Das Kennenlernen

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,,Oh Gott, ich bin schon so aufgeregt! Ich kann es kaum noch erwarten, wenn wir endlich da sind! Wie lange müssen wir denn noch fahren?'', sagte Lukas theatralisch, drückte einmal fest meine Hand und sah mit glitzernden Augen aus dem Fenster, um die vorbeiziehende Landschaft zu mustern.
,,Lukiman, wir sind gerade mal vor zwei Minuten losgefahren, es dauert noch etwas. Beruhig' dich, es wird alles gut.'', lachte Lukas' Vater, der gerade auf die Autobahn fuhr und über seinen Sohn nur die Augen verdrehen konnte.
,,Was? Erst zwei Minuten? Das kann gar nicht sein!'', erwiderte Lukas verblüfft und sah mich mit großen Augen an. Ich hatte nicht mehr als ein Lachen für ihn übrig und wollte ihn am liebsten fressen, weil er schon seit gestern Abend von kaum etwas Anderem sprach.

Nachdem wir irgendwann kurz vor neun aufgewacht waren, hatten wir uns in der Küche etwas zu Essen gemacht. Schon dort hatte Lukas totale Hummeln im Hintern und wäre am liebsten sofort zu mir nach Hause gefahren.
Mein Freund hielt es wirklich kaum noch aus, endlich herauszufinden, wie ich denn lebte, ob das Haus von innen auch genau so aussah, wie er es sich immer vorgestellt hatte und wie meine Familie auf ihn reagieren würde.
Es machte mich wirklich glücklich, dass sich Lukas so auf mein Zuhause freute und keine einzige Minute stillhalten konnte. Er rutschte die ganze Zeit auf dem Sitz umher, zerdrückte mir die Hand und fragte gefühlt jede Minute nach, wann wir denn endlich da wären.

Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht ähnlich ergehen würde. Schon seitdem feststand, dass Lukas dieses Wochenende zu mir kommen würde, stellte ich mir den Moment vor, an dem Lukas und meine Mama sich richtig kennen lernen würden.
Einen wirklichen Eindruck voneinander konnten sie sich bisher noch nicht machen, denn in den zwei Malen, die sie und Lukas sich begegnet hatten, hatte mein Freund kaum Zeit, auch mal ein Wort über sich zu verlieren.
Umso glücklicher war ich darüber, dass wir nun endlich Zeit dazu gefunden hatten und es nicht noch länger aufschieben mussten. Mama selbst konnte es auch kaum noch erwarten, endlich den Jungen kennenzulernen, der mir den Kopf verdreht hatte.

In den letzten Tagen hatte ich ihr immer mehr Einblick in unsere Beziehung gegeben und es freute sie, dass ich endlich jemanden gefunden hatte, der mich wirklich vom Herzen mochte und mir all das gab, was ich auch verdient hatte.
Seitdem Outing konnten wir endlich wieder offen und ehrlich miteinander reden. Ich brauchte nichts mehr vor ihr zu verheimlichen und konnte ruhig zu ihr kommen, wenn ich einen Rat bezüglich Lukas brauchte.
Auch, dass ich heute Nacht bei ihm geschlafen hatte, hatte für sie überhaupt kein Problem dargestellt, obwohl schon seit unzähligen Wochen feststand, dass ich gestern Abend auf meine Geschwister hätte aufpassen müssen, damit sie und Frank in eine Theateraufführung gehen konnten.

Eigentlich hasste meine Mama nichts mehr, als wenn man geplante Sachen kurzfristig absagte oder so sehr durcheinanderbrachte, dass sie sehen musste, wo sie uns Kinder unterbringen musste.
Ich hatte auch damit gerechnet, dass sie 'Nein' und mir sagen würde, dass ich auch ruhig noch einen Tag warten könnte, doch stattdessen hatte sie einfach nur erwidert, dass sie eben Opa fragen würde, ob sich da etwas machen ließe.
Ich hätte es ihr wirklich nicht übel genommen, wenn sie dem nicht zugestimmt hätte, denn ich hatte ihr versichert, dass ich mir an diesem Wochenende nichts vornehmen würde, damit meine Eltern ungestört einen Abend zusammen verbringen konnten.

Ich wollte keine Last für sie sein. Ich versuchte alles Erdenkliche, um meiner Mama genügend Arbeit abzunehmen, damit sie sich auch mal erholen und einen schönen Abend mit Frank verbringen konnte.
Nach all dem, was sie all die Jahre für mich getan hatte, hatte sie sich so viel Freizeit wie möglich verdient. Mir ist bewusst, dass ich mir deswegen keine Vorwürfe machen sollte, aber immer wieder sah ich mich als den Grund dafür, dass ihre Jugend nie richtig zu Ende leben konnte.
Mama hatte es mir nie gezeigt, aber oftmals fragte ich mich, ob sie dem Ganzen nicht doch nachtrauerte, weil sie so vieles in ihrer Jugend verpasst hatte, was sie sich niemals wieder holen konnte.

Als Andere in ihrem Alter musste sie schon früh genug lernen, was es hieß, Verantwortung nicht nur bis zur nächsten Ampel zu tragen und, dass es weitaus mehr im Leben als Schule, Party machen und Saufen gab.
Während ihre Freundinnen sich am Freitagabend für die nächste Hausparty fertigmachten, hieß es für meine Mama Windeln wechseln, mich füttern, mit mir spielen und mich ins Bett schlafen zu legen.
Wenn ihre Freundinnen in der Schule dann am Montag darüber erzählten, was schon wieder alles an diesem Abend passiert ist und was sie sonst so getrieben hatten, konnte meine Mama nur davon erzählen, was für Fortschritte ich gemacht hatte.

Mama hatte mir natürlich immer wieder versichert, dass sie diese Geschichten nicht weiter interessiert hatten, weil ihr die Zeit mit mir unfassbar viel bedeutet hatte, aber manchmal glaubte ich, dass sie sich gewünscht hätte, mich doch in die Babyklappe gesteckt zu haben.
Es ist nicht so gewesen, dass sich all ihre Freundinnen wegen der Schwangerschaft von meiner Mama angewandt und sich nicht mehr für sie interessiert hatten. Es gab viele Freundinnen die ihr während und nach der Schwangerschaft beigestanden hatten.
Meine Großeltern hatten auch versucht, Mama so viel Freiraum wie möglich zu verschaffen und mich das ein oder andere Wochenende zu sich genommen, damit sie abschalten und in Ruhe mit ihren Freundinnen shoppen oder was Trinken gehen konnte.

Aber Mama musste zugeben, dass es nicht unbedingt das gewesen ist, was sie sich immer gewünscht hatte. Es wäre alles wesentlich einfacher gewesen, wenn sie mich niemals oder zu einem späteren Zeitpunkt bekommen hätte.
Es ist unglaublich, dass sie sich ihrem Schicksal trotzdem gestellt und alles so verdammt gut gemeistert hatte. Dass sie sich nach einem anstregenden und stressigen Schultag, wo ihre Klassenkameraden im Bett lagen und nichts mehr getan hatten, sich trotzdem um mich gekümmert hatte, zeugte von sehr viel Stärke.
Es machte mich unglaublich stolz, dass sie trotz dieser Umstände ihren Schulabschluss und die Ausbildung geschafft hatte. Auch wenn ich immer noch glaubte, dass sie all das ohne mich viel besser hätte abschließen können...

Ich seufzte leise und sah zu Lukas, der seinen Kopf zu mir drehte und mich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ansah. Er drückte einmal fest meine Hand und all die negativen Gedanken, die gerade in meinen Kopf kommen wollten, waren vergessen.
Ich erwiderte sein wunderschönes Lächeln, streichelte ihm beruhigend über den Handrücken und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Sein atemberaubender Geruch stieg mir in die Nase und jetzt schon fühlte ich wie Zuhause.
Ich sah zu ihm nach oben und Lukas, der sich etwas beruhigt hatte, legte seine Hand an meine Wange und fuhr über diese, was eine angenehme Gänsehaut auf meinen Körper legte.

