∞ 32 Rise to Hell

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Es geschah nichts. Als ich angestrengt lauschte, hörte ich bloss das Zirpen der Grillen im kurzen Gras, das zwischen dem Kiesboden hervor spross.
Dylan hatte Verstärkung gerufen, doch es regte sich nichts. Hoffnung flammte in mir auf. Vielleicht hatten wir eine Chance, in der nicht alles so verlief wie von Dylan geplant.
Leon sah sich kurz schnaubend um und stapfte dann kurzerhand los und auf Dylan zu.
"Sag mal willst du mich verarschen?"
Mit voller Wucht schlug er Dylan ins Gesicht, dieser taumelte zurück und prallte mit dem Rücken an die Rückwand eines Standes, sodass es aus dem Innern blechern schepperte.
Er krümmte sich und jetzt war es bestimmt nicht bloss sein Arm, der ihm weh tat.
Und das würde gewiss nicht so bleiben.
Ich trat vor und eilte über das Kies. Es knirschte bei jedem Schritt. Dann zog ich Leon bestimmt zur Seite, der sich seine roten Handknöchel rieb und Dylan verächtlich vor die Füsse spuckte.
Er liess es geschehen und stellte sich irgendwo links von mir hin, sodass ich ihn aus dem Blickfeld verlor.
Doch das interessierte mich auch nicht.
"Du hast dir unser Vertrauen erschlichen und du hast meinen Freund umgebracht. Du hast meine Familie bedroht und die ganze Gang in Gefahr gebracht. Die da, wollen dich alle töten."
Ich wies auf die Jungs, deren Gesichter dunkel vor Wut waren.
Aber ich wollte es noch immer nicht. Ich wollte, dass er bezahlte für das, was er getan hatte. Aber ich wollte nicht, dass er starb.
„Ich lasse nicht zu, dass sie dich töten, wenn du dafür büsst, was du getan hast und wenn du ab jetzt uns hilfst." Ich suchte seinen Blick. „Wenn du ab jetzt die Bullen für uns ausspionierst."
Meine Stimme klang erstaunlich ruhig, was mich selbst überraschte, denn eigentlich hätte sie vor Wut zittern müssen. Und überhaupt hätte ich ihm keinen Ausweg bieten sollen. Das hatte er nicht verdient. Und dennoch waren die Worte über meine Lippen gekommen.
Ich hatte schlimme Dinge getan. Menschen verletzz
Und sogar getötet. Aber das war in Situationen passiert, in denen ich keine Wahl hatte. In denen es die Zeit gewesen war, die mir die Wahl abgenommen hatte. Sie hatte mich reagieren lassen. Instinktiv. Schiess, bevor du erschossen wirst.
Aber das hier war anders. Hier musste ich Dylan nicht töten.
Ich hatte Zeit. Zeit ihm dieses Angebot zu unterbreiten. Nur Dylan hatte keine Zeit. Er musste sich entscheiden und zwar schnell.
Ich hatte gehofft, das er auf irgend eine Art reagieren würde. Das er mir zu verstehen gab, das er mein Angebot annahm. Dass er die letzte Chance nutzte, doch er sah mich bloss aus flackernden Augen an.
Seine Nase blutete leicht, und vereinzelte Tropfen krochen ihm übers Kinn und den Hals hinunter und färbten den Saum seines olivfarbenen Oberteils rot.
Er richtete sich so auf, dass ich zu ihm hoch sehen musste, und wischte sich mit einer ruckartigen Bewegung seines Ärmels über die Lippen.
Dann lachte er. Er lachte wirklich.
Es war ein Lachen, das mir durch Mark und Bein ging. Das mir zeigte, das er keineswegs daran dachte aufzugeben.
"Du.. Du bietest mir etwas an? Mir? Ich mag dich Jessy, was der Grund sein wird, dass du am Ende dieser Nacht nicht tot in diesem Park liegen wirst, aber du bist wirklich nicht in der Position etwas anzubieten."
Er schnaufte und lachte erneut heiser, während er den Kopf schüttelte.
Ich verstand nicht und trat einen Schritt zurück.
"Was...Was meinst du damit?"
Die anderen waren sogleich näher getreten, und ich reihte mich ein.
In der Gruppe fühlte ich mich gleich stärker und meine Verwirrung löste sich Stückweise auf.
Wir waren Wölfe. Wir blieben im Rudel, denn so waren wir stark. Wir deckten den anderen bei seinem tödlichen Sprung und verteidigten jeden bis aufs Blut.
Wir umkreisten ihn. Den Bären, der sich hinterlistig in das Lager geschlichen hatten, und allein seine Grösse liess uns noch zögern. Seine Grösse, die in diesem Fall die Polizei war, unter deren Schutz er stand.
Dylan trat einen Schritt vor. Sogleich wurden ein halbes dutzend Pistolen auf ihn gerichtet. Ich griff ebenfalls zu meiner. Der Griff fühlte sich kalt und bedrohlich an. Als würde er mich warnen.
Dann zog ich sie hervor und zielte auf Dylan.
Er musste stehen bleiben, wenn er nicht augenblicklich ins Gras beissen wollte. Und das tat er auch. Trotzdem redete er weiter.
"Ach, wie ich den Abend der Party in eurem Haus genossen hatte. Vor allem der Tanz mit dir. Du warst viel zu beschäftigt damit, Aiden eifersüchtig zu machen, als das du bemerkt hättest, dass ich eine Wanze in deinem Telefon versteckt habe."
