Kinder-Joys und eine gute Tat

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,,Ups...'', vernahm ich eine Stimme, welche ich nicht richtig zuordnen konnte und ich stöhnte nur einmal schmerzerfüllt auf, weil der steinige Boden nicht gerade das sanfteste zum Landen gewesen war.

,,Oh Gott, Tim! Das tut mir so unfassbar Leid.'' Warte, woher kannte diese Person meinen Namen?
Ich schaute verwirrt auf und blickte in ein mir sehr bekanntes Augenpaar, welches ich hunderttausend wiedererkennen würde. Sofort begann mein Bauch zu kribbeln und mir wurde mit einem Mal ganz warm ums Herz.
,,Warte, ich helfe dir hoch.'' Lukas griff nach meiner Hand und zog mich mit all seiner Kraft wieder zurück auf meine zwei Beine. Ich stieß kurz etwas gegen ihn, weil der Schwung zu doll war, und meine Hand schwitzte und kribbelte wie verrückt, weshalb ich erst einmal einen Moment brauchte, ehe ich wieder richtig zurück in der Realität angekommen war.

,,Alles OK?'', fragte Lukas nach und musterte mich besorgt.
,,Geht schon.'', antwortete ich nur und fuhr mir meine verirrten Haare aus dem Gesicht.
,,Wirklich? Das sah schon ziemlich heftig aus.'', fragte er skeptisch nach und biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe.
,,Ja, es ist wirklich alles gut, Lukas. Du musst dir schon keine Sorgen machen.'', besänftigte ich ihn und lächelte.
,,Gut.'', atmete Lukas erleichtert auf.

,,Ähm...Lukas?'', vernahm ich plötzlich die liebliche Stimme von Maria neben ihm und ich sah zu ihr, um in ihr zerknirschtes Gesicht zu blicken.
,,Was ist denn?'', fragte er direkt nach und musterte nun seine beste Freundin.
,,Dein Kinder-Joy liegt auf dem Boden und die Löffelseite ebenfalls.'', erklärte sie ihm, deutete auf den Boden und ich sah direkt vor meinen Füßen einen halben Kinder-Joy liegen, welchen Lukas wahrscheinlich gerade eigentlich essen wollte.

,,Oh...'' Lukas sah traurig auf den Gehweg und hob das Ei auf, während er es hoffnungsvoll von allen Seiten begutachtete.
,,Das kannst du wohl direkt in die Tonne kloppen, mein Spatz.'' Maria deutete auf ein paar kleine Steine, die in dieses gekommen waren und ich sah ihn mitleidig an.
,,Ach man...'', seufzte Lukas, schmiss das Ei in den Müll und ich sah ihn schuldig an, weil ich schließlich der Grund dafür war, wieso er den Kinder-Joy doch nicht mehr essen konnte.
Ich war schließlich in Lukas hineingerannt und hätte ich eventuell mal die Augen ordentlich aufgemacht, dann hätte ich diesen Zusammenprall auch verhindern können. Na ja, wenigstens war ich auf diesen steinigen Boden geknallt und nicht auch noch er.

,,Sorry.'', entschuldigte ich mich und fuhr mir unsicher durch die Haare.
,,Warum entschuldigst du dich denn?'', fragte Lukas verwundert nach.
,,Na wegen mir ist dein Kinder-Joy jetzt ungenießbar.'', klärte ich ihn schuldbewusst auf und rückte mir die Brille zurecht.
,,Du bist doch nicht Schuld daran, Tim.'', lachte er.
,,Irgendwie ja schon. Ich bin schließlich in dich hineingerannt und konnte nicht meine Augen richtig aufmachen - dabei trage ich schon 'ne Brille und gehe regelmäßig zum Augenarzt.'', seufzte ich nur und kramte in meiner Hosentasche nach etwas Kleingeld.

,,Hier, davon kannst du dir 'n neues kaufen - oder auch vier.'' Ich drückte Lukas etwas von meinem Kleingeld in die Hand und er sah mich augenblicklich mit geweiteten Augen an.
,,Tim, die Teile kosten nur 99 Cent und keine vier Euro.'', sagte er lachend und wollte mir das Geld wieder zurückgeben, doch ich hielt ihn davon ab.
,,Das ist auch noch für das Eis, welches du mir spendiert hast.'', fügte ich noch hinzu und grinste ihn vielsagend an.
,,Ich hab' dir doch gesagt, du musst mir das Geld nicht zurückzahlen und das für den Kinder-Joy ebenso nicht. Mein Gott Tim, das kann doch mal passieren, ist doch kein Weltuntergang. Jetzt nimm dein Geld gefälligst wieder zurück.'', diskutierte Lukas grinsend weiter mit mir, doch ich schob nur seine Hand mit den ganzen Münzen von mir weg.

,,Nein, ich bin dir das schuldig.'', verneinte ich weiterhin.
,,Ich hab' doch schon deine Handynummer bekommen und das reicht mir auch schon.'', lächelte Lukas mich an.
,,Lukas, nimm jetzt das Geld!''

,,Mensch, Jungs!'', schaltete sich Maria nun mit in die Diskussion ein und verdrehte die Augen.
,,Was denn?'', fragte Lukas dümmlich nach.
,,Behalt' jetzt einfach das Geld und steck es dir in die Tasche, Lukas. Freu' dich doch mal darüber, dass dir jemand überhaupt so viel schenkt.'', diskutierte sie nun weiter mit ihm.
,,Aber er brauch' mir das nicht geben!'', hielt Lukas weiterhin strikt dagegen.
,,Steck es jetzt in dein Portmonee oder ich stecke es dir in eine ganz andere Körperöffnung.'', drohte sie ihm, doch konnte sich ein Lachen trotzdem nicht verkneifen. Lukas' Augen weiteten sich nur