79 - die Pressekonferenz - I.

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Yoongi sitzt wieder am Steuer meines Autos, als wir die Tiefgarage verlassen. Wie erwartet heften sich sofort mehrere Wagen an unsere Stoßstange. Unser Vorteil ist, dass die Paparazzi nur unser eigentliches Ziel kennen - die Insel Yeouido am südlichen Ufer des Han, auf der sich Seouls Bankenviertel befindet. Sozusagen Han-Hattan.

Da wir aber noch sehr viel Zeit haben, machen wir ein bisschen Sightseeing kreuz und quer durch Seoul, kaufen hier etwas zu essen, dort zwei Zahnbürsten, während Namjoon aus seinem Versteck heraus unglaublich albernen Unsinn von sich gibt. Yoongi und ich brechen dauernd in Gelächter aus, ohne dass man von außen den Grund erkennen könnte. Ich würde zu gerne die Bilder und Filmchen sehen, die dabei von uns entstehen. Irgendwann geben unsere Verfolger auf und fahren vermutlich direkt nach Yeouido. Wir dagegen fahren nach Itaewon, wo wir Namjoon in ein Taxi setzen.

Vor unserer Bank ist ein unglaubliches Remmidemmi. Die hauseigenen Securities müssen ziemlich energisch werden, um den Zugang zum Eingang freizuhalten, als unser Wagen vorfährt. All die leider ziemlich vielen, die gar nicht an der Sache interessiert sind sondern nur nach ein paar Fotos und Gerüchten geiern, haben sich nämlich nicht zur Veranstaltung angemeldet sondern vor die Tür gestellt.

Wir werden von dem für die Stiftung verantwortlichen Mitarbeiter am Auto begrüßt. Er will uns gerade reingeleiten, da fährt auch Namjoons Taxi vor. Also gehen wir zu viert auf das Gebäude zu. Namjoon lächelt, ohne sich um die Kameras zu kümmern. Yoongi kuckt so grimmig, als wollte er auf der Stelle jemand fressen. Und ich bestaune das ganze Theater.
So fühlt sich das also an, wenn man zwanzig Fragen gleichzeitig zugerufen bekommt und sowieso keine einzige davon versteht.
"Wenn da jetzt noch ein roter Teppich läge, würde ich mich fühlen wie in Hollywood."
Yoongi schüttelt den Kopf.
"Schön wär's. Nicht wirklich. Für heute wäre deutlich weniger Krawall deutlich dienlicher für die Sache gewesen."
Wo er recht hat, ...

Im Gebäude werden wir sofort durch eine Tür gelotst, hinter der himmlische Ruhe herrscht. Wir frequentieren alle noch mal das Örtchen, gehen durch eine Seitentür in den Saal und richten uns an dem langen Tisch auf dem Podium an unseren Plätzen ein. Hinter dem Tisch hängen große Banner der Stiftung und der Bank, an den Wänden links drei große Fotos von der alten, der kaputten und der sanierten Villa, auf der anderen Seite Bilder von der Zweiradwerkstatt, der Tanzschule und der Landschaftsgärtnerei, die inzwischen auch in unser Ausbildungsprogramm eingestiegen ist.

Vor den Türen des Konferenzraumes ist lautes Dauergespräch zu hören. Währenddessen huscht auch Hoseok durch die Seitentür herein. Er sieht ein bisschen aus, als ob er an seinem eigenen Verstand zweifeln würde. So sehr hat er wohl noch nie auf dem Präsentierteller gestanden. Wir nehmen ihn nacheinander in die Arme, damit er sich ein bisschen entspannen kann. Dann verlassen wir das Podium noch einmal, damit die Journalisten herein gelassen werden können.