Ich verengte die Augen zu schlitzen und Lucas knurrte wütend.
"Wie kannst du es wagen..." Setzt er an, doch wurde von Dylan unterbrochen, der einfach weiter Sprach.
"Und du weisst doch was das bedeutet nicht wahr? Du bist nicht auf den Kopf gefallen."
Sein Blick haftete an mir und seine Augen zeigten wieder etwas.
Sie zeigten das Gefühl, wenn man seinen Gegner auf Schach Matt setzte, wenn man wusste das er geschlagen war.
Und das machte mir Angst.
Dann machte es klick und meine Augen weiteten sich.
Ich schnappte nach Luft und krächzted
"Er hat alles gehört, von Anfang an. Er hat alles mit bekommen, was wir tun wollten, bevor es irgendwer sonst wissen konnte."
Dylan schnippte mit den Fingern.
„Exakt. Und alles was noch gefehlt hat, war der perfekte Zeitpunkt, an dem ich euch alle gleichzeitig erwischen konnte."
Er liess seinen Blick über die Gruppe schweifen.
„Leider kamen mir die Survivor im Stadion zuvor, doch glücklicherweise habe ich jetzt ja noch eine zweite Chance."
Er rieb sich die Hände und sah unheimlich geschäftig aus.
Es stimmte. Wir alle aus dem inneren Kreis der Gang waren hier. Unvorsichtig und von unserer Wut gelenkt hatten wir einen Anfängerfehler begangen. Den wir nicht hätten machen sollen, selbst als junge Gang nicht. Wir dachten, dass wir alleine mit Dylan fertig wurden. Doch da hatten wir uns geirrt. Denn Dylan hatte diesen Fehler nicht gemacht.
„Gut. Jetzt habe ich euch lange genug hingehalten."
Er grinste verhalten. „Jetzt kommt die Verstärkung."
Er spuckte etwas Blut aus und winkte dann mit der Hand, die er hoch über seinen Kopf hielt.

Die anderen sprachen nicht. Sie wussten, was zu tun waren. Da war sie wieder. Die Zeit. Die Zeit, die dir die Entscheidung abnahm.
Sie nahm dir den Willen, und zwang dich dazu, dich dafür zu entscheiden.
Für das, was du in der kurzen Spanne tun konntest.
Und das war nur eines.
Kämpfen.
Kämpfen und Überleben.
Aiden zog mich blitzschnell zu sich und damit hinter Lucas und die anderen.
"Du bleibst bei mir okay? Ich kann nicht kämpfen, wenn du da alleine auf dich gestellt bist."
Er klang gehetzt aber sachlich.
Er hatte etwas wofür es sich zu kämpfen lohnte. Und ich auch.
So gerne hätte ich ihm geküsst, ihm nochmal gesagt wie sehr ich ihn liebte und mich verabschiedet.
Man konnte nie wissen. Aber dafür blieb uns keine Zeit.
Wir formten eine Art kreis, die Jungs um mich herum und ich hinter Aiden in der Mitte.
Wir alle wussten, was Dylans Auftrag war, und dass er sehr weit ging um ihn zu erfüllen.
Ich. Aiden und Jake. Wir alle. Wir waren sein Auftrag. Und er wollte uns unbedingt.
Ich atmete tief durch und hörte wie schwere Schritte auf uns zukam. Sie kamen aus der Richtung des Einganges. Und sie wurden schnell lauter.
Ich konnte vereinzelte blaue Westen oder blitzende goldene Marken in der schwarzen Dunkelheit ausmachen, die von den vereinzelten Laternen hie und da erleuchtet wurden.
Jetzt blieben und nur noch Sekunden.
Ich schob meine verschwitzte Hand in die von Aiden und drückte sie so fest ich konnte.
Er erwiderte den Druck leicht. Eine stumme Liebeserklärung vor dem Kampf. Denn zu dem würde es kommen. Wir würden uns niemals festnehmen lassen.
Das wichtigste war, er war hier bei mir und wir würden das zusammen durchstehen. Ich suchte mit den Augen nach meinem Bruder, der neben Leonie stand und grimmig und entschlossen aussah.
Ich atmete tief durch, mein Herz raste zu schnell, und auch das pure Adrenalin in meinen Adern verbesserte die Umstände nicht sehr.
Ich verstärkte den Griff um meine Pistole und liess Aiden noch immer nicht los.
Der Lauf blitzte metallisch auf und das kalte Metall fühlte sich schwer in meiner Hand an.
Er wog viel, der Tod.
Das Gewicht des Todes war schwer.
Es war nicht zu tragen und dennoch packten wir Menschen es in alles hinein.
In die kleinste Granate und in die Grössten Atombomben.
Er hatte überall Platz und wenn er einmal drin war dann bekam man ihn nicht mehr raus.
Wir alle atmeten unregelmässig, mein Herz pochte noch immer zu schnell in meinen Schläfen und das Blut rauschte in meinen Ohren.
Es war die letzte Ruhe vor dem Sturm.
Ich zählte die Männer in den blauen Anzügen und gepanzerten Schutzwesten nicht, ich starrte sie bloss an.
Sie schritten geordnet und in einer sauberen Reihe auf uns zu, die Stiefel stampften im Einklang über den Boden und wenn man nicht genau hinhörte könnte man sie mit einem Schritt verwechseln.
