Kapitel 10: Mir war einfach danach

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Es war jetzt neun und wie standen vor einem Club mit dem Namen 'Skyfly'. Wir waren vorher noch beim MacDonald um nicht auf leeren Magen zu trinken. Ich fragte mich immer noch was ich hier eigentlich wollte, doch zurück konnte ich nicht. Nicht wenn mich die anderen hinein schubsten. Es herrschte eine schummrige Atmosphäre. Leichter Nebel war im gesamten Club und wurde zur Tanzfläche hin immer dichter. Laute Musik dröhnte und lag schwer in der Luft. Hier und dort sah man auch schon den ein oder anderen Betrunkenen.

Offensichtlich war die Bande hier regelmäßig, denn das würde die brüderliche Begrüßung mit dem Barkeeper erklären.

„Der Schuppen hier gehört Nikeys Altem. Wir sind hier also sowas wie die Kings!", brüllte Jack durch den Lärmpegel zu mir herüber.

„Ja! Wir kriegen alle Drinks zum halben Preis und uns kann auch keiner hier raus schmeißen.", meinte Niko ebenso laut.

Mir gefiel diese Umgebung überhaupt nicht. Es war zu laut und zu überfüllt. Ich konnte belebte Orte nicht ausstehen, was diesen Club zu meiner persönlichen Hölle machte. Die ganzen, brüllenden, tanzenden und schwitzenden Menschen. Für mich war das eindeutig zu viel.

„Ist alles ok?", fragte mich Tim ganz nah an meinem Ohr.

Der Luftzug welcher von ihm aus ging jagte mir einen Schauer ein.

„Ich bin nicht so der Typ für solche Orte. Es ist mir einfach zu voll."

„Kommst wohl nicht so oft rum was?! Keine Angst, nach ein paar Drinks wird's schon."

Wie aufs Stichwort bekamen wir auch schon einige Schotts vom Barkeeper und ich wurde so gleich dazu genötigt zwei zu exen.

Am Ende wurden es dann doch sechs daraus, doch außer einem leichten Schwindelgefühl, spürte ich keine große Veränderung. Meine Trinkkompanien waren jedoch nicht so alkoholresistent und hüpften beschwipst auf der Tanzfläche umher. Nur ich und Carlos standen noch an der Bar und tranken einen Tequila Cocktails. Ich war an Alkohol gewöhnt, weil ich diesen ja fast jeden Abend brauchte. Komisch war es bloß, dass ich nie süchtig davon wurde. Ich glaube es lag daran, weil ich es im Grunde nicht freiwillig tat. Tags über spürte ich nie ein dringendes Verlangen danach an einer Flasche zu hängen oder so. Carlos neben mir schien, jedoch auch recht gut mit der berauschenden Flüssigkeit klar zu kommen.

„Du kannst viel trinken.", stellte dieser dann plötzlich fest.

Es war das erste Mal, dass ich ihn hab sprechen hören. Seine Stimme war tief und rau und er hatte einen leichten Akzent.

„Das gleiche kann ich auch von dir behaupten."

Er grinste:

„Ich bin ja auch ein Russe! Wir werden mit Wodka schon als Säuglinge praktisch gefüttert."

Diese Aussage erklärte so vieles an ihm. Jedoch nicht warum er bis jetzt immer schwieg und warum er ausgerechnet mit mir zu reden anfing. Darum konnte ich mir die Frage nicht verkneifen:

„Du scheinst nicht äußerst gesprächig zu sein. Warum ist das so? und warum redest du ausgerechnet mit mir?"

Seine Miene wurde wieder ernst. Hatte ich was Falsches gefragt?

„Du bist wie ich. Hast denselben Ausdruck."

Hä? Wie? Was meinte er damit?

„Wir beide haben was erlebt, dass uns kaputt gemacht hat. Und wir wissen, dass wir nicht wirklich hier her gehören.", er machte eine ausladende Bewegung zu der Menschenmasse: „Sie würden uns nicht verstehen, zu viele Fragen stellen. Und uns nur helfen, weil sie Mitleid mit uns haben. Nicht weil sie uns verstehen oder sich in unsere Lage versetzen können."

Tiefe Trauer umhüllte seine Gesichtszüge und ich sah Carlos plötzlich aus einem komplett neuen Blickwinkel. Klar er hatte Freunde und nahm an Geschehen teil. Doch dies war nur Show, wie eine Tarnung. Doch eigentlich hielt er auch jeden auf Abstand indem er einfach mit niemandem sprach.

Was seine Vergangenheit betraf wurde ich zwar neugierig, jedoch ließ ich das Nachfragen diesmal. Schließlich würde ich ja auch nicht wollen, dass man in meiner herum stocherte. Ich fuhr mir frustriert durchs Haar. Ja, ich glaube ich verstand ihn wohl besser als es einem bewusst war. Die Musik nervte mich mit jeder Sekunde mehr und den dem Menschen bekam ich langsam Platzangst.

„Ich geh ein wenig Luft schnappen.", verkündete ich und bekam von Carlos ein Nicken.

Draußen hockte ich mich dann auf den Rand des Bürgersteigs und genoss die Kühle der Nacht. Das war so schon viel besser. Ruhig und alles Andere als stickig. Und sowas war voll im Trend?

„Komm ich fahre dich nach Hause. Es ist wohl besser. Denn wenn du nichts mit sowas anfangen kannst, schadet es dir ja nur.", hörte ich Carlos hinter mir.

„Du kannst doch auch nichts damit anfangen.", antwortete ich.

„Ja aber im Gegensatz zu dir bin ich daran gewöhnt. Und irgendjemand muss ja die Bekloppten da drinnen anschließend heim fahren. Also komm es ist erst Mitternacht, da können die mich für ein Weilchen entbehren."

Wo er recht hatte! Also stand ich auf ließ mich heim fahren. Während der Autofahrt sprachen wir kein einziges Wort. Doch es störte und beide kein bisschen. Carlos war wirklich jemand mit dem man einfach in Ruhe schweigen konnte. Langsam kamen wir in meiner Gegend an und hielten schließlich vor meinem Haus.

„Danke fürs Fahren. Bis Mo...!", ich konnte meinen Satz nicht beenden, weil Carlos seine Lippen auf meine presste.

Waaaaaasssss? Ich kam mir vor wie in einem falschen Film. Mir fehlte jegliche Reaktionszeit, also erstarrte ich förmlich von dem Schock. Mein Mund war von Reden noch leicht geöffnet was meine Gegenüber nutzte um seine Zunge in meinen Mund zu schieben. Ein Schauer lief mir über den Nacken und die Kopfhaut. Was mir jedoch die röte ins Gesicht trieb. Ich wusste nicht, was hier ab ging und warum ich in den Kuss mit ein stimmte. Jedoch fand ich es nicht wirklich unangenehm und genau diese Tatsache machte mir Angst. Carlos lies von mir ab und sah mich nun an. Ich wollte ihn anbrüllen, ihn schlagen oder mich empört aufregen. Was ich aber alles nicht schaffte.

„Warum?", war das einzige Wort, welches ich gerade noch zustande gebracht hatte.

„Mir war einfach danach.", war die Antwort.

So schnell es ging stieg ich aus dem Wagen und betrat das Treppenhaus. Mein Herz raste und ich hatte keine Ahnung warum oder warum es mir nicht wirklich was aus gemacht hatte mich von ihm küssen zu lassen. Vielleich ja nur wegen dem ganzen Gelaber wir seien gleich und unsere dunklen Seiten (was auch immer seine war). Also nein! Meine Welt stimmte von vornherein nicht mehr. ich kannte mich überhaupt nicht mehr aus und wusste schon seit Tagen nicht mehr, was ich fühlen oder denken sollte. Und überhaupt kam alles viel zu plötzlich. Völlig verwirrt sank ich zu Boden und versuchte dem Gefühlschaos in mir Stand zu halten.

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