∞ 35 Ein paar Sekunden Nähe

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Ich war ohnmächtig geworden und hatte mich einfach den beiden wichtigsten Personen in meinem Leben hingegeben und ihnen vertraut. Ich hatte mich wortwörtlich in ihre Hände gelegt.
Und jetzt wachte ich auf.
Erst als meine Sicht sich klärte erkannte ich, dass ich in meinem Bett lag. Es dauerte einige Sekunden bis ich ausmachen konnte, in welchem der identisch aussehenden Zimmern ich mich genau befand. Ich war bei Aiden. Ich hatte also nicht mitbekommen, wie ich transportiert worden war.
Ich war in einige Decken gewickelt und lag auf den weichsten Kissen des Hauses. So kam es mir jedenfalls vor, denn ich hätte genau so gut auf einer Wolke schweben können, es hätte sich gleich angefühlt.
Meine Finger strichen langsam über den samtenen Saum der obersten Decke und ich spürte erfreut wie weich und sanft sie sich anfühlte.
Es war hell und durch die Vorhänge strahlten vereinzelte Sonnenstrahlen in das Zimmer und liessen die Staubkörnchen in der Luft tanzen.
Es war so friedlich.
Ich deckte mich langsam ab und liess meine Hand zu meinem Bauch wandern, zuckte jedoch gleich mit einem Zischen zurück, als bei meiner Berührung sich gleich alles zusammen krampfte. Der Schmerz blieb nicht aus, war aber deutlich geringer als zuvor. Wahrscheinlich hatte ich Schmerzmittel bekommen, die von Leons Medikamenten abgezwickt wurden.
Mein Hals fühlte sich trocken an und ich griff nach dem Glas Wasser neben mir auf dem Tischchen, kam aber nicht ran ohne mich zu bewegen.
Ich hasste es, mich nicht frei bewegen zu können.
Es war wie einem Vogel die Flügel zu nehmen und ihn zum Laufen zu zwingen, anstatt ihn in den Lüften schweben zu lassen.
Aber mein Verstand und die Schmerzen waren stärker als mein Drang nach Bewegungsfreiheit und so legte ich wieder leicht stöhnend dem Kopf in das Kissen, sodass ich mich aber leicht aufrichten konnte.
Wie auf Kommando wurde die Tür geöffnet und Aiden kam herein. Als er mich wach sah breitete sich ein mir so bekanntes, schelmisches Lächeln auf seinen Lippen aus. Seine Erleichterung war ihm aber dennoch an zu sehen, egal wie sehr er sie verstecken wollte.
"Wie geht es dir?" Vorsichtig, als könnte das gesamte Bett brechen wenn er es zu sehr belastete, setzte er sich neben mich und legte sich seitwärts hin, während er den Kopf in die Hand stützte und den Ellbogen neben mir platzierte, sodass ich ohne Anstrengung in seine schönen Augen blicken konnte.
Ich befeuchtete meine Lippen bevor ich meine ersten Sprechversuche startete, auch wenn meine Stimme etwas krächzend klang.
"Hab wohl schon bessere Zeiten gesehen."
Er lachte leise und brummend ab meinem trockenen Humor, seine Brust neben mir vibrierte leicht und ich musste mich zurückhalten um den Kopf nicht daran zu lehnen.
"Hier," sagte er dann schlicht und hielt mir das Wasserglas direkt vor die Nase.
Ich nickte erfreut und wollte danach greifen, aber er zog es grinsend weg.
In seinen Augen blitzte der übliche Funke auf, wenn er mal wieder einen seiner teuflischen Pläne hatte.
"Du bist krank Kätzchen, ich muss dir zu trinken geben, du darfst dich nicht überanstrengen."
Ich sah ihn misstrauisch an, doch sein engels Lächeln schien nichts zu verbergen und so nickte ich.
Vorsichtig hob er mir das Glas an die Lippen und ich trank eilig einige Schlücke. Die kühle Flüssigkeit rann meinen ausgetrockneten Hals entlang und füllte mich wieder mit Leben und Power.
Doch es wäre nicht Aiden gewesen, wenn er sich das folgende hätte verkneifen können.
Er rüttelte leicht mit der Hand sodass das Wasser über den Glasrand schwappte und sich über mein Shirt ergoss, dessen hellblauer Stoff es gierig aufsog und direkt um den Ausschnitt einen dunkelblauen Ring bildete.
Ich riss die Arme hoch und schauderte als das Kühle Wasser meine Haut traf.