Die Waffen hatten sie genauso wie wir gezückt, hielten sie alle in demselben Abstand vor sich und entsicherten alle in dem selben Moment.
Als wären sie gefühllose Roboter.
Es klickte harmonisch und das war der Moment in dem die Zeit wieder ihren Lauf nahm.
Sie riss mich aus meiner Starre und Instinkt übernahm die Kontrolle über mich.
Die Erinnerung an alles was mich wütend auf diese Leute machte trieben mich dazu die Waffe zu heben.
Ich klammerte mich an ihr fest.
Sie waren meine Ausrede.
Meine Kraft, abzudrücken und weiter zu machen. All diese Erinnerung an die Schmerzen und die Trauer waren eine Lizenz.
Meine Lizenz.
Die Lizenz zum Töten.
Sie erlaubte es mir.
Und zwar genau jetzt.
Ich hob die Waffe und zielte.
Es waren bisher noch keine Schüsse gefallen. Noch nicht. Aber es würde wohl oder übel dazu kommen.
Also wieso abwarten. Man sah mich aus meinem Versteck zwischen all den breiten Körpern nur schlecht. Und ich würde alles dafür tun, dass wir gewannen, selbst wenn das bedeutete, dass wir zuerst schossen.
Meine Hände hörten auf zu zittern und eine Ruhe breitete sich in mir aus, ich legte den Finger an den Abzug.
Atmete tief durch und eröffnete das Unvermeidliche Feuer mit einem Schuss. Dem ersten Schuss.
Sie trat kurz unter dem ungeschützten Hals des Polizisten ein, dieser sank lautlos zu Boden.
Ich erinnerte mich nicht, wann Dylan sich zu den Bullen geschlichen hatte, doch da war er. Er nahm den Platz des Gefallenen ein.
Stellte sich zwischen die Reihen der Cops und hob die Waffe.
Jetzt kämpfte ich gegen einem Vertrauten. Für ihn gab es keine Lizenz.
Und wenn doch, dann war sie noch nicht hergestellt worden.
Um mich herum begannen die Kugeln zu fliegen und jeder einzelne Schuss widerhallte tausendfach in dem leeren Park.
Es tönte wie ein Feuerwerk.
Bloss brachte es keine Freude, sondern nur Tod.
"Schnell da rüber", Aiden rannte geduckt los und wir folgten ihm, ich rückwärts und schoss noch einige Male blindlings auf die Bullen die langsam aufrückten.
Wir suchten hinter einem der Container Schutz und legten uns Flach auf den Boden, während oben an uns die Kugeln das dünne Metall durchlöcherten.
Ich atmete schnell und jede Kugel die neben mir das Kies aufwühlte, pumpte noch mehr Adrenalin durch meine Venen.
"Wir müssen unsere Chancen verbessern", keuchte Lucas und schoss einige Male hinter der metallenen Wand.
"Er hat recht", Aiden suchte mit den Augen aufmerksam den Park ab.
"Sie sind mehr als wir, aber sie sind gepanzert und in Formation. Wir sind leichter und geschickter."
Ich hielt den Griff meiner Waffe fest umklammert und dankte Gott stumm dafür, dass jeder bis jetzt mit einem Kratzer davon gekommen war.
Die Situation war seltsam.
Wir lagen hinter dem rostigen Container und vor und eine halbe Armee aus Bullen, die alle nur darauf warteten, das wir einen falschen Schritt machten.
Dann fiel mein Blick auf die Achterbahn.
Sie war breit genug, sodass man ohne Mühe hinauf klettern konnte, ragte hoch in die Luft und war unsere einzige Möglichkeit, hier nicht jämmerlich am Boden liegend zu Grunde zu gehen.
Sie war teilweise mit einem Drachenschlund verkleidet, aus dem die graue Bahn dann hinausragte und durch den die Besucher der Bahn hindurchfahren mussten.
Stumm deutete ich mit einem Finger auf die Bahn und die anderen verstanden.
Leonie hatte noch kein einziges Mal geschossen.
Sie duckte sich neben Jake und sah mit ängstlichen Augen umher.
Jakes Miene jedoch war kalt und fest entschlossen, meine beste Freundin zu verteidigen.
Fast hätte ich gelächelt. Fast.
"Okay, auf drei rennen wir los. Wir müssen da so schnell wie möglich hoch, sonst kriegen sie uns."
„Und wenn sie uns folgen, werden wir in der besseren Postion sein."
Lucas hatte Recht, wir hätten dann das Blatt gewendet, denn wenn sie nicht unnötig Kugeln in die Luft ballern wollten, mussten sie uns nach.
Ich nickte und bemerkte dass ich Aidens Hand noch immer nicht losgelassen hatte.
Der Dreck färbte meine Kurzen Hosen dunkel und einzelne Kiesel stachen in meine Arme und Beine.
Ich hielt sie trotz allem noch und Aiden schien seinerseits auch nicht bereit, sie los zu lassen.
Sein Shirt war verrutscht und völlig dreckig, seine Haare hingen ihm wirr in die Stirn und seine Smaragdgrünen Augen waren dunkler als sonst.
Getränkt mit Wut und Entschlossenheit.
"Lass nicht los", flüsterte ich und bezweifelte dass er mich überhaupt gehört hatte.
Doch er drückte meine Hand fester und wieder fühlte ich mich ein Stück sicherer.