Als wir das Podium wieder betreten, ist der kleine Saal rappelvoll. Viel zu helles Scheinwerferlicht blendet mich fast. Dezentes Gemurmel klingt wie das Summen vor einem Bienenkorb. Gleich in der ersten Reihe sitzen der Direktor der Bank, zwei unserer Juristen, der uns schon bekannte Aufpasser vom Ministerium, die drei Chefs von Guks Werkstatt, der Gärtnerei und der Tanzschule. Jin und Tae sind da, zu meiner Freude entdecke ich auch Dr. Lee, die nickt und mich anlächelt, als ich sie erblicke. Weiter hinten erkenne ich die großen Kameras zweier Fernsehsender.
Ich atme tief durch, lasse mich nieder und setze ein neutral-freundliches Gesicht auf.
Dann kanns ja losgehen. Bitte, lieber Schutzengel, jetzt bist du dran!

Ungefähr vierzig neugierige Blicke kleben an uns wie Tauben am hingeworfenen Stück Brot. Das Gemurmel erstirbt, sobald sich der Chef der Marketingabteilung bei uns oben erhebt und die Anwesenden begrüßt.
Wenigstens hier drinnen geht es gesittet zu.
Alle Menschen auf dem Podium werden vorgestellt.
Lächeln!
Anschließend auch einige aus der ersten Reihe. Nur mutmachende Gesichter blicken uns von dort entgegen. Manche stehen auf und wenden sich kurz der Presse zu.

Nach dieser Vorstellungsrunde spricht der Marketingleiter noch ein paar persönliche Worte.
"Vielleicht interessiert es Sie zu hören, dass ich bei diesem Projekt nicht involviert bin, weil ich muss. Ich stehe auch als Privatmensch dahinter mit meinem Namen, weil ich als Kind mit ansehen musste, wie hilflos und alleingelassen meine Eltern waren, als mein jüngerer Bruder mit einer körperlichen Behinderung geboren wurde.
Ich will die Leistungen unserer Beamten und all der zahlreichen Hilfsangebote dieser Stadt keinesfalls schmälern. Aber es gab keine Koordination zwischen diesen Stellen, keine vergleichenden oder zusammenfassenden Informationen, keine schnellen und unbürokratischen Lösungen - und es gab keinen ehrlich interessierten, ermutigenden Menschen, der meinen Eltern den Rücken gestärkt und sie durch diesen Dschungel begleitet hätte."
Wie offen und ehrlich! Das hat er uns bisher noch gar nicht verraten. Ein besseres Beispiel kann es kaum geben.

"Ich freue mich auf dieses 'Netzwerk der Hoffnung', damit genau solche vom Leben überraschte, überforderte Menschen nicht mehr alleine dastehen.
Und in diesem Sinne übergebe ich das Wort an den Geschäftsführer der Stiftung, Herrn Kim Namjoon."

Er setzt sich, Namjoon steht auf, spricht erläuternde Worte zur Satzung und zum Zweck der Stiftung und stellt grob unser Modell vor, wie wir für die Stiftung finanzielle Stabilität erreichen wollen.
"Das Kapital der Stiftung setzt sich zusammen aus einem soliden Sockel, gespendet von Frau Cho Sarang Namja Cornelia. Dazu kommen die Mitgliedsbeiträge und bereits jetzt getätigte oder angekündigte kleinere und größere Spenden. Die Namen all jener können Sie Ihrem Handout entnehmen. Mit dem derzeit vorhandenen Kapital können wir schon im ersten Jahr Förderungen von insgesamt 200.000 Dollar ausschütten. Um den vielfältigen Notwendigkeiten der Hauptstadt gerecht werden zu können, erhoffen wir uns in zehn Jahren eine jährliche Ausschüttung von vier bis fünf Millionen Dollar, was natürlich nur mit entsprechendem Anstieg des Sockelkapitals möglich sein wird."

