Du tauchst in mein Leben und ich spür', wie es sticht

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Flashback

Aufgeregt und mit leicht zitternden Händen, machte ich mich gerade auf den Weg zum Rondell, welches an unser Schule auch oft als ''Raucherecke'' bezeichnet wurde, weil dort hauptsächlich die Neunt- bis Zehntklässler rauchten oder kifften.

Aber ich war nicht auf den Weg dorthin, um zu rauchen oder zu kiffen, sondern weil Ronny, welcher eine Klasse über mir ging und als der gefährlichste Schüler der ganzen Schule glatt und schon in der achten Klasse in diesem Rondell stehen durfte, etwas genau dort mit mir bereden wollte.

Ronny war heute einfach so, vor meiner Doppelstunde Deutsch, zielstrebig auf mich zugekommen und auch wenn ich zunächst dachte, dass er mich mal wieder aufgrund meines Lispeln, meiner Brille oder wegen ganz anderen Dingen ärgern wollte, hatte er mir heute nur gesagt, dass ich nach der sechsten Stunde doch einfach mal zu ihm kommen sollte, weil er etwas ganz wichtiges mit mir besprechen wollte. Danach war Ronny mit seinen Kumpels direkt wieder abgezischt und hatte mich völlig perplex im Gang stehen gelassen.

Natürlich hatte ich Angst davor, denn wer wusste schon, ob Ronny wirklich nur etwas ganz wichtiges mit mir besprechen oder mich doch nicht eher verhauen wollte, und es nur als eine harmlose Konversation tarnen wollte. Aber ich blieb trotzdem realistisch und glaubte daran, dass er tatsächlich nur irgendwas mit mir bereden wollte.
Aber was genau er da gleich mit mir bereden wollte, konnte ich nicht so recht einschätzen, denn eigentlich hatte ich noch nie großartig Kontakt zu ihm gehabt und schon von klein auf an hatte er mich nur durchgehend wegen irgendetwas gehänselt und heruntergemacht.
Wieso Ronny da auf einmal mit mir unter vier Augen reden wollte, verstand ich absolut nicht und auch wenn ich ein wenig, okay, große, Angst davor hatte, dass er mich tatsächlich vermöbeln würde, war ich dennoch verdammt neugierig und wollte unbedingt wissen, über was genau er da mit mir reden wollte und wieso er mir das nicht schon heute Morgen im Gang sagen konnte.
Wenn ich es nicht tat, dann würde ich mir das sicherlich ein Leben lang vorenthalten.

,,Ey, da isser!'', vernahm ich plötzlich eine Stimme und ich schaute vom Boden auf, um in das Gesicht eines Jungen zu blicken, welcher neben Ronny stand und ihn antippte.
Ronny  schaute sofort auf, lächelte und in mir stieg die Angst ins Unermessliche, weil meine Vermutung immer größer wurde, dass er mich doch verkloppen wollte.
Denn Ronny stand nämlich nicht, wie erwartet, alleine im Rondell, sondern noch mit einem ganz anderen mir unbekannten Jungen und ich fragte mich, ob wir wirklich noch unter vier Augen miteinander reden würden, wenn da jetzt noch plötzlich total unangekündigt dieser andere Typ stand und dieser ebenfalls Bescheid davon wusste, dass ich kommen würde.

Ich ging die Treppe runter, schluckte einmal den dicken Kloß, welcher sich seitdem Klingeln des beendeten Unterrichts bis hierhin gebildet hatte, hinunter und sah mich dann unsicher in der Gegend um, weil ich mich überhaupt nicht traute, einen der beiden auch nur ansatzweise in die Augen zu blicken. Ich hatte solche Panik, dass ich nur einen falschen Blick machen musste und die beiden dies direkt als Grund und Einladung sahen, um mich blutig zusammenzuschlagen und mich danach auch noch hier drin liegen lassen und noch nicht einmal mehr den Krankenwagen rufen würden.

,,Du heißt Tim, richtig?'', fragte Ronny dann plötzlich, ich zuckte wegen seiner Stimme kurz zusammen und nickte dann zaghaft.
,,Ja...''
,,Tim Wolbers, oder?'', harkte er nochmal nach und wieder nickte ich, weil ich einfach viel zu schüchtern und unsicher war, um nachzufragen, was genau Ronny jetzt mit meinem Namen wollte.
Aber vielleicht führten die beiden auch eine Liste, in der sie die Namen ihrer Opfer eintrugen, welche sie krankenhausreif geschlagen hatten und eventuell machten sie sogar noch ein Vorher- und Nachherbild, damit sie sich immer wieder daran erfreuen konnten, was für harte und zugleich auch ekelhafte Kerle sie doch eigentlich waren.

,,Du bist ziemlich gut, Tim. Ist dir das eigentlich bewusst?'' Ronny lehnte sich gegen die steinige Wand und sah mich fragend an.
,,Worin soll ich denn gut sein?'', fragte ich verwirrt nach, weil ich nicht wusste, auf was genau er hinaus wollte. Worin sollte ich denn bitteschön gut sein? Im Zeichnen vielleicht, aber Ronny kannte ganz sicher nicht eines meiner Werke.
,,Du mobbst doch andere, richtig?'', fragte er nach.
,,Na ja...also als mobben...würde ich das jetzt nicht bezeichnen.'', antwortete ich unsicher und biss mir auf die Unterlippe.
,,Ja, aber du ärgerst doch hin und wieder mal ein paar Schüler - sagen wir es so.''
,,Das ist richtig.'', stimmte ich zu. Ronny und dieser andere Typ grinsten sich vielsagend an.

,,Warum machst'n das, wenn ich mal fragen darf?'', fragte mich der andere Typ nun und zündete sich eine Kippe an.

Was genau wollten die beiden eigentlich von mir? Wollten die mir etwa eine Moralpredigt darüber halten, das Mobbing nicht in Ordnung war und ich es doch bitte unterlassen sollte?! Eigentlich wusste ich das Alles auch selber, aber irgendwie musste ich mich ja bei den allen hier wehren - und wenn es auch nur Worte waren, aber diese konnten einen auch gut genug verletzen.
Aber warum sollte mich ausgerechnet so jemand wie Ronny auf mein Verhalten ansprechen? Er war doch selbst noch nicht einmal besser!
Bei ihm zuckten die meisten Schüler, insbesondere ich, doch schon zusammen, sobald sie vom Weitem nur seine Stimme hörten und von seinen ganzen Verweisen und Tadeln wollte ich gar nicht erst anfangen, denn seine Akte quoll sicherlich schon von denen über.
Also, wohin genau wollten die beiden nun mit dieser Konversation und was wollten sie damit erreichen?

,,Ähm...w-weil...mich die anderen...also, die anderen...'', stammelte ich nervös vor mich hin und kam mir dabei wie der letzte Vollidiot vor.
,,Du meinst, weil die anderen dich auch ärgern und du dich irgendwie an das Alles rächen willst?'', half mir dieser Junge, dessen Name ich nicht wusste, auf die Sprünge.
,,Genau...'', stimmte ich leise zu und scharrte kleine Steine auf dem Boden zusammen.
,,Interessant.''

Dann blieb es eine Zeit lang todstill zwischen uns und ich fragte mich immer mehr, was genau ich hier eigentlich sollte, warum ich überhaupt hier hergegangen und wieso ich nicht einfach nach Hause gegangen war.

Ich hätte schon längst bei meiner Mama sein können, welche das Mittag sicherlich schon fertig hatte, auf mich wartete und ich musste meine kostbare Freizeit nicht mit so einem Mist verdaddeln.
Toll, die beiden wollten anscheinend nur wissen, wieso ich hin und wieder ein paar Leute mobbte und meinen Namen. Wow, und das hätte Ronny nicht gleich heute Morgen mit mir im Gang klären können? Deswegen musste man doch kein Gespräch unter vier...Entschuldigung, unter sechs Augen führen.

Ich seufzte einmal so leise, sodass nur ich es hören konnte, auf, machte mir meinen Ranzen zurecht und ging dann schon einige Schritte los, weil ich wahrscheinlich für sonst nichts mehr zu gebrauchen war. Ronny und dieser mir immer noch unbekannte Typ, dessen Namen ich wahrscheinlich nie erfahren werde, hatten ihre Informationen, die sie wollten und rauchen tat ich mit denen ganz bestimmt nicht - zumal ich das auch nur ganz, ganz selten tat.

,,Ey, warte mal! Was gehst du denn schon?'', hörte ich Ronny augenblicklich rufen und ich drehte mich sofort zu ihm um, um in sein verwirrtes Gesicht zu blicken.
,,Ihr wollt' doch nichts mehr von mir, oder?'', fragte ich unsicher nach und fuhr mir durch die Haare.
,,Ähm...doch?! Als ob ich dich nur hierher geholt habe, damit du mir sagen kannst, warum du Leute mobbst. Wenn ich ehrlich bin, dann juckt mich das nicht großartig, was mit dir persönlich ist. Mich juckt es eher, ob du auch gut genug für mich bist.'', erklärte Ronny mir genauer zog einmal an seiner Zigarette, welche er sich eben angezündet hatte und blies den Rauch aus.
,,Für was soll ich denn gut sein?'', fragte ich skeptisch nach und ich sah mich in meinem inneren Auge schon in irgendeiner dunklen Gasse stehen, in der ich irgendwelche Drogen für Ronny vertickte und ihm Geld anschaffte.

,,Für meine Gang.'', meinte Ronny grinsend.
,,Für deine Gang?'' Ich zog die Augenbrauen verwirrt zusammen und legte den Kopf schief.
,,Ja, für meine Gang.'', sagte er stolz.
,,Was ist das denn für eine Art von Gang?'', fragte ich skeptisch nach, weil ich mir darunter absolut nichts vorstellen konnte.
Ich kannte Gangs nur aus irgendwelchen Filmen und ich war auch noch nie zuvor einer in meinem gesamten Leben begegnet oder je in einer drin gewesen.

,,Meine Gang, sind die besten Jungs der gesamten Stadt. Wir machen viel illegales Zeug und sind wie eine Familie.'' Ronny legte seinen Arm um meine Schulter und ich sah unsicher zu ihm hoch. Ich war für kurze Zeit sogar am Überlegen, ihn von mir wegzustoßen, doch entschied mich aus lauter Angst, verprügelt zu werden, dagegen.
,,Illegales Zeug?'', harkte ich unglaubwürdig nach.
,,Illegales Zeug, richtig.'', grinste er über beide Ohren.

,,Und warum macht ihr das?'', fragte ich weiterhin skeptisch nach und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Weil die Mädchen nun mal auf böse Jungs stehen.'', erklärte Ronny, zog an seiner Kippe und ich zog stattdessen die Augenbrauen hoch.
,,Aha?'', machte ich nur unbeeindruckt. Schön für die Mädchen.
,,Was denn?! Willst du etwa nicht, dass dir die Mädchen zu Füßen liegen oder bist du 'ne scheiß Schwuchtel?!'', fragte er sofort geschockt nach, löste sich von mir und sah mich leicht angeekelt an.

Etwas verwirrt musterte ich ihn, weil ich nicht so recht wusste, was ich darauf erwidern sollte.
Ich wusste nicht, ob ich unbedingt wollte, dass die Mädchen mir zu Füßen lagen und ich verstand auch nicht, was daran so schlimm sein sollte, wenn jemand schwul war.
Ich wusste es bei mir selbst noch nicht einmal besser.

,,Ey, sag' mir jetzt nicht, dass du schwul bist, denn dann kann ich dich nicht in meine Gang aufnehmen, sondern muss dich viel eher verprügeln.'', drohte Ronny mir und sah mich warnend an.
,,Was? Ich und schwul? Nein...'', verneinte ich es sofort, obwohl ich daran wirklich nichts Schlimmes sah. Aber Ronny schüchterte mich so sehr ein, sodass ich einfach nicht anders konnte, als dies zu verneinen. Ich wollte einfach nicht verprügelt werden.
,,Das freut mich aber.''

,,Also möchtest du nun meiner Gang beitreten, oder nicht?'', fragte Ronny ungeduldig und drückte den noch übrig gebliebenen Zigarettenstummel mit seiner Schuhsohle auf dem Boden aus.
,,Was hätte ich denn davon?'', fragte ich misstrauisch nach und sah ihn erwartungsvoll an.
,,Das mit den Mädchen weißt du ja schon und ich weiß auch von sicheren Quellen, dass du neuerdings auch kiffst.'' Ronny sah mich leicht fragend an und ich nickte, als Bestätigung, dass diese mir unbekannte Quelle durchaus Recht hatte.
,,Das stimmt.''

,,Siehst du, das ist schon ein weiterer Vorteil, wieso man meiner Gang beitreten sollte, denn damit kommt man ganz leicht an sämtliche Drogen heran. Ich kenne viele gute Dealer, welche dir die ganzen Drogen auch ein wenig billiger machen würden, wenn du mich kennst und in meiner Gang bist.'', gab er mir einen weiteren für ihn vorteilhaften Grund, wieso ich seiner Gang beitreten sollte.
,,Ähm...okay.'', sagte ich noch nicht ganz so überzeugt und Ronny schnaubte einmal genervt auf.
,,Ach so, und ansonsten kannst du deinen Eltern damit ganz schön auf den Sack gehen, wenn du mit mir rumhängst. Denn ich weiß ebenso von ein paar ebenfalls sicheren Quellen, dass bei dir Zuhause nicht gerade alles glatt läuft.'', nannte er mir nun beeindruckt noch einen Grund für den Beitritt seiner Gang und ein wenig verwundert sah ich ihn an, weil ich nicht so recht wusste, woher er die Information mit meiner Familie haben konnte.