Der Kugelregen war verstummt und ich nahm an, dass die Bullen sich in Stellung gebracht hatten, um uns in dem Moment zu erwischen, in dem wir aus unserer Deckung kamen.
"Eins", ich atmete tief durch und schloss die Augen um meine Kraft in meine Glieder zu lenken.
"Zwei", ich spürte das Pochen hinter meinen Augen und stützte meine Knie und die Handfläche auf dem steinigen Boden ab.
Alles in mir spannte sich an, und durch Aiden schien eine noch grössere Kraft auf mich rüber zu gehen.
"Drei."

Wir rannten los. Das Kies rutschte unter meinen Schuhen weg und nur dank Aidens festem Griff fiel ich nicht hin. Das Adrenalin schien meinen Körper zu sprengen. Ich war voll damit.
Von unserem Rettungsanker,dem Container, bis zum Eingang geschützten und überdachten Eingang der Bahn, dem Körper des Drachen, waren es gute zwanzig Meter.
Vielleicht hörte sich das generell nach einem gemütlichen Spaziergang an, und das wäre es auch gewesen, hätten nicht nach fünf Metern ein dutzend Bullen das Feuer auf uns eröffnet.
Wir rannten also buchstäblich vor dem Tod davon.
Unzählige Kugeln schossen pfeifend und ihr Ziel nur haarscharf verfehlend an mir vorbei, mit jeder einzelnen glühenden und brennenden Streifwunde rannte ich noch schneller.
Es brannte höllisch und nur der Gedanke ans Überleben und bis zu diesem verdammten Eingang durchzuhalten, liess mich meine Beine weiter bewegen.
Das war bei uns Menschen nunmal so.
Wir handelten am besten wenn wir unter Druck standen oder uns die Zeit davon lief.
Jeder brauchte etwas, was ihm Feuer unter dem Hintern machte. Und in solchen Situationen war es sogar Lebenswichtig, so etwas zu haben, etwas weswegen man gar nicht aufhören konnte, um sein Leben zu kämpfen.
Hinter mir schrie jemand auf. Ich wusste nicht wer. Auch Lucas gleich vor mir war am Oberarm getroffen worden.
Keuchend erreichten wir das Eingangstor, welches mit rotem Drachenfeuer verziert war.
"Rise to Hell", stand in goldenen, geschwungenen Buchstaben darauf. Mir erschien der Name ziemlich passend, denn irgendjemand würde heute Nacht ganz sicher in die Hölle fahren.
Die anderen waren bereits in dem Drachen- Tunnel verschwinden, der die ersten zehn Meter nach oben verdeckte, bevor er ein Metallgerüst preis gab, welches immer weiter gegen Himmel ragte.
Aiden wollte mich auch gerade hinein schubsen, als ich mich noch einmal umsah, um zu sehen, ob die Cops uns schon folgten, da ihre Schüsse noch nicht verklungen waren.
Doch der Grund dafür war nicht, dass sie uns hinterherrannten, nein, sie waren zwar daran sich zu formieren, aber das Feuer hatte ein Bestimmtes Ziel.
Leon.
Er war am Oberschenkel getroffen und war wohl nicht mehr mitgekommen, sodass er nun langsam auf uns zuhumpelte, das Gesicht schmerzhaft verzerrt und das Haar klebend an seiner Stirn.
"Verdammt", entfuhr es Aiden, als er meinem Blick folgte und schob mich leichte gegen die Wand. Weg aus der Risikozone.
"Du bewegst dich nicht von der Stelle klar?"
Seine Stimme klang rau und gehetzt, Angst blitzte in seinen Augen auf, was mich beunruhigte und ich krallte mich in seinem Unterarm fest.
"Nein nicht weg," meine Stimme brach und Aiden sah mich sanft an.
"Ich bin gleich wieder da, mir wird nichts passieren", auch wenn er sich bemühte klang seine Stimme nicht im Geringsten zuversichtlich.
Und dennoch liess ich ihn los und sehnte mich gleich darauf wieder danach, ihn fest zu halten.
Aber stattdessen rannte er nun geduckt auf Leon zu, dem man die Anstrengung und den Schmerz in den Augen nur all zu gut ablesen konnte.
Bei jeder Kugel die an ihm vorbeiflog und war es auch im Abstand von einem Meter zuckte ich zusammen. Jeses Mal hatte ich das Gefühl zu sterben vor Angst.
Angst um ihn.
„Scheisse man beeilt euch endlich!"
Hörte ich Kenan von oben fluchen.
Doch ich wusste, dass Aiden nicht Aiden wäre, wenn er das nicht tun würde.
Die Black Angels waren seine Familie, sie waren sein ein und alles. Genau wie meins.
Ich wusste das er bereit war, sich selbst zu opfern um praktisch jeden hier zu retten.
Wenn ich ein guter und moralischer Mensch gewesen wäre hätte ich dafür bewundernd genickt oder zugestimmt.
Aber ich war keiner. Ich war egoistisch und selbstsüchtig, und dass wusste ich ja auch, bloss war es mir egal. Ich wollte nicht, dass er starb.  Nicht einmal die Tatsache dass er jemandem das Leben rettete besänftigte dieses Klamme Gefühl in meiner Brust.
Das war nunmal Liebe. Liebe konnte egoistisch sein.
Da stand ich also, alles zitterte und meine Zähne schlugen hörbar aufeinander.