Er erklärt, welche Personen, Gruppen und Projekte eine finanzielle oder fachliche Unterstützung beantragen können. Aufmerksam beobachte ich die Versammlung, um die Stimmung einschätzen zu können. Es ist sehr still im Saal, es herrscht allgemein hohe Konzentration. Viele haben das Portfolio aufgeschlagen in den Händen, das auf den Sitzen bereit gelegen hatte. Manche machen sich darin Notizen.
Das Konzept, sehr transparent zu agieren, scheint zu funktionieren. So haben alle Medien die selben Informationen, können ihre Berichte auf den selben Zahlen und Fakten aufbauen. Und wenn einer Unsinn schreibt, wird das sofort für alle sichtbar.

"Um diesen Aufbauprozess zu beschleunigen, 'wohnt' die Stiftung in den ersten fünf Jahren mietfrei auf dem Gelände, die Anzahl der Angestellten und die Gehälter - vor allem meines - werden zunächst knapp gehalten. Schon jetzt sind viele fleißige Helfer ehrenamtlich eingebunden, um unsere Arbeit zügig auf eine tragfähige Basis stellen zu können.
Für die praktische Arbeit konnten wir den Pädagogen, Soziologen und Psychologen Min Yoongi gewinnen, der Ihnen nun vom inhaltlichen Konzept der Stiftung berichten wird."
Elegante Überleitung!

Yoongi übernimmt, indem er sich kurz vorstellt und dann auf eine Grafik im Portfolio hinweist. Allgemeines Blättern und Rascheln weht durch den Saal.
"Die Arbeit der Stiftung wird sich in folgende Bereiche aufteilen:
Unser Kerngeschäft wird sein die Förderung von Initiativen und Vereinen, die Benachteiligte betreuen oder unterstützen.
Das 'Netzwerk der Hoffnung' soll durch eine ständig aktuelle Homepage und entsprechende, weit gestreute Printmedien für jeden Einwohner von Seoul allgemein zugänglich sein. Die Printmedien werden dankenswerter Weise von der Stadt Seoul finanziert, aber von uns ausgearbeitet und edditiert. Als Webdesigner konnten wir die 'Think New Design Company' gewinnen, die zum Beispiel unser Stiftungslogo gestaltet hat, das Sie hier sehen können."
Gekonnt zeigt Yoongi auf das Banner hinter ihm an der Wand und weist auf den QR-Code im Portfolio hin, der Zugang zu presserelevanten Dateien, Bildern und Informationen ermöglicht.

"Ein weiterer Arbeitszweig der Stiftung wird die Aus-, Fort- und Weiterbildung haupt- und ehrenamtlicher Menschen sein, die sich in entsprechenden Projekten engagieren. Das kann der professionelle Streetworker sein oder die Ehrenamtliche in einem Sozialcafe, Lehrer und Lehrerinnen an einer Brennpunktschule, ausbildende Handwerker, die Probleme mit Lehrlingen besser meistern wollen.
Mittelfristig wollen wir Coaching, Supervision und in Einzelfällen therapeutische Hilfe anbieten können. Hierfür wollen wir mit namhaften Anbietern kooperieren.
Aber auch kreative Ansätze sollen verfolgt werden, um das volle Potential an sozialer Arbeit ausschöpfen zu können. An dieser Stelle möchte ich drei Betrieben die Möglichkeit geben, ihr Konzept zu erläutern."

Yeah!
Ich bin ganz beeindruckt, wie schlüssig diese Pressekonferenz aufgebaut ist. Ich selbst war ja bei der Planung kaum dabei. Derweil gehen Jeongguks und Jimins Chefs und Hoseoks Partner nach vorne und setzen sich neben Hobi, der dabei sichtlich entspannt, weil er sich nicht mehr alleine fühlt.

Als erster erläutert der Zweiradmechanikermeister das seit Jahren funktionierende Konzept seines Betriebes und erklärt seine etablierte Streitkultur. Jeongguk erwähnt er dabei nicht.
Der Gärtnermeister erzählt, wie er im Grunde schon immer integrativ gearbeitet hat, jetzt aber diese neuen Impulse aufnehmen und in seinem Betrieb offiziell umsetzen will. Wie zu erwarten fällt kein Wort über Jimin.

Hoseok wagt den Schritt, sich vorzustellen, seine persönliche Geschichte anzudeuten, auch vom Leben in der kaputten Villa zu erzählen und seinen inneren Weg zu seiner neuen Aufgabe aufzuzeigen.
"Ich wollte schon mein ganzes Leben lang tanzen. Ich konnte aber die Finanzierung des Studiums nicht aufbringen. Also habe ich als Hilfsarbeiter am Bau gejobbt und jeweils auf oder bei der aktuellen Baustelle 'gewohnt', um Geld zu sparen. Mein letztes solches Quartier war die verfallene barocke Villa am Bukhansan. Dort habe ich neben drei anderen Kerlen hergelebt, wusste aber nichts über sie. Bis eines Tages die Besitzerin Frau Cho in der kaputten Verandatür der Villa auftauchte und unser aller Leben für immer veränderte."

Plötzlich kommen ihm die Tränen.
"Aus einer Sackgasse für sieben Gestrandete wurde Achtung, Wohlwollen, Gemeinschaft, Sicherheit, ja, mehr noch: Geborgenheit, positives Innehalten, Neuanfang und Zukunft."
Kurz muss er pausieren, um sich zu fassen. Ein Journalist ergreift die Gelegenheit.
"Wer sind diese sieben Menschen - außer Ihnen?"
Ein sehr kurzer Blickkontakt zwischen den Jungs reicht. Gleichzeitig stehen Namjoon und Yoongi auf dem Podium und Taehyung und Jin im Publikum auf. Hektisches Kameraklicken bringt kurzfristig Unruhe in den Saal.

Hoseok hat sich wieder gefasst und erklärt sehr deutlich:
"Diese vier Freunde sind heute freiwillig hier und freiwillig aufgestanden, weil sie inzwischen die innere Stabilität gewonnen haben, sich dem öffentlich zu stellen. Wir bitten ausdrücklich darum, dass sie dadurch jetzt nicht zur Zielscheibe werden. Die anderen beiden Mitbewohner werden definitiv nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten, denn der eine ist minderjährig und der andere hochgradig traumatisiert."
Stark. Weiter so!

"Genau DAS macht eine achtungsvolle Gesellschaft aus und ist unser übergreifendes Ziel. Ich betone: wir erwarten, dass die Würde dieser beiden Menschen nicht angetastet wird, indem jemand nach ihnen sucht, sie in Bedrängnis bringt, über einen von uns Nachforschungen anstellt, ungefragt Foto- oder Filmmaterial oder persönliche Daten von einem von uns veröffentlicht. Dies würde sofort rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen."
Wie auf Kommando verstummt das Klicken und Surren der Kameras, die Jungs setzen sich wieder.

Hobi fährt fort.
"Frau Cho bot mir die Möglichkeit, nun doch Tanz zu studieren. Ich bekam die Gelegenheit, viel nachzudenken und mich auf meine eigenen Spuren zu begeben. Dabei bin ich Menschen begegnet, die mir gezeigt haben, was ich wirklich will: NICHT als Tänzer im Rampenlicht stehen - sondern tanzen und damit Sinn stiften. Inzwischen bin ich Partner in einer ganz besonderen Tanzschule, die am ersten Februar mit neuem Konzept unter dem Namen Tanzwerkstatt 'Move On' wieder eröffnen wird. Mein Partner, Herr Hee Junseo möchte Ihnen dieses Konzept gerne erläutern."

