Kapitel 13 - Drei Minuten

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Medina

Es war Freitag und ein ziemlich schwüler Tag. Den ganzen Morgen hatte die Sonne von einem blauen Himmel hinunter gestrahlt, doch gegen Nachmittag zogen graue Wolken auf, die ein schon lange überfälliges Unwetter ankündigten.

Ich kam gerade von einer Wohnungsbesichtigung im Frankfurter Westend, nicht weit von dem Haus meiner Eltern entfernt. Ein Geschäftspartner meines Vaters vermietete einige hoch exklusive Apartmane in einem luxuriösen Neubau, welche ich mir ohne finanzielle Unterstützung gar nicht leisten konnte, selbst nicht mit meinem neuen Job als Teamleiterin. Doch nichtsdestotrotz hatte mein Vater mich dazu überredet, mir die Dreizimmer-Wohnung anzusehen, nur leider konnte er mich nicht begleiten, da meine Eltern zu einer Grillparty eingeladen waren.

Die Wohnung hatte mir sehr gefallen. Sie verfügte nicht nur über einen großen Balkon, sondern auch über zwei Badezimmer, von denen das größere mit einer riesigen Eckbadewanne und einer Regenwalddusche ausgestattet war. Außerdem beinhaltete das Apartment eine niegelnagelneue Einbauküche, eine Klimaanlage und eine Fußbodenheizung in jedem einzelnen Raum. Doch so schön und luxuriös die Wohnung auch war, es störte mich, dass ich sie mir nicht allein leisten konnte, weshalb ich dem freundlichen Gebäudeinhaber bei der Verabschiedung wissen ließ, dass ich mich in der kommenden Woche mit einer Entscheidung bei ihm melden würde.

Während ich die Wohnungsbesichtigung in meinen Gedanken Revue passieren ließ, lief ich erschöpft auf mein Elternhaus zu. Das Klima war regelrecht erdrückend, genauso wie alles andere in meinem Leben. Das dramatische Treffen mit Levi saß noch tief in meinen Knochen und die Nervosität aufgrund meines bevorstehenden ersten Arbeitstages, spitzte sich immer weiter zu.

Levi ... Beim bloßen Gedanken an ihn krampfte sich mein Herz unangenehm zusammen. Immer wieder holten mich viel zu intensive Flashbacks ein - wie seine großen, talentierten Hände meine Brüste liebkosten, wie sein sexy Knebelbart ein wohlfühlendes Kratzen auf meiner Haut hinterließ und wie seine eindringlichen grünen Augen mich lüstern durchbohrten. Doch er war nichts weiter als ein unvorsichtiger Lustmolch, von dem ich mich jeden Tag ein wenig mehr versuchte loszusagen. Entschlossen, die wenigen Erinnerungen an ihn ein für alle mal verblassen zu lassen, straffte ich meine Schultern, drückte meine Handtasche fest an mich und reckte meine Nasenspitze in die Höhe, bis ich wenige Meter vor meinem Elternhaus entfernt stehen blieb und verschreckt die Luft anhielt. Augenblicklich weiteten sich meine Augen, während mir der Mund aufklappte und meine Knie weich wie Butter wurden. Levi. Verdammt nochmal! Warum spielte mir das Leben nur so einen miesen Streich? Warum stand er vor der Haustür meiner Eltern?

Überfordert sah ich mich um und überlegte, in irgendeine Seitengasse zu verschwinden. Ich wollte ihn nicht sehen, wollte nicht mit ihm reden, wollte mich nicht erneut von ihm um den Finger wickeln lassen. Ich spürte, wie ich unter meinem fliederfarbenen Sommerkleid zu schwitzen begann. Gleichzeitig war ich mehr als dankbar, dass meine Eltern nicht zuhause waren und dem Jungkoch nicht die Tür öffnen konnten, denn obwohl ich meiner Mutter von Levis Vaterschaft erzählt und sie mich daraufhin tröstend in die Arme geschlossen hatte, traute ich dieser verrückten Frau zu, dass sie ihn ins Haus gelassen hätte, damit er sich mir erklären konnte. Aber ich wollte nichts von ihm hören! Wollte nicht, dass er mich ansah, mich berührte, mich verwöhnte ...

Wütend beobachtete ich, wie der Jungkoch immer wieder klingelte, obwohl es auf der Hand lag, dass niemand zuhause war. Es war furchtbar, denn eigentlich wünschte ich mir, dass er auf der Stelle verschwand und andererseits wollte ich wissen, was er zu sagen hatte.

Nach einigen langen Sekunden des Zögerns atmete ich also tief durch, strich mir eine verirrte Haarsträhne aus meinem locker geflochtenen Zopf hinters Ohr, und machte mich auf den Weg zu unserem Anwesen. Levi klopfte gerade laut gegen die Tür, gefolgt von einem enttäuschten Seufzen, als ich all meine Nervosität hinunterschluckte und mich um eine ruhige Tonlage bemühte.

,,Was tust du hier?'', fragte ich und krallte mich aufgeregt an den Schlaufen meiner Louis Vuitton fest.

Überrascht drehte der Jungkoch sich um und machte ein aufgewühltes Gesicht. Er trug ein weißes T- Shirt, eine schwarze Kochhose und helle Sneakers. Es schien, als hätte es ihm die Sprache verschlagen, als wir uns gegenüberstanden und tief in die Augen sahen. In meiner Brust begann es zu kribbeln und sofort wurde mir klar, dass es keine gute Idee gewesen war, auf ihn zuzugehen.

,,Ich'', er schluckte auffällig, ''Ich wollte nochmal mit dir reden.''

Ich zog meine frisch gezupften Augenbrauen zusammen.

,,Hat sich denn etwas an deiner Situation geändert?''

Levi schürzte seine Lippen, ohne das ihnen ein Wort entwich, was Antwort genug für mich war. Sauer, als auch enttäuscht, trat ich an ihm vorbei und zückte meinen Wohnungsschlüssel.

,,Medina warte'', rief er und versuchte nach meiner Hand zu greifen, doch kaum hatte er sie berührt, schüttelte ich sie ab und ließ vor lauter Hektik den Schlüssel fallen. Ich bückte mich rasch, um ihn aufzuheben, aber Levi war schneller. Wie der Blitz packte er das glänzende Metall und hielt es mit ernstem Gesicht von mir weg.

,,Was soll das?'', ärgerte ich mich und streckte meine manikürte Hand nach dem Schlüssel aus.

,,Du bekommst ihn, wenn du mich angehört hast'', sagte der Jungkoch beinahe verzweifelt.

Zornig verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

,,Du hast drei Minuten.''

,,Danke'', flüsterte er und räusperte sich. ,,Medina ...'', fing er an, ''Ich könnte jetzt sagen, dass ich mich von dir ferngehalten hätte, hätte ich das mit ... Amelie ... früher erfahren, aber das wäre gelogen. Ich bin mir sicher, dass ich dennoch um deine Aufmerksamkeit gekämpft und dich umworben hätte, einfach weil du mir völlig den Kopf verdreht hast.'' Bei diesen Worten wurde mir noch heißer, als mir ohnehin schon war, und mein Herzschlag beschleunigte sich immer mehr. ,,Ich habe das nicht gewollt ... Ich weiß noch nicht mal, wie das passieren konnte'', versuchte der Jungkoch sich zu erklären, ohne die Tatsache, dass er Vater wird, laut auszusprechen. Ich musste lachen. Es war ein trauriges, verletztes Lachen.

,,Also, ich weiß sehr wohl, wie das passieren konnte'', sagte ich und blickte anschließend angespannt zu meinen Sandalen hinunter.

Levi seufzte.

,,Du glaubst gar nicht, wie sehr ich das mit Amelie bereue ... Aber ich kann es leider nicht rückgängig machen. Wenn ich's könnte, würde ich's auf der Stelle tun.''

,,Aber wie du schon sagtest, kannst du es nicht'', entgegnete ich kühl und streckte erneut meine Hand nach dem Schlüssel aus.

,,Nein. Aber ich kann dir zeigen, dass es mir ernst damit ist, dich näher kennenlernen zu wollen.''

Wut stieg in mir auf, während ich entschieden meinen Kopf schüttelte.

,,Du musst in wenigen Monaten für ein Kind da sein ... Du hast gar keine Zeit, mich kennenzulernen.''

,,Das ist Quatsch!'', verteidigte sich der Jungkoch. ,,Ich kann für das Kind da sein und dich trotzdem sehen.''

Ich runzelte meine Stirn. Levi's grüne Augen funkelten wie Smaragde und ich sah seine kräftige Halsschlagader unter der schwarzen Tinte, die so viel seiner Haut bedeckte, pulsieren. Er machte einen ehrlichen Eindruck. Er schien tatsächlich zu glauben, mich kennenzulernen und gleichzeitig für dieses Baby da sein zu können. Doch was er nicht verstand, dass ich das nicht wollte! Ich wollte nicht die zweite Geige spielen und meine eigenen Wünsche und Belange hinten anstellen müssen. Ich wollte im Mittelpunkt stehen, vergöttert werden und irgendwann einen Mann an meiner Seite haben, dem ich eines Tages selbst Kinder schenkte. Gemeinsame Kinder. Und ich wollte die Erste sein, die das tat. Tränen stiegen mir in die Augen und ein niedergeschlagenes Lachen entkam meinem Mund.

,,Du dachtest vielleicht, ich bin ein böses Mädchen'', flüsterte ich betrübt, ''Aber in Wirklichkeit, bin ich ein verwöhntes Mädchen. Ich .. teile nicht gerne.''

Ergriffen trat Levi einen Schritt auf mich zu.

,,Das musst du auch nicht'', raunte er und streichelte sehnsüchtig meine Wange, die unter dieser zarten Berührung zu glühen begann.

,,Doch'', wisperte ich, ''Das müsste ich, denn du hast jemanden ein Kind geschenkt, und dieses Kind wird dich brauchen.''

Eine Träne stahl sich auf meine Wange und benetzte Levis Finger. Wieso musste alles zwischen uns so unglaublich intensiv sein?

,,Und dennoch wirst du mich ganz für dich alleine haben. Ich will Amelie nicht. Ich will das mit uns, Medina. Es hat doch gerade erst angefangen ... Gib uns eine Chance uns näher kennenzulernen!''

Meine Gedanken jagten in Höchstgeschwindigkeit durch meinen Kopf. Es wäre so leicht gewesen, einfach 'Ja' zu sagen, aber ich wusste genau, alles was danach kommen sollte, würde mir nach und nach, Stück für Stück, das Herz brechen.

,,Es tut mir leid, aber ich kann nicht'', sagte ich, um eine feste Stimme bemüht und trat ein Stück zurück, um Distanz zwischen uns zu schaffen. ,,Bitte gib mir meinen Schlüssel ...''

,,Bitte Medina! Ich ...''

,,Hör auf!'', herrschte ich den Jungkoch plötzlich an, denn dieses ganze Gespräch wurde mir zu viel. ,,Ich bin nicht bereit, mich auf einen Typen einzulassen, der mit einer anderen ein Kind in die Welt gesetzt hat!''

Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, überrollte mich ein schlechtes Gewissen, denn Levi machte einen verletzten Eindruck. Langsam begann er zu nicken.

,,Ich verstehe.''

Tapfer streckte ich meine Hand aus und nahm den attraktiven Levi vorsichtig den Schlüssel ab.

,,Es tut mir leid'', flüsterte ich erneut, sah ihm noch einmal in seine viel zu faszinierenden Augen und kehrte ihm den Rücken zu. Zitternd schloss ich die Haustür auf und verschwand so schnell wie möglich im Innern meines Elternhauses, um mich ganz und gar meinem Kummer hingeben zu können.

Er hätte nicht auftauchen sollen ...

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