Aiden war bei Leon angekommen und schleppte sein Gewicht zusätzlich noch in meine Richtung, während die Bullen jetzt wohl endlich Manns genug waren uns zu verfolgen.
Ihre Schüsse wurden während dem rennen ungenauer und die blauen schweren Westen machten sie langsamer, was das Glück für meine beiden Jungs war.
Aiden kam unversehrt neben mir an und schob Leon vor sich her, der unter Stöhnen begann, die Stufen der kleinen Treppe neben der Schiene, auf dem die stillgelegten Wagen standen, herauf zu steigen.
Ich folgte ihnen und wurde von dem undurchdringlichen Schwarz des Tunnels eingehüllt.
Gerne wäre ich hier stehen geblieben und hätte mir wie als kleines Kind ausgemalt, dass sie mir hier nichts anhaben konnten weil sie mich nicht sahen, doch als eine Kugel kurz vor mir durch die Wand schlug und klammes Licht hinter mir durch das kleine Loch scheinen liess, rannte ich den anderen doch hinterher.
Das Metall der Pistole in meinen schwitzigen Händen war wärmer geworden und ich lud die Waffe während meinem Blindganges durch den Tunnel neu auf.
Als ich dann die Schützende Hülle verliess und im Freien über die schmale und ungesicherte Treppe hinauf hetzte, wurde mir erst bewusst das die Bullen gar nicht mehr dort unten standen, was bedeutete dass sie uns wohl folgten.
Unser einziger Vorteil war, dass wir höher oben waren als sie, doch durch Aidens Aktion gefährdeten wir diesen und brachten uns in noch größere Gefahr.
Der kalte Nachtwind strich um meine teils entblösste Haut und ich fröstelte, schwankte zwischen enormer Hitze, die durch die Waffe auf mich über ging und dem Schlottern wegen der Höhe und dem kalten Metall der Bahn.
An der Spitze, an der es kurz danach wieder hinunter ging, gab es eine gerade Platzform die ansonsten wohl zur Kontrolle genutzt wurde, und auf der nun die anderen Stellung bezogen hatten, und angespannt das dunkle Loch hinter uns an starrten.
"Sie kommen", keuchte ich und erreichte die anderen, und das keine Sekunde zu früh.
Die ersten hallenden Schritte der Polizei klangen zu uns herauf und ich hob die Waffe, entsicherte sie und hielt sie auf den dunkeln Schlund gerichtet. Meine Finger zitterten am Abzug. Immer wieder sah ich zu Aiden und Jake. Keiner von ihnen war verletzt.
Wir standen mucksmäuschen Still da oben, alle starrten auf die Öffnung und machten sich bereit für den unweigerlichen Nahkampf.
Unten hatte sich bereits eine Traube von Menschen gebildet, die am Eingang des Parks standen und das Geschehen mit ihren Handys auf nahmen. Obwohl es mitten in der Nacht war. So ein Trubel musste ja auch sämtliche Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Auch war bereits von weitem die Sirenen der Feuerwehr zu hören, sodass die Menge noch unruhiger wurde und immer wieder unerkenntliches Zeug schrie.
Für die war es vielleicht das Abenteuer der Woche, oder wie ein Film in Live-Version, aber für uns war es bitterer Ernst.
Hier oben gab es keine Gesetzte mehr, die hatten wir auf dem Boden zurückgelassen.
Nur eine Regel galt noch.
Überleben oder Sterben.
Ich konzentrierte mich wieder mit klappernden Zähnen auf den Ausgang, und nur Schwärze war zu sehen, während ich die Augen zusammen kniff um mehr erkennen zu können.
Ich atmete und das war auch das einzige was ich neben dem heulen des Windes noch hörte. Alles um mich verschwamm und ich bereitete mich mental darauf vor, wieder zu töten.
Wieder Leben aus zu löschen.
Und dann kamen sie.

Ich spürte wie die Metallstäbe unter mir vibrierten und wie sie die Töne zu mir hoch schickten. Die Laute der schweren Einsatzstiefel, dem keuchenden Atmen und dem Klicken der Waffen.
Meine Augen fixierten den dunkeln Tunnel, und ich legte den Finger an den Abzug, bereit zu schiessen sobald ich den Ersten sah.
Aus den Augenwinkeln nahm ich noch die anderen wahr, sie waren weiter auf der breiten Platzform zurück gewichen, um sich mehr Spielraum zu verschaffen, also lief ich ebenfalls etwas zurück, ohne jedoch den Blick von der Dunkelheit zu wenden.
Leon stöhnte leise auf.
„Verdammte Scheisse!"
„Bin es ab!"
Kam grob der Befehl von Jake. Ich sah nicht zurück zu ihm, aber ich wusste dass seine Verletzung ihm zu schaffen machte. Er beschwerte sich nicht mehr. Gerne hätte ich ihm geholfen, aber es würde uns beiden nichts nützen, wenn wir erschossen werden würden.
Ich erkannte einen ersten Kopf, und dann trat schon der erste Bulle hinaus, gefolgt von den anderen, alle traten vorsichtig, und eng aneinander gedrängt auf, um nicht von dem Gerüst zu fallen, festhalten konnten sie sich nicht.
Unser Vorteil.
Wenn Menschen mich fragen würden, wie ich es immer, und immer wieder schaffte, abzudrücken, in dem Wissen, Leben auszulöschen, dann wäre meine Antwort nicht: weil es nötig ist, und ich daran glaube dass ich damit meine Familie beschütze, und meine Freunde und mich verteidige.
