10 - Profirennfahrer

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„Was hast du vor?", fragt mich Mile misstrauisch, als wir auf dem Untergrund mit den vielen, bunten Kacheln landen.

„Ganz einfach", antworte ich ihm, während ich nach einer ganz bestimmten App Ausschau halte, „ich werde dich auf andere Gedanken bringen!"

„Und warum?", hakt Mile nach.

„Weil du mir gerade zu pervers bist!"

„Und-"

Bevor er mich mit einer weiteren, dämlichen Frage nerven kann, klicke ich auf eine Kachel, in der sich ein rotes Auto samt Fahrer befindet, das einen Berg hochfährt. Darunter steht in geschwungenen Buchstaben Hill Climb Racing geschrieben.

Nur einen Atemzug später lasse ich mich von der aufsteigenden Dunkelheit verschlucken und genieße es, so frei wie ein Vogel zu sein. Leider ist dieser schwerelose Zustand nicht von langer Dauer, denn ich spüre schnell wieder festen Boden unter meinen Füßen und warte nun darauf, bis sich die Finsternis in Luft auflöst.

Hoffentlich schafft es diese App, Miles Hormonhaushalt zurück ins Gleichgewicht zu bringen. Noch mehr anzügliche Sprüche ertrage ich nämlich nicht!

Was genau Hill Climb Racing eigentlich ist? Ein Rennspiel, in dem der Spieler ein Fahrzeug über verschiedene Hügel und Hindernisse steuern muss. Dabei versucht er, so weit wie möglich zu fahren, ohne das Fahrzeug zu zerstören oder kein Benzin mehr zur Verfügung zu haben. Mithilfe von Münzen können nicht nur neue Autos, sondern auch neue Strecken freigeschaltet werden.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie David und ich damals mehrere Freistunden in der High School damit verbracht haben, dieses Spiel durchzusuchten.

Wer von uns beiden besser war?

Ich! Nicht ...

„Uh, geile Karre!", schwärmt Mile plötzlich, womit er mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität reißt.

Vor uns befindet sich eine riesengroße Auswahl an verschiedenen Autos.

Hill Climber. Motocross. Trophy Truck. Rennwagen. Driller. Super Diesel 4x4. Rallywagen. Schneemobil. Super Offroad. Wüsten-Buggy. Luftkissenboot. Mondrover. Hot Rod. Mutant. Schnelles Auto. Super Hill Climber.

Die restlichen 24 Autos sind ausgegraut. Außerdem sind sie sowohl mit einem blauen Vorhängeschloss als auch mit einem Geldmünzenpreis versehen. Das bedeutet, dass ich diese Fahrzeuge noch nicht freigeschaltet habe.

„Komm her, Eiskönigin!" Mile winkt mich zu sich.

Er steht vor einem kompakten Wagen mit einem robusten und sportlichen Design. Das Auto ist blau lackiert und verfügt über aerodynamische Formen und markante Linien. An den Seiten befinden sich Aufkleber und Logos. Die Reifen sind groß und griffig, um auch auf unebenem Gelände guten Halt zu bieten.

„Was sagst du zu diesem heißen Schlitten hier?" Mile klingt aufgeregt. Seine Euphorie spiegelt sich auch in seinen blauen Augen wider, die so hell wie die Sterne am Nachthimmel leuchten. „Der Rallywagen ist perfekt, oder?"

Obwohl ich am liebsten mit dem Luftkissenboot gespielt habe, nicke ich. Hauptsache wir verschwenden keine Zeit und stürzen uns endlich ins Abenteuer, denn der Handyakku verliert immer mehr Prozent.

„Gut." Mile wählt den blauen Rallywagen aus. Dann leitet er uns zu den verschiedenen Strecken weiter.

Hügelland. Jahreszeiten. Wüste. Arktis. Autobahn. Höhle. Mond. Trainingslager. Mars. Weihnachten. Fremder Planet. Eishöhle. Wald. Bergwelt. Ragnarök. Schlammland. Vulkan. Strand. Fabrik. Achterbahn. Nacht. Dächer. Schrottplatz. Baustelle. Regenbogen. Geisterberge. Nordpol. Atomkraftwerk. Arena. Dschungel. Neon. Vorhersage. Moor. Vororte. Action-Held. Super Landleben.

Und ja, das sind alle Strecken, die es gibt. Wie schon gesagt: Die Freistunden haben es David und mir damals angetan.

„Wollen wir die Achterbahn-Strecke fahren?", fragt mich Mile aufgeregt, nachdem er sich alle Streckennamen durchgelesen hat.

„Na gut", stimme ich zu, obwohl Loopings nicht so mein Ding sind.

Wird schon schiefgehen, oder?

„Sehr cool!", freut sich Mile. Für den Bruchteil einer Sekunde schenkt er mir noch sein umwerfendes Honigkuchenpferd-Strahlen, ehe er die Achterbahn-Strecke sucht. Als er sie gefunden hat, fällt sein Blick auf die Krone, die sich unten links in der Ecke befindet.

„Wow", raunt er leise. „3828 Meter? Nicht schlecht, Eiskönigin." Seine Mundwinkel ziehen sich noch weiter in die Höhe, sodass ich befürchte, sie könnten jeden Moment reißen. „Aber sei bitte nicht traurig, wenn ich deinen Rekord gleich breche, okay?"

„Pah!", stoße ich ein überhebliches Schnauben aus. „Versuchs doch, Honiglocke!"

Das lässt sich Mile natürlich nicht zweimal sagen. Mit einem selbstbewussten Grinsen auf den Lippen drückt er auf die riesige Kachel vor uns, die das Setting einer Achterbahn anzeigt.

Wie es scheint, können wir dieses Mal sogar zusammen spielen, denn anders als bei dem Spiel Subway Surfers hat niemand von uns ein Handy erhalten.

Mal schauen, was uns erwartet ...

Für einen kurzen Moment werden wir von einem schwarzen Schleier umhüllt, bis wir plötzlich hintereinander gequetscht in dem blauen Rallywagen sitzen. Mile am Steuer und ich hinter ihm. Unser Auto befindet sich auf einer hölzernen Achterbahnpiste, die mit blinkenden Lichterketten und bunten Wimpeln geschmückt ist.

Oh Gott, irgendwie ist es noch immer total surreal, dass wir regelmäßig in ein Handyspiel abtauchen.

„Halte dich gut fest, Eiskönigin!" Mile dreht sich zu mir um, sodass sich unsere Nasenspitzen beinahe berühren, und zwinkert mir frech zu. „Jetzt wird's wild!"

„Ja ja", lache ich und verdrehe die Augen. „Gib lieber Gas, bevor der Tank gleich schon leer ist."

„Ai ai, Captain!"

Kaum sind Miles Worte verklungen, drückt er so kräftig auf das Gaspedal, dass ich in meinen Sitz gepresst werde. Aus Reflex schlinge ich meine Arme um seinen Bauch, klammere mich an ihm fest und stoße ein überraschtes Keuchen aus.

Seinen Führerschein hat er aber nicht im Lotto gewonnen, oder?

Noch bevor ich eine Antwort auf meine Frage erlange, fährt das Auto eine leichte Steigung hinauf. Vor uns erscheinen mehrere Spielgeldmünzen und Diamanten, die wir aufsammeln.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, mich wie eine Ertrinkende an Mile festzuklammern und den kühlen Fahrtwind in meinem Gesicht zu spüren. Er zerrt an meinen Locken und lässt eine aufgeregte Gänsehaut über meinen Körper tanzen. Und nein, damit meine ich natürlich nicht Mile, sondern den Wind.

Nach etwa 120 Metern ploppt ein roter Benzinkanister auf, sodass sich unser Tank, der sich sekündlich leert, wieder komplett auffüllt.

Weiter geht die verrückte Fahrt!

Wir rasen einen Anstieg hinauf und sammeln Münzen und Diamanten. Nachdem wir den Gipfel erreicht haben, sausen wir einen Wimpernschlag später die Abfahrt hinab und gewinnen dabei immer mehr an Tempo. Mein Magen verwandelt sich währenddessen in eine kribbelnde Brausetablette und ich habe das Gefühl, fliegen zu können.

„Wuhu!", jauchzt Mile ausgelassen.

Auch ich grinse breit und schreie: „Das ist der Wahnsinn!"

Die Achterbahnpiste wird immer hügeliger und mein Bauch kribbelt immer stärker, bis nach guten 400 Metern der erste Looping vor uns erscheint. Mehrere Banner, auf denen in grünen Buchstaben FingerPark steht, hängen an dem Gestell.

„Achtung, Eiskönigin!", brüllt Mile lachend gegen den Fahrtwind an. „Jetzt wird's schwindelerregend!"

Keine Ahnung, wie das möglich ist, aber er drückt das Gaspedal noch weiter durch, sodass der Rallywagen an Geschwindigkeit zunimmt und in den Looping hineinfährt.

Ach du Scheiße! Wie soll ich das bloß überleben?

Intuitiv kneife ich meine Augen zusammen und kralle mich hilfesuchend an Miles Pullover fest. Mein Magen überschlägt sich einmal und Übelkeit und Schwindel steigen in mir auf. Zusätzlich bildet sich kalter Schweiß in meinem Nacken, der perlenförmig über meine Haut rinnt.

Zum Glück dauert es nur zwei Sekunden, bis Mile den Wagen aus dem Looping lenkt und wir wieder über den hügeligen Untergrund brettern.

Puh, das war knapp. Beinahe hätte ich mein Mittagessen ausgespuckt.

Im Gegensatz zu mir scheint Mile kein Problem mit dem Looping zu haben, denn er jubelt euphorisch: „Verdammt, war das geil!"

Als ich ihm nicht antworte, geht er vom Gas runter und drosselt somit die Geschwindigkeit. Dann fragt er fast schon besorgt: „Alles gut dahinten, Elsie?"

„J-Ja", lüge ich mit krächzender Stimme. Dass sich mein Magen wie ein brodelnder Vulkan anfühlt, verschweige ich ihm lieber.

Mile steuert den blauen Rallywagen nun geschickt über die holprige Achterbahn-Strecke. Mit schnellen Reaktionen und präzisen Lenkbewegungen navigiert er das Auto durch die kurvigen Abschnitte und über die steilen Hügel.

Wieder taucht eine Steigung vor uns auf, gefolgt von einer scharfen Kurve. Schnell wie der Blitz sausen wir die Abfahrt hinunter, schießen aus der Kurve hinaus und überwinden mehrere kleine Unebenheiten auf der Strecke.

Mein Herz rast vor Aufregung, als ich die Geschwindigkeit und das Adrenalin, das in meinem Körper pulsiert, spüre.

Nach 650 Metern stellt sich uns der zweite Looping in den Weg.

Oh nein, bitte nicht! Können wir nicht irgendwie eine alternative Route nehmen?

Noch bevor das Auto geschmeidig nach oben gleitet, kneife ich meine Augen zusammen. Die Schwerkraft zieht wie ein unsichtbares Gewicht an mir, während sich der Wagen langsam überkopf dreht.

Ich wünschte, ich könnte die Schwerelosigkeit genießen, aber stattdessen braut sich ein Gewitter in meinem Bauch zusammen. Nur mit Mühe und Not schaffe ich es, meine aufwallende Übelkeit zurückzuhalten.

Mist! Warum habe ich Mile nicht einfach darum gebeten, eine andere Strecke auszuwählen? Loopings und ich waren noch nie die besten Freunde ...

Schwindel ergreift Besitz von mir und die Welt um mich herum verschwimmt zu einem bunten Farbklecks.

Oh oh. Das ist definitiv kein gutes Zeichen.

Leider bleibt mir keine Zeit mehr zum Durchschnaufen, denn die nächste steile Abfahrt erscheint direkt vor unserem Wagen. Daraufhin folgen mehrere Kurven und Hügel.

„M-Mile?" Meine Stimme wird von einem Erdbeben erfasst. Ich versuche zwar, mich dagegen zu wehren, aber mit jeder Sekunde, die verstreicht, gewinnen die Übelkeit und der Schwindel an Größe.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, erkenne ich in der Ferne den nächsten Looping.

Scheiße! Das wird mein Magen nicht überleben!

„Mile?!", mache ich nochmal auf mich aufmerksam. In meiner Not zupfe ich an seinem Pullover, doch er schüttelt mich bloß wie ein lästiges Insekt ab. „Mile!"

Der Looping kommt näher.

„Verdammt, Mile!" Ein Fünkchen Angst mischt sich unter die brodelnde Lava in meinem Bauch. „Kannst du bitte-"

„Noch schneller fahren?", fällt mir der Idiot ins Wort. „Kein Problem, Eiskönigin. Wird gemacht!"

Mit quietschenden Reifen saust der Rallywagen über die Achterbahn, geradewegs auf den Looping zu.

Oh nein.

„Mile!" Panik dominiert meine Stimme. Immer mehr Schweißperlen rinnen meinen Nacken hinab und mein Hals ist staubtrocken. „Bitte brems! Bitte!"

Ich bin mir nicht sicher, ob er mich nicht hört oder mich mit Absicht ignoriert, doch keine zwei Sekunden später fährt er die steile Rampe hinauf, die zu dem Looping führt. Es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung, die Übelkeit zurückzuhalten, als der Wagen den Gipfel des Loopings erreicht und ich kopfüber nach unten schaue.

Fuck! Nicht mehr viel und mein Mittagessen lässt grüßen.

Die Welt um mich herum dreht sich eindeutig zu schnell, während wir die Schwerkraft überwinden und mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch den Looping fahren.

Kaum haben wir wieder den hügeligen Untergrund erreicht, dreht sich mein Magen einmal um. Der Schwindel füllt meinen ganzen Körper aus und macht den Weg für die Übelkeit frei.

„Achtu-", möchte ich Mile noch warnen, doch es ist bereits zu spät. Ich würge einmal und übergebe mich dann. Mitten auf Miles Rücken.

Scheiße!

Ich zittere am ganzen Leib und habe das Gefühl, unter Strom zu stehen. Auch wenn ich es nicht möchte, übergebe ich mich direkt noch ein zweites Mal.

„Eiskönigin?!", brüllt Mile gegen das Rattern der Räder an. „Was machst du da?"

Als ich ihm nicht antworte, weil mir immer noch kotzübel ist, legt er eine Vollbremsung hin. Der ruckartige Stopp hat zur Folge, dass sich mein Magen überschlägt, ich würgen und mich nochmal übergeben muss.

Verdammte Scheiße!

Da Mile ein mieses Timing hat, dreht er sich genau dann zu mir um, als ich mein Mittagessen an die Freiheit befördere. Dieses Mal genau auf die Vorderseite seines Pullovers.

Ein ekeliger Geschmack breitet sich in meinem Rachen aus, während ich mir über den Mund wische. „Tu-Tut mir leid", stammele ich beschämt. Tränen kämpfen sich in meine Augen und siedend heiße Blitze schießen mir in die Wangen. „Ich ... Ich wollte dich warnen, aber du ..." Meine Stimme bricht ab.

Ich wage es nicht, in Miles blaue Augen zu schauen, denn bestimmt tobt dort ein Wirbelsturm der Wut.

Entgegen meinen Erwartungen greift er aber plötzlich nach meiner zittrigen Hand und malt sanfte Kreise auf meine Haut. „Schon gut, Elsie", murmelt er einfühlsam. „Was raus muss, muss raus." Er schaut auf seinen grauen Pullover hinab, auf dem sich nun kleine Bröckchen befinden. „Ich hoffe, die Pizza hat wenigstens geschmeckt."

Diese Situation gerade ist mir furchtbar unangenehm. Auch wenn Mile ein Idiot ist, war es nicht meine Absicht, mich auf seinen Pullover zu übergeben.

„Immerhin hast du mir jetzt bewiesen, dass du mich wirklich zum Kotzen findest. Wortwörtlich sogar."

Mile lacht. Dann ist unser Autotank leer und wir werden zurück auf die Startseite von Hill Climb Racing gebeamt. Zum Glück ganz ohne Loopings.

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