∞ 37 Ein Kuss mit Folgen

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Dann griff er nach meinem einen Bein, welches ich ihm jedoch entzog, bevor er sich grinsend dem anderen zuwandte. Dann hob er es hoch und legte es sich auf den Schoss, worauf ich mich leise lachend in meinem Sitz, ihm, also nach links, zugewandt und die beiden Beine entspannt auf seinem Schoss platziert hatte.
Mit den Fingerknöcheln fuhr er langsam meine Oberschenkel hoch, bis er mir sanft über den Bauch strich.
Ich lächelte und schloss kurz die Augen, ich war einfach nur glücklich.
Manchmal fragte ich mich ob ich überhaupt glücklich sein durfte, denn die Umstände verhiessen alles andere als zukünftige Freude.
Doch wenn ich eines gelernt hatte, dann war es, den Moment zu geniessen. Ihn auszukosten und so gut es ging in den Erinnerungen fest zu halten. Es waren die Kernerinnerungen die mir in aussichtslosen Situationen einen Lichtblick verschafften.
Ich hatte das Recht darauf, glücklich zu sein, auch wenn es womöglich nur von kurzer Dauer war.
Diese kurze Dauer hatte ich zwar ernst gemeint, aber ich hätte nicht gedacht dass sie so kurz sein würde. Es war als ob es der Auftrag des Pechs lautete, mich in jeder schönen Situation zu verfolgen und sie zu zerstören.
Ich beging den Fatalen Fehler auf zu stehen.
"Ich geh auch mal aufs Klo."
Aidens Mundwinkel hoben sich schelmisch.
"Wegen mir Kätzchen?"
Er wackelt mit den Augenbrauen. Sogar das sah bei ihm noch gut aus.
"Wenn es ist um von deinem schrecklichen Ego weg zu kommen dann ja", konterte ich und streckte ihm grinsend die Zunge heraus, worauf er sich gespielt getroffen in den Sitz fallen liess.
Lächelnd stieg ich von der Erhöhung der Sitzstände und lief den Gang zwischen den drei Sitzflächen entlang.
Durch den Vorhang kamen in dem Moment, als ich durch schlüpfen wollte einige Kerle hindurch.
Sie sahen ziemlich angepisst aus und da sie den Eingang versperrten und ich mich nicht bremsen konnte, streifte ich leicht die Schulter des einen, bevor ich einen Schritt zurück trat um zu sehen, was hier los war.
Es waren fünf Typen. Sie alle trugen braunes Leder und schienen wohl mit Bikes her gekommen zu sein.
Der eine trug eine knallrote Bandana um die stacheligen blonden Haare und liess die funkelnden Braunen Augen im Saal umherschweifen.
Die übrigen drei standen links und rechts von ihm, und guckten grimmig umher, was einige der wenigen Leute im Saal bereits dazu veranlasste von ihren Sitzen weiter weg zu rücken.
Jeder hier drin stammte aus den Bronx und wusste demnach von den Bandenkriegen. Sie waren allgegenwärtig und sie alle hatten gelernt, damit zu leben. Indem sie uns einfach auswichen.
Doch wenn sie uns begegneten, hatten die meisten Angst.
Dabei gab es zumindest für unsere Seite keinen Grund, ihnen weh zu tun. Wie die Survivors das handhabten wusste ich nicht.
Den Mann, den ich angerempelt hatte, drehte den Kopf zu mir.
Seine schwarzen Haare reichten ihm weit und geplättet in die Stirn, seine grünlichen Augen sahen mich blitzend und auf der Suche nach Streit an.
"Kannst du nicht aufpassen, Miststück?"
Er drehte den Oberkörper zu mir und machte sich gross, während er böse auf mich hinab sah.
Als ich von meiner Familie weg gebracht worden war, hatte ich mir vorgenommen, nie mehr den Kopf ein zu ziehen, wenn ich jemandem gegenüberstand, der grösser war als ich. Erst recht nicht, wenn etwas unfair war. Vielleicht hatte es mir schon einige unbequeme Lagen eingebracht, aber ändern wollte ich daran trotzdem nichts. Ich hatte es mir geschworen und ich hielt mich daran. Für mich einstehen, das war etwas wichtiges. Für jeden. Nicht nur Mafia Mitglieder oder Polizisten. Für jeden Menschen galt es, niemand sollte sich von anderen herum schubsen lassen.
"Nenn mich noch ein mal Miststück und ich verspreche dir du wirst nicht in der Lage sein den Mund jemals wieder zu öffnen."
Okay, das waren grosse Worte und ich hatte auch keinen blassen Schimmer wie ich das anstellen wollte. Aber es war ein Bluff, er gehörte nunmal zum gefährlichen Leben eines Gangmitglieds. Vieles konnte davon ab hängen, ob ich eine Lüge glaubhaft über die Bühne brachte. Und das tat ich immer.
"Ganz schön frech für jemanden der gerade sein Urteil unterschrieben hat du kleine Schlamp..."
Rasend hatte er die Hände gehoben, ohne dass ich zurück wich. Ich hatte es mir längst abgewöhnt, mich dann zu bewegen. Viel eher konzentrierte ich mich darauf zu kontern, wenn er seine groben Hände nieder sausen liess. Doch dazu kam es gar nicht erst, denn mitten in seinem Satz unterbrach er sich und hob den Blick langsam.
Ich spürte ein vertrautes Kribbeln am Rücken, als ich die Wärme eines Körpers hinter mir spürte.
Aiden.
"Was hast du gerade zu meiner Freundin, gesagt du dreckiger Hund?"
Seine Stimme klang schneidend, Kälte schien die Sprechblase zu gefrieren und ich spürte sein,über den Körper gespanntes Shirt,an der Haut.
Von seinem liebevollen und neckenden Grinsen war nicht die kleinste Spur zu sehe.
Inmitten einer Sekunde hatte er sich in einen Racheengel verwandelt, der hinter mir aufblühte und seine stählernen Schwerter zog.
Der Mann hielt kurz inne, als er es mit einem so bereitwilligen Gegner zu tun bekam.
"Ganz schön frech die Kleine", er wies mit dem Kinn abschätzig auf mich, hielt den Blick aber auf Aiden gerichtet. Er hatte Aiden wohl nicht erkannt.
Dieser Antwortete nicht sondern schien nach unten zu sehen, da der Blick des Jungens nach einer kurzen Weile zögernd auf seinen Arm fiel.
Auch ich senkte den Blick darauf und gefror innerlich.
Das war...das Tattoo... Das Zeichen der Survivors. Den Feinden die selbst die Bullen übertrafen. So sagte man. Aber nicht für mich. Niemand konnte die Vorwürfe die ich gegenüber den Männern mit Marken hegte übertreffen.
Aber dennoch wusste ich sehr wohl dass sie gefährlich waren. Und zu fünft.
Aiden schien es bestimmt auch zu wissen, doch wenn er unsicher war oder Angst hatte, liess er es sich nicht anmerken, sondern stand selbstbewusst und in einer feindlichem Haltung nun neben mir.
Nachdenklich überlegte ich ob er unsere Identität gleich preisgeben würde, und einen Kampf wagte, oder ob er versuchte darum herum zu kommen. So wie ich Aiden kannte, scheute er davon nicht zurück, er hatte es noch nie mit Rückzug gehabt, er war der der bis zum Schluss da stand und weiter Kämpfte.
Ob dass nur Dumm oder doch Heldenhaft war, darüber konnte man sich streiten.
"Das Popcorn steht dir, ist aber auch das einzig gute was ich an dir entdecken kann."
Aiden grinste nun lässig und ich hätte es ihm voll abgekauft. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt und überheblich, während er mit einer fast Gelangweilten Handbewegung seine Gedanken unterstrich.
Nur seine Augen verrieten mir, dass er gerade dabei war ein Netz zu spinnen, welches ihm wohl für seinen gerade ausgedachten Plan helfen sollte.
Erst jetzt bemerkte ich dass der Junge kleine Maiskörner in den Haaren hatte. Bei genauerem Hinsehen konnte ich auch bei seinen Kumpels solche Kügelchen ausmachen.
Das musste wohl der Grund sein, wieso sie so wütend hier rauf gestürmt waren.
Sie hatten wohl unter dem Balkon gesessen. Als ich dann Die Körner geworfen hatte, und sie Aiden verfehlten, mussten sie wohl auf ihrem Haaren gelandet sein. Was für ein überaus unglücklicher Zufall.
Das Gesicht des Jungens gefror und seine Oberlippe zuckte kurz.
"Ich werde dir zeigen, was es heisst zu leiden. Wenn ich mit dir fertig bin dann schwöre ich, wird dich kein Mädchen mehr ansehen."
Er knurrte es drohend und ballte die gewaltigen und wulstigen Finger zur Faust.
Jetzt ging mir ein Licht auf. Aiden wollte die Zeit heraus zögern, bis die anderen vom Klo zurück waren. Er wusste, dass er alleine keine Chance hatte, auch wenn er ein ausgezeichneter Kämpfer war.
"Grosse Töne für einen mit gesalzenem Popcorn in den Haaren.
Ich hab ja mal einen Artikel gelesen in dem Stand das Eier gut für die Haare sind, aber davon hab ich noch nie gehört."
Mit Wimpernaufschlag sah ich den vor Wut kochenden jungend Mann an und sprach etwas langsamer als sonst.
"Jetzt reicht es mir", knurrte der Junge, und liess die Hand auf mich niedersausen. Doch ehe ich überhaupt reagieren konnte, stand ein wütend knurrender Aiden vor mir.
Er hatte keine Sekunde gezögert eine Schlägerei zu beginnen, in der er in der Unterzahl war, und das für mich.
Er packte das Handgelenk des Typen und wendete den Kinnhaken ab, sodass er die Faust in den Bauch des Kerls rammte.
Dieser stolperte nach Luft schnappend zurück und liess seine Kumpels vorrücken, während er sich keuchend an einem Stuhl fest hielt
Kleinere, erschrockene Schreie gingen durch den Saal und die Besucher drängten sich in die Ecken zurück, so weit wie möglich von uns entfernt. Einige blieben auch einfach sitzen und konzentrierten sich auf den Film.
Zwei Jungs schlugen gleichzeitig zu, sodass Aiden nur einen abwehrte, und durch de Wucht des Schlages zurück taumelte.
Doch sogleich hatte er sich wieder gefasst und warf sich auf den Einen, das gezückte Messer auf den Feind gerichtet.
Der Junge mit der Bandana schrie auf, als er das Messer zwischen die Rippen bekam.
Sogleich warf sich ein anderer auf Aidens Rücken und drehte ihn auf dem matt da liegenden Jungen um. Er schlug ihm mehrmals ins Gesicht, bevor ich aus meiner Starre erwachte. Ich fühlte mich sogleich schuldig , weil ich so lange gewartet hatte.
Ich griff nach meinem Messer, welches ich immer Griffbereit hatte, aber es war nicht da.
Ich trug keine Waffen bei mir.
So etwas konnte den Untergang für mich bedeuten und ich hatte es einfach nur vergessen. Ein verheerender Fehler.
Ich machte dennoch einen Schritt vor, als aus Aidens Mund etwas Blut lief, doch seine tiefgrünen Augen streiften mich und er schüttelte kaum merklich den Kopf.
Unwillig und mit einem Ziehen im Bauch blieb ich Hände ringend stehen und sah zitternd zu, wie Aiden sich gegen den Jungen stemmte und ihn weg schleuderte, bevor er folgte und ihm einige Kinnhaken verpasste, während die beiden anderen ihm mehrmals in den Rücken schlugen.
Bei jedem Schlag entwich mir ein Wimmern, doch Aiden reagierte nicht, sondern schlug immer wieder zu. Seine Augen hatten sich schon lange zu unberechenbaren Bunkern verdunkelt und fast rhythmisch traf er mit den wunden Fäusten in das Gesicht des Typen.
Ich spürte wie meine Lippe zu bluten begann, als ich mir zu sehr darauf biss.
Doch dann kamen endlich die anderen durch den Vorhang.
Kurz blinzelten sie, ich erkannte Verwirrung und Ratlosigkeit in ihrem Blick, als sie das Geschehen automatisch abschätzten.
Doch kaum entdeckten sie Aiden schien ein vernünftiger Grund keine Rolle mehr zu spielen.
Sogleich stürzten sie sich auf die Typen, rissen sie von Aiden weg und schoben sich in einer dichten Wand vor uns, während sie den Kampf mit den, nun unterlegenen Jungs, aufnahmen.
Eine Weile war nur noch das anstrengte Atmen, das Knacksen bei Treffern und das schreien der übrigen Leuten zu hören. Ich stand daneben und rührte mich nicht. Schon lange war ich nicht mehr so hilflos gewesen, die Wochen im Bett zählten nicht. Ich sollte neben ihnen stehen und den Kerl der Aiden so zugerichtet hatte zerstören. Aber ich stand bloss da, die Nägel in meine Arme gekrallt und mit schweifendem Blick.
Es gab nichts was ich tun konnte um ihnen zu helfen, ausser einigen vereinzelten Rufen in denen ich einen der Jungs vor einem hinterhältigen Survivor warnte.
Doch das grausame Schauspiel endete bald, als die stark verwundeten Survivor sich in die Sitze zurück zogen und meine Jungs taumelnd stehen blieben.
Lucas, Sam, Knut und Jake waren kaum verletzt, dafür sahen Aiden, Simon und Kenan umso schlimmer aus. Das verkrustete Blut auf ihren Gesichtern verschmolz mit der bläulichem Haut der geschwollenen Körperteilen und den roten Flecken der Schläge.
Schnell rannte ich los zu Aiden, der sich bloss mit Mühe aufrecht hielt.
Die Unverletzten stützten die anderen und als ich bei ihm ankam strich er mir kurz eine Strähne aus den feuchten Augen.
„Es tut mir so wahnsinnig leid, Aiden. Ich habe meine Waffen einfach vergessen ich Dummkopf. Ich hätte dir helfen müssen."
Er winkte ab.
„Ach was. Ich habe mein Ziel ja trotzdem erreicht", sagte er mit einem schwachen Grinsen.
Verwirrt noch immer zu Tode besorgt musterte ich ihn.
"Welches Ziel meinst du?"
"Dass du unverletzt bist."

Kurz bevor die Polizei auftauchen konnte, hatten wir es geschafft, Aiden und die anderen irgendwie aus dem Kino zu bekommen. Aus dem Saal zu rennen war nicht all zu schwierig gewesen, da die meisten Leute sich noch in Schock starre befanden, während der Film im Hintergrund unbeirrt weiter gelaufen war.
Erst in der Eingangshalle war es problematisch geworden, da die Mitarbeiter uns merkwürdige Blicke zugeworfen hatten, bevor sie zum Telefon gegriffen hatten. Aber wir hatten sowieso nicht vor, in dem nach Popcorn riechenden Laden zu bleiben und hasteten hinaus, wo die kühle Nachtluft bereits auf uns gewartet hatte. Die Kassiererin hatte erschrocken aufgekreischt als sie Aidens Wunden sah und hatte die Hände demonstrativ vor den Mund geschlagen. Was sie darüber dachte, dass er plötzlich mit Leuten hinaus kam, die eigentlich gar nicht mir rein gegangen waren, hatte ich nicht wissen wollen, dafür war ich viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, so schnell wie möglich alle im Auto zu verstauen, um noch vor der womöglich baldigen Ankunft der Bullen oder mehr Survivors weg zu sein.
Als wir durch den Nachtverkehr gebraust waren, hatte ich Aiden so gut es ging von dem kalten Fahrtwind geschützt, und nicht auf die schleichende Kälte geachtet, die sich bis zu unserer Ankunft am Haus verstärkt hatte. Die friedliche Nachtruhe musste wohl gestört worden sein, als wir mit quietschenden Reifen über das Gras in die Einfahrt geschlittert waren, und das Tor schnell geschlossen hatten.
Aber abgesehen von einigem Hundebellen hatte ich nichts gehört.
Ich half den Jungs nicht, die anderen hinein zu tragen, sondern eilte so leise wie möglich voraus und knipste das Licht im Wohnzimmer an. Mein Hirn brauchte eine Weile um das Grelle Licht zu verarbeiten und ich sah wie die drei Verletzten aufs Bett gelegt wurden. Bei näherem Hinsehen erkannte ich dass keiner ernsthaft verletzt war, aber es reichte um grässlich aus zu sehen.
Kurz hatte ich darüber nachgedacht ob ich die anderen wecken sollte, aber unter den nicht all zu schlimmen, aber dennoch bedenklichen Umständen hatte ich es sein gelassen.
Stattdessen kniete ich nun, nachdem ich Knut den Auftrag gegeben hatte den Notfallkasten und die noch übrig gebliebenen Krankenhaus Utensilien zu holen, vor Aiden und tastete nach seiner Hand, deren Knöchel leicht gerötet waren.
"Halb so schlimm Kätzchen, verzieh nicht so eine Miene, ist ja grauenvoll."
Aidens Lippe war an dem rechten ende etwas aufgerissen, was irgendwie aussah wie ein Ring. Bloss hatte er sich den nicht beim Tattoo-Stechen geholt. Sondern bei einer echt harten Schlägerei.
Sein linker Wangenknochen war dunkelblau und etwas angeschwollen, während sich ein dunkler Schatten um sein rechtes Auge gebildet hatte.
"Tu nicht so, was hast du dir nur gedacht, einfach auf sie loszugehen."
Besorgt strich ich ihm übers Haar, während die Jungs mit den neu gelieferten Mitteln die anderen zu verarzten begannen.
"So schlimm ist es nicht, und ausserdem hab ich ja bloss dich beschützt."
Er lachte kurz über seine eigenen Gedanken. „Und ich muss mich selbst loben, du siehst noch immer fantastisch aus."
Er grinste und verzog kurz das Gesicht als seine Lippe erneut zu bluten begann.
„Ja, im Gegensatz zu dir."
„Das tut jetzt aber weh."
Schnell schnappte ich mir Desinfektionsmittel und ein Tupfer. Dann sprühte ich etwas davon auf seine Lippe uns fuhr vorsichtig mit dem Tupfer darüber, konzentriert, und dennoch spürte ich Aidens Blick auf mir, während er sich nicht rührte. Als ich damit fertig war begann ich wieder zu sprechen.
„Hätte ich dir doch bloss geholfen."
Murmelte ich dann und blinzelte alberne Tränen aus meinen Augenwinkeln weg.
"Hey, Kätzchen, sieh mich an."
Aiden hob mein Kinn hoch sodass ich in seine hellen grünen Augen sehen konnte, die nichts mehr von der vorherigen Kälte enthielten. Ich sah nur Zuneigung und lächelte schwach.
" Mir geht es so weit gut, hör also bitte auf dir deinen Kopf zu zerbrechen. Denk doch lieber daran, wie lecker das Popcorn war."
Er beugte sich leicht zu mir nach vorne und flüsterte. "Oder wie lecker ich war."
Ungewollt kicherte ich und wunderte mich einmal mehr wie gut Aiden es schaffte, jede Situation zu entschärfen.
"Na siehst du, so gefällst du mir besser. Ich weiss auch schon wie ich dich für den versauten Abend entschädigen kann..."
In meinem Kopf spielten sich die wildesten Gedanken ab, als ich ihn mit grossen Augen ansah. Als sein Grinsen dann auch noch einen teuflischem Zug bekam, wusste ich dass er es erraten hatte, und genau darauf hinaus wollte.
"Ich...also...nein! Deine Wunden müssen erst mal versorgt werden."
Bestimmt setzte ich mich auf und sah ihn streng an.
Wenn jemand versucht einen süssen kleinen Welpen mit m Augen böse an zu sehen, während er den Kopf schräg legt, dann wusste er wie ich mich jetzt fühlte.
"Ich weiss schon Kätzchen, ich weiss schon."
Aiden grinste zufrieden und ich seufzte theatralisch.
"Ach komm schon, lustig ist es."
Aiden liess es geduldig über sich ergehen dass ich seinen Knöchel kühlte und die Schatten unter dem Auge mit helfender, durchsichtiger und fettiger Creme beschmierte.
"Ja total", schnaubte ich.
Er lehnte sich zurück und neigte den Kopf, seine Augen glühten beinahe innerlich was mir heiss werden liess.
"Weisst du Kätzchen, frag dich mal wieso du keine Pistole dabei hattest."
Unschuldig grinste er mich an, wofür er sofort ein schmerzhaftes zucken seiner Unterlippe erntete.
Mein Mund klappte auf.
"Du..?"
Er nickte zufrieden und strich mir übers Bein.
"Ich wollte nicht dass du nach deiner Verletzung gleich wieder zur Waffe greifst."
Als wäre dass das normalste der Welt fuhr er mit den Fingern weiter, was mir zugegeben eine Gänsehaut über den Körper jagte.
Doch ich schlug sie empört weg, es war ultra süss von ihm aber dennoch regte es mich auf, weil diese Pistole ihm hätte helfen können.
Ich hätte helfen können.
"Ich denke gerade ernsthaft darüber nach, dir Liebesentzug zu erteilen."
Seine Augen wurden gross und er entfernte den Kopf von mir.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst oder."
Ich verschränkte die Arme demonstrativ.
„Oh doch. Durchaus." Aiden fuchtelte wild mit seinen Armen umher.
„Das kannst du nicht machen, das würdest du doch auch nicht aushalten."
Ich sah wie sehr er sich bemühte, mich von diesem Gedankenblitz ab zu bringen.
Wie schlimm es wohl sein musste, dachte ich grinsend, ihn nicht mehr zu küssen.
"Und ob ich das würde."
"Bist du dir sicher genug?"
"Wofür?"
"Für eine Wette."
Er grinste und ich zögerte kurz, da er ziemlich entschlossen schien, diese dann auch zu gewinnen.
"Klar", rutschte es mir dann hinaus, als ich seinen herausfordernden Blick sah.
"Gut, und was ist der Einsatz?"
Aiden schien sichtlich gefallen an dem Ganzen zu finden, auch wenn ich hoffte dass er der Erste von uns beiden war, der es nicht mehr aushalten würde.
"Wenn ich gewinne, dann musst du eine Woche alles machen was ich dir sage," grinste ich und dachte mir schon die besten Aufgaben auf, die ich später unbedingt aufschreiben musste.
Mit einem breiten Grinsen strich Aiden über mein Gesicht.
"Und wenn ich gewinne, dann musst du...für mich tanzen."
Er lehnte sich zurück und nahm meinen Gesichtsausdruck mit sichtlicher Freude entgegen.
"Gibst du auf Kätzchen?"
"Niemals."
"Dann gilt die Wette ab jetzt."
Er beugte sich kurz vor und küsste mich kurz, sogleich hatte ich das Verlangen, mehr davon zu bekommen.
Mit sehr grosser Überwindung und meinem gesamten Vorrat an Selbstbeherrschung schaffte ich es aber noch mich zu beherrschen und löste mich von ihm.
"Möge der Bessere gewinnen. Also ich."
"Ego Check Aiden."
"Gibs zu, du liebst mein Ego."
"Tu ich nicht, was bildest du dir nur ein?"
Aiden zuckte die Schultern und grinste verhalten.
Ich schüttelte den Kopf und nahm mir vor, diese Wette unbedingt zu gewinnen.
"Shirt ausziehen", befahl ich knapp, als ich mich auch noch an die Schläge auf seinen Rücken erinnerte.
Er hob erstaunt die Brauen und flüsterte dann, zu meinem Leidwesen, extrem verführerisch.
"Schon aufgegeben Kätzchen? Ich hab absolut nichts dagegen, wenn wir verschwinden."
Erneut nahm ich mich zusammen um seinen neckenden Augen zu entkommen und schüttelte den Kopf, da, wenn ich den Mund auf machen würde, sowieso etwas falsches heraus kommen würde.
Aiden zog sich das Shirt über den Kopf und ich musste mich von seinem Bizep lösen, bevor ich ihm mit dem Rücken zu mir drehte. Dabei entging mir das schaudern, als ich seine Haut berührte, nicht welches ihn durchfuhr.
Also würde ich wohl doch nicht ganz so unterlegen sein wie gedacht.
Mein Lächeln erlosch aber wieder als ich die dunkeln Flecken auf seinem Rücken sah, es waren vier, und alle dicht unter den Schulter Blättern.
Als ich sie vorsichtig ab tastete, zuckte Aiden nicht einmal zusammen und ich konnte auch nichts anderes als eine Prellung entdecken.
"Du hast aber extrem Glück gehabt."
Murmelte ich und schmierte die Heilsalbe auf alle drei, Tennisball ähnliche, Flecken, bevor ich ihm gestattete, seine Muskeln wieder zu verdecken.
"Ich geh pennen, das war genug Aufregung für heute", sagte Lucas und nickte Jake kurz zu, bevor er achtlos an mir vorbei lief und ich die Lippen zusammen biss.
Die Übrigen nickten zustimmend und machten sich auf den Weg zu ihren Zimmern.
Ich bot Aiden an, in meinem Zimmer zu schlafen, doch er bestand darauf, auf dem Sofa zu pennen. Also ging ich alleine in mein Zimmer. War vielleicht auch besser so. Mit Aiden im selben Bett wie ich hätte ich für nichts garantieren können.
Auf dem Weg nach oben gähnte ich und spürte die Müdigkeit in meinen Gliedern.
Ich bog nach rechts in die Richtung meines Zimmers, während ich kurz Kenan zu nickte, der gerade in grossen Zimmer der Jungs verschwand.
Gerade als mein Körper mit der Tatsache des baldigen Schlafes vertraut gemacht wurde, spürte ich eine Hand an meinem Gelenk und wurde von jemandem in mein Zimmer gezogen.
Darin war es dunkel und ich konnte nur die ungefähren Umrisse der Gegenstände darin erfassen.
Mein Körper hatte sich sogleich wieder umgestellt und mein Herz pocht schneller, während ich in das im Schatten liegende Gesicht des Jungens blickte.
"L..lucas?"
Meine Stimme klang unsicherer und brüchiger als geplant.
Er antwortete nicht, sondern sah mich einfach aus seinen eisblauen Augen an, die ich sogar durch die Dunkelheit leuchten sehen konnte.
"Was...machst du hier drin?"
Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Langsam und bloss mit einem sanften Druck hob er meine Arme über meinem Kopf und sein Atem strich über meine Stirn.
Ich konnte ihn bloss ansehen, das Herz schlug mir bis zum Hals und noch immer hatte er nichts gesagt.
Ich konnte in seinen Augen so viel mehr als Verschlossenheit sehen. Wut, Verwirrung, Unwille irgendwas zu akzeptieren und Trauer.
"Mach das nicht", sagte ich schwach als er seinen Kopf etwas senkte.
Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich wusste nicht wieso mein Körper so reagierte, geschweige denn was Lucas gerade im Begriff war zu tun.
Er knurrte etwas unverständliches, ganz leise und unwillig, bevor seine Augen meinen Mund fixierten.
"Hör...auf", sagte ich schwach als sein Atem meine Lippen streifte.
Doch dann legte er seinen Mund auf meinen und ich zuckte kurz zusammen.
Er küsste gut, keine Frage. Noch immer hielt er meine Arme oben und ich spürte ihn nahe an mir.
Völlig überfordert hielt ich still, bevor ich für einen winzigen Moment überlegte, den Kuss zu erwidern.
Doch das war Lucas. Er war nicht Aiden, er war nicht mein Freund. Wenn es überhaupt einen Grund für ihn gab das zu tun, dann nur um sich irgendwie für irgendwas an Aiden zu rächen oder mir eines aus zu wischen.
Schnell drückte ich ihn weg und seine warmen Lippen verschwanden von meinen.
"Was...du Arsch! Wie kannst du nur..."
Stotterte ich aufgebracht und aufgewühlt, während ich ihn weiter zurück stiess.
Ich hatte das Gefühl gehabt, als ob seine Augen sich einen winzigen Augenblick verändert hatten, und mir dem Jungen gezeigt hatten, der er zu meiner Ankunft noch gewesen war.
Doch jetzt verdunkelte sich sein Ausdruck erneut und ohne ein Wort zu sagen verschwand er durch die Tür und knallte sie zu, sodass ich erneut zusammen zuckte.
Die Dunkelheit umhüllte mich nun völlig und ich lehnte mich an de Wand, um mich daran hinunter gleiten zu lassen.
Wieso hatte er das getan? Wieso jetzt?
Ich vergrub stöhnend den Kopf in den Händen, und versuchte mich selbst zu beruhigen.
Ich hatte den Kuss nicht erwidert, ich hatte ihn nicht betrogen. Doch wofür ich mich schämte war dass es einen kleinen Moment gegeben hatte, in dem ich es fast getan hätte.

Diese Nacht schlief ich schlecht. Falls ich überhaupt schlief. Ich schien in einem Dauerzustand des Dösen zu sein, in dem ich mich unruhig auf meinem Bett hin und her warf, die quietschende Matratze vermischte sich mit den Geschehnissen, die mir vor den Augen schwebten. Lucas küsste mich immer wieder, ich hatte das Gefühl seine Lippen auf meinen zu spüren, und jedes mal reagierte ich anders. Einmal gab ich ihm eine schallende Ohrfeige, durch die ich selbst im Halbschlaf zusammen zuckte, ein anderes Mal erwiderte ich den Kuss sodass ich selbst im Traum versuchte auf zu wachen, um es zu verhindern.
Als ich schliesslich schweissgebadet aus meinem Kissen aufschreckte, gab es für mich keine Möglichkeit mehr.
Ich musste es ihm sagen.
Ich hatte den Kuss nicht erwidert, ich hatte es nicht gewollt, und noch vielmehr hatte er es bestimmt nur getan um uns eines aus zu wischen.
Aber Zweifel nagte an mir wie eine untragbare Last, ich hätte ihn zuerst weg stossen können, gar nicht erst zulassen das er mich berührte.
Ich hätte anders reagieren können und ich wünschte ich hätte es getan, doch ich redete mir ein das alles was zählte war, dass ich ihn nicht zurück geküsst hatte.
So war es doch.
Ich könnte es auch einfach verschweigen. Aber dann würde ich das tiefe Vertrauen zwischen uns zerstören. Und das war das Letzte, was ich wollte. Also musste ich ehrlich sein und mich auf seine Reaktion gefasst machen.
Ich musste die Konsequenzen nunmal tragen, ob ich wollte oder nicht. Bloss eine stichelnde Stimme in mir drin protestierte, dass ich nichts falsch gemacht hatte. Lucas hatte mich nicht gefragt, ob ich es auch wollte. Er hatte es einfach getan und war danach ohne ein Wort abgehauen. Also wäre es unfair, wenn ich den Ärger abbekommen würde.
Ich schüttelte den Kopf und merkte, dass ich reglos auf die Bettkante vor mir gestarrt hatte.
Schnell schlug ich die Weiche und wärmende Decke zurück und schlüpfte durch den Türspalt.
Leise, möglichst darauf bedacht die nicht knarrenden Dielen zu erwischen, tappte ich über den ruhigen Gang und die Treppe hinunter zum Sofa.
Er war wach. Seine Grünen Augen musterten mich amüsiert.
„Ist es nicht etwas früh, um mich zum Sieger unserer Wette zu erklären?"
Er wirkte glücklich, verspielt.
Ich sah ich sah kurz traurig auf ihn hinunter und setzte mich dann zu ihm, wobei ich meine Beine eng an meinen Körper zog.
"Morgen." Nuschelte ich und das Herz schlug mir jetzt schon bis zum Hals.
"Kein Morgenkuss?"
Aiden grinste und spitzte die Lippen.
Ich rang mir ein gequältes Lächeln ab und schüttelte wortlos den Kopf.
Langsam verblasste sein Grinsen und er setzte sich aufrecht hin, sein lockeres weisses Tanktop war ein Kontrast zu den schwarzen Klamotten die er sonst trug. Es machte seine Haare etwas heller....
"Kätzchen, was ist los?"
Er war nun ernst geworden und sah mich an, er schien genau zu wissen dass etwas nicht stimmte.
Ich atmete tief durch, ich würde alles zerstören, dieser wunderbare Moment würde wegen einem Fehltritt gleich zerstört sein. Ich musste es ihm jetzt sagen. Ich liebte ihn, und ich konnte es nicht verschweigen, es schien mich von innen hinaus auf zu fressen.
Aber wie konnte ich es ausdrücken? Dass es nicht zu hart klang.
Gar nicht, so was konnte man nicht verharmlosen.
"Ich...du musst mir bis zum Ende zuhören okay? Bitte."
Er runzelte die Stirn und nickte, während er die Decke um mich schlang. Es roch so gut nach ihm. „Also...ich wollte das nicht, ehrlich. Ich weiss auch nicht wieso er in meinem Zimmer war. Lucas hat es einfach gemacht..."
"Was hat er gemacht?"
Aiden spannte sich an und seine Gesichtszüge verhärteten sich merklich.
"Er...hat mich geküsst."
Fuhr es viel zu schnell aus mir hinaus und ich zog scharf die Luft ein, als es endlich draussen war. Ich musste mich dazu durchringen, ihn weiterhin an zu sehen.
Seine Grünen Augen verdunkelten sich und sein Kiefer mahlte.
"Dich geküsst."
Meinte er. „Und was hast du getan?"
Ich sah wie er mit sich rang. Wie alles in ihm drängte seine übliche kalte Mauer hoch zu fahren, wie sonst immer wenn er verletzt war. Und dennoch liess er seine Gefühle zu und wandte sich nicht von mir ab. Es war ein grosser Schritt das wusste ich, und einmal mehr bemerkte ich wie wichtig auch ihm unsere Beziehung war.
"Ich habe ihn sofort weg gestossen. Ich habe den Kuss nicht erwiedert, niemals", protestierte ich ehrlich und schüttelte heftig den Kopf.
"Er ist dann auch wieder verschwunden er hat nicht mal etwas gesagt. Keine Ahnung, was mit ihm los war."
Ereiferte ich mich und leckte mir über die Lippen.
Etwas Erleichterung in seinem Blick war zu sehen, und seine Gesichtszüge entspannten sich kaum merklich. Ich wusste ja sehr wohl, was los war. Vob den Gefühlen, die er mir gestanden hatte, hatte ich Aiden nie erzählt.
"Weisst du das wirklich nicht?"
"Nein. Du etwa schon?"
Er sah mich lange an dann schüttelte er den Kopf.
„Nein. Keine Ahnung."
"Bist du...wütend?"
Zögernd sah ich weg und er gluckste kurz.
"Und wie. Ich bin so wütend, dass ich ihm gerne die Haut abziehen würde."
Erschrocken sah ich hoch. „Und bist du wütend auf mich?"
Piepste ich mit erbärmlich schwacher Stimme.
„Nein. Du hast es mir gesagt und du hast ihn nicht zurück geküsst. Das ist das was zählt."
Er war wieder sachlich und grinste schief, sodass ihm eine geplättete Haarsträhne in die Stirn fiel.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieses Lächeln nicht echt war. Ich konnte nun zwar mit Erleichterung feststellen, dass zwischen uns alles gut war, aber ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass es für ihn noch nicht geklärt war. Überhaupt nicht. Aber er wusste auch, dass in unserer jetzigen Situation ein Krieg zwischen den Mitgliedern des inneren Kreises sehr schlecht gewesen wäre.
„Was machst du jetzt?"
Fragte ich vorsichtig, während Aiden sich auf dem Sofa aufsetzte und seinen Nacken knacksen liess.
Bevor er antworten konnte, schwang die Haustüre auf und eine gut gelaunte Leonie spazierte hinein. Sie hatte nicht hier geschlafen. In welchem Zimmer auch. Sofort veränderte sich Aidens Haltung. Er wollte seine Schwester nie mit irgendetwas belasten.
"Also was machen wir heute?"
Fragte sie ohne Umschweife.
„Dir auch einen guten Morgen", brummte Aiden und rollte die Decke zusammen.
„Jaja, hallo zusammen."
Meinte sie schnell und ich bemerkte, wie Jake und die anderen die Treppe hinunter kamen. Nur Lucas war nicht dabei.
Jake liess sich mit einem Nicken in Aidens Richtung in den Sessel des kleinen Wohnzimmers fallen, nachdem er mir die Haare zerzaust hatte. Wie ich das hasste.
„Also, bevor sich hier gleich wieder alle in alle Himmelsrichtungen verstreuen, eine allgemeine Info."
Rief er. Leon, der sich schon seine Schuhe angezogen hatte, hielt inne und tippte Simon auf die Schultern, der unbeteiligt vor sich her gesungen hatte.
"Jill sagt, morgen ist alles bereit für das Video."
Zustimmendes Nicken. Sehr gut. Dann konnten wir endlich unsere eigene Sicht an die Öffentlichkeit bringen.
„Morgen Abend um zehn Uhr kommt er her. Bis dahin müssen wir einen Platz im Haus finden, der nicht verrät, wo wir uns befinden."
Leonie klatschte übermütig in die Hände, und ihr Sessel, auf den sie sich niedergelassen hatte, rutschte mit einem Quietschen etwas zurück, durch den Schwung ihrer Beine, die sie an die Kante schlug.
"Das klappt doch super! Jessy und ich müssen sowieso noch Shoppen gehen, und ihr Jungs solltet das auch tun."
Sie hatte eine strenge Miene aufgesetzt.
"Und den Zaun reparieren sollten wir auch noch."
Kenan lenkte das Gespräch geschickt auf ein anderes Thema. "Also Aiden könnte uns ja beim einkaufen begleiten."
Meinte ich schulterzuckend und lachte mir innerlich ins Fäustchen, als ich seine geschockte Reaktion sah.
"Ich finde der Zaun sollte wirklich bald repariert werden. Am besten jetzt gleich."
Flehend wandte er sich an die Jungs neben ihm. Sie nickten so heftig, sodass ich das Gefühl hatte, von Lauter Puppen mit Wackelköpfen umringt zu sein.
"Wieso macht ihr es nicht einfach jetzt? Dann können Jess und ich in dieser Zeit was backen oder so."
Leonie zuckte die Schultern und ich nickte zustimmend. Etwas langweilig, aber schaden konnte es nicht, Schliesslich war jeder friedliche Moment wertvoll. Erst recht jetzt, wo wir uns bald nach oben in die Liga katapultieren wollten.
Oftmals setzte sich der innere Kreis der Jungs zusammen, wenn ich horchte verstand ich das meiste. Sie redeten über Manipulation, welcher Schachzug welche Folgen haben konnten, und wie man hervortrat. Kurz, sie regelten den Lauf der Gang. Ohne Zweifel hätte ich auch meinen Beitrag leisten können, aber ich war froh dass sie mich da raus hielten, denn ich weiss nicht wie gut ich mit dem Tod von Mitgliedern auf meine Kosten hätte umgehen können.
Ein falsch geplanter Schritt, eine falsche Einschätzung des Feindes und man schickte dutzende Jungs und Mädchen in den Tod.
Das es Teil und Risiko unseres Leben war wusste ich. Auch dass jeder freiwillig hier war.
Im Gegensatz zu anderen Gangs zwangen wir niemanden dazu, hier her zu kommen, oder erpressten Schutzgelder.
Bloss wenn man sich uns einmal aus freier Hand anschloss, war es für immer. Denn auch wir konnten es nicht verantworten, dass ein Mitglied mit wertvollen Informationen nach dem verlassen der Gang um sich schmiss. Denn genau das war mit Dylan passiert. Bloss war er noch falscher und hinterhältiger gewesen als ich glauben konnte. Auch Markus war wegen ihm gestorben. Ich hatte Mara in die Augen sehen müssen. Die Schmerzen erkennen und die Trauer und Hilflosigkeit aushalten.
Klar, ich hasste ihn, für alles was er getan hatte, und hätte es nicht bereut ihm all das zurück zu zahlen.
Aber hatte ich ihm wirklich den Tod gewünscht?
Verdient hatte er ihn, dafür sprachen all seine Taten uns gegenüber.
Aber ich hatte es ihm dennoch nicht gewünscht. Nur leider hatte es keine andere Möglichkeit gegeben.
Mein Blick verschleierte sich als ich den Kopf hob und um mich herum mit bekam wie die Jungs nach draussen strömten.
Es gab nur jemandem, den ich den Tod wirklich wünschte.
Eine Person, die ich sterben sehen wollte. Ich wollte ihr in die Augen sehen und die Angst darin, wenn sie sah dass es vorbei war. Den Moment mit erleben, wenn sie wusste dass sie starb...
"Jessy? Noch da?"
Leonie wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum und erst jetzt bemerkte ich, dass das Wohnzimmer bereits leer war.
Von draussen waren die ersten Hämmernden und krachenden Geräusche zu hören. Als eine Säge ansprang, gab es mir den Anstoss, mich zu erheben.
"Ja klar", ich versuchte ein Grinsen.
"Lass uns Backen."

Die Küche hatte eigentlich ganz normal aus gesehen. Der hölzerne Tisch war sauber gewesen, das Waschbecken leer und metallisch glänzend.
Die mit Plättchen versehene Wand hinter dem leicht verkrusteten Herd war weiss gewesen, und der Ofen bloss leicht geschmort.
Gerochen hatte es nach dem letzten Abendessen.
Und dann waren da Leonie und ich. Wir schienen es uns unbewusst zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, die Küche etwas um zu dekorieren.
"Jess gib mir mal das Wasser."
Leonie wedelte mit der Teig verschmierten Hand und ich drückte ihr die Kanne hinein.
Die Eier nahm ich vorsichtig aus der Packung und schlug sie an der Schüssel auf, als Leonie sich schwungvoll zu mir drehte und mich nach vorne stiess.
Der grösste Teil des Eis gelangte zwar in die Schüssel aber der Rest verteilte sich mit einem platschendem Geräusch auf den, bisher sauberen, Fliesen.
Kur sahen wir beide hinunter, dann traf sich unser Blick und wir prusteten los. Es tat gut über so etwas unwichtiges zu lachen, welches keine grösseren Auswirkungen als Rutschgefahr beinhalteten.
"Du weisst was jetzt kommt."
Ernst nickte ich und atmete tief durch.
"Das Mehl."
Wie bei König der Löwen streckte ich die noch verschlossene Packung des Mehls in die Luft und Leonie summte die Melodie die immer eingespielt wurde, wenn in Star Wars dark Vader auf den Plan trat.
Kurzum, es war ein überaus ernst zu nehmender Moment.
Jedenfalls bis Aiden rein stürmte.
Noch in derselben Stellung verharrend wandte ich den Kopf zu ihm, für wie verrückt er mich gehalten hat konnte ich nur erraten.
Doch er schien das Schauspiel hier gar nicht so beachtenswert zu finden, vielmehr funkelten seine Augen teuflisch. Ich folgte seinem Blick auf das Mehl und in demselben Moment schien auch seine Schwester seinen finsteren Plan erraten zu haben.
"Lauf jessy!Lauf!"
Ich reagierte sofort.
Mit einem lauten Lachen rannte ich los um den Tisch, während Aiden sich am anderen Ende postierte.
Die Arme hatte er ausgestreckt und wackelte mit den Fingern.
"Ich erwische dich schon noch, das Glas Wasser kann warten."
Sein stechend Grüner Blick liess keine Bewegung meinerseits unbeachtet und immer wieder machte er einen Schritt, durch den ich jedes Mal aufgescheucht wurde.
Dann rannte er los, und natürlich wollte ich die nächste Runde um den Tisch ziehen, um ihm zu entkommen.
Doch ich achtete leider nicht auf die Eier am Boden.
Ich fiel nach hinten um, liess das Mehl ab um mich rückwärts ab zu stützen und wandte dem Kopf, um der segelnden Tüte nach zu sehen.
Diese flog direkt auf Aiden zu, und Explodierte an seinem Brustbein.
Weisser Staub verteilte sich überall, der Tisch sah aus als würde er gerade Neuschnee tragen, und die nasse Spüle trug eine weisse Überschicht, während das Ei am Boden sich mit dem Mehl zu einer Zähen, dickflüssigen Substanz vereinte.
Wie ein begossener Pudel stand Aiden da, der weisse Puder bedeckte seine zerzausten Haare und sein Shirt.
Er sah an sich hinunter und richtete die aus dem weiss stechenden grünen Augen auf mich.
Ein Lacher entfuhr mir, und er sah mich Finster an.
Sogleich sackten mein Mundwinkel nach unten.
"Oh, oh..."
Leonie hatte sich auf den Herd gestellt und war dem Mehl so gut wie möglich ausgewichen, dennoch hatten sich vereinzelte Strähnen weiss gefärbt und ihr schwarzer Pulli wie Neuschnee auf Teer.
"Lauf."
Aiden klang ernst und dann stürzte er los, quietschend rannte ich los doch schon bald schlugen sich seine Arme um meinen Bauch und etwas des Mehls rieselte über mich hinab.
"Nein Aiden, nicht!"
Kreischte ich und versuchte zu entkommen, doch grinsend drehte er mich zu sich um und legte seine Stirn an meine, sodass ich das Mehl förmlich auf Meinen Kopf rieseln hören konnte.
"Na gut du hast mich, bitte hör auf."
"Niemals Kätzchen, niemals."
Er griff nach der Teigschüssel und klatschte mir etwas von der Masse auf die Nase. Als ich das klebrige Zeug auf meiner Wange spürte kommentierte auch Leonie sogleich ein fettes "ihhh".
"Lecker", murmelte Aiden und lecker die süsse Masse von meiner Nasenspitze. Mir wurde heiss, und ich wäre am liebsten unter den Tisch geschmolzen.
Er löste sich dann schnell wieder von mir und gab mir einen provikanten Klaps auf den Arsch, bevor er aufstand und sich das Mehl von der Hose wischte.
"Also weiter Backen Frau, ich habe hunger."
Ab seiner leicht verstellten Mafia-Boss Stimme, die man nur zu gut mit Al Capone verwechseln konnte, musste ich lachen, auch wenn ich ihm ansonsten einen Vortrag darüber gehalten hätte, das Frauen nicht nur in die Küche gehörten.
Mit einem Grinsen verschwand er und bald darauf hörte ich ein Hämmern mehr draussen, während ich lachend die Sauerei aufwischte.

Nachdem wir noch eine Packung Mehl in einem verstaubten Regal fanden, schafften wir es den Kuchen fertig zu backen, und schoben ihn gemeinsam, schliesslich wollten wir kein Risiko mehr eingehen, in den Backofen, bevor Leonie die Uhr auf die angegebene Backofen stellte.
Ich setzte mich auf den, inzwischen wieder sauberen, Küchentisch und liess die Beine baumeln, während ich aus dem Fenster in den Garten starrte.
Die Jungs hatten den Zaun völlig abgerissen und hatten die neuen Bretter zugeschnitten, der Lärm der Säge war aber bereits vor einer Weile verstummt.
Nun waren sie daran, die Nägel in das harte Holz zu schlagen, und dieses Dann regelmässig an den Grundriss zu hämmern.
Trotz des etwas kühlerem Wetter der letzten Zeit, streifte sich einer nach dem anderen sein Shirt über den Kopf, die Anstrengung konnte man ihnen ablesen.
"Eigentlich könnten sie als Hauptattraktion unseres eigenen Programmes anbieten."
Seufzend wies Leonie nach draussen, wo sich die Jungs noch immer ab rackerten.
„Ahja?"
„Ja. Es gäbe bestimmt eine ganze Reihe von Mädels, die einiges zahlen würden um sich ihre verschwitzten Körper anzusehen."
Da hatte sie recht.
Jeder von ihnen sah auf seine Weise gut aus, und jeder von ihnen sah wahrscheinlich zum Anbeissen aus.
Aber ich hatte oft darüber nachgedacht wie sich Liebe definieren liess, und war nur zum Entschluss gekommen, das es für jeden etwas anderes war. Es liess sich nicht als Flattern in der Magengrube oder Herzchenaugen ab stempeln.
Jeder hatte seine eigene Erlebnisse, die einem zeigten dass man wirklich so viel für einen Menschen empfand.
Und das war mein Beweis.
All diese Jungs auf einem Haufen, oberkörperfreie, Sixpack und einfach ein Mädchen Hingucker, selbst die die weniger Muskel bepackt waren.
Ich wählte aus all denen nur Aiden aus, kein einziges Mal dachte ich auch nur daran, den Blick von jeder seiner Bewegungen ab zu wenden. Der Rest interessierte mich ganz einfach nicht.
Ich war so glücklich mit ihm, dass ich ihn nicht vergleichen musste, und mir wirklich sicher war.
In solchen Momenten konnte man erkennen, anhand von dem Verhalten eines Jeden, was er fühlte.
Menschen zeigten Gefühle meistens dann, wenn sie es nicht bemerkten.
Denn dann reagierten sie instinktiv und immer ehrlich.
Also schweifte mein Blick zu Leonie.
Ihre waldgrünen Augen waren auf einen der Jungs gerichtet, und als ich langsam der unsichtbaren Linie folgte, sah ich auch wen.

Wer denkt ihr sieht sie an? Und um diese einfache Frage etwas zu überschatten, etwas schwierigeres: Was ist eure Definition von Liebe? Lasst es mich mit einem Kommi wisse! Bis zum nächsten Kapitel
Angora77

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