Ich würde ehrlich sein.
Denn all das war keine Erklärung dafür, es war dennoch unverzeihlich.
Niemand hatte das Recht es zu tun, und dennoch taten es so viele.
Und ich tat es auch.
Jedes Mal, wenn ich sah wie sich der Lauf einer Pistole auf mich richtete, legte sich in mir ein Schalter um, sodass ich plötzlich nichts mehr fühlte, und abdrückte.
Nicht überlegte, sondern einfach handelte.
Dieser Schalter rettete mir oft das Leben, aber er stellte auch immer wieder erneut etwas von mir ab.
Ein Teil meiner Menschlichkeit. Und ich verlor immer mehr davon.
Ich schossund sah dem einen Mann reglos zu, wie er schreiend in die Tiefe stürzte. Als ich den dumpfen Aufprall hörte wandte ich den Blick ab.
Die roten Feuerwehr Autos fuhren auf den Platz und drängten somit die schreienden Zuschauer zur Seite.
Man konnte ihre Panik förmlich spüren, dabei standen sie dort unten in Sicherheit. Sie standen nicht hier oben in über 50 Metern Höhe und lieferten sich eine Kopf an Kopf Schlacht mit einem verräterischen Freund. Doch Zeit um mich mit deren Gedanken und Ängsten auseinander zu setzen, hatte ich nicht.
Ich schoss erneut, immer und immer wieder, durch den Rückschlag der Waffe taumelte ich ab und zu, aber noch hatten sie uns nicht erreicht.
Noch.
Als der erste Polizist sich auf die Plattform hievte, lief es mir kalt über den Rücken.
Jetzt war unser Vorteil ausgespielt. Jetzt kam es zum eigentlichen Kampf. Wir hatten viele der Cops erledigt, aber der Rest von ihnen versammelte sich nun uns gegenüber auf der Plattform. Dylan war auch dabei. Doch jetzt waren wir etwa gleich viele.
Für eine ganze Weile regte sich niemand.
Es war ruhig, sogar die Zuschauer schienen den Atem an zu halten, die Sirenene waren verstummt, verstärkung war wohl nicht angefordert worden, wieso wusste ich nicht.
Die anderen hatten sich in einer Mauerartigen Position neben mir aufgestellt, und wir standen nun den Bullen gegenüber, nicht einmal drei Meter trennten uns von einander, ich konnte nicht einmal hinunter sehen, starrte nur geradeaus.
Auf Dylan. Er stand vor mir, die 48er auf mich gerichtet und ich meine Waffe auf ihn.
Jetzt galt es wohl einer gegen einen.
Die Körper der Lebenden Bullen verdeckten die Toten hinter ihnen, die verrenkt auf der Bahn verteilt lagen.
Was auch immer das für eine Einheit war, sie unterstand Dylan und dieser hatte gerade sehr viele Männer in den Tod geschickt.
Ich spürte den kalten Wind über mich streichen und fröstelte. Ich fixierte den Verräter vor mir weiter.
Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, denn ich wurde von Aidens Hand nach unten gezogen, die Kugel flog über mir vorbei und der Schalter legte sich um.
Er hatte auf mich geschossen. Das war Dylan gewesen.
Ich hob die Waffe und schoss, traf einen der Polizisten neben Dylan und zückte meinen Dolch. Als sie weiter auf uns zukamen, waren sie für weitere Schüsse zu nahe.
Ich schnellte vor und erinnerte mich an die Lektionen mit dem Umgang von Dolchen und Messern. Das hatte ich immer am besten gekonnt. Ich stach zu, drehte mich und duckte mich. Es war wie eine Abfolge von Schritten, die ich wie ein Roboter ausführte.
An die Menschen die ich verletzte und das Fleisch welches ich durchschnitt, dachte ich gar nicht.
Sowas musste man wohl auch in einer Polizeischule lernen, denn wie sonst könnte man als Beruf Leute erschiessen.
Die unregelmässigen Atemzüge um mich herum wurden lauter, ich roch den Angstschweiss und spürte den Körper neben mir, der eng an mich gedrückt wurde.
Der Platzmangel half nicht gerade dabei, sich unter den Messern zu ducken, und nicht den falschen zu erwischen.
Ich weiss nicht wie lange wir oben standen, oder wie lange ich hiebe austeilte wie eine verrückte.
Ich wusste nur, dass jede Zelle meines Körpers mit Adrenalin gefüllt war.  Es liess Zeit und Raum verschwinden.
Ich spürte wie meine Muskeln langsam zu brennen begannen, und mein Atem sich verschnellerte, den Arm zu heben und in die Knie zu gehen fiel mir immer schwerer.
Ich spürte wie eine schlanke Hand an meinem Arm zerrte und liess mich schwer atmend von ihr nach hinten zerren, die Wand aus Körpern schloss sich wieder vor mir, ich konnte einen Blick auf Aiden erhaschen, der noch immer verbissen mit Dylan kämpfte.
Beider Hemden waren an einigen stellen zerrissen und rot gefärbt, ihre Gesichtsausdrücke waren emotionslos und dennoch unglaublich wütend.
Keiner schien nachlassen zu wollen, oder auch nur einen Zentimeter zu weichen.
Ich stolperte und knallte unsanft gegen Leonie, ihr Gesicht war gehetzt und ich wusste, dass sie mir etwas sagen wollte.
