Kapitel 2 - Schokoladenvariation

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Medina

Ich war seit zwei Wochen wieder aus England zurück, als meine Mutter mich an einem Samstagabend mit einem Besuch in einem Michelin-Restaurant überraschte. Der Location entsprechend, trug ich ein elegantes, schwarzes Kleid. Meine langen schwarzen Haare hatte ich hochgebunden und neue High Heels schmückten meine Füße. Wir saßen an einem runden Zweiertisch, auf dem silbernes Besteck neben hübsch gefalteten Servietten glänzte und ließen uns ein betörendes, französisch angehauchtes Fünf-Gänge-Menü auf der Zunge zergehen, während im Hintergrund die zarten Klänge eines Klaviers zu hören waren.

,,Ich bin so froh, dass du wieder Zuhause bist, Medina'', sagte meine Mutter gerade liebevoll, als die für uns zuständige Kellnerin mit unserer gewünschten Rechnung an den Tisch trat. Souverän spähte meine Mutter in das kleine Buch, indem der Betrag hinterlegt war. Dann zahlte sie und reichte der Kellnerin einen Fünfzig-Euro-Schein.

,,Das ist für Sie, meine Liebe. Und das'', sie zog einen weiteren Fünfziger aus ihrem Portemonnaie, ''geben Sie bitte dem Koch, der für den Hauptgang zuständig war.''

Die Kellnerin bedankte sich höflich und zog sich lächelnd zurück, damit meine Mutter und ich noch in Ruhe unsere Weingläser leeren konnten. Wir sprachen noch eine Weile über mein Jahr als Au-Pair-Mädchen, als plötzlich eine große Gestalt in weißer Kochmontur neben uns auftauchte.

,,Guten Abend, die Damen, ich wollte mich gerne persönlich für das großzügige Trinkgeld bedanken, dass Sie mir haben zukommen lassen'', erklang eine tiefe, charismatische Stimme. Da traf plötzlich mein Blick auf zwei faszinierend grüne Augen. Augen, wie ich sie schon einmal gesehen hatte ... Und warum kam mir dieses sympathische Lächeln so bekannt vor? Doch erst als sich ein überraschtes und zugleich schelmisches Grinsen auf dem Gesicht des jungen Kochs ausbreitete, verstand ich ...

,,Ach wie nett!'', freute sich meine Mutter, ''Ich muss Sie loben, das Fleisch war ganz ausgezeichnet angebraten! Wir haben selten so lecker gespeist, nicht wahr, mein Schatz?''

Noch immer überrumpelt von diesem unfassbaren Zufall, sah ich von dem tätowierten Jungkoch in das fröhliche Gesicht meiner Mutter.

,,Ja'', stimmte ich zu und versuchte, mir mein Staunen nicht anmerken zu lassen.

,,Das freut mich sehr zu hören'', sagte der Kerl mit den braunen Locken, der mittlerweile einen leichten Knebelbart trug, was sein Gesicht noch markanter als in meiner Erinnerung aussehen ließ. Seine Augen fixierten mich, was mir ein wenig unangenehm war. Desinteressiert wendete ich den Blick ab.

,,Wollen wir langsam los?'', fragte ich meine Mutter und sie nickte.

,,Ja, dein Vater wartet sicher schon auf uns ...''

,,Bitte bleiben Sie noch einen Moment'', bat da der attraktive Koch höflich, ''Wir schicken noch einen Gruß aus der Küche.''

,,Oh'', sagte meine Mutter überrascht. ,,Na, wenn das so ist ...''

Zufrieden streifte er meinen Blick. ,,Sehr schön. Dann verabschiede ich mich wieder und wünsche ihnen noch einen angenehmen Abend.''

Er schenkte meiner Mutter noch ein sympathisches Lächeln, bevor er plötzlich selbstsicher nach meinen Fingern griff und mich mit einem galanten Handkuss überraschte. Sprachlos sah ich ihn an, doch er zwinkerte nur und verließ mit einem breiten Grinsen auf seinem gutaussehenden Gesicht, unseren Tisch.

,,Ein netter junger Mann'', flüsterte meine Mutter verschmitzt, als der Lockenkopf außer Sichtweite war. ,,Zu viele Tattoos für meinen Geschmack ... Aber charmant!''

,,Natürlich war er das, du hast ihm schließlich ein beträchtliches Trinkgeld gegeben'', entgegnete ich peinlich berührt.

,,Also ich bin mir sicher, dass das nichts mit dem Geld, sondern mit der Schönheit meiner Tochter zu tun hatte'', antwortete meine Mutter stolz.

Ich seufzte, erwiderte aber ihr Lächeln.

Dann kam auch schon der 'Gruß aus der Küche'. Es handelte sich um eine traumhaft aussehende Schokoladenvariation, verziert mit roten Beeren und Mandelblättchen, die in Form kleiner weißer Blüten das Dessert komplementierten. Und zwischen den weißen Blüten, ein Zettel. Ich biss mir auf die Unterlippe. Neugierig, als auch erheitert, zog meine Mutter die Augenbrauen in die Höhe, als ich ein wenig verlegen, das kleine, gefaltete Papier zur Hand nahm. Ich wollte es nicht, und doch schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich die Handynummer betrachtete. Doch war das noch nicht alles ... Diesmal stand sogar ein Name dabei, sein Name.

,,Levi'', murmelte ich und lächelte noch breiter, als mein Blick auf eine kleine, gezeichnete Blume fiel. Ein Veilchen. Doch nichtsdestotrotz zerknüllte ich kurz darauf das Papier und legte es achtlos zur Seite.

,,Warum tust du das?'', fragte mich meine Mutter irritiert und naschte von ihrem Teller.

Ich runzelte die Stirn. ,,Weil er mir zu ... Ach, ich weiß auch nicht ... Lass uns einfach das Thema wechseln, ja?''

,,In Ordnung'', stimmte sie bekümmert zu. ,,Aber das Dessert solltest du trotzdem probieren, denn es ist wirklich fabelhaft!''

Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, danke. Ich hatte für heute genug.''

Meine Mutter zuckte mit den Schultern. ,,Schade, du versäumst was.''

Ich erwiderte nichts und war ganz erleichtert, als wir wenige Minuten später durch die schwere Eingangstür des Restaurants in die milde Sommernacht hinaus traten.

,,Oh nein!'', meinte plötzlich meine Mutter, ''Ich habe mein Portemonnaie auf dem Tisch liegen lassen ... Geh ruhig schon mal ans Auto mein Schatz, ich bin sofort da.''

Ich nickte und machte mich auf den Weg hinter das von außen recht altmodisch aussehende Gebäude, wo sich die Parkplätze befanden. Gerade bog ich um die Ecke, da griff plötzlich jemand aus dem Schatten heraus nach meiner Hand. Ich erschrak fürchterlich, bis ich in zwei leuchtend grüne Augen blickte.

,,Hast du dir diesmal meine Nummer eingespeichert?'', fragte der Typ namens Levi neugierig.

Wütend, weil er mich so erschreckt hatte, riss ich mich von ihm los.

,,Nein, habe ich nicht!'', erwiderte ich und trat einen Schritt von seinem verboten attraktiven Erscheinungsbild zurück.

,,Warum nicht?'', fragte er aufrichtig interessiert. ,,Bist du noch immer vergeben?''

Ich zögerte, antwortete dann aber mit einem ehrlichen und knappen: ,,Nein.''

,,Also bin ich nicht dein Typ?'', fragte er mit blitzenden Augen und schloss die gerade erst geschaffene Lücke zwischen uns. Er war mir so nah, dass mein Körper mit einem Gänsehaut erregenden Kribbeln auf ihn reagierte, vor allem zwischen meinen Schenkeln.

,,Richtig'', log ich und reckte meine Nasenspitze in die Höhe.

Er nickte. ,,Na schön. Sagst du mir trotzdem deinen Namen? Schließlich kennst du nun auch meinen.''

Eigentlich wollte ich ihm gar nicht meinen Namen nennen, doch dann kam er mir einfach über die Lippen. ,,Medina.''

,,Medina'', flüsterte er, während seine Hand sich zu meinem langen, zusammengebundenen Haar schlich. ,,Hast du erkannt, was für eine Blume ich auf den Zettel gezeichnet habe, Medina?''

Mein Herz schlug immer schneller.

,,Ja ... Ein Veilchen.''

Levi nickte zufrieden. ,,Und weißt du auch, warum ich es gezeichnet habe?''

Ich konnte es mir denken, sagte aber nichts.

,,Weil ich nach unserer Begegnung noch lange von deinen veilchenblauen Augen geträumt habe.''

Meine Nackenhaare stellten sich auf, und zwar auf eine erregende Art und Weise. Doch wollte ich diesem arroganten Kerl niemals das geben, was er sich erhoffte, weshalb ich mich abrupt von ihm zurückzog, um dieser allmählich viel zu groß werdenden Versuchung zu entkommen. Und dann kam auch endlich meine Mutter.

,,Auf Wiedersehen, Levi'', sagte ich reserviert und kehrte ihm den Rücken.

,,Auf Wiedersehen gefällt mir!'', rief er verschmitzt über den Parkplatz.

Belustigt schüttelte ich den Kopf. ,,Dann sage ich lieber: Leb wohl!''

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