Es ist nicht wichtig, wie groß der erste Schritt ist, sondern in welche...

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... Richtung er geht

,,So, ich denke mal, dass wir soweit alles haben. Habt ihr auch alles beisammen, Lukiboy?'', fragte Lukas' Vater, als dieser gerade den Schlüssel in die Bürotür steckte und drehte sich, seiner Tonlage entsprechend, zu uns um.
,,Wir haben soweit auch alles. Also kannst du in Ruhe abschließen.'', bestätigte Lukas ihm lächelnd, sah seinen Vater einmal befehlend an und dieser tat augenblicklich wie befohlen, schloss die Bürotür ab und drehte sich dann grinsend zu uns um.
,,Ich kontrolliere nur nochmal fix, ob soweit alles wirklich abgeschlossen ist. Ihr könnt' euch ja im Foyer hinsetzen, das dauert nicht lange.'', sagte Lukas' Vater schlussendlich, lächelte uns an und Lukas und ich nickten einmal verstehend, während wir gemeinsam die Treppen heruntergingen.

Lukas und ich gingen, wie von seinem Vater befohlen, in die Richtung des Foyers und ließen uns dort auf der kleinen Sitzbank nieder, neben der sich direkt eine kleine Bar befand, die hauptsächlich nur bei Auftritten in Benutzung trat.
Ich seufzte einmal leise, während Lukas nach meiner Hand griff, unsere Finger ineinander verschränkte und einmal fest meine Hand drückte, während ich ihn verliebt von der Seite anlächelte.
Ich drückte ihm einen Kuss auf den Handrücken und strich mit meinem Daumen einmal sachte und sanft zugleich über seinen Handrücken. Ich sah Lukas tief in seine wunderschönen, strahlenden und blauen Augen und mein Bauch begann einmal ganz angenehm zu kribbeln.

Ich sah mich nachdenklich in der Gegend um und konnte einfach nicht glauben, dass der erste Tag der Ferien und der erste, gemeinsame Tag mit Lukas fast rum ist. Die Zeit ist eindeutig viel zu schnell vergangen...
Ich wurde ja jetzt schon ein wenig melancholisch, wenn ich darüber nachdachte, dass die Osterferien schon bald wieder vorbei sein und ich bei mir Zuhause alleine in meinem kalten Bett liegen würde und zur Schule müsste.
Ich wusste ja selbst, dass ich mir darüber noch keine Gedanken machen sollte, denn es sind ja schließlich noch zwei Wochen bis dahin, jedoch wollte ich einfach gar nicht, dass die zwei Wochen überhaupt vorbeigingen, weil mich danach einfach der blanke Horror begrüßen würde.

Wenn ich allein' schon an dieses beschissene Gespräch mit meinem Klassenlehrer dachte, was ich nach den Ferien, wohl oder übel, mit ihm und meiner Mutter zusammen führen musste, könnte ich einfach nur heulen.
Ich wollte daran nicht denken und am liebsten wollte ich die Zeit anhalten, damit es für immer Osterferien sein würde und ich nie wieder nach Hause müsste, wo mich mein kaltes, leeres Bett begrüßen würde.
Ich seufzte leise und versuchte diese Gedanken beiseite zu schieben, denn ich sollte die Zeit einfach genießen und mich nicht mit den ganzen negativen Dingen beschäftigen, die mir bevor standen, denn damit musste ich mich nach den Osterferien mehr als genug rumschlagen.

,,Ist alles gut, mein Kleiner?'', fragte Lukas besorgt nach, musterte mich der Tonlage entsprechend von der Seite und legte zusätzlich den Kopf schief, während ich mich innerlich dafür verfluchte, dass Lukas mal wieder etwas mitbekommen hatte.
Aber natürlich ist das mal weider mehr als typisch und ich sollte auch gar nichts anderes mehr erwarten, denn so dumm ist Lukas im Bezug auf mich ja auch nicht mehr. Lukas kannte mich schließlich schon gut genug, um zu merken, wenn mich etwas beschäftigte.
,,Na ja, eigentlich schon, aber...na ja, ich denke halt...ich denke halt über was...über was nach...'', erklärte ich ihm seufzend und spielte mit der freien Hand an dem untersten Saum meines T-Shirts rum.

,,Über was denn? Wenn du nicht darüber reden möchtest, ist es auch okay.'', fragte Lukas nach, griff nach meiner anderen Hand und verschränkte auch bei dieser unsere Finger ineinander, während er mir immer wieder über den Handrücken strich.
,,Ach, halt über das, was mir nach den Osterferien bevor steht. Halt, dass Gespräch mit meinem Klassenlehrer und, dass die Zeit einfach so schnell vergeht. Ich will einfach nicht, dass diese Ferien enden...'', erklärte ich ihm seufzend und sah auf den Fliesenboden unter uns'.
,,Ach Timi Schatz, das wird alles schon. Das Gespräch ist doch auch nur dafür da, um dir zu helfen. Du brauchst da doch keine Angst vor haben, Baby. Und wegen den Ferien - Timi, heute ist erst Montag.'', versuchte mich Lukas aufzumuntern und ich zuckte nur unsicher mit den Schultern.

,,Das schon und ich weiß das doch auch. Aber...ach man, ich habe einfach Angst, dass es mich wieder so zerstört und ich in ein scheiß Loch falle.'', erklärte ich Lukas meine Sorgen etwas genauer und hielt mir die Tränen zurück.
,,Ich verstehe das, mein Schatz. Es wird wahrscheinlich nicht einfach und dich zerstören, aber vielleicht ist das auch ein Denkanstoß für dich, damit du dich endlich mal besser aufrappeln kannst und auch was machst.'' Lukas nahm mich in den Arm und strich mir einmal kurz über den Rücken.
,,Ich weiß, dass das hart für dich ist, dort quasi gegen den Kopf geknallt zu bekommen, dass es mit deinem Hauptschulabschluss nicht so gut aussieht. Aber Timi, es sind doch noch drei Monate Schule und wir kriegen das Alles hin.'', fügte Lukas hinzu und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

,,Du bist doch nicht dumm, mein Kleiner. Wir kriegen das schon hin. Wir haben doch heute Nacht darüber geredet. Nicht den Kopf in den Sand stecken, du hast schon so vieles geschafft und kannst so verdammt stolz auf dich sein.'' Lukas lächelte mich an, drückte mir immer wieder einen Kuss auf die Lippen und ich nickte.
,,Ich hoffte einfach, dass mir das Gespräch hilft und es mich nicht allzu sehr kaputt macht. Ich weiß ja, dass es mir nur helfen soll, aber trotzdem isses halt scheiße alles. Ich wäre auch gerne so ein guter Schüler wie alle anderen...'', seufzte ich leise und fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Timi Schatz, vergleiche dich doch nicht immer mit Anderen und achte nicht auf diese. Konzentriere dich viel lieber auf dich alleine und auf das, was du schaffen willst. Immer zu gucken, was die Anderen machen, bringt dich auch nicht weiter und macht auf Dauer nicht glücklich.'' Lukas sah mich eindringlich an, strich mir über die Handrücken und drückte einmal fest meine Hände, während ich nickte.

,,Ich werde es versuchen. Aber das ist so eine doofe Angewohnt von mir, dass ich mich ständig mit Anderen vergleiche. Das ist auch innerhalb meiner Familie so. Ich vergleiche mich vor allem immer sehr oft mit meinen älteren Stiefschwestern.'', erklärte ich Lukas betrübt und wollte am liebsten wieder heulen. Das ist doch alles scheiße, man!
,,Guck' mal...die beiden studieren sogar und ich schaffe noch nicht mal meinen verdammten Hauptschulabschluss. Ist das nicht eigentlich traurig? Vielleicht sogar peinlich? Ich habe zwar nicht vor zu studieren, aber trotzdem...'', fügte ich noch seufzend hinzu und blickte wieder nachdenklich auf den Fließboden vor uns.
,,Ach, mein Kleiner, mach' dir deswegen doch keine Vorwürfe. Wirklich niemand verlangt von dir, dass du auch studieren sollst und das hat auch nichts zu bedeuten. Erstmal machst du deinen Hauptschulabschluss und dann sehen wir weiter, was das Leben noch so bringt.'', lächelte mich Lukas aufmunternd an, stupste mir einmal gegen die Nase und ich musste aufgrund dessen ebenfalls lächeln.

,,Wir kriegen das Alles hin, mein Schatz. Mach' dir wegen dem Gespräch mal nicht solche Gedanken, das wird schon. Wann ist das denn? Steht da schon was fest? Dann nehme ich mir auf den Fall den Tag ganz viel Zeit, um mich um dich kümmern zu können.'', fragte Lukas nach und legte den Kopf schief.
,,Es steht noch nichts fest. Ich hab' den Zettel zwar am Freitag abgegeben, aber da konnte mein Klassenlehrer noch nicht sagen, wann und wie er vor allem Zeit hat. Aber Danke, dass du dir dann extra die Zeit wegen mir nimmst.'', antwortete ich ihm lächelnd und mein Bauch kribbelte einmal ganz angenehm, als ich meinen festen Freund von der Seite ansah. Womit hatte ich das verdient?
,,Natürlich nehme ich mir da Zeit, mein Kleiner! Da ist mir wirklich alles scheiß egal und da kann auch ruhig sonst was anstehen, ich bin bei dir.'', sagte Lukas vollkommen ernst, löste unsere Hände voneinander und zog mich stattdessen fest in seine Arme, um mich ordentlich abzuknutschen.

,,Danke, Lukas. Du bist wirklich so toll und lieb, das ist einfach nur unglaublich. Danke für dein Verständnis und, dass du immer wieder so ein offenes Ohr für mich hast. Auch wenn sich meine Probleme immer wieder wiederholen.'', bedankte ich mich lächelnd bei ihm und verlor dabei eine Träne.
,,Natürlich bin ich immer für dich da, mein Kleiner. Ich habe immer ein offenes Ohr für dich und versuche dir zu helfen, wo es nur geht. Ich lasse dich bei sowas doch nicht hängen.'' Lukas strich mir die Tränen aus dem Gesicht, erwiderte mein Lächeln und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
,,Aber, weil du gerade davon geredet hast, dass sich deine Probleme ja immer und immer wieder wiederholen. Ich will jetzt nicht böse klingen, oder so und...ähm...ich will dir damit wirklich nicht zu nahe treten...aber...'', fing Lukas nachdenklich an und ich sah ihn nur mit großen Augen an, während ich Angst vor dem hatte, was gleich folgen würde.

,,Ich wollte dir das eigentlich schon heute Nacht vorschlagen. Aber findest du nicht auch, dass es vielleicht angemessen wäre, wenn du wieder zu deiner Therapeutin gehst? Das soll jetzt nicht so klingen, als würde ich dir nicht bei deinen Problemen helfen wollen, aber...ähm...na ja...'', fing Lukas unsicher an, sah sich nachdenklich in der Gegend um und zog mich dann wieder fester in seine Arme.
,,Timi Schatz, ich bin wirklich immer für dich da und versuche dir zu helfen, wo es nur geht. Aber du solltest auch verstehen, dass ich oder andere diese Probleme nicht lösen können, wenn wir dir immer wieder das Gleiche sagen. Hinter deinem Selbstzweifel und deiner nicht vorhanden Motivation für die Schule steckt noch so viel mehr.''
,,Was ich damit sagen will ist, dass es doch im Endeffekt nichts bringt, wenn ich dir immer wieder dasselbe sage und sich nichts an deinen Gedanken und der Situation ändert. Vielleicht liegt das Alles ja nicht nur an deiner Schule, mein Schatz. Da ist bestimmt noch viel mehr dahinter und eine Therapeutin sieht die Dinge ja auch nochmal ganz anders, als wir das eben tun.'', beendete Lukas seinen Gedankengang und sah mich einmal fragend von der Seite an.

Ich zuckte nur unsicher mit den Schultern, sah nachdenklich auf den Boden und überlegte, ob Lukas nicht mit seinen Worten Recht hatte und ob es nicht schlecht wäre, wenn ich doch wieder zu meiner Therapeutin gehen würde.
Im Endeffekt ist es ja auch nur dafür da, um mir zu helfen und es hatte mir damals ja auch nicht geschadet. Viel eher hatte es mir gut getan und mehr als geholfen, dass ich jemanden hatte, mit dem ich über meine Probleme reden und dem ich alles anvertrauen konnte.
Vor allem, weil ich mit meiner Therapeutin auch über Dinge reden konnte, die ich meiner Mama, Marcel oder auch Alex, so vielleicht gar nicht erzählen, beziehungsweise anvertrauen würde. Ich hatte zwar zu allen dreien ein recht offenes Verhältnis und sie wussten auch wirklich alles über mich, jedoch sprach ich mit meiner Therapeutin meistens anders über manche Sachen, als ich es bei ihnen vielleicht tun würde.

Vor allem, wenn es um mein selbstverletzendes Verhalten oder Suizidgedanken ging, sprach ich mit meiner Therapeutin nochmal ganz anders über dieses Thema und war auch etwas offener und ehrlicher zu ihr, als ich es bei den dreien sein würde.
Allein' schon, weil ich meiner Mama nicht so viele Sorgen damit bereiten wollte, in wie weit das Ganze eigentlich bei mir ging. Es reichte schon vollkommen aus, dass sie sich schon genug Gedanken um mich machte, da musste sie sich deswegen auch nicht so verrückt machen.
Auch wenn es sich mittlerweile mit der Zeit sehr gelegen und ich in dieser Hinsicht eine krasse Steigerung erlebt hatte, kam es dennoch ab und zu immer wieder mal hoch und es ließ sich einfach nicht vermeiden. Auch wenn ich mir wahrscheinlich nichts mehr antun würde...

Jedoch fand ich Lukas' Gedanken, dass ich nicht mal wieder zu ihr gehen sollte, gar nicht mal so verkehrt und irgendwie bin ich auch mehr als froh darüber, dass er diese Frage, oder doch viel eher diesen Wunsch, geäußert hatte.
Ich merkte zurzeit immer öfters, dass es nicht mehr half, nur mit Leuten darüber zu reden, sondern, dass ich mir dringend wieder professionelle Hilfe suchen musste und meine Therapie neu aufleben lassen sollte.
Ich konnte jetzt schon mit großer Sicherheit sagen, dass ich spätestens nachdem Gespräch mit meinem Klassenlehrer wieder in ein sehr tiefes Loch fallen würde und da ist es vielleicht nicht schlecht, wenn ich jemanden habe, der mir dabei helfen könnte, viel besser mit diesem klar zu kommen.

,,Sorry, wenn ich dir damit zu nahe getreten bin, Timi. Das sollte gar nicht so klingen und es ist schon mehr als verständlich für mich, wenn du dich deswegen angegriffen fühlst. Du musst es ja auch nicht machen, es ist nur ein Vorschlag gewesen, mehr nicht.'', riss mich Lukas' besorgte Stimme aus meinen Gedanken und ich sah vom Boden auf, um ihn stattdessen von der Seite zu mustern.
,,Du hast nichts falsch gemacht, Lukas. Ganz im Gegenteil, deine Worte stimmen teilweise und der Vorschlag ist wirklich nicht dumm. Ich mein', mir hat die Therapie damals ja auch geholfen, bevor ich sie so abrupt abgebrochen habe. Du hast ja Recht, dass irgendwann kein Weg mehr dran vorbei führt und ich mir professionelle Hilfe suchen sollte.'', erwiderte ich gelassen, lächelte ihn an und löste mich etwas von ihm.
,,Die Menschen studieren das ja nicht umsonst. Die haben ja einen Grund, warum die das machen und später in den Beruf gehen. Vielleicht sollte ich einfach nochmal mit meiner Therapeutin reden und sie fragen, ob man da nicht wieder was machen kann. Schaden tut es ja nicht.'', fügte ich noch weiterhin lächelnd hinzu und Lukas nickte einmal.

,,Sie ist ja auch dafür da, um dir zu helfen. Wie gesagt, ich bin auch immer wieder gerne für dich da und begleite dich von mir aus gerne zu jedem Termin. Es bringt aber auch nichts, wenn du nichts dagegen tust und wir uns ständig im Kreis drehen.'' Lukas seufzte einmal leise, fuhr sich seinen viel zu langen Pony aus dem Gesicht und nun nickte ich.
,,Ja, das stimmt auf jeden Fall. Ich bereue es irgendwie bis heute, dass ich die Therapie damals einfach abgebrochen habe und nie wieder gekommen bin, nur weil es mir für einen bestimmten Zeitraum gut ging. Aber das ist oft bei mir so. Wenn es mir gut geht, denke ich, dass das ein Dauerzustand ist und ich diesen ganzen Kram wie Therapie, Antidepressiva und so weiter gar nicht brauche.'' Ich schüttelte über mich selbst einmal mit dem Kopf und Lukas zog mich wieder zurück in seine Arme.
,,Mach' dir deswegen keine Vorwürfe, mein Kleiner. Es ist normal, dass man so denkt. Das ist doch auch genau so, wenn es dir scheiße geht. Da denkst du doch auch, dass das ein Dauerzustand ist, doch im Endeffekt kann er sich immer wieder ändern. Das Leben ist nun mal ein Auf und Ab. Aber man muss lernen, damit vernünftig umgehen zu können.'', munterte mich Lukas auf, strich mir über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

,,Ich kann ja auch nochmal mit meiner Mama darüber reden, was sie denkt. Sie hat da wahrscheinlich eh nichts gegen, aber sie sollte auch darüber informiert sein, dass ich das gerne wieder aufnehmen möchte.'', sagte ich schlussendlich und strich mir eine verlorene Träne aus dem Gesicht.
,,Sie wird da sicherlich Verständnis für haben, mein Kleiner. Das wird alles schon. Wenn du willst, können wir das ja die Tage schon mal angehen. Wir können ja in ihrer Praxis anrufen, oder so.'', lächelte mich Lukas glücklich an und ich zuckte nur unsicher mit den Schultern.
,,Mal sehen. Vielleicht mache ich es auch nach den Osterferien - dann aber wirklich. Ich hab' es da ja ein bisschen leichter als andere, weil sie dir Mutter meiner besten Freundin ist. Also, jetzt nicht, dass ich eher dran komme, als andere, aber ich kann schon viel eher mit ihr persönlich darüber reden.'', erklärte ich Lukas etwas genauer und dieser nickte verstehend.

,,Die Hauptsache ist, dass du es möglichst bald machst. Noch länger warten bringt dich auch nicht weiter und macht dich auch nur noch unglücklicher. Aber ich finde es wirklich schön, dass du es auch eingesehen hast und die Idee gar nicht mal so dumm findest. Ich hatte schon Angst davor, dass du mir wegen dem Vorschlag noch den Kopf abreißen würdest.'', gab Lukas schief grinsend zu und ich machte nur eine abfällige Handbewegung.
,,Quatsch, das hätte ich niemals getan. Ich finde es wirklich toll von dir, dass du so ehrlich mit mir darüber redest und keine Angst davor hast, mir sowas zu sagen. Es ist ja auch wichtig und es bringt mich auf Dauer ja auch nicht weiter, wenn ich das Alles nur in mich hineinfresse.'', erwiderte ich verständnisvoll und lächelte meinen Freund einmal ehrlich von der Seite an.
,,Das ist auch richtig so. Wie gesagt, ich werde dich da auch bei allem unterstützen, wo es nur geht. Es ist wichtig, dass du wieder gesund wirst und dir helfen lässt. Es kann nur noch besser werden. Und ganz ehrlich, egal was da kommen sollte, es ist weitaus wichtiger erstmal gesund zu werden, bevor du irgendeinen Schulabschluss in der Hand hast.'' Lukas sah mich eindringlich von der Seite an und ich nickte zustimmend.

,,Danke, Lukas. Danke, dass ich so mit dir darüber reden kann und du auch noch weiterhin an meiner Seite bleiben wirst, egal was da kommt. Ich hab' zwar schon etwas Angst davor, aber mein zukünftiges Ich wird es mir wahrscheinlich mehr als dankbar sein.'', bedankte ich mich lächelnd bei meinem festen Freund und fiel ihm daraufhin in die Arme.
Ich konnte die Tränen einfach nicht mehr länger zurückhalten, weshalb ich vor lauter Dankbarkeit, Glück und Freude einfach anfing in sein Shirt zu weinen, was so herrlich schön nach ihm roch und weswegen ich mich augenblicklich wieder etwas wohler und geliebter in meiner so vernarbten Haut fühlte.
Ich konnte es gar nicht in Worte beschreiben, wie dankbar ich Lukas eigentlich für seine ehrlichen Worte war und, dass er sich getraut hatte, seinen Wunsch mit der wieder Aufnahme der Therapie zu äußern. Jeder andere hätte wahrscheinlich mir die Aufgabe überlassen, was für mich das Richtige wäre, doch Lukas hatte mir offen und ehrlich gesagt, was er eigentlich darüber dachte.

Tatsächlich hatte ich schon des öfteren darüber nachgedacht, ob ich nicht doch mal wieder zu Alex' Mutter gehen und sie fragen sollte, ob sie eventuell einen Platz für mich frei haben würde, damit ich mit einer erneuten Therapie beginnen könnte.
Ich hatte die letzten zwei Jahre einfach gemerkt, dass ich es immer noch mehr als nötig hatte und, dass ich meine ganzen Probleme nicht mehr länger alleine halten und sie irgendwann wie ein Kartenhaus auf mich einprasseln und zusammenfallen würden.
Vor allem jetzt, wo alles auf einmal zusammenkam, wäre es gar nicht mal so blöd von mir, einfach diesen Schritt zu wagen und sie zu fragen, ob sich da denn nicht etwas machen ließe.

Lukas hatte schon Recht mit seinen Worten, die er da eben von sich gegeben hatte und der Gedanke daran, dass er mich dabei unterstützen und mit im Wartezimmer, bei jeder Therapiesitzung auf mich warten würde, ließ mich augenblicklich wieder lächeln.
Es freute mich einfach ungemein, dass er sowas sagte und ich hoffte auch, dass sich diese Worte nicht schlagartig verändern würde, sobald es ernst werden und vielleicht sonst was mit mir aufgrund der Therapie passieren würde.
Ich hatte leider schon viel zu oft miterleben müssen, dass sich Menschen von mir abgewandt hatten, sobald diese wussten, was genau eigentlich mit mir los ist und diese dann realisiert hatten, wie ernst es eigentlich um mich stand und was das Alles bedeutete.

Vor allem bei meinen Exfreundinnen gestaltete sich das immer als sehr problematisch und ich wollte einfach nur noch kotzen bei dem Gedanken, als ich daran zurückdachte, wie bescheuert jede einzelne von ihnen in dieser Hinsicht eigentlich gewesen ist.
Ich wusste ja, dass die Gesellschaft nicht allzu aufgeklärt ist, was psychische Erkrankungen anging, aber wenn man keine Ahnung von diesen hatte, dann sollte man doch einfach mal getrost die Fresse halten und sein intolerantes Gedankengut für sich behalten.
Auch meine Exfreundinnen hatten diese ganzen Vorurteile gehabt, was mich immer wieder getriggert und erneut in den Wahnsinn getrieben hatte, weil sie sich auch einfach nicht von mir die richtige Definition meiner Erkrankung erklären lassen wollten.

Doch das Lukas für das Alles so viel Verständnis und Einfühlsamkeit zeigte, sagte mir einfach, dass dieser Kerl nicht solche dummen Vorurteile darüber hatte, sondern teilweise auch recht aufgeklärt zu sein schien.
Keine Ahnung, ob Lukas sich schon mal näher damit beschäftigt hatte, aber er hatte heute Nacht ja auch zu gegeben, dass das Alles gar nichts so Fremdes für ihn ist und er etwas so Ähnliches in seinem näheren Umwelt schon erlebt hatte.
Ich fragte mich nur, ob es sich hierbei vielleicht sogar um ihn selbst oder irgendein Familienmitglied oder jemanden aus seinem Freundeskreis handelte, weil er in der Hinsicht einfach schon so erfahren und reif wirkte.

,,Ist alles gut bei euch, Jungs? Tim, ist irgendwas passiert?'', riss mich dann plötzlich die besorgt fragende Stimme von Lukas' Vater aus meinen Gedanken und Lukas und ich zuckten augenblicklich erschrocken auseinander.
Ich strich mir nur die Tränen aus dem Gesicht, löste mich etwas von meinem festen Freund, doch dieser hielt mich dicht an sich gepresst fest und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, ehe wir zu seinem Vater sahen.
,,Es ist alles gut, Papa. Keine Sorge, mit Tim ist alles in Ordnung. Der ist nur gerade glücklich darüber, mich zu haben.'', erklärte Lukas ihm lächelnd und sein Vater zog einmal irritiert die Augenbrauen nach oben.

,,Ähm... okay. Aber falls wirklich irgendwas Ernsthaftes sein sollte, könnt' ihr beide ruhig zu mir oder Mama kommen. Wir wollen ja auch nur, dass sich Tim bei uns wohlfühlt.'' Lukas' Vater sah mich sichtlich besorgt an und ich schämte mich ein wenig dafür, dass sich dieser jetzt so Sorgen um mich machte. Das ist doch alles gar nicht nötig...
,,Werden wir machen, wenn irgendwas ist, Papa. Aber das, was eben gewesen ist, hatte wirklich nichts mit uns zutun. Das sind ganz andere Aspekte gewesen. Mach' dir bitte keine Sorgen. Tim geht es gut.'', erwiderte Lukas beruhigend und strich mir einmal sanft über den Rücken.
,,Ja, es ist wirklich alles gut, Herr Stretzner. Es ist nur eine Kleinigkeit gewesen, die aber wirklich nichts mit Ihnen oder Ihrer Frau zutun hat. Ich mag es sehr gerne bei Ihnen, es ist so toll.'', bestätigte ich ihm noch lächelnd und Lukas' Vater atmete erleichtert aus.

,,Na dann ist ja alles in Ordnung. Jetzt aber mal Themawechsel. Ich bin jetzt fertig mit allem, also können wir nach Hause. Sorry, dass das ein bisschen länger gedauert hat, ich musste noch kurz was für eine Studentin kopieren, die hier spontan und auf den letzten Drücker noch rein kam.'', erklärte Lukas' Papa und lächelte uns entschuldigt an.
,,Ach, alles kein Problem, Papa. Tim und ich haben die Zeit ja gut genutzt. Hauptsache wir sitzen aufeinander, da kann das Alles noch sonst wie lange dauern.'', beruhigte Lukas ihn lachend, sah mich einmal vielsagend von der Seite an und ich nickte bestätigend.
Dann erhoben Lukas und ich uns auch schon von der kleinen Sitzbank, schulterten uns die Gitarrenrucksäcke über, die wir eh gleich wieder ablegen würden und verließen dann mit Lukas' Vater zusammen das Theater, der auch dieses nochmal von außen abschloss und checkte, ob auch wirklich alles stimmte und abgeschlossen ist.

,,Du, Tim?'', tippte mich Lukas' Vater dann an der Schulter an, als wir gerade in die Richtung des Parkplatzes gingen und ich drehte mich unsicher zu ihm um, während ich mir auf die Unterlippe biss und Angst davor hatte, dass er mich wegen dem im Foyer nochmal ansprach.
,,Was gibt es denn?'', fragte ich nur nach, grinste einmal schief und versuchte mir dabei nicht meine Nervosität anmerken zu lassen, denn ich wollte nun wirklich nicht, dass auch noch Lukas' Papa von dem Ganzen Wind bekam.
,,Du kannst mich auch ruhig duzen, wenn dir das lieb ist. Ich bin ja schließlich kein Fremder mehr für dich, oder so. Mir macht das wirklich nichts aus und meiner Frau genauso wenig.'', lächelte mich Lukas' Papa einmal an und meine Miene erhellte sich mit einem Mal, während ich leicht rot anlief.

,,Werde ich machen. Dankeschön.'', bedankte ich mich schief grinsend bei Lukas' Papa und sah sofort auf den Boden, während ich in meinem Augenwinkel mitbekam, wie Lukas und sein Vater sich einmal angrinsten und daraufhin zu kichern begangen.
Beim Auto angekommen, luden wir die Gitarrentaschen in den Kofferraum und Lukas und ich stiegen danach hinten ins Auto ein und ließen uns auf der Rückbank nieder, wo wir uns anschnallten.
Während Lukas' Vater ebenfalls zu uns in den Wagen gestiegen kam, den Motor startete und daraufhin ausparkte, griff mein fester Freund nach meiner Hand, legte diese in die Mitte und verschränkte unsere Finger ineinander, weshalb wir die ganze Autofahrt über Händchen hielten.

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