"Jessy...hier...ich hab..da runter", stotterte sie und wies mit zitterndem Finger eine Leiter hinunter, sie war abgestuft und führte langsam die Bahn entlang, die Quadrierten Stufen führten bis auf den Boden hinunter, direkt hinter einen grossen grünen Busch, an den die Station grenzte, die wahrscheinlich für den Strom zuständig war.
Das graue blockartige Gebäude war mit einem Schild gekennzeichnet, auf dem ein grosser Blitz prangte, und schwarze Leitungen über die Lichterketten führten, die über den ganzen Park verteilt waren.
"Du meinst, wir könnten da nach unten...fliehen?"
Flach atmend schüttelte sie den Kopf und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht und glättete den Stoff ihrer Jeans.
Diese Geste passte rein gar nicht zu unserer Situation, und ich runzelte die Stirn. Das alles hier war nur in ein paar wenigen Sekunden geschehen, ich stand wahrscheinlich nicht einmal eine halbe Minute ausserhalb des Kampfes, aber es fühlte sich so lange an wie Stunden.
"Nein, nicht fliehen Jessy. Ich meinte ihn."
Sie richtete den Blick hinunter. Der Wind sauste um meine Ohren aber ich versuchte zu erahnen, was sie gerade sagte.
Es standen nicht mehr viele der Bullen, die meisten lagen schwer verletzt oder tot auf dem Geländer. Oder fielen wie schwere Säcke Mehl zu Boden.
Lamgsam wanderte mein Blick über die Zuschauermassen, manche filmten mit Handys, aber ich denke nicht dass die Qualität so gut war, dass man uns erkennen konnte.
Die Feuerwehrleute spannten noch immer das grosse Tuch, mit dem sie Fallende auffangen konnten, doch irgendetwas schien schief zu laufen, da immer mehr der rot gekleideten Männern dazu kamen und gehetzte Befehle riefen.
Dann fiel mein Blick auf die dutzend Männer.
Und ich war mir sicher das Leonie sie gemeint hatte.
Dort unten standen Männer in feinen Anzügen. Wahrscheinlich irgendwelche Vertreter einer Bundesbehörde. Sie interessierten mich nicht.
Mitten unter ihnen stand Garrison.
Der General, den ich so über alles hasste. Jake und er schienen eine Vorgeschichte zu haben, von der mir mein Bruder nie erzählen wollte. Jedes Mal wenn ich versuchte, das Gesicht des Bullen einzuordnen, schaffte ich es nicht. Ich kannte ihn, wusste bloss nicht, woher.
Wir sollten verschwinden, da hatte Leonie auf jeden Fall recht. Irgendwie entkommen.
Aber ich wusste auch dass es ein Nachspiel haben würde, wenn wir jetzt gingen. Jeden Schwerverbrecher der dachte er würde davon kommen, erwischte es einmal, niemand kam wirklich davon. Und wir waren da keine Ausnahme. Dessen war ich mir schon bewusst.
Dann erinnerte ich mich plötzlich. Es verging geschätzt eine Sekunde, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
Es spielte sich wie ein Film vor meinem Inneren Auge ab, während ich hier oben auf der Plattform stand.
Leonies rütteln an meinem Arm oder die Geräusche des Endkampfes neben mir verblassten und ich war plötzlich wieder um Jahre in meinem zurück versetzt.
Wie ich auf der Bank sass, Jake neben mir. Ich ass ein Eis und trug Riemensandalen, der Wind trug mir den Duft der blühenden Blumen herüber und ich beobachtete meinen Dad, der angeregt mit jemandem Telefonierte.
Mir wurde ganz warm, als ich das Gesicht meines Vaters sah, das erste Mal seit langer Zeit.
Er schien sich jedoch ziemliche Sorgen zu machen und. Ich sah zu meinem Bruder. Der junge Jake hatte de Blick starr auf ihn gerichtet.
Auf einmal begannen die Menschen auf dem kleinen Platz zwischen den heruntergekommenen Häusern zu schreien und drängten sich nach aussen, sodass ich mich verwirrt umblickte, und eine Reihe von Polizisten entdeckte, die geordnet um den Platz herum standen, langsam und mit gehobenen Waffen vorwärts schritten.
Dad stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, er sah noch genauso aus wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er liess das Telefon fallen, um die Hände zu heben.
"Jake was ist hier los", flüsterte das kleine Ich, und griff nach der Hand ihres Bruders, der mit dem Kiefer mahlte.
Ich beobachtete wie sich die Lippen der Männer bewegten, wie sie Befehle schrieen und mit den Waffen herum fuchtelten, während sich Dad langsam auf die Knie sinken liess, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er sagte irgendetwas und blickte immer wieder zu uns.
Die Schritte widerhallten in meinem Kopf, als sich die Männer in Zeitlupe näherten, Jake war langsam ab der Bank gerutscht.
"Jake, bleib bei deiner Schwester!"
Rief Dad, in seiner Stimme schwang Trauer und Reue mit, ich konnte tief in sein Herz sehen, und es tat ihm unglaublich leid, dass wir das mit ansehen mussten.
Ich sass dort auf der Bank, Jake der neben mir mit angespannten Muskeln an der Bank lehnte und Dad, der von den Bullen umringt wurde, die ihm seine Rechte vorlasen.
Ich konnte mich nicht bewegen und ich verstand auch den Sinn der Sache nicht, schliesslich war mein Daddy nur mit uns Eis essen gegangen, und wurde gleich von den bösen Männern angeschrien und zu Boden gezwungen.