Als wir bei mir Zuhause angekommen waren, verabschiedeten wir uns von Lukas' Eltern und ich versicherte ihnen unter Lachen, dass sie Lukas am Sonntag in ganzen Stücken wiederbekommen würden.
,,Oh Gott, ich halte es kaum noch aus!'', sagte Lukas unter Aufregung und trat von einer Stelle auf die Nächste, während ich nach seinem Koffer griff. Ich lachte, griff nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.
,,Wir sind ja gleich da.'', beruhigte ich ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, der sich einfach nur gut anfühlte, weil ich wusste, dass ich mich nicht mehr zu verstecken brauchte. Selbst wenn uns die Nachbarn sehen und meine Mama darauf ansprechen würden, konnte es mir egal sein.

,,Ähm...deine Schuhe kannst du ruhig dahinstellen und die Jacke dahinhängen. Mama hat extra ein bisschen freigemacht, ansonsten wird hier immer um den letzten Haken gekämpft.'', erklärte ich Lukas, nachdem ich die Haustür aufgeschlossen und seinen Koffer abgestellt hatte.
Lukas nickte nur verstehend, zog sich Schuhe und Jacke aus und sah sich dabei wie ein Alien, dass zum ersten Mal auf der Erde gelandet war, im Flur um. Ich lächelte ihn von der Seite an und wollte ihn am liebsten wieder fressen.
,,Oh, bist du das?'', fragte Lukas grinsend, nachdem dieser eines der unzähligen Bilder, die verteilt im Flur hingen, eine Zeit lang betrachtet hatte. Ich trat zu ihm heran und musterte dieses ebenfalls.

,,Ja, das ist bei meinem Großvater im Garten gewesen. Jedes Jahr im Sommer hat er den Pool extra für mich aufgebaut und sich manchmal mit reingesetzt - da ist dann die Hälfte des Wasser eher auf dem Rasen gewesen.'', erklärte ich ihm lachend und Lukas stimmte augenblicklich mit ein.
,,Das ist aber auch süß. Sind das Alex und Marcel?'', sah Lukas sich weiterhin mit faszinierten, funkelnden Augen um und griff nach meiner Hand, während ich nur noch viel breiter lächeln musste, nachdem ich festgestellt hatte, welches Bild mein Baby eigentlich meinte.
Es zeigte mich, Alex und Marcel, wie wir gemeinsam auf einer kleinen Bank mit unseren Plüsch-Fledermäusen saßen und jeder von uns einen Becher Eis in der Hand hielt. Auf dem Bild müssten wir ungefähr 6 Jahre alt und es müsste unser erster gemeinsamer Ausflug gewesen sein.

Wenn ich mich richtig erinnern konnte, waren wir dort zusammen in einem Natur-Erlebnispark mit Alex' Eltern gewesen.  Wir waren zusammen Achterbahn gefahren, hatten uns im Autoscooter gegenseitig angerammt, auf dem Klettergerüst gespielt und viele verschiedene Tiere gestreichelt und gefüttert.
Ich musste lachen, denn ehrlich gesagt hatte mich an diesem Park nur das kleine Fledermaus-Häuschen interessiert, was es dort zu bestaunen gab. Nachdem Alex mir davon verraten hatte, hatte ich auf der Karte, die ganze Zeit nachgesehen, wie weit es denn noch bis zu den Fledermäusen ist.
Dementsprechend zufrieden mit meinem Leben bin ich dann auch gewesen, als wir das Haus endlich erreicht hatten. Mit großen, erstaunten Augen hatte ich mir die kleinen Tierchen angesehen und wollte am liebsten nie wieder woanders sein. Geschlagene drei Wochen hatte ich von nichts anderem mehr geredet und wurde auch heute noch von meinen besten Freunden damit aufgezogen.

,,Okay, wollen wir dann langsam mal? Meine Familie wartet schon im Esszimmer auf uns, die können es sicherlich kaum noch erwarten.'', fragte ich Lukas, nachdem dieser sich eine Zeit lang in Ruhe alle Bilder angesehen hatte.
,,Äh...können wir vielleicht noch etwas warten? Also...äh...eventuell so 10 Jahre?'' Lukas' Hand, die noch immer fest mit meiner umschlungen war, begann wie verrückt zu schwitzen und nervös biss sich mein Freund auf die Unterlippe.
,,Wieso das denn? Was ist denn los, mein Schatz?'', fragte ich besorgt und löste unsere Hände voneinander, um stattdessen meine Arme um ihn zu legen.

,,Ich...ähm... Ich hab' Angst, Timi...'', erklärte mir Lukas schüchtern, sah mit unsicheren Augen zu mir nach oben und drückte sein Gesicht sofort wieder gegen meine Brust, sobald unsere Blicke sich trafen.
,,Aber wovor hast du denn Angst, Baby? Es ist wird alles gut.'', lächelte ich ihn aufmunternd an und löste ihn etwas von mir, um ihm seinen viel zu langen Pony aus dem wunderschönen Gesicht zu streichen.
,,Ich hab' irgendwie Angst, dass deine Mama mich nicht mögen wird. Was ist, wenn ich irgendwas Falsches sage? Ich möchte das nicht kaputtmachen - jetzt, wo du dich schon getraut hast, dich zu outen.'', teilte mir Lukas seine Bedenken mit und drückte sich zurück an meine Brust.

,,Oh, Lukas Schatz, du brauchst wirklich keine Angst haben. Meine Mama mag dich, sie redet jetzt schon pausenlos von dir und wenn es legitim wäre, hätte sie mich schon längst gefragt, warum ich dir noch nicht den Ring den Finger gesteckt habe.'', beruhigte ich ihn lachend und nahm sein Gesicht in meine Hände, um ihn zu küssen.
,,Wirklich? Das ist ja süß! Ich bin mir nur total unsicher, ob ich das auch richtig machen und ihren Ansprüchen auch gerechnet werde. Ich habe das ja noch nie gemacht und will es nicht versauen...'' Lukas biss sich verlegen auf die Unterlippe und krallte sich an mein Shirt.
,,Lukas, es ist alles gut. Du wirst das toll machen, da bin ich mir sicher. Mach' dir keine Sorgen, wirklich. Falls irgendwas sein sollte, bin ich ja bei dir.'', erwiderte ich aufmunternd und streichelte mit meinem Daumen sanft über seine glühende Wange.

,,Entschuldigung, eigentlich möchte mir auch keine Gedanken darüber machen und es einfach auf mich zu kommen lassen. Aber du weißt glaube ich, wie das ist. Ich möchte nicht, dass sie mich hasst und das zwischen uns doch nicht akzeptiert.'', gab Lukas seufzend zu.
,,Das machst du schon nicht, keine Angst. Wir kriegen das hin und du bist ja auch nicht mit ihr alleine. Falls du gerade nicht weißt, was du sagen sollst, helfe ich dir.'', streichelte ich ihm durch Haar und streichelte ihm vorsichtig über den Rücken.
Lukas lächelte mich an, atmete erleichtert aus und ein Grinsen legte sich auf meine Lippen. Ich verstand, dass Lukas Angst hatte, aber das brauchte er wirklich nicht. So wie meine Mama von ihm sprach, schien sie ihn zu mögen und an meiner Seite zu akzeptieren.

Wir verweilte eine Zeit lang in dieser Pose und genossen die Nähe des jeweils anderen. Lukas schien sich immer mehr zu entspannen und lockerte den Griff rund um mein Shirt, was mich selbst auch etwas herunterfahren ließ.
Zumindest so lange, bis wir einmal erschrocken zusammenzuckten, als sich die Tür des Esszimmers mit einem Mal öffnete und uns aus unserer Zweisamkeit trieb. Meine kleine Schwester kam in den Flur getreten und rief sofort Mama, um ihr zu sagen, dass wir da wären.
Leicht verwundert kam sie in den Flur getreten, doch ein Lächeln legte sich sofort auf ihre Lippen, als sie mich und Lukas sah, der wieder nach meiner Hand griff, um sich an dieser festzukrallen und mich mit unsicheren Augen von der Seite anzusehen.

,,Ähm...Schönen Guten Tag, ich bin Lukas...ähm...Timis Freund...'', stellte Lukas sich leise vor und streckte meiner Mama die Hand entgegen, während ich mir das Lachen verkneifen musste, weil meine Mama natürlich wusste, wer er ist.
,,Hey, ich bin Karina, Timis Mama.'', lächelte meine Mama, schüttelte ihm die Hand und sah einmal leicht belustigt zu mir.
,,Hattet ihr denn gestern einen schönen Nachmittag und Abend zusammen gehabt?'', fragte meine Mama nach und ihr Lächeln wurde noch ein ganzes Stückchen breiter, nachdem sie unsere ineinander verschlungenen Hände gemustert hatte.

,,Ja, es ist wirklich schön gewesen. Nochmal Danke, dass ich so spontan zu Lukas fahren durfte, auch wenn es einiges in der Planung durcheinander gebracht hat. Wie ist das Stück eigentlich gewesen?'', lächelte ich.
,,Ach, alles kein Problem, mein Spatz, das hab' ich gerne gemacht. Das Stück ist übrigens sehr toll gewesen und ich kann es nur jemand empfehlen.'', schwärmte meine Mama grinsend.
,,Oh...was...ähm... Wie heißt das denn?'', fand Lukas, auch wenn in sehr reduzierter Lautstärke seine Stimme wieder und sah sie interessiert an.
,,Die Mausefalle von Agatha Christie, da geht es um die Suche nach einem Mörder. Es spielt in einem Café, wo natürlich keiner weiß, dass sich der Mörder schon längst unter ihnen befindet.'', erklärte meine Mama und Lukas' Miene erhellte sich.
,,Das...ähm...das habe ich gelesen - also, glaube ich.'', lächelte Lukas schüchtern, wurde etwas roter um seine Wangen und drückte sich näher an mich.

,,Wollt' ihr dann reinkommen? Die Anderen sind schon total ungeduldig und können kaum noch die Finger stillhalten.'', fragte Mama lachend und wir nickten zustimmend, ehe wir gemeinsam ins Esszimmer gingen, wo mein Stiefvater und meine Geschwister saßen.
Sie sahen ihn mit großen, neugierigen Augen an und während Lukas sich der Reihe nach vorstellte, sagte Mama, dass wir uns ruhig auf die Eckbank setzen könnten, welche meine kleineren Geschwister ausnahmsweise mal freigemacht hatten.
,,Was möchtest du denn  haben, Baby?'', fragte ich Lukas, nachdem wir uns hingesetzt hatten. Dieser musterte den vollgedeckten Tisch, mit dem Kuchen, den meine Mama heuten Morgen gebacken hatte und tippte mir auf die Schulter, als er sich entschieden hatte.

,,Sahne auch dazu? Und möchtest du auch etwas von dem Früchtetee haben, oder lieber was anderes?'', fragte ich und Lukas nickte nur stumm, während er näher an mich heranrutschte und seine stark verschwitzte Hand auf meinen Oberschenkel legte.
Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich dieses Spektakel beobachtete. So zurückhaltend und schüchtern hatte ich diesen Jungen schon lange nicht mehr erlebt und es erstaunte mich, wie schnell er sein Selbstbewusstsein ablegen konnte.
Wären wir jetzt bei Lukas Zuhause, hätte dieser mir schon längst mit heiserer, tiefer Stimme ins Ohr geraunt, dass er eigentlich nur eine ganz bestimmte Sahne in seinem Mund haben wollte und hätte mir zusätzlich noch unauffällig in den Schritt gegriffen. Aber hier wirkte er wie ausgewechselt.

,,Ja Lukas, herzlich willkommen in unseren vier Wänden. Wir hoffen mal, dass es dir hier gefallen wird. Timi kann dir ja später noch zeigen, wo alles ist, erstmal müsst ihr euch stärken.'', begrüßte meine Mama ihn lächelnd und dieser nickte einmal.
,,Auf was für eine Schule gehst du eigentlich, Lukas? Timi hat davon noch gar nichts erwähnt.'', fragte Mama dann sofort nach und Lukas fiel fast sein Stück Erdbeertorte aus dem Mund. Er sah unsicher zu mir, aber ich nickte ihm aufmunternd zu.
,,Ähm...ich... Ich geh' auf das Gymnasium am Waldhof, das ist direkt bei Timis Schule in der Nähe. Und... Ich bin gerade in der achten Klasse.'', antwortete Lukas lächelnd und versuchte dabei möglichst lässig zu wirken, während er unterm Tisch nervös an meiner Jeans rumzupfte.

,,Möchtest du denn später einmal studieren, oder warum bist du auf dem Gymnasium?'', löcherte ihn meine Mama weiterhin aus und Lukas sah hilfesuchend zu mir, während ich ihm beruhigend über den Arm streichelte.
,,Ich... Ich weiß noch nicht so ganz, ehrlich gesagt. Auf dem Gymnasium bin, weil die Grundschule das empfohlen hat. Ich drehe in meiner Freizeit sehr viele Kurzfilme, die ich auch bearbeite - da sehe ich mich beruflich.'', fing Lukas an.
,,Aber ich weiß noch nicht, ob ich dafür lieber studieren oder eher eine Ausbildung machen möchte. Aber ich hab' ja noch etwas Zeit, bis ich mich entscheiden muss.'', lachte Lukas unsicher und schob sich direkt eine Ladung von dem Kuchen in den Mund.

,,Aber...ähm... Falls das nicht klappen sollte, möchte ich auch gerne etwas in Richtung Musik machen. Ich spiele sehr viel Gitarre und schreibe auch eigene Songs. Wer weiß, vielleicht ergibt sich daraus ja auch was.'', fügte Lukas lächelnd hinzu und griff nach meiner Hand, um sich an dieser festzukrallen.
,,Oh, das klingt aber sehr schön. Wie lange machst du das Alles denn schon?'', ergriff mein Stiefvater nun fragend das Wort und sah Lukas mit erstaunten Augen an.
,,Also Gitarre spiele ich schon seitdem ich 7 Jahre bin. Mit den Song schreiben habe ich vor einem Jahr angefangen. Wir hatten in Musik die Aufgabe einen Refrain zu schreiben und irgendwie habe ich so sehr Gefallen daran gefunden, dass das jetzt mein Hobby ist.'', lächelte Lukas über beide Backen. Er ist wirklich so toll!

,,Da haben sich ja wirklich die Richtigen gefunden. Wenn du irgendwann als erfolgreicher Musiker durchstartest, kann Timi für dich die Albumcover und Bühnenbilder entwerfen.'', lachte mein Stiefvater uns vielsagend an.
,,Also von mir aus sehr gerne. Timi würde ich sofort einstellen, da müsste ich nicht lange überlegen.'', lächelte Lukas und drehte seinen Kopf zu mir, um mir einen federleichten Kuss auf die Lippen zu drücken.
Ich erwiderte sein strahlendes Lächeln und sah zu meinen Eltern, die uns mit einem breiten Grinsen auf den Lippen musterten und denen es überhaupt nichts ausmachte, dass wir uns gerade geküsst hatten.

,,Mama? Sind Tim und Lukas ein Liebespärchen? Wegen küssen.'', ergriff meine kleine Schwester mit großen Augen plötzlich das Wort und ein großes Fragezeichen zierte ihr Gesicht.
,,Ja, mein Schatz, die beiden sind ein Liebespärchen. Lukas ist Timis ganz besonderer Freund.'', erklärte meine Mama lächelnd.
,,Das geht nicht! Lukas ist doch ein Junge.''Mein Bruder schüttelte mit dem Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und meine Eltern lachten.

,,Doch das geht, kleiner Fratz. Auch Jungs und Jungs können sich gerne haben.'', lächelte Frank und warf einmal einen vielsagenden Blick zu uns.
,,Mädchen und Mädchen auch?'', fragte meine Schwester und legte den Kopf schief.
,,Mädchen und Mädchen auch. Alle können sich lieb haben und das ist auch okay. Es ist egal, ob Timi hier mit einem Mädchen oder Jungen sitzt, es ist genau dasselbe.'', erklärte Mama ihnen lächelnd und mir ging das Herz auf. Sie akzeptieren mich wirklich!
,,Oh, dann seid ihr ein süßes Liebespärchen. Eigentlich sind Jungs doof, aber ihr seid süß.'', lächelte meine Schwester und ich musste lachen.
,,Dankeschön, mein Schatz!''

[...]

,,Och Schatz, jetzt mach' es ist nicht so spannend!'', meckerte Lukas lachend, streckte seine Hände nach vorne aus und griff ins Leere, während ich mit ihm zusammen einmal leicht nach links ging.
,,Was machst du denn mit mir? So riesig ist der Flur doch gar nicht! Das fühlt sich viel eher so an, als würden wir die ganze Zeit im Kreis laufen...'' Lukas versuchte nach meinen Händen zu greifen, doch ich trat ihm einmal auf den Fuß.
,,Versuch es gar nicht erst, Freundchen! Nicht so ungeduldig, wir sind gleich da.'', beruhigte ich ihn lächelnd und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken, wo ich zufrieden grinsend feststellte, wie sich dort alle Erdenklichen Nackenhaare mit einem Mal aufstellten.
,,Das sagst du schon seit 'ner gefühlten halbe Stunde!''

Ich musste lachen und könnte nicht glücklicher mit diesem Jungen an meiner Seite sein. Wir hatten jetzt ungefähr zwei Stunden mit meinen Eltern über die unterschiedlichsten Themen gequatscht, ehe wir nach oben sind, weil Lukas mein Zimmer unbedingt sehen wollte.
Lukas ist während des gesamten Gespräches immer mehr aufgeblüht und konnten irgendwann sogar ohne jegliches Stottern mit meinen Eltern sprechen. Man hatte gemerkt, dass er von Wort zu Wort immer sicherer wurde und sich wohlfühlte.
Er verstand sich wirklich gut mit meinen Eltern und wir hatten meiner Mama sogar noch beim Abräumen geholfen. Als Lukas uns dann kurz den Rücken zugedreht hatte, hatte sie mir mit ihren Blicken zu verstehen gegeben, dass Lukas ihr gefiel. Es könnte nicht besser laufen!

,,So, mein Schatz, jetzt darfst du deine hübschen Augen öffnen...'', flüsterte ich ihm lächelnd ins Ohr und löste meine Hände von ihm. Lukas blinzelte einmal und rieb sich über die Augen, ehe er sich mit neugierigem Blick in meinem Zimmer umsah.
,,Wow, das ist aber schön gemütlich...'', hauchte Lukas und sah sich mit funkelnden Augen in dem Zimmer um, was ausnahmsweise mal nicht so aussah, als hätte einen Hahnenkampf darin stattgefunden.
Als feststand, dass mein Baby am Wochenende zu mir kommen würde, hatte ich Mama direkt nach Putzzeug und einen Lappen gefragt, weil ich es für Lukas so angenehm wie nur irgendwie möglich herrichten wollte.

Auch wenn ich wusste, dass es ihm überhaupt nichts ausgemacht hätte, wenn hier alle möglichen Klamotten verteilt auf dem Boden, meine Farben und Pinsel auf sämtlichen Tischen gelegen und man überall hätte drüber steigen müssen, wollte ich nicht, dass Lukas sofort in Ohnmacht fallen würde, wenn er mein Zimmer betrat.
Dieses ganze Chaos und die Unordnung gehörten auf irgendeine Art und Weise zu mir und machten mich aus, aber es ist ja nicht unbedingt zu viel verlangt, sein Zimmer etwas annehmbarer aussehen zu lassen, wenn der feste Freund das allererste Mal zu Besuch kam und man es nicht nur bei diesem Mal belassen wollte.
Ich schob den Gedanken in den Hintergrund und sah zu Lukas, der sich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen in meinem Zimmer umsah und nach meiner Hand griff, um unsere Finger ineinander zu verschränken und mit mir zusammen Richtung Schreibtisch zu gehen.

,,Oh mein Gott, wie süß ist das denn? Ich könnte dich fressen!'', quietschte Lukas glücklich auf und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, nachdem er die Wand an meinen Schreibtisch gemustert hatte, an die ich einige Bilder von uns angebracht hatte.
Keinen Tag, nachdem ich mich vor meinen Eltern geoutet hatte, hatte ich die Bilder, die Lukas mir zum Geburtstag geschenkt hatte, aus meinem Self-Care-Kit geholt und an diese Wand geklebt.
Da mir diese aber bei Weitem aber nicht gereicht hatten und es noch viele schöne Momente mit diesem Engel gab, hatte ich meinen Stiefpapa nach etwas Fotopapier für den Drucker gefragt und sofort einige Bilder ausgedruckt.

,,Das ist richtig süß, Timi. Es schmeichelt mich wirklich sehr, dass ich an dieser Wand hängen darf. Dankeschön!'', lächelte Lukas mich an und drehte sich einmal zu mir, um mir einen erneuten Kuss auf die Lippen zu drücken.
,,Danke, dass ich dich bei mir haben darf.'', bedankte ich mich lächelnd und löste unsere Finger voneinander, um stattdessen meine Arme um seinen wunderschönen Körper zu legen, der meinen Eigenen angenehm kribbeln ließ.
Lukas schlang die Arme ebenfalls um mich, streichelte mir durchs Haar und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, sah ich zu ihm nach oben und hauchte ihm einen federleichten Kuss auf.

Wir blieben eine Zeit lang so stehen und sahen uns verliebt lächelnd in die Augen. Mein Körper kribbelte wie verrückt und an jeder Stelle, die Lukas mit seinen zarten Fingerkuppen berührte, bildete sich eine angenehme Gänsehaut.
In diesem Moment fühlte ich mich so wohl und sicher wie schon lange nicht mehr in meinem Leben. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Lukas endlich hier zu haben, ohne Angst davor haben zu müssen, dass uns meine Mama jeden Moment erwischen könnte.
Wenn Lukas mir jetzt einen Kuss aufdrückte oder wir im Bett miteinander kuschelten, musste ich nicht direkt in Panik verfallen, dass jemand etwas gesehen haben könnte. Es konnte uns vollkommen egal sein und wir konnten alles um uns herum vergessen.

,,Du hast übrigens ein sehr schönes und vor allem großes Bett, mein Kleiner. Ist mir sofort aufgefallen...'', hauchte mir Lukas lächelnd gegen die Lippen, als wir uns gerade von einem andauernden Kuss gelöst hatten.
,,Das stimmt. Da müssen wir uns auf jeden Fall nicht zwingend aufeinanderstapeln.'', erwiderte ich lachend und musterte mein Bett, welches ich mir vor einigen Wochen nicht mit der Absicht gekauft hatte, dort noch mehr Platz für eine weitere Person zu haben.
,,Dann rückst du mir endlich mal nicht auf die Pelle.'', seufzte Lukas erleichtert aus und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn, während ich mich augenblicklich von ihm löste, um ihn gespielt empört von der Seite anzusehen.

,,Also bitte, was soll das denn heißen? Wer hat sich denn immer direkt an mich herangeschmissen, wenn es ins Bett ging?'' Fassungslos stemmte ich die Hände in die Hüfte und sah meinen Freund, der Tonlage entsprechend, an.
,,Du hast ja auch immer so breit mit deinem Arsch gemacht, da blieb mir ja nichts anderes übrig, als mich auf deine Brust zu legen...'', zuckte Lukas verteidigend mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Ich mach' dir gleich mal was breit, mein Freund!'', meckerte ich und verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Hintern, der sofort ein zufriedenes Grinsen auf Lukas' Lippen legte, der einen Satz nach vorne gemacht hatte.

,,Also kuscheln wir jetzt, oder worauf warten wir noch?'', fragte Lukas mit bettelnden Hundeaugen und streckte die Arme aus, in die ich mich sofort legte, um mich so nah wie möglich an ihn heranzupressen.
,,Ich dachte, du fragst nie.'', antwortete ich lachend, streichelte ihm über den Rücken und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, der mein Herz sofort einige Takte schneller schlagen ließ.
Wir lösten uns lächelnd voneinander und tauschten unsere Jeans gegen eine bequeme Jogginghose ein. Wir legten uns ins Bett, kuschelte uns dicht gepresst aneinander und während mir sein wunderschöner Duft in die Nase stieg, vereinte ich unsere Lippen miteinander.

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