt zumindest nicht mehr ganz so nervös aus wie zu Anfang. Fee konzentrierte sich mit aller Macht auf die Stute und merkte deshalb gar nicht, wie ein gewaltiger Krach den Tunnel in Höhle Zwölf erbeben ließ und dann folgte auch schon heftigster Jubel der hinzugelaufenen Arche 2 - Leute. Der Bohrkopf aus Arche 3 war am Abend des 3. Februar endlich zu ihnen durchgebrochen. Arche 2 war nun offen und die Begrüßung unter den Anführern freudig und begeistert. Keiner dachte da noch weiter an das Mädchen bei der gebärenden Stute, als die Abgesandten und Maschinenarbeiter von Arche 3 über Nacht eingeladen wurden zu bleiben.
Ein Fest wurde improvisiert und gefeiert, endlich sollte es wieder hinaus in die Welt gehen. Endlich nach zweieinhalb Jahren Abgeschiedenheit in den Felsen.

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