"Lasst meinen Dad in Ruhe!"
Jake war damals wie alt gewesen, zehn, elf Jahre alt?
Aber dennoch baute er sich vor mir auf, und hatte den Blick auf einen der Bullen gerichtet, der gerade die Handschellen hervor holte.
Dieser lachte bloss und warf seinem Kollegen einen Blick zu, bevor er wieder vollkommen ernst auf Jake zu schritt.
Er kniete vor ihm nieder und in den Augen meines Bruders konnte ich das erste mal Hass sehen, purer Hass.
"Hör mal Junge, dein Dad hat böse Dinge gemacht, wir müssen dafür sorgen dass er niemandem mehr etwas tut, und ich hoffe ihr zwei seid jetzt brav ruhig und macht dass was die Männer da zu euch sagen, ja?"
Jake hatte die kleinen Hände zu Fäusten geballt, während er den Blick zwischen Dad und dem Bullen schweifen liess.
Ich erkannte ihn, den Mann der vor uns kniete. Es war der General, ein jüngerer General. Doch der kühle Gesichtsausdruck und die emotionslosen Augen hatte er damals schon gehabt.
"Lass meinen Sohn in ruhe du Wixer!"
Schrie mein Vater, er richtete sich auf und schlug einem der Bullen in die Magengrube. Chaos brach aus. Die ganze Zeit war mein Blick auf meinen Dat gerichtet, der sich mit einer wahnsinnigen Kraft in unsere Richtung durch kämpfte.
Ich sass noch immer unbeweglich auf der Bank, während Jake die Hand ausstreckte, und die meines Vaters ergriff.
"Daddy du darfst nicht mit ihnen mitgehen", schniefte er und unser Vater sah zu ihm herunter, die Polizisten fluchten und versuchten ihn wieder zu Boden zu ringen.
Doch er schlug nach hinten aus und riss die Hände von seinen Schultern, während er den Blick noch immer auf Jake gerichtete hatte.
"Alles wird gut Jake, ich hab euch so lieb, mein Junge."
Er drückte die Hand meines Bruders fest. Pass gut auf deine Schwester auf und glaubt ihnen nicht, niemals, egal was sie erzählen..."
Er wurde zurück gerissen und schlug wie wild um sich.
„Niemand nimmt mir meine Familie weg ihr Schweine!" Schrie er laut und verzweifelt.
Er hielt mit einer Hand Jake fest, mit der anderen hatte er auf die Bullen eingeschlagen, die nicht weniger unsanft zurück gegeben hatten.
Doch dann ertönte der Knall.
Der Knall, der alles vernichten würde, und mich zu dem machte was ich heute war.
Dad erstarrte, seine Augen schweiften noch mal über mich und Jake, seine Lippen formten etwas, aber keim Laut drang durch. Ich hörte nicht, was er sagte.
Dann sackte er zu Boden. Seine Hand liess die meines Bruders los, und sein Körper prallt schlaff auf den Boden.
"Nein!" Schrie Jake, und ich hatte noch nie solche Schmerzen in seiner Stimme gehört. Es fuhr mir durch Mark und Bein.
Ich begann lautlos zu weinen, mein geschockter Blick hing an den Augen meines Vaters.
Der Funke in ihnen erlosch, sie wurden matt und leer. Sie schienen mich geradewegs anzusehen und dennoch waren sie weit in die Ferne gerichtete.
Dass die übrigen Polizisten den Platz ab zu sperren begannen und den um sich schlagenden Jake zu mir auf die Bank hockten, merkte ich nicht mehr.
Ich sah bloss hoch, zu Garrison, wie er auf den Toten hinab starrte und seine Pistole wieder an den schwarzen Gürtel hängte.
Er hob den Blick und traf den meinen. Ich war ein Kind, aber ich wusste dass er es gewesen war, der geschossen hatte. Ich wusste, das er Dad getötet hatte.
"Ja John, so hätte es nicht enden müssen, alter Freund."
Meinte er und beugte sich zu der Leiche meines Vaters hinunter. Dann sprach er ganz leise weiter, aber ich hörte ihn dennoch.
„Aber du weisst auf was du dich eingelassen hast. Fight or die, erinnerst du dich?"
Der General stand auf, drehte sich um und lief weg. Dann schoben sich Hilfskräfte vor mich und versperrten meine Sicht auf meinen Vater, während sie versuchten uns in Decken ein zu wickeln und beruhigend auf uns einredeten.
"Daddy", ertönte noch meine Stimme, weinerlich, und gedämpft an der Schulter von Jake. Das Eis war zu Boden gefallen, und vermischte sich mit der Blutlache, die langsam über das helle weiss der Platten rann.
"Daddy..."

Ja, jetzt ist wohl klar, was für eine Rolle General Garrison in Jessys Leben spielt! Wer von euch hat das bereits erahnt?^^
Nun bleibt nur noch der Tod ihrer Mutter ungeklärt. Aber auch der wird sich noch klären, nur dauert das noch eine ganze Weile :) wenn ihr aber fleissig weiter lest, diesen und auch den nächsten Band, dann werdet ihr es erfahren!
Viel Spass beim Lesen und danke für die vielen Reads und Votes! Eure lieben Kommentare motivieren mich wirklich sehr!
Alles liebe
Angora77

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro