∞38 Ein Busen, der nur Aiden gehört

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Jake.
Es war für mich keine grosse Überraschung, da sie es bereits einmal in Long Island zugegeben hatte. Nur hatten wir seit damals nie wieder drüber geredet. Jake und sie waren sich seit damals auch nicht mehr sonderlich nahe gekommen. Ausserdem hatten wir alle einige wichtigere Dinge im Kopf gehabt.
Umso mehr zauberte es ein Grinsen auf mein Gesicht, als sie meinen Blick bemerkte und schnell den Kopf abwandte. Wie rot sie wurde bekam ich dennoch mit.
"Wieso sagst du es ihm nicht einfach?"
Ich hielt den Blick wieder auf Aiden gerichtet, der sich kurz aufgerichtet hatte, um mir zu zu zwinkern.
Verträumt lächelnd stützte ich mich mit den Händen ab und machte es mir auf der harten Platte gemütlich.
Wenn ich ihn so ansah, wie er draussen im Garten arbeitete, kam mir ein ganz normales Leben in den Sinn.
Ich stellte mir vor wie es sein würde, wenn es nur unser Haus wäre.
Wenn er mit unseren Kindern im Matsch der Wiese spielen würde, und ich ihnen von der Türe aus, mit dem jüngsten der Kinder auf dem Arm, zusah.
Dann wie er ausser Atem auf mich zu kam und mich küsste, unter Begleitung der angeekelten Rufe der Kinder.
Das alles war die perfekte Vorstellung von Familie für mich.
Aber erst als das Szenario in meinem Kopf sich gelegt hatte, begriff ich was ich da nach gedacht hatte. Wollte ich überhaupt Kinder?
Ja klar, für mich war es schon seit klein auf klar gewesen, einmal Mutter zu werden.
Aber wenn ich ein Kind haben wollte, irgendwann, war es überhaupt richtig? Oder bloss selbstsüchtig, ein Baby auf die Welt zu setzten, wenn es in solch gefährliche Umstände hinein geboren wurde. Wahrscheinlich war es doch keine so gute Idee.
Weitere Gedanken wurden von Leonie unterbrochen.
"Ja klar, genauso wie bei Aiden und dir. Bei euch hats ja auch so gut geklappt, mit dem Gefühle gestehen und so."
Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus und ich lachte leise.
Ja, da hatte sie recht. Wir beide hatten Gefühle für den anderen gehabt aber immer von dem anderen erwartet, dass er sie nicht erwiderte.
"Aber jetzt klappts es. Und es ist toll."
Widerlegte ich ihr Argument.
"Egal lass uns das Thema wechseln ja."
Ich sah ihn ihrem Blick, dass ihr gar nicht danach war mit mir über meinen Bruder zu sprechen und ich akzeptierte es.
Das Piepen des Backofens beendete das kurze Gespräch sowieso und sogleich sprangen wir beide vom Tisch um die Ofentüre zu öffnen.
Sogleich füllte sich der gesamte Raum mit einem süssen Duft und mit Handschuhen bugsierte Leonie den dunkelbraunen Schokoladenkuchen aus dem Ofen auf den Tisch.
Einigermassen geschickt leerte ich den Guss, der aus geschmolzener Schokolade und Milch bestand, über das dampfende Gebäck und betrachtete unser Werk zufrieden.
"Das hat ein High-Five verdient."
Leonie klatschte mich ab und gut gelaunt begann ich den weichen Kuchen in Stücke zu zerschneiden, bevor wir beide je ein Stück im Voraus assen.
Der Grund war nicht einfach die köstliche Torte da vor uns oder der Duft in unseren Nasen, sondern einfach die Tatsache dass die Jungs uns bestimmt nichts mehr übrig lassen würde.
Warmer Kuchen war das beste. Erst recht wenn er zu Innerst noch etwas Cremig war.
"Meine Fresse ist der gut, haben wirklich wir den Kuchen gebacken?"
Geniesserisch biss Leonie in den Kuchen und nickte.
"Das nennt man Talent Jess", brachte sie zwischen zwei Bissen hervor.
"Da hast du recht", ich klopfte mit die Krümel von der Hose und lud die Stücke auf einen grossen Teller, mit dem ich dann nach draussen lief.
Es war kühl und ich fröstelte leicht, als ich aus der warmen Küche kam.
Kaum hatten die beschäftigten und knienden Jungs den Duft gerochen sprangen sie auf und drehten den Kopf. Es dauerte keine Sekunde, da drängten sie sich auch schon alle in die Küche.
"Kuchen?..."
Ich hatte noch nicht einmal mein Angebot fertig aussprechen können, als schon die ersten Stücke verschwanden und bald war auf den hellen Teller nichts mehr ausser Krümel übrig.
"Gute Arbeit"
"Wirklich genial, danke Jessy, danke Leo."
Ich hatte noch nie jemanden so schnell essen sehen. Dann spülte man den Kuchen mit etwas Cola hinunter und machte sich mit neuer Kraft an die Arbeit. Mittlerweile hatte der lange Zaun bereits Gestalt angenommen und ich nickte zufrieden.
Die zerstörten Teile hatten mich immer wieder an die Nacht erinnert, in der ich um ein Haar dem Tod entkommen war. Bisher hatte ich sie immer einigermassen erfolgreich verdrängt.
Ein neuer Zaun stand für mich symbolisch auch für eine neue Chance.
"Danke Kätzchen."
Aiden legte eine Arm um meine Hüfte und drückte mich kurz zu sich um Kurz vor meinem Gesicht an zu halten. Er erinnerte sich an unsere Wette, und dennoch machte seine Nähe mich nervös, was bestimmt nicht ausschliesslich an seinem nackten Oberkörper lag.
Dann löste er sich zwinkernd von mir und lief, den Hammer locker hin und her schwingend zurück zu den anderen.
Ein kleiner Seufzer entwich mir, wie konnte man nur so heiss sein, wenn man einen Hammer hielt. Wenn ich ihn halten würde...nein daran wollte ich nicht denken. Jessica und Hammer würden wahrscheinlich zum unfreiwilligen Staatsfeind Nummer eins aufsteigen. Das würde dann aber nicht an meiner Blutrünstigkeit sondern an meinen Missgeschicken liegen, für die ich jetzt schon garantieren konnte.
Während ich mich wieder zu Leonie gesellte und wir uns einen Film nach dem anderen rein zogen, und nur einen Stop einlegten, indem wir das Mittagessen kochten, dachte ich darüber nach wie es gewesen war, als ich wieder neu nach New York gekommen war. Und wie viel sich seitdem verändert hatte, was ich nie wieder ändern wollte. Hier war ich glücklich. Aber in meinem ganzen Leben war das Glück nie von langer Dauer gewesen, und ich wünschte mir so sehr, dass es dieses Mal bleiben würde.
Und dennoch würden wir Morgen ein Video drehen, in dem wir offiziell unseren Start im Untergrund ankündigen würden. Wir würden unser Schicksal besiegeln und niemals wieder zurück ziehen können.
Aber andererseits gab es neben diesem Leben auch noch ein anderes.
Morgen würden Leonie und ich einkaufen gehen, uns aufstylen und es geniessen wie normale Mädels shoppen zu gehen.
Es waren zwei verschiedene Welten und ich brachte sie unter einen Hut. Noch. Wie es später werden würde, wusste ich nicht, auch nicht ob ich so überhaupt leben wollte, immer bereit die Liebe Jess in den Gangster  Jessica Black ein zu tauschen.
Den gesamten Nachmittag war ich schweigsamer gewesen, und in Gedanken versunken. Das fiel jedoch nicht auf, denn die Jungs stellten seelenruhig den Zaun fertig, während Leonie kurz einkaufen war.
Als sie dann am Abend mit Tüten zurück kam und ich ihr beim Einräumen half, wusste ich, dass ich kämpfen musste, um dieses Leben zu behalten.
Viele Menschen hatten nicht die Möglichkeit, neben ihrem harten Leben noch ein solches wie ich zu führen. Mit so liebevollen Menschen um sich herum. Mit einer Familie.
"Du siehst aus als hättest du gerade den Lauf der Welt zu deinen Gunsten geändert." Merkte Leonie fragend grinsend an.
"Naja, das trifft es ziemlich gut."
Neckte ich lachend und umarmte sie.
"Jess, sicher dass alles okay ist bei dir?"
Leonie klang zwar etwas besorgt aber erwiderte die Umarmung.
"Ja, es ist alles gut."
Lächelte ich über ihren Rücken und seit langer Zeit meinte ich jedes Wort wie ich es sagte. Ich war mir einfach sicher, dass dieser Satz richtig war. Dass ich ihn ernst gemeint hatte.

Den Rest des Abends schaffte ich es nur mit Mühe Aiden zu widerstehen, der ganze Arbeit leistete, mich in Versuchung zu bringen.
Seine Nähe brachte meinen Hormonhaushalt ziemlich durcheinander und die Tatsache dass ich verzweifelt versuchte nicht nach zu geben und meine Lippen auf seine zu drücken, verwirrte meinen Körper noch zusätzlich.
Deshalb war es für mich auch nicht erstaunlich, als ich früher als sonst zu Bett ging, mit der Ausrede für morgen fit sein zu wollen.
Jake gab mir einen Brüderlichen Kuss auf die Stirn und auch die anderen wünschten mir eine gute Nacht. Nur Aiden wusste wieso ich wirklich schon schlafen ging, und es schien ihm zu gefallen. Grinsend folgte er mir mit seinem Blick, während ich die Treppe hinauf hetzte und mein Rücken kribbelte.
"Nacht Kätzchen, Träum süss", flötete er mir hinter her und ich war mir zu hundert Prozent sicher dass ich das nicht tun würde.
Nur leider wusste er es auch. Er selbst ging mit Leonie wieder zurück nach Hause. Auf eine zweite Nacht auf der Couch hatte er wohl keine Lust.
Nach einer langen Dusche und meiner gewöhnlichen Abend-Routine legte ich mich doch einigermassen erschöpft in mein Bett.
Ich schlief nicht gut ein, das hatte ich noch nie getan, schon von klein auf. Vielleicht lag es an all den Dingen die ich noch immer nicht verarbeitet hatte und vielleicht nur daran dass ich meinen Kopf nicht ausschalten konnte.
Aber etwas kleines widerlegte meine These.
Wenn Aiden neben mir lag, und mich fest hielt, dann schlief ich immer, immer gut ein.

Aufgrund des heutigen Abend, an dem wir alle das Video drehen würden, befand sich der gesamte innere Kreis unserer Gang bei Aiden und Leonie im Haus.
Es war schön zu sehen, wie die ehemaligen Schulfeinde zusammen auf dem Sofa sassen, Bier tranken, sich über das Fussballspiel am Fernseher aufregten und sich gegenseitig neckten.
Ich blieb etwas länger als normal nötig an der Treppe stehen, während ich den Arm seufzend auf das Geländer gelegt hatte.
Diese Menschen hier hatten sich in solch kurzer Zeit zu mehr als nur meinen Freunden entwickelt.
Sie waren meine Familie, den höchsten Titel den, meiner Meinung nach, jemals ein Mensch auf dieser Erde bekommen konnte.
Während ich den Blick auf die rangelnden Jungs hielt, und mir gedankenverloren durch die Haare strich, bemerkte ich plötzlich einen warmen Lufthauch an meinem Hals, und kurz darauf zwei starke Hände an meinem Becken.
Ein Schauer durchfuhr mich und ich atmete schneidend ein, während Aidens Lippen sanft über meinen Hals strichen.
Ich wusste dass er es war.
Nur er hatte diese einzigartige Art mich verrückt zu machen, und das kribbeln an der Stelle, an der er mich berührte, würde ich überall wieder erkennen.
"Na Kätzchen? Gut geschlafen, ohne mich?"
Seine Stimme hatte einen rauen Unterton und ich drehte mich so abrupt um dass meine Haare sein Gesicht streiften, was er jedoch nur mit einem Grinsen kommentierte.
"Natürlich, besser als je zu vor."
Ich sah ihn herausfordernd an und seine smaragdgrünen Augen blitzten belustigt auf.
"Lügen ist zwecklos Kätzchen, ich weiss die Wahrheit."
Ich hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen, was mich eine menge an Überwindung kostete, um ihm nicht gleich um den Hals zu fallen.
"Woher willst du wissen dass ich lüge?"
Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch sein Triumphierender Blick liess mich schnell verstummen.
"Naha zum einen, weil ich dich gut genug kenne, aber vor allem bestätigt es mir die Tatsache, dass du dich gerade wie eine Verdurstende an mich drückst."
"Oh", ich wandte den Blick von seinem markantem Gesicht ab und liess ihn weiter nach unten wandern.
Sogleich lief ich rot an und machte einen Schritt zurück, sodass Aiden nun vor mir an der Wand lehnte, und mich durch schräg gelegten Kopf spitzbübisch ansah.
"Mach ruhig weiter Kätzchen, es stört mich nicht."
Oh da war ich mir sicher.
Und es würde ihm bestimmt noch weniger stören, wenn ich die Wette verlieren würde, weil ich meinem unglaublich starken Verlangen nachgab, ihn endlich zu küssen.
"Die Wette werde ich dennoch gewinnen."
Fest entschlossen nickte ich, und eine Sekunde verliess der Triumph seine Augen, um einem tiefen Verlangen Platz zu machen.
Nach mir.
Und da wusste ich, dass es auch für ihn nicht einfach werden würde.
Wir waren wie zwei Magnete, kamen wir uns zu nahe, schafften wir es fast nicht, uns wieder zu trennen.
Ich wurde aus unserem Blick Duell gerissen, als Leonie gut gelaunt die Treppe hinunter hüpfte.
"Ich bin ready to go, wie stehts mit dir?"
Fröhlich sah sie mich an, und mit einiger Mühe, schaffte ich es, den Blick von meinem Freund zu wenden.
Wie gut es sich jedes Mal anfühlte, ihn meinen Freund zu nennen.
Es gab mir Sicherheit, und eine Bestätigung, dass es wirklich echt war, da ich es sonst wahrscheinlich heute noch nicht glauben konnte, was aus dem ehemaligen Konkurrenten meines Bruders geworden war.
"Ja, ich auch, lass uns gehen."
Ich lächelte Aiden herausfordernd zu, der kopfschüttelnd den Blick über meinen Körper schweifen liess.
Dann liess ich mich von meiner besten Freundin durch den Gang ziehen.
„Wann seid ihr zurück?"
Rief uns Jake vom Sofa aus zu. Ganz der grosse Bruder. Ich verdrehte die Augen.
„Um vier Uhr. Aber bis dahin lasst uns ja in Ruhe!"
"Geht klar, macht keinen Blödsinn!"
Kam die Antwort aus dem Wohnzimmer und ich grinste Leonie zu.
"Wir doch nicht."
Während ich neben ihr durch den Garten, und anschliessend über die Strasse lief, um in eine der Shopping Mals in der Nähe ein zu biegen, fragte sie mich mit leuchtenden Augen:
"Und wohin zuerst? Schuhe, Kleider oder Schmuck?"
Ich sah ihr an wie sehr sie sich darauf freute, und mir ging es genauso.
Wir beide brauchten endlich wieder etwas Normalität, und das hier war genau das Richtige, um uns wie normale Mädchen zu fühlen.
Natürlich wussten wir dass es mit den ganzen Sicherheitskameras etwas schwierig werden konnte, aber solange wir uns im richtigen Winkel hielten, und den Wachleuten aus dem Weg gingen, würde schon nichts schief laufen. Schliesslich waren es noch immer die Bronx. Also mussten wir uns eher vor Survivors als vor Cops hüten.
Aber mittlerweile waren wie ja fast Profis darin, uns unsichtbar zu machen.
"Ich wäre für das Kleid. Das Beste am Anfang."
Sie nickte breit lächelnd und wir hielten an. Wir waren an der Strasse angekommen, die unter uns als die Shopping Meile bekannt war. Dies, weil die gesamte Häusserreihe nur aus Läden bestand.
„Komm, ich habe gehört dass ein neuer Laden aufgemacht hat. Vielleicht finden wir da etwas."
Ich konnte bloss nicken, während mich Leonie begeistert hinter sich her zog. Vorbei an einigen spazierenden Einkäuferinnen und ihren Begleitern. Dann blieben wir stehen und beobachteten das goldene Tor vor uns.
Es war aus dünnen Stäben gemacht und war an die Mauer gelehnt, die das gesamte Unternehmen von der normalen Aussenwelt abgrenzte. Ganz schön protzig. Ich blickte mich zur Sicherheit nochmals um.
Über hundert Meter gepflasterte Fussgängerzonen konnte ich ausmachen, der grösste Teil davon war voll mit herum schlurfenden Menschen.
Die Läden reihten sich ohne jegliche Gassen aneinander und einer war kunstvoller verziert als der andere. Die Reklametafeln hingen gleich über dem entsprechenden Shop und am laufenden Band liefen Models über Strände, wo sie ihr strahlendes Lächeln präsentierten. Die Digitalisierung hatte auch in den Bronx ihren Lauf genommen. Und die Konsumgesellschaft hatte sich wohl auch in jedem von uns verinnerlicht.
Leonie rieb sich die Hände und sah grinsend in dem Getümmel umher.
"Oh ja, ich denke wir werden etwas finden, dass uns gefällt."

Ich sass auf einem der roten Ledersessel im Geschäft mit dem goldenen Tor und sah mich in Laden um.
Leonie war nun bereits mit dem hundertsten Kleid in der Umkleide verschwunden, und ich war mir beinahe sicher dass es dieses Mal auch wieder nicht "das Seelenkleid" war, von dem sie mir so begeistert erzählt hatte.
Währenddessen hatte ich die Kleiderständer bloss flüchtig durchwühlt und mir nicht all zu grosse Mühe damit gegeben. Es kam mir noch immer so unwirklich vor, und im Gegensatz zu all dem anderen, was wir gerade um die Ohren hatten, wirkte es klein und unwichtig.
"Oh Jess, ich hab es, das ist es."
Ertönte ihre Stimme aus der Umkleide, und der schwarze Vorhag bewegte sich leicht, was darauf schliessen liess dass sie sich gerade um sich selbst drehte, und das Kleid im Spiegel betrachtete.
"Ich will ja nicht meckern, aber das hast du bei den anderen Zwölf auch gesagt."
Etwas gequält setzte ich mich auf, durch die Lautsprecher hallte viel zu laut ein Lied von Don Omar, in dem er gerade eine "Virtual Diva" besang.
Ich mochte das Lied, aber nach den vorherigen Songs von allen möglichen Sängern hätte ich viel für einige Momente Ruhe gegeben.
Leonie hatte mich bereits in fünf Läden geschleppt, und jedes Mal waren wir ohne ein Kleid wieder hinaus geschlurft, sodass wir schlussendlich dem goldenen Tor-Laden noch eine Chance gegeben hatten.
Der Vorhang öffnete sich und Leonie trat heraus, ein sanfter rosa Stoff reichte ihr gewellt bis zu den Knien und das Trägerlose Kleid passte perfekt zu ihren langen Haaren, die ihr über den Rücken vielen.
Ich hob die Brauen und nickte anerkennend.
"Okay, ich nehme alles zurück, das Kleid ist wirklich wow."
"Ja oder?"
Jauchzend drehte sich Leonie vor mir und ich konnte das glückliche Strahlen in ihren Augen ausmachen, welches auch mich ansteckte.
"Und, kaufst du es?"
"Auf jeden Fall."
Eifrig nickte sie und streich sich über den weiten Saum am Ende des Kleides.
"Na dann wär das ja geschafft..."
Ich brach ab als mein Blick auf einen Kleiderständer weiter hinten viel, an dem hauptsächlich dunkle Kleider hingen.
Etwas rotes, samtiges hatte meine Aufmerksamkeit erregt und ich stand langsam auf.
Jetzt wusste ich was Leonie mit ihrem Ausdruck für Kleider gemeint hatte.
Es gefiel mir auf anhieb, und ich wollte es unbedingt haben, während alle anderen Kleider rund herum verblassten.
Ich war sonst nicht so die Shopping Queen. Solange es mir passte und einigermassen aussah war ich zufrieden.
Aber das...
Ich fuhr über den weichen Stoff und nahm es vom Bügel. Es war sogar meine Grösse.
Leonie hatte sich vielsagend in ihre Kabine zurück gezogen und war jetzt an der Kasse verschwunden, während ich, noch immer den Blick auf dem rotem Stoff, die Kabine neben ihr bezog.
Als ich meine Kleider bis auf die Unterwäsche auszog, betrachtete ich mich lange im Spiegel, in dem ich mich von allen Seiten sehen konnte.
Ich war schlank und meine Hüfte trug kein Gramm zu viel Fett, ich fühlte mich wohl, und auch gegen meinen Busen hatte ich nichts ein zu wenden.
Doch ich sah auch die Narben.
Die Narbe an meiner Schulter, die ich Angel zu verdanken hatte. Eine kleine runde an meinem Bauch, die mir die Schützen der Survivor zugefügt hatten. Und einige kleinere, helle Striemen von Streifschüssen.
Ich schob mir die hellem braunen Haare über die Schulter, die ab und zu noch immer schmerzte und seufzte. „Genug jetzt, Jess."
Ermahnte ich mich selbst.
Ohne weiteres Nachdenken schlüpfte ich in das Kleid, welches sich meinem Körper sogleich perfekt anpasste.
Als ich mich dann im Spiegel ansah, hatte ich mich schon lange nicht mehr so schön gefunden.
Es war eng anliegend, ein tiefer V-Ausschnitt zierte das Trägerlose Kleid, welches meinen halben Rücken in einer grossen Schleife frei liess, und sicht über meiner Hüfte wieder anfing.
Weiter führte es bis zu meinen Fussknöcheln, wo es aber locker abfiel, und einige Rüschen bildete.
Ansonsten war es schlicht, bloss eine goldene, feine Kette war dazu im Angebot.
Während ich über den Stoff strich lächelte ich leicht, ich freute mich schon darauf, es am Abschlussball an zu ziehen.
"Na los zeig es schon."
Ich zog kurz den Vorhang zurück, und Leonie pfiff leise.
"Wow, einfach Wow.
Jessy du siehst aus wie..."
Sie schien sprachlos, was bei ihr echt schwierig zu erreichen war, und ich wurde leicht rot, bevor ich mich eilig wieder umzog. Aber sie hatte recht. Es sah wirklich gut aus. Ich freute mich schon auf Aidens Reaktion auf dem Abschlussball.
Beim Bezahlen des Kleides, strahlte ich über beide Ohren, und lief anschliessend gut gelaunt neben meiner Freundin durch die Gasse aus Läden, während wir jedoch sehr darauf bedacht waren, uns unauffällig zu verhalten und wenn möglich im Getümmel der Menschen unterzugehen. Und das klappte eigentlich recht gut.
Bis ich unten am anderen Ende der Strasse einige Jungs ausmachen konnte, die gerade rangelnd die Shopping Meile betraten und sofort Unruhe in die zuvor entspannte Menge brachten.
Ich dachte mir nichts weiter dabei, aber mein Bauch begann sich zusammen zu ziehen, als der Eine einen freien Blick, durch die Menge, auf mich erhaschen konnte.
"Ähm Leonie..."
Ich tippte ihr an die Schulter, und sie wandte den Kopf fragend zu mir.
Ich deutete auf den Jungen, der die Stirn gerunzelt hatte, und einem seiner Kumpels mit der Hand auf die Brust klopfte.
Dieser sagte etwas und der Erste nickte, worauf die vier jungen Männer mit einem ziemlich entschlossenen Grinsen los liefen. Und zwar direkt auf uns zu.
Unsanft bahnten sie sich einen Weg durch die Menschenmenge und fingen sich einige gefluchte Beleidigungen ein.
"Scheisse", murmelte Leonie und ihr Blick schweifte in der Menschenmenge umher.
Die Jungs waren mit hundert prozentiger Sicherheit Survivors, das konnte ich, nun da sie sich energischer Bewegten, an ihrem Tattoo am Unterarm feststellen. Ganz schön nützlich, das Tattoo. So verrieten sie sich selbst.
Dass sie bloss langsam voran kamen, verschaffte uns etwas Zeit.
"Wir könnten Verstärkung rufen?"
"Bis sie hier sind ist es bereits zu spät."
"Vielleicht sollten wir einfach kämpfen?"
Leonie schüttelte den Kopf und zog mich langsam rückwärts.
"Nein, gegen die haben wir alleine und hier keine Chance, lass und abhauen."
Ich verzog das Gesicht.
Ich hasste es zu fliehen, ich hatte dann immer das Gefühl, dass ich denen gab was sie wollten.
Macht und das Wissen, mir Angst zu machen.
Angst machte mich schwach, angreifbar, und dennoch war sie nötig, um mich an meine menschlichen Grenzen zu erinnern.
"Na gut, aber weit kommen wir nicht, wenn sie erstmals aus dem Getümmel sind..."
Da hatte Leonie verdammt recht.
Wir konnten vielleicht rennen, aber ewig würden die Leute hier sie auch nicht aufhalten.
Langsam kamen sie näher, und in mir krampfte sich alles zusammen.
"Weisst du was...ich denke wir sollten überlegen während wir...rennen!"
Ich drehte mich um und begann zu laufen, während ich durch meinen Haarschleier zurück sah, um die Entfernung zwischen uns und unserem, ziemlich motivierten Verfolgern, ab zu schätzen.
"Okay, jetzt wär vielleicht ein ganz guter Zeitpunkt für einen Plan."
Brachte Leonie keuchend hervor, während sie schnell atmend über den Asphalt rannte, und wir dabei oft gegen gemütlich umher spazierende Leute stiessen und ins Taumeln gerieten.
"Was du nicht sagst", murmelte ich und wandte meinen Kopf wieder nach vorne, um mit meinem gehetzten Blick die Strasse abzusuchen.
Etwas musste mir einfallen...
Ich sprang über eine herum liegende Tasche und stolperte, bevor ich mich wieder aufraffte und weiter sprintete, dicht hinter Leonie, die sich eine Weg durch die Menge suchte.
Unser Zeitfenster war begrenzt, denn vor uns kam der Ausgang immer näher, und waren wir erst mal hier raus, würden wieder die Gesetzte der Strasse herrschen, und die Männer nicht mehr aufhalten.
Einige Haarsträhnen klebten mir am Gesicht und mein Atem dröhnte in meinen Ohren, während langsam Panik in mir hoch kam.
Da fiel mein Blick auf zwei Wachleute.
Sie standen mit einem Eis vor einem der Eisbuden und hatten eine Hand am Knüppel an ihrem Gurt ruhen. Sie trugen Funkgeräte und scannten gemütlich und Sorglos die ruhige Umgebung.
Sie rechneten wohl nicht mit dem kleinsten kriminellen Unterfangen, aber jetzt hatten sie bald mehr davon am Hals, als sie dachten.
"Die Wachen! Spielen wir ihnen in die Arme!"
Mehr als diese gejapsten Wörter kamen nicht aus meinem trockenen Mund, aber Leonie hatte schon verstanden und beschleunigte.
Ich sah nochmals über die Schulter zurück, und erschrak, als der eine mir gefährlich nahe kam. Er konnte schon seine Arme nach mir ausstrecken.
Ich zwang meine brennenden Beine schneller zu laufen und holte zu Leonie auf, während uns die Wachmänner bereits ausgemacht hatten.
Ich konnte nur hoffen, dass sie uns nicht erkannten, denn ansonsten wäre mein kompletter Plan im Eimer.
Es war auch noch nie vorgekommen, dass ich alles was einem Bullen ähnelte, freiwillig entgegen rannte.
Und ich hätte auch nie gedacht dass ich irgendwann einmal froh um ihre Anwesenheit gewesen wäre.
"Hilfe! Wir werden überfallen!"
Ich war selbst erstaunt, wie gut ich das ängstliche Mädchen heraus hängen lassen konnte. Meine Stimme hatte richtig schrill und angsterfüllt geklungen, die perfekte Nachahmung.
Sofort waren die beiden Männer hellhörig geworden und gaben einen Funk durch, bevor sie sich langsam vor den Ausgang schoben.
"Nein, bitte nicht", fluchte ich innerlich, lief aber in demselben Tempo weiter, und bemühte mich um einen geschockten Gesichtsausdruck.
Die Leute wichen nun langsam zur Seite aus, und ich konnte die Schritte unserer Verfolger ausmachen, die seit meinem Ausruf jedoch etwas zögerlicher wurden.
Ich rannte, direkt auf die ernsten Männer zu, sie hatten ihre Waffen gezogen, und sie auf uns gerichtet.
Doch ich hielt nicht an, ich wollte nicht glauben dass der Plan fehl geschlagen war, ich wollte einfach raus aus der Strasse und zurück nach Hause. Wo es sicher war.
Leonie war dicht hinter mir, ich konnte ihren keuchenden Atem hinter mir ausmachen, was mich aus irgend einem Grund beruhigte.
Und dann rannte ich an ihnen vorbei.
Ich sah ihre blauen Uniformen neben mir, als ich zwischen ihnen davon hetzt.
Sie hielten mich nicht auf, sie sahen mich nicht einmal an.
Ihr Blick und auch ihre Waffe waren auf die viel auffälligeren groben Männer hinter uns gerichtet. Niemals hätten sie zwei jungen Frauen zugetraut, genauso gefährlich zu sein. Und so kamen Leonie und ich kamen unversehrt davon.
Ich hielt noch immer nicht an, als ich über meine Schulter sah, wie die fluchenden Survivors auf die Männer los gingen, diese jedoch die Oberhand behielten und laute Befehle brüllten.
Erst einige Strassenecken weiter hielt ich an und stützte keuchend die Hände an die Knie, während sich meine Brust schnell hob und senkte und mir die Haare vor dem nach unten gerichteten Gesicht hingen.
Mein Blick verschwamm für einige Sekunden, dann war der graue Beton des Bürgerstegs wieder deutlich unter mir zu sehen.
Das Adrenalin in meinen Adern floss noch immer und ich lachte laut auf, während ich mich zu Leonie umdrehte, die ebenfalls schwach lachend an einer Hauswand lehnte.
"Wir habens geschafft! Wir haben sie abgehängt, alleine!"
Fassungslos und dennoch grinsend schob ich mir die Haare aus dem Gesicht und stützte eine Hand in meine Hüfte.
"Wahnsinn", meinte auch Leonie, aber ihrem Blick nach zu urteilen, hatte sie keine sonderliche Lust mehr, sich weiterhin in der Stadt auf zu halten, denn auch die Survivors hatten da ihre Kontakte.
Mir ging es genauso und deshalb machten wir uns stillschweigend auf den Weg zu ihrem Haus, während jede den Vorfall still für sich verarbeitete.
Wieder einmal wurde mir klar dass es vielleicht wunderbar war, ein friedliches Leben zu führen, mit allem was man brauchte und wollte.
Es war wunderschön gewesen in aller Ruhe durch die Läden zu streifen, ohne immer auf der Hut sein zu müssen. Aber leider musste ich in meiner Situation zu jedem Zeitpunkt auf der Hut sein.
Aber ich hatte dieses Leben gewählt, also musste ich das eben akzeptieren. Trotzdem dachte ich manchmal daran wie es wäre, wenn ich das nicht getan hätte. Wenn ich frühzeitig ausgestiegen wäre. Vor all dem.
Ich denke es hätte mir gut getan. Es hätte mir mit Sicherheit eine grosse Last von den Schultern nehmen. Es würde mir aber auch noch andere Dinge wegnehmen.
Dinge die ich liebte. Dinge die ich mochte, weil sie so verrückt und anders waren.
Dinge die mir etwas bedeuteten.
Und genau deswegen wollte ich nun keine Zeit mehr mit Gedanken verbringen, die sowieso niemals wahr werden konnte, und mich auf das konzentrieren, was uns noch bevor stand. Und uns stand so einiges bevor.

Als ich noch immer leicht ausser Atem die Tür aufstiess, hatte ich eigentlich die Jungs gemütlich vor dem Fernseher sitzend erwartet.
Doch es war ganz anders.
Eilig liefen sie im Wohnzimmer umher. Sie riefen einander wirre Befehle zu. In der Mitte des Wohnzimmers stand ein junger Mann mit langen, ziemlich fettigen Haaren. Jill. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.
Er war früher gekommen als ich gedacht hatte, aber den Jungs konnte ich ansehen, dass es ihnen nur recht war, so schnell wie möglich ihren Standpunkt online zu stellen.
Das Wohnzimmer war komplett verdunkelt und die gesamte hintere Wand freigeräumt.
Die Sofas waren hinter die Kamera, die in der Mitte posierte, geschoben worden und eine helle Plane bedeckte den gesamten Winkel, den die Kamera einfangen konnte, sodass man nicht den kleinsten Teil von Boden sehen konnte.
Auch eine weisse Wand war aufgestellt worden, die kein einiges Fleckchen zeigte. Wir wussten natürlich alle, dass wenn wir das Video online stellen würden, eine gründliche Untersuchung der Polizei unumgänglich war.
Doch zum Glück hatten wir Jill, der anscheinend wirklich so paranoid war, und sich die gesamten Schwachstellen die die Regierung finden konnte, aufgeschrieben hatte, und diese nun überprüfte.
Als Knut einen Stuhl hin schieben wollte, damit der Sprecher sitzen konnte, rief er sogleich entrüstet aus und schüttelte wild den Kopf.
"Kein Stuhl! Das kann man alles anhand der Marke und den gekauften Stücken zurück verfolgen."
Ich hängte meine Jacke an den Nagel neben der Tür und streifte die Schuhe ab, die Tüte mit dem Kleid hielt ich eng an mich gedrückt.
Knut hob die Hände und zog den Stuhl anschliessend eilig wieder weg.
Als Jill nach zwanzig Minuten zufrieden mit dem nun vollständig gesicherten und undurchschaubaren Hintergrund war, standen Leonie und ich noch immer leise an der Wand, die vom Gang zu dem Zimmer führte.
Ohne grosse Begrüssung stellten sich die Anderen zu uns, bloss Lucas konnte ich noch immer nirgendwo ausmachen. Er hatte sich tatsächlich nicht mehr blicken lassen, und langsam machte ich mir Sorgen. Hatte Aiden ihn still und heimlich ausgeschaltet? Nein, das hätte ich mitbekommen. Oder war er vielleicht erwischt worden? Sofort stieg in mir der Gedanke an Markus wieder hoch. Schnell verbannte ich dieses Thema wieder aus meinem Bewusstsein und lehnte den Kopf an Aidens Brust, der leise hinter mich getreten war, als hätte er genauestens gespürt was mit mir los war.
Jill lief in seiner merkwürdigen gebückten Art vor uns auf und ab.
"Zur Hölle mit den Bösen! Heute habt ihr die Möglichkeit zurück zu schlagen, alles zu sagen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden!"
Zustimmendes Gemurmel.
Ich blickte fragend zu Aiden.
„Er tut ja als ständen wir kurz vor einem Kampf."
Murmelte ich und Aiden lachte verhalten.
Dann massierten seine grossen Hände sanft meine Schultern. „Lass ihm diesen Moment. Er wollte schon immer mal eine Rede schwingen."
Na super. Ein Hacker mit einem Näschen für Epik.
„Krieg ist der Hauptteil auf der Strasse, das ist uns allen bewusst. Aber es gibt einen grossen Joker. Und das ist das Internet. Es ist wie eine Klippe, stürzt zu hinunter, wirst du erwischt, aber wenn man einen so guten Mann wie mich an Bord hat, dann sollte es euch eigentlich zu einem neuen Level in der Liga des Untergrunds verhelfen."
Er hatte stolz die Brust herausgestreckt.
Prüfend blickte er zu uns, doch es kamen ihm nur mittelmässige Reaktionen entgegen. Man merkte, dass er nicht zum Anführer geboren war. Schnell räusperte er sich.
„Also gut. Noch Fragen?"
Forschend sah er in die Runde und ich bekam immer mehr das Gefühl, dass er nicht ganz richtig tickte.
Aber er war der Beste auf seinem Gebiet, und so schnell fand man nicht jemanden, der bereit war das zu tun, was wir im Begriff waren aus zu führen.
"Nein? Gut dann brauchen wir zuerst einen Sprecher, und danach stellen wir den Text zusammen."
Er klatschte in die Hände und seine schwarzen Haare schimmerten im Licht der Stehlampe ölig.
Kurzes Murmeln ertönte, und die Jungs überlegten, wer von ihnen vor die Kamera sollte.
Doch anscheinend hatte Jill mit "wir", bloss sich selbst gemeint.
Er liess den Blick über die Anderen fahren, und blieb dann an Leonie hängen.
Anschliessend fixierten sie mich.
"Ah perfekt, Jessica, richtig? Das passt perfekt."
Er deutete auf mich und ich konnte bereits sein Hirn rattern hören.
"Vergiss es, nicht sie."
Aiden hinter mir spannte sich an und zog mich näher zu sich, während ich nachdenklich schwieg.
Klar war es eine Möglichkeit endlich einmal alles los zu werden, was mir auf dem Herzen lag, doch es war auch ein stetiges Risiko, erkannt zu werden.
"Deiner kleinen Freundin wird nichts passieren, ich hab ja alles unter Kontrolle."
Wie ein kleines Kind drehte er sich um sich selbst und trappelte auf der Stelle.
"Nein, einer von und macht das."
Schaltete sich nun auch Jake ein, so wie es aussah, war er keineswegs bereit mich aufs Spielfeld zu setzten.
Jill verdrehte genervt die Augen.
"Eurem Goldschatz wird nichts passieren, aber es hat nunmal eine grössere Wirkung wenn eine Frau spricht. Das ist wissenschaftlich bewiesen, und ihr wollt doch die grösstmögliche Rate an Klicks oder?"
Murrend schüttelte Jake den Kopf und die anderen sahen ebenfalls nicht sehr überzeugt aus. Ich wusste ebenfalls nicht, wie weit man Jills wissenschaftlichen Fakten trauen konnte.
"Ist gut, ich machs."
Ich wusste selbst nicht wieso ich das jetzt gesagt hatte. Wahrscheinlich wollte ich mir selbst etwas beweisen. Und ich wollte Worte sprechen, die jeder hören würde, Worte die für unsere Gang standen und mit denen ich etwas verändern konnte.
"Na also, die Lady hat gesprochen!"
"Jess was machst du da, lass es sein ja?"
Besorgt stellte sich Aiden neben mich, als würde er mir mit dieser Geste Einhalt gebieten.
Aber er kannte mich gut genug, dass das meinen Eifer nur noch bestärkte. Also überhörte ich seine vorwurfsvolle Frage galant.
"Aber was soll ich anziehen? Du hast doch gesagt das wird heikel, bei all den Sicherheitslücken."
Nachdenklich nickte Jill, und bei ihm sah sogar das nach einer übertriebenen Maske aus.
"Nungut, du wirst erst vom Bauchnabel aufwärts gefilmt, das macht es ihnen schwerer deine Figur zu erkennen.
Aber du solltest etwas Schwarzes anziehen."
Nach kurzem Schweigen fügte er unschuldig und völlig ernst gemein hinzu.
"Am besten etwas, was deine Brüste betont."
Mein Kiefer klappte auf und Aiden knurrte ein "Jetzt reicht es" und stapfte auf Jill zu.
Fabio und Knut hielten ihn zurück, und redeten energisch auf ihn ein, während Jill die Hände hob.
"Schon gut Kollege, wir wissen dass da nur du ran darfst, es berührt sie ja keiner..."
Aiden ballte die Hände zu Fäusten und wurde nur von den beiden Junge vor ihm zurück gehalten und ich lief rot an, während Jake sich vor Jill aufbaute.
"Pass auf, das ist immer noch meine Schwester. Also Klappe halten."
Jill schien das alles wenig zu beeindrucken, er schien in seiner eigenen Welt zu leben, die bloss ab und zu mit der unseren, und realen Welt kontrahierte.
"Schon gut. Also weiter im Text. Die Haare sollte sie unter die Maske stopfen und am Besten sollte auch nichts von ihrem Gesicht sollte zu sehen sein."
Na toll, ich freute mich schon richtig darauf, hinter einem geschlossenen Vorhang aus Schwärze in eine Kamera zu sprechen , die ich nicht sah.
Doch als ich die Maske sah, kam es mir gar nicht mehr so schlimm vor.
Jill drückte sie mir in die Hand, während er zufrieden nickte.
"Schönheit macht eben noch immer Eindruck auf die Menschen."
Und wie sie das tat, abgesehen von der manipulierenden Eigenschaft.
Die Maske war schwarz, und eng geschnitten, jedoch mit übertriebenen Proportionen, und mit schlank verzierten Augen, die jedoch wie geschlossene Lieder mit langen Wimpern aussahen.
Die Stirn trug in silberner Stickerei das Wappen unserer Gang und das schwarze Glitzern um die Augen herum gab ihr einen eleganten Touch.
"Also na los, geh dich umziehen, und dann werden wir sehen, was du der Welt mitteilen willst."

Würdet ihr euch an Jessys Stelle getrauen, auf diese Weise an die Öffentlichkeit zu gehen? Oder würdet ihr das Rampenlicht lieber jemand anderem Überlassen. Und wenn ja, wer wäre besser geeignet als sie?
Ich freue mich auf eure spannenden Kommentare dazu und verabschiede mich :) bis zum nächsten Kapitel!
Angora77

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