Hoseok übergibt das Wort an seinen Partner, der kurz skizziert, in welcher Sackgasse er sich mit seiner Tanzschule befand, wie ihn die Begegnung mit der Streetdance Crew inspiriert hat und er schließlich mit Hoseok und den jungen Leuten ein ungewöhnliches neues Konzept gestrickt hat.
"Das Ziel von 'Move On' soll die gesellschaftsübergreifende Integration junger Menschen sein. Wir wollen auf kreativem Wege Achtung und Toleranz zwischen Jugendlichen jeglicher Schichten fördern. Denn Kenntnis voneinander senkt Hemmschwellen und räumt Vorurteile aus.
Das Tanzen ist ein idealer Weg zu diesem Ziel, weil es die jungen Leute beschäftigt. Es ist wie bei einem kleinen Kind, das laufen lernt. Eigentlich ist es schon so weit, es traut sich aber noch nicht loszulassen. Viele Kleinkinder machen ihre ersten Schritte dann, wenn man ihnen einen Gegenstand in die Hand gibt, weil sie dann nicht merken, dass sie keiner mehr festhält."
Dieses Bild berührt mich tief.
Dieser Mann gefällt mir immer mehr. Er passt so gut zu uns und zu Hoseok.

"Der Beitrag der Stiftung dazu wird die finanzielle Förderung derer sein, die sich eine Tanzausbildung aus eigener Kraft nicht leisten könnten. In Jung Hoseok habe ich den idealen und hochkompetenten Partner für dieses Konzept gewonnen. Außerdem wird uns ein Sozialpädagoge dauerhaft bei der Integrationsarbeit unterstützen."

Ich schaue kurz auf meine Uhr und bin verblüfft.
Schon über eine Stunde! Und immer noch ein gesittetes, konzentriert zuhörendes Publikum! Beeindruckend. Genau das, was wir uns erhofft hatten.

Namjoon übernimmt wieder das Wort.
"Wir haben ihre Geduld nun lange in Anspruch genommen und bedanken uns für Ihre ausdauernde Aufmerksamkeit. Bereits jetzt sind sehr viele Menschen mit dem Herz am rechten Fleck am 'Netzwerk der Hoffnung' beteiligt, die monatelang all ihre Energie und ihr Know How darin investiert haben, dass am 24. Dezember die Stiftung gegründet werden kann. Ich möchte Ihnen und Euch ausdrücklich dafür danken. Sie haben Großartiges geleistet und immer wieder unsere Hoffnung genährt, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Wohlwollender Applaus erklingt aus den Reihen der Zuhörer.

"Unser besonderer und auch mein ganz persönlicher Dank gilt den Juristen, Banken und Agenturen, die sich mit uns dieser verantwortungsvollen Aufgabe verpflichtet fühlen. Insbesondere, mit mir zusammenzuarbeiten, birgt leider immer noch ein gewisses Geschäftsrisiko in sich. Darum betrachte ich das mir und uns entgegengebrachte Vertrauen nicht als etwas Selbstverständliches sondern als ein sehr großes Geschenk. Ich persönlich will alles Erdenkliche tun, um zuverlässig diesem Geschenk gerecht werden zu können.
Und nun möchte ich endlich die Person zu Wort kommen lassen, die ..."
Aha. Ich darf ran. Dir zur Ehre, Harry!

Ich will mich grade innerlich sammeln, da nun ich an der Reihe bin, doch plötzlich entsteht Unruhe im Publikum, weil ein Journalist aufsteht.
"Kim Namjoon, wo haben Sie sich in den letzten acht Tagen aufgehalten? Und warum wird das Gelände der Stiftung so massiv bewacht?"
Himmel, sie lernen es nie. Das geht mir vielleicht auf die Nerven! Lächeln, Nelli. Lächeln ist die höflichste Art, einem anderen Menschen die Zähne zu zeigen.

Joon stupst mich unterm Tisch kurz warnend an, lächelt in den Saal und antwortet gelassen.
"In Paris. Erwähnte ich das bereits? In der Cite Universitaire. Ich war bei den Studenten im koreanischen Haus versteckt. Seltsamerweise hat dort keiner nach mir gesucht."
Am allgemeinen Gelächter im Raum kann ich erkennen, dass ihm keiner diese Geschichte abkauft. Und dass es eigentlich auch niemand mehr interessiert.

"Ab heute werde ich zunächst wieder auf dem Gelände der Villa wohnen. Dass das Gelände zum Hochsicherheitstrakt ausgebaut werden musste, lag weder an mir noch an den anderen Bewohnern noch an der Stiftung. Sondern nur an denjenigen, die Hausfriedensbruch begangen und die Persönlichkeitsrechte der dort lebenden und arbeitenden Menschen verletzt haben. Aber ich denke, wir können jetzt wieder sachlich werden."
Ich jubele innerlich. Tae und Jin geben sich ein High Five, Hobi lehnt sich zurück und Yoongi grinst breit. Dem fragenden Journalisten klappt der Mund zu. Sein Versuch, hier an delikate Details zu kommen, ist offensichtlich gescheitert. Frustriert verlässt er den Saal, vermutlich um den spöttischen Blicken zu entkommen.

Die Tür schließt sich geräuschvoll hinter ihm, die Unruhe im Saal ebbt ab, Namjoon blickt in die Runde und macht sofort da weiter, wo er unterbrochen wurde.
"Darf ich Ihnen die Person vorstellen, auf deren Initiative hin dieses Projekt entstanden ist? Neben mir sitzt Cho Sarang Namja Cornelia."
Der nun aufbrandende Applaus ist mir richtig unangenehm. Ich habe keine Ahnung, warum. Dafür um so mehr Ahnung, dass Namjoon gleich ein beispielloses Loblied anstimmen wird, das mich zur Tomate mutieren lassen wird. Ich versuche, Haltung zu bewahren, und verbeuge mich.

Da flüstern mir Namjoon und Yoongi von beiden Seiten gleichzeitig in die Ohren.
"DU. BIST. Sarang Namja!"
Ich muss grinsen.
DAS haben die definitiv NICHT einstudiert. Oder doch?

Namjoon redet kurz weiter.
"Die Frau die bedingungslos jeden Menschen liebt, jedes harte Schicksal abwenden will, jedem zuhört, selbst mit anpackt. Sie ist für uns sieben unser rettender Engel, ist Herz und Seele dieser Stiftung."
Joon schaut mich mit so viel Liebe an, dass mir ganz warm wird vor Glück.
"Liebe Nelli - du hast das Wort."

Ich erhebe mich. Namjoon hingegen setzt sich und lässt mich ratlos alleine dort stehen.
Na, ganz großartig. Was soll ich nach dieser Lobeshymne denn jetzt sagen?!?
Da mein Gehirn geruht, ein Blackout zu haben, greife ich nach den Papieren auf dem Tisch, auf denen ich mir stichpunktartig meine Rede notiert habe. Ich überfliege die Zeilen. Mein Hirn will damit aber nichts anfangen, und um der peinlich gespannten Stille zu entkommen, lege ich die Papiere wieder weg und trete die Flucht nach vorne an.
Lächeln, Nelli. Lächeln!

"Verzeihen Sie bitte meine Verwirrung, meine Damen und Herren! Ich wurde zwar privilegiert geboren, aber möglichst bescheiden, bodenständig und 'normal' erzogen. Darum bin ich es noch immer nicht gewohnt, so im Rampenlicht zu stehen. Aus diesem Grunde hat mich die wie immer übertrieben enthusiastische Vorstellung durch Herrn Kim ein 'wenig' aus dem Konzept gebracht."
Namjoon schmunzelt, Yoongi kichert, Hoseok dreht grinsend die Augen zur Decke und Taehyung und Jin zeigen mir mitten im Publikum völlig ungeniert einen Vogel. Da muss dann auch ich lachen und entspanne mich etwas. Trotzdem dauert es noch ein paar viel zu stille Sekunden, bis ich es schaffe, aus dem Bauch heraus einen Anfang zu wagen.

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21.8.2023    -    28.3.2024

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