Alex und Marcel konnten ihm diese Information nicht gegeben haben, denn die zwei schwiegen, wenn es um mich ging, wie ein Grab und da war ich mir auch ziemlich sicher.
Ansonsten tarnte es meine Mama auch so gut wie möglich, damit ja niemand davon Wind bekam, wie die Zustände bei mir Zuhause wirklich waren, weil ihr das zugegebenermaßen verdammt peinlich war und sie sich noch nicht einmal traute, meinem Opa, ihrem Vater, großartig davon etwas zu erzählen und ihm das meiste verschwieg.
Ich wusste echt nicht, woher er diese Information haben konnte und das machte mir auch ein wenig Angst, wenn ich ehrlich war. Aber ich sollte mich davon nicht großartig beunruhigen lassen, denn in unserer Nachbarschaft wurde ja gerne mal ziemlich oft über meine Familie geredet und Gerüchte, egal ob sie jetzt stimmten oder nicht, verbreiteten sich halt verdammt schnell und da konnte Ronny ja mal irgendwann, irgendwo etwas aufgeschnappt und in seinem Hinterkopf behalten haben.

Aber der Fakt, dass ich meiner Familie und vor allem meinem Drecksvater damit auf den Sack gehen konnte, wenn ich Ronnys Gang beitreten würde, reizte mich ja schon sehr.
Ich hasste meinen Vater aus diversen Gründen und wenn ich mich damit irgendwie an das rächen konnte, was er mir, meinem jüngeren Bruder und vor allem meiner Mutter öfters mal antat, dann war mir das ziemlich recht.
Dieser Kerl hatte es echt verdient, mal so richtig zu leiden und wenn ich es mit Ronnys Hilfe schaffte, ihn eventuell aus dem Haus zu vertreiben, dann trat ich doch liebend gerne seiner Gang bei und wer weiß, vielleicht würde sich daraus auch noch eine gute Freundschaft entwickeln und ich würde endlich mal glücklicher werden, wenn ich dieser Truppe beitritt.

Ein Versuch war es ja immerhin wert.

,,Also, was sagst du, Tim?'', fragte er grinsend.
,,Ich würde liebend gern deiner Gang beitreten.'', stimmte ich lächelnd zu und Ronnys Lächeln wurde noch ein ganzes Stück breiter.
,,Das ist schön zu hören, Tim. Du kannst mir ja deine Handynummer geben und dann werde ich dir die Tage mal schreiben und dir das  Alles etwas näher erläutern.'', erklärte mir Ronny glücklich und gab mir sein Handy, in welches ich sofort meine Nummer eintrug.

,,Tim, du wirst diesen Beitritt in meine Gang sicherlich niemals bereuen, das verspreche ich dir.'', versicherte er mir mit einem breiten, ehrlichen Grinsen, welches ich erwiderte.
,,Das stimmt. Ich bin schon seit Anfang an dabei und bereue es bis dato nicht, je in Ronnys Gang gekommen zu sein. Wer weiß, wo ich heute ohne ihn wäre.'', integrierte sich dieser andere Junge mit in das Gespräch und lächelte mich ebenfalls genauso freundlich wie Ronny an.
,,Siehst du, wenn selbst Nicky sowas sagt, dann muss das schon etwas heißen, denn der Kerl ist gar nicht mal so leicht zu begeistern.'', sagte Ronny daraufhin lachend und ich stimmte mit ein.

,,Gut Tim, dann will ich dich nicht weiter aufhalten und du kannst gerne gehen, wenn du das möchtest. Ich schreibe dir die Tage und dann sehen wir weiter.'', verabschiedete sich Ronny von mir und ich nickte.
,,Ist OK. Euch noch einen schönen Tag und Tschau.'', verabschiedete ich mich ebenfalls und ging langsam aus dem Rondell heraus.
,,Dir auch!'', riefen mir die beiden noch hinterher und ich machte mich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, auf den Weg zu meinem Fahrrad.

Ich war jetzt also offiziell in Ronnys Gang, bei den coolen Kids. Wahrscheinlich durfte ich auch bald im Rondell stehen, zu den heftigsten Partys gehen und jeder hatte Respekt und Angst vor mir, weil ich mit Ronny rum hing und in seiner Gang war.

Dazu kam noch, dass ich meinem Vater so dann öfters eine auswischen konnte und beliebt würde ich dadurch auch noch werden.
Wow, das war echt einer der besten Entscheidungen meines jungen Lebens und ich bin echt gespannt darauf, wie es ab jetzt mit mir weitergehen wird, aber von jetzt an konnte es ja nur noch bergauf gehen, wenn ich bei Ronny war.

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