"Du...du...", ich hob den Kopf und mein Blick wandert von meinem durchnässten Oberteil zu ihm, und direkt in seine dunkelgrünen Augen, die sich direkt vor mir befanden.
Sogleich drohte ich in der unendlich tiefgründigen Farbe zu versinken.
"Was wolltest du sagen Kätzchen?" Sein Grinsen war fies und triumphierend, aber das kümmerte mich nicht, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war sein Abbild in mein Gehirn zu brennen.
Seine Augen wanderten nach unten und fixierten meine Lippen, nur um dann noch ein winziges Stückchen weiter zu wandern.
Eine Haarsträhne strich über meine Wange als er näher rückte und ich biss mir auf die Lippen. Meine Selbstbeherrschung liess wirklich zu wünschen übrig. Ich war gerade angeschossen worden und fühlte mich immer noch wie ein notgeiler Teenager. Aber dagegen wollte und konnte ich nicht ankämpfen. Ich wollte nach dieser schrecklichen Nacht einfach nur seine Nähe geniessen. Mich vergewissern, dass er noch da war.
Schnell zog ich ihn zu mir hinunter und legte meine Lippen auf seine. Sogleich kam ein wohliges brummen seinerseits. Ich grinste in den Kuss hinein und fuhr ihm über die vollen Lippen, nur um ihn dann erneut zu küssen. Dieses mal länger und inniger.
Langsam rutschte er näher an mich heran und legte mir eine Hand auf die Hüfte, worauf er mich langsam zu sich bugsierte. Es zwickte in meiner Bauchgegend, doch ich ignorierte den Schmerz.
Ausser Atem flüsterte ich grinsend gegen seine Lippen: "Ich dachte ich soll mich nicht überanstrengen?"
Er machte einen unwilligen Laut als wir uns lösten und murmelte noch immer mit geschlossenen Augen: "Die Regeln haben sich halt geändert..."
Ich verzog die Lippen zu einem angestrengten Lächeln.
„So gerne ich auch auf die Regeln scheissen würde, es tut echt weh."
Sofort hatte Aiden sich aufgerichtet.
„Ruh dich aus. Die Wunde braucht Zeit, sich zu erholen."
Er küsste mich auf die Stirn und erhob sich dann.
„Warte, wohin gehst du?"
Fragte ich sofort und er seufzte.
„Die Survivors haben beim Eindringen in unser Viertel fünf Mitglieder der Gang erschossen. Wir müssen mit den restlichen sprechen."
Ich nickte verstehend.
Eine klamme Traurigkeit legte sich über das Zimmer. Fünf Menschen. Tot. Und das nur, weil Aiden, Jake und ich Angel verärgert hatten.
Ich hatte das Gefühl, als wäre ich für so viele Tode verantwortlich, die gar nicht durch meine eigene Hand geschehen waren.
Aiden schloss die Türe hinter sich und liess mich alleine mit diesen Gedanken, vor denen es jetzt kein Entkommen mehr gab.
Und zwar für die nächsten zwei Wochen nicht.
Während die anderen des Inneren Kreises, die noch die High School besuchten, ihre ersten Prüfungen schrieben, lag ich im immer gleichen Zimmer und quälte mich mit meinen eigenen Gedanken. Am meisten beschäftigte mich Dylans Sturz. Wie er mich angesehen hatte, als er gefallen war. Es schüttelte mich jedes Mal.
Und dann war da noch Garrison. Der Mörder meines Vaters. Fight or Die, hatte er ihm zugeflüstert. Es würden die letzten Worte sein, die auch der General hören würde. Und zwar aus meinem Mund.
Ein Grossteil der freien Zeit verbrachte ich damit, mir alle möglichen Todesszenarien für den Mann auszudenken.
Den Rest damit, mit Leon gemeinsam Kraftübungen zu machen und unsere Kraft Schritt für Schritt wieder aufzubauen, ohne uns überzustrapazieren. Ich machte schnellere Fortschritte als Leon, er war aber auch schwerer verletzt worden als ich. Ich hatte enormes Glück gehabt, dass die Kugel keine lebenswichtigen Organe getroffen hatte.
Heute war Samstag, der erste Tag an dem ich mich wieder richtig gut fühlte. Dicker Schorf bedeckte meine Narbe, was ein gutes Zeichen war. Es hatte lange nicht mehr gewässert oder geblutet, also verheilte alles nach Plan.
Ich riskierte es und trainierte etwas härter, als die Tage zuvor. Nichts mit Waffen oder so, es ging um reines Krafttraining und Dehnübungen. Aber sie konnten auch ziemlich ermüdend sein.
Als ich da im Wohnzimmer vor mich hin schwitzte, schwang die Türe auf.
„Kätzchen, was genau soll das werden?"
Ein misstrauischer Aiden hatte die Arme verschränkt und hinter ihm strahlte die helle Herbstsonne auf seine dunkeln, braunen, manchmal fast golden wirkenden Haare.
Er sah unmenschlich gut aus, in der Armeehose die er trug und dem schwarzen Sweater.
„Ich trainiere."
Antwortete ich wahrheitsgetreu und er seufzte.
Die Schuhe von den Füssen kickend kam er auf mich zu.
„Du weisst doch, dass du es nicht übertreiben sollst."
Ermahnte er mich und ging neben mir in die Hocke.
Mit an der Stirn klebenden Haaren blickte ich zu ihm.
„Ich weiss. Aber ich fühle mich so nutzlos. Ich habe so viel Energie, die ich loswerden muss."
Aiden grinste.
„Da wüsste ich auch andere Wege."
Mein Herz begann schneller zu pochen. Seit meiner Verletzung waren Aiden und ich uns nicht mehr wirklich sonderlich nahe gekommen.
Umso mehr brachten seine Worte jetzt Schmetterlinge in meinem Bauch zum Flattern.
„Achja, was denn für Sachen?"
Seine Augen blitzten frech und er strich mit den Lippen sanft über meine. Verdammt, fühlte sich das gut an.
Er flüsterte mir etwas ins Ohr, was meine Augen ganz gross werden liess. Oh ja, da sagte ich nicht nein dazu.
Zufrieden stand er wieder auf.
„Aber zuerst solltest du duschen."
Ich schnappte empört nach Luft.
„Pha."
„Ich kann dir auch dabei helfen."
Sofort war ich wieder besänftigt und liess zu, dass er mich hochhob als wäre ich eine Feder und mich ins Bad trug.
Die Fliesen waren kalt.
Ohne zu sprechen setzte er mich auf den Rand der Badewanne und zog mir langsam das verschwitzte Shirt über den Kopf, sehr darauf bedacht meine heilende Narbe nicht zu berühren.
Worte waren nicht nötig, er hatte meine Erlaubnis längst bekommen, und ich fühlte mich auch nicht unwohl unter seinem Blick. Seine ebenfalls kalten Hände streiften meine Beine als er mir auch Hose auszog. Ich beobachtete es fasziniert. Es war einer dieser Momente in denen ich nicht glauben konnte, dass er und ich tatsächlich zusammen gehörten.
Dann drehte er mich sanft um, sodass ich in die Wanne rein rutschen konnte.
Er drehte den Wasserhahn auf und richtete sich auf, währen er sich auch seine nassen Klamotten vom Leib streifte.
Trotz meines nicht ganz zurechnungsfähigen Zustands starrte ich ihn an, jede Bewegung, jeder zuckende Muskel.
Das heisse Wasser stieg höher und höher, bald umfing es meine Kalten Beine und brachte sie zum Surren, als die Durchblutung wieder regelmässiger wurde.
Vorsichtig stieg er zu mir in die Wanne und setzte sich, während er den Rücken an die Badewannenwand lehnte. Dann zog er den Vorhang zu sodass es etwas dämmeriger war als unter dem Grellen Licht der Badezimmer Lampe.
Ich liess mich langsam zu ihm sinken. In stummer Absprache legte er die Arme um meinen nackten Bauch und drückte mich enger an sich, während das heisse Wasser sich um uns schloss.
Ich lehnte den Kopf nach hinten und legte ihn an die Kuhle seines Halses, während er langsam seine Finger mit meinen verschränkte.
Nur das plätschern des Wassers, welches an der weissen Wand abprallte war zu hören, und ich genoss den Moment der Zuneigung und der Ruhe, nach all den Ereignissen.
Aiden fuhr mir über die Haare und keiner von uns hatte das Bedürfnis etwas zu sagen. Es war unser Moment, in dem nichts zählte, bloss das Hier und Jetzt. Wir hatten ihn uns verdient. Und wir brauchten ihn beide. Es war für keinen beschämend, wir beide genossen einfach die Nähe zum anderen.
Im Wasser schienen die schrecklichen Erlebnisse der letzten Wochen von uns ab zu lassen und ein neues Band strebte hoch, eines des Vertrauens und der Sicherheit.
Seine Berührungen im Wasser wärmten mich auf und bald wich jegliche Kälte aus meinen Gliedern und wurde von einem wohligen Gefühl ersetzt, während ich in seinen Armen lag.
Ein Gefühl welches ich wohl für immer und ewig für ihn empfinden wollte. Liebe.
Ich weiss nicht wie lange wir so da lagen, aber die Müdigkeit ergriff langsam von mir besitzt.
Wohlig brummend hatte Aiden die Augen geschlossen und fuhr mit regelmässigen Bewegungen über meinen Bauch, welches mir immer wieder kleine Blitze an Gefühlen durch den Körper jagte.
Langsam bewegte ich mich und setzte mich auf, sogleich folgte er mir und ich konnte seinen Körper an meinem Rücken spüren.
„Wie lange sitzen wir eigentlich schon hier drin."
Nuschelte ich lächelnd.
„Keine Ahnung."
"Ich bin etwas Müde, können wir..."
"Natürlich", er lächelte, und da war es wieder. Dieser Ausdruck in den Augen.
Zuneigung, ich sah sie ganz deutlich und schaffte es nicht den Blick von dem satten Grün abzuwenden.
Aber dann zog ich den Vorhang zurück und das helle Licht der Badezimmerlampe blendete mich kurz.
Die Wände waren alle mit feinen Wassertröpfchen besetzt und der Spiegel des Waschbeckens war angelaufen.
Langsam, fast schon wieder unwillig, das warme Wasser zu verlassen, stieg ich aus der Wanne und lief mit nassen Füssen zum Becken, wo ich die Hände auf das kalte Material legte.
Ich hörte ein plätschern von abfliessendem Wasser und kurz darauf Aidens warmen Atem in meinem Nacken, bevor er seine Hände erneut um mich schloss und den Kopf auf meine Schulter legte.
Seine Nähe liess meine Hormone aktiv werden, aber die Müdigkeit zwang mich zur Vernunft und ich tat nichts.
Dann hob er langsam seine Hand und umschloss meine, bevor er sie hob und meinen Finger mit seinem über das beschlagene Glas führte.
Als er die Hand sinken liess standen gross unsere Initialien, ineinander verschlungen als helle und spiegelnde Linien im Dunst und ich konnte uns darin erkennen.
Er brauchte gar nicht zu sprechen, das war alles unnötig, ich hatte es schon verstanden und es erfüllte mich mit Glück und Erleichterung.
Dann drehte er mich zu sich um und nach so langer Zeit senkte er endlich wieder seine weichen Lippen auf meine und ich schloss die Augen. Um es einfach zu geniessen.
Der Kuss war innig und lang, als müssten wir die Zeit ohne einander aufholen und als wir uns nach Atem ringend lösten meinte er bloss: „verdammt."
Dann griff er nach zwei Handtüchern im Regal neben uns und legte es mir um die Schultern, ich zog es dann näher um mich und wickelte mich darin ein. Es war noch nicht oft gewaschen und deswegen noch weich und flauschig, streifte sanft über meinen Körper und übte beinahe keinen Druck auf die eingewickelte Wunde aus.
Ich sah ihn im Spiegel an, und wieder einmal mehr sah ich den Jungen den ich liebte. Liebe konnte man nicht erklären. Es war das kribbeln im Bauch, das Glücksgefühl wenn der Andere in der Nähe war, wenn man den Blick nicht von ihm nehmen konnte, und wenn man bereit war alles zu opfern, und sich endlos zu vertrauen. Aber das bedeutete es bloss für mich, jeder fühlte es anders.
Aber wenn ich darüber nachdachte, gab es keine Kriterien der Aiden nicht entsprach.
Mein Bauch fühlte sich jedes Mal an wie ein verrückt gewordener Zoo, die Freude wenn ich seine Anwesenheit spürte war nicht zu beschreiben, seine Augen waren wie das Universum, so unendlich und wunderschön, dass ich davon gefesselt wurde, als er meine Hand hielt, auf dem Turm und ich wusste dass er niemals loslassen würde, und sofort den Platz mit mir getauscht hätte wenn er gekonnt hätte.
"An was denkst du?" Hörte ich seine Stimme dicht an meinem Ohr und spürte seinen Atem an meiner Wange, sogleich schien das Bad um einige Grad Celsius gestiegen zu sein.
Ich drehte mich in seinen Armen um, und legte ihm die Arme über die Schultern. Dann stellte ich mich auf die Zehen und legte meine Stirn an seine. Den Blick tief in seinen Augen verankert stand ich da, lauschte unserem Atem und lächelte.
Aidens Hände strichen über meine Hüfte nach oben und strichen mir übers Haar, bevor er den Kopf schief legte und fragte: "Gehen wir schlafen? Du siehst müde aus Kätzchen, und Leonie würde mich umbringen, wenn sie wüsste dass du dich nicht geschont hast. Von deinem Bruder ganz zu schweigen."
Er lächelte schelmisch und ich sah ihm an, dass er gerne gewillt wäre den Vorschlag wieder zurück zu ziehen und die, von unseren Geschwistern, aufgestellten Regeln zu brechen. Allein schon weil es Regeln waren.
Schon als kleines Kind hatte unser Dad immer erzählt dass man immer alle Regeln kennen musste. Darauf hin hatte meine Mom immer zustimmend genickt. Aber meistens, wenn sie dann raus ging, lehnte sich unser Vater zu unseren Stühlen und zwinkerte uns zu, bevor er hinzu fügte: "Aber das ist nur nötig um zu wissen, wie ihr sie am besten brechen könnt."
Und diesen Rat befolgte ich bis heute, auch wenn er sich in den letzten Monaten etwas brutalisiert hatte.
"Du hast recht, ich bin wirklich etwas....", wie gerufen musste ich einmal kräftig Gähnen, was Aiden zum schmunzeln brachte."Müde."
"Ich sehs Kätzchen, ich sehs", lächelte er und schon dann den Arm um meine Hüfte, bevor er zu mir hinuntersah, wobei meine Stirn ein Wassertröpfchen traf, und gespielt höflich fragte: "Und my Lady, darf ich sie in mein Bett geleiten?"
Ich kicherte, und nickte, bevor ich einen hochnäsigen Ausdruck auflegte und gnädig nickte.
Leise lachend liefen wir nun aus dem Warmen Bad und über das kalte Holz zum einladenden Bett liefen.
Es tat gut, solche unwichtigen und kindischen Spiele in die sonst so ernste Situation zu bringen. Es zeigte mir, dass ein Leben in der Gang, in dieser Gang, nicht immer so brutal und verbissen geführt werden musste. Es zeigte mir dass es auch möglich war Spass zu haben, und Freude zu empfinden. Dies war wichtig denn solche Einzelheiten entschieden oft über vieles, was mit Entscheidungen zusammenhing.
Langsam hob mich Aiden ins Bett, wobei ich mit grosser Freude beobachten konnte wie sich seine Muskeln unter der Haut spannten, als er mich auf der weichen Matratze ablegte.
Dann zog er mir mit einem breitem Grinsen das Handtuch weg und flüsterte gespielt unschuldig: "Das brauchst du ja nicht mehr."
Ich unterdrückte ein Rot werden, wobei ich selbst nicht wusste wie ich es schaffte und zog die Decke bis zu den Schultern hoch, legte mich auf den Rücken und den Kopf in das weiche Kissen.
Dann legte ich die arme auf die Seidenweiche Bettdecke und spielte mit dem Saum, während ich das Ende davon, knapp über meinem Busen etwas zurecht rückte.
Dann beobachtete ich Aiden, wie er zum Lichtschalter lief und davor kurz die Nachttischlampe angeschaltet hatte.
Sein gang war Männlich, aber nicht übertrieben hart oder schulterschwingend, sondern federn und sicher. Mein Blick wanderte über das weisse Tuch um seine Hüfte weiter seinen durchtrainiertem Rücken hinauf, bis ich zu seinem Haarschopf gelangte. Ich fand es nur gerecht, das selbe zu tun wie er, schliesslich hatten meine Augen nicht jeden Tag die Freude.
Als er die Deckenlampe ausschaltete, tauchte nur noch schwache Schimmer der vom Nachttisch her, das Zimmer in einen schattenartigen Raum, an den Wänden tanzten die Umrisse der Möbl und es wurde mir ganz gemütlich zu mute. Es war so ein Moment, der mich, wie vieles in letzter Zeit, an Früher erinnerte. Ich sass damals am Fenster, in dem grossen Zimmer welches ich mir damals teilen musste, und hatte mich in eine grosse gemütliche Decke eingehüllt, und mir einen Kakao mit Marshmellows geholt, während ich dem prasselnden Regen vor dem Fenster zusah, welcher immer wieder in langem Strichen das Glas hinunter lief, welches ich dann mit dem Finger nachfuhr.
Es war wie dieser hier, ein Moment des Friedens und der Geborgenheit gewesen.
Doch damals hatte ich in dem Kinderheim gelebt, zur Schule war ich liebend gerne gegangen, sie hatte mir immer den einzigen Ausweg geboten. Das Internat hatte mich immer an ein Gefängnis erinnert, und selbst die Schüler darin verhielten sich, als würden sie eine Zwangsjacke tragen. Niemand interessierte dort meine Vergangenheit, sie verdienten Geld indem sie ein armes Waisenmädchen aufnahmen, das genügte ihnen. Ich denke dass die Erzieherin meinen Namen noch nie gewusst hatte. Deshalb hatte sie mich auch immer mit "du,Kleine" angesprochen, wenn ich sie mal wieder, und das kam sehr oft vor, wütend gemacht hatte. Aber ich hatte mich nie eingeordnet gehabt, deshalb auch nicht all zu viele Freunde gehabt, und mein einiges Ziel war gewesen so schnell wie möglich dort raus zu kommen. Immer wieder hatte ich Nächte lang wach gelegen und an Jake gedacht, den Kontakt hatte man mir verboten. Wieso wusste ich bis heute nicht, aber falls ich diese Erzieher jemals wieder sehen würde, müsste man mich schon fest halten, damit ich mich nicht auf sie stürzte.
In Gedanken versunken bemerkte ich wie sich die Matratze senkte und ein starker Arm mich näher zu Aiden zog.
Ich spürte wie die Decke sich etwas spannte als er sich zudeckte und fuhr über den weichen Stoff nach links, wo ich seine Hand vermutete.
Es klickte und die Schatten die die verzerrten und unförmigen Möbel dargestellt hatten, erloschen, sodass nur noch eine Schwarze Fläche zu sehen war. Bloss das Fenster warf etwas Laternenlicht auf den Boden, und zeigte die dunklen Einkerbungen im Holz, welches in Ebenmässigen Fliesen da lag.
"Gute Nacht", hörte ich Aidens Stimme links von mir und spürte wie seine Hand sanft über meine Strich.
Ich schloss die Augen und seufzte, vor einigen Stunden hatte ich noch darüber nachgedacht dass ich ihn wahrscheinlich niemals wieder umarmen, geschweige denn in seiner Nähe sein konnte. Und jetzt lagen wir hier, alles war gut, und jeder hatte seine Fehler eingesehen. Ich war stolz, denn auch wenn wir noch nicht lange zusammen waren, es war wichtig, jemanden zu habe den man immer aufsuchen konnte, und wusste dass er da war, und dass man nicht im Streit auseinander ging. Denn man wusste nie wann es das letzte mal war dass man den anderen sah, und in unserer Lage erst recht.
Aber ich war einfach glücklich, in diesem Moment, vielleicht dachte man von mir ich hätte Stimmungsschwankungen, aber ich war schon immer ein Mensch, der sich den Gefühlen schnell klar wurde. Ausser ich wollte sie nicht wahrhaben, dann konnte ich sie genauso gut verdrängen wie jeder andere.
Ich wandte den Kopf nach Links und erkannte, meine Augen hatten sich ans die Dunkelheit gewöhnt als ich sie wieder geöffnet hatte, Aidens Umrisse, welche ich mit den Augen nachfuhr, als ob ich mich seiner versichern musste.
Dann schloss ich die Augen erneut, und spürte wie die Müdigkeit mich raus zog, mein Körper die Ruhe genoss und wie ich langsam im Schlaf versank.
"Gute nacht."

Ich schwebte friedlich in meinen Träumen, was nicht oft vorkam, denn meistens verfolgten mich alle Erlebnisse, die ich als Ummensch vollbracht  hatte. Jeden Schuss, jedes Gesicht in das ich gesehen hatte. Es waren noch nicht viele, aber jedes einzelne Gesicht war eines zu viel. Die Gesichter vermischten sich mit den Orten der Geschehen und so entstand ein Labyrinth aus Taten, aus denen ich, egal wie schnell ich rannte, nicht entkam. Sie holten mich immer wieder ein, warfen mir vor sie dem wichtigsten beraubt zu haben was sie besassen. Dem Leben.
Doch heute schlief ich gut, es schien als ob Aidens Nähe eine Kuppel um mich bildete, die all diese Gedanken wie ein Traumfänger von mir abhielt.
So schlief ich die Ganze Nacht durch, jedenfalls bis die Tür unsanft auf gerissen wurde. Abrupt öffnete ich die Augen und musste mich eine Sekunde lang an das Grelle Licht gewöhnen, es schien schon lange Morgen zu sein, bevor ich zur Tür sah.
Ein leiser Schrei entfuhr mir als ich Fabio im Türrahmen erkannte, die Hand an dem Knauf und noch immer das Gewicht im Sprint nach vorne verlagert, bloss dass er jetzt reglos dastand und mich an starrte.
Er war sichtlich darum bemüht nur mein Gesicht an zu sehen, sein Kopf war knall rot und sein Mund stand unpassend leicht offen. Schnell zog ich die Decke bis zu meinem Hals und richtete mich auf, das ungekämmte Haar viel mir über die nackten Schultern auf die dunkelblaue, schwarz schimmernde Decke und durch meinen Schrei regte sich diese. Also eher Aiden regte sich, der darunter lag. Mit einem murrenden Stöhnen drehte er sich um und ich fühlte seine Hand auf meiner Hüfte kreisen, was mir kleine heisse Blitze über die Stelle jagte.
Seinen Kopf hatte er im Kissen vergraben und seine zerzausten Haare lockten mich, meine Hände darin zu verankern.
"A..Aiden", sagte ich mit etwas krächzender Stimme, ein Wunder dass mich die Röte noch nicht in eine Tomate verwandelt hatte, und rüttelte mit der freiem Hand, die die Bettdecke nicht umklammert hielt, an seiner Schulter.
"Was ist, lass mich schlafen, nur noch ein kleines Bisschen..."
Seine Morgenstimme klang rauer als sonst und zauberte mir ein kleines, feines Lächeln auf die Lippen.
Mein Blick wanderte zu Fabio, der sich nun verlegen durch die Haare fuhr und die Tür hin und her schwanken liess. Ich sah ihm an, wie unangenehm ihm das Ganze war, wies ihn aber mit stummen Gesten an, auch etwas zu sagen.
"Hey...öhm Kumpel?"
Mein Blick zeigte in etwas die Frage ob es sein Ernst war, aber er wehrte bloss mit erhobenen Händen ab.
Keine Ahnung wieso, vielleicht löste die Stimmen von anderen Jungs im eigenen Zimmer ja einen Alarmknopf aus, aber Aiden schoss wie von der Pistole getroffen hoch und sein Blick, der ansonsten Schläfrig war, war heute ausnahmsweise hellewach und kontzentriert.
Wie in einem Kontrollgang fiel sein Blick auf mich, wie ich da neben ihm sass, ziemlich rot wahrscheinlich und mit der Decke umhüllt, bevor er ihn wieder zu Fabio schweifen liess.
Er war alles andere als erfreut, ob es daran lag dass er geweckt wurde oder das Fabio hier im Zimmer stand, wusste ich nicht genau.
"Sorry Bro, ich wusste nicht dass sie hier ist", sagte Fabio schnell. Auch wenn die beiden wie Brüder waren, man sah genau die Grenzen, die Aiden zog, und an die Fabio sich mit anscheinendem Eifer zu halten versuchte.
Dann wanderte sein Blick kurz zu mir, worauf Aiden sich sogleich anspannte, und der andere den Blick schnell abwandte. Ohne Zweifel, er hatte einen sehr geprägten Beschützerinstinkt, auch wenn ich in diesem Fall eher auf Eifersucht ohne Grund tippte.
Leicht musste ich schmunzeln, als Fabio sehr damit bemüht war in die richtige Richtung zu sehen und Aiden sich langsam etwas vor mich schon.
Rot war ich immer noch, es war ja nicht so dass mich Fabio schon im Bikini gesehen hat. Da war eine Bettdecke auch nicht wahnsinnig unterschiedlich. Aber vielleicht war die Situation einfach etwas imtimer, was wohl für alle drei Seiten nicht all zu angenehm war.
Also beschloss ich, ganz Nach dem Motto, selbst ist die Frau, die Sache in die Hand zu nehmen und drückte Aiden einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor ich meinte: "Ich lass euch mal alleine, es scheint sehr...wichtig zu sein."
Aiden nickte und Fabio sah mich dankbar an, was zum Glück für uns beide unbemerkt blieb.
Irgendwie fand ich es schon süss, wie sehr Aiden mich vor dem Blick seines Besten Freundes hatte schützen wollen. Wenn er selbst bei einem "Bruder", die Grenze zog musste ich ihm wirklich was bedeuten, denn dem Anschein wie Fabio ins Zimmer gestürzt war nach, machte er das öfters, und Aiden war ja bekannt dafür gewesen auch mal ab und zu eine Freundin gehabt zu haben.
Ich robbte auf dem Po zum Bettrand und setzte die nackten Füsse auf den Boden. Ich hätte sie liebend gerne wieder rein gezogen, stand aber auf und zog die Überdecke mit, welche ich mir schnell und etwas unordentlich um den Körper wickelte. Die Haare strich ich mir mit der freien Hand zurück und lief dann los, die Decke schleifte hinter mir her über den Boden und ich umrundete das Bett, um dann an Fabio vorbei aus der Tür zu gehen. Zufrieden und leicht grinsend, spürte ich Aidens Blick auf mir, worunter mir heiss wurde, und ich mir auf die Lippe biss.
Kurz sah ich nach unten und hob den Blick dann wieder gerade aus, es war gut zu wissen dass ich auch einem Einfluss auf ihn hatte.
Als die Tür sich schloss hörte ich noch seine leicht warnende Stimme durch das Holz gedämpft zu mir durch dringen.
"Alter, was gaffst du auch meine Freundin an?"
Darauf hin Fabios abwehrende noch etwas lautere Stimme, weil er ja näher bei der Türe stand;"Hab ich nicht, ehrlich."
"Ja klar ich habs doch gesehen."
"Alter weisst du nicht? Brüder vor..."
"Vor was?"
Ich blieb stehen und hob die Brauen als Aidens Stimme Fabios mühevolle Erklärung unterbrach.
Darauf hin war es ruhig, und ich bemühte mich kein Geräusch zu machen, währene ich über die Fliesen auf mein Zimmer lief. Bevor ich dann die Tür schloss hörte ich die beidem reden als wäre nichts gewesen.
Da soll mir aber niemand mehr mit "Mädchen kann man nicht verstehen".
Denn die beiden verwirrten mich noch mehr. Aber das war sowieso bloss eines dieser unzähligen Klischees, wie das Mädels immer Stunden im Bad verbrachten. Naja auch wenn das bei mir stimmen mochte, das lag aber bloss an der warmen Dusche, gab es viele Jungs die mehr Zeit für ihre Haare aufwendeten als ein Mädchen für eine ganze Morgenroutine.
Kopfschüttelnd und mit einem Dauergrinsen ging ich zu meinem Schrank und zog mir eine Trainerhose und ein, mir viel zu grosses aber total einladendes, Shirt von Jake an, dass ich ihm irgendwann einmal geklaut haben musste.
Dann legte ich mich auf mein Bett, die Kalte decke war aber nicht halb so gemütlich wie Aidens aufgewärmte Matratze.
Als ich die Nachrichten auf meinem Handy gecheckt hatte, und mit Freuden fest gestellt hatte, dass von vielen weg werf Handys gute Besserung Wünsche kamen, lüftete ich das Zimmer kräftig durch, während der Winde der leise neben den Läden pfiff, meine Gedanken anregte.
Die Schulschlussfeier mit dem Abschlussball war bald. Schon in drei Wochen, um genau zu sein. Sie war mir bisher immer unwichtig erschienen, neben all den Dingen die geschehen waren. Doch vielleicht war das kleine bisschen Realität doch ganz angenehm. Ich nahm mir vor, Leonie noch über die Prüfungen, das Shoppen für ein Ballkleid und allgemein den Schulschluss aus zu quetschen, da sie sich bestimmt schon genauer damit auseinandergesetzt hatte.
Als Leonie dann endlich gegen Mittag vorbeikam, um nach meiner Wunde zu sehen, packte ich die Gelegenheit am Schopf und fragte sie nach dem Abschlussball. Ich erfuhr, dass sie ebenfalls froh war, dass wir die Möglichkeit hatten, dort hin zu gehen. Und sie wollte noch mit mir shoppen gehen, wenn die Wunde völlig verheilt war.
Das hörte sich nach einem guten Plan an. Nach einem völlig normalen Plan. Einem, der weder Tod noch Schmerz beinhaltete. Und das war genau das, was ich brauchte.

Liebe Sternchen, ich freue mich wieviele von euch täglich neu dazustossen und wünsche euch allen von Herzen viel Spass beim Lesen der Fight or Die Trilogie!
Bis zum nächsten Kapitel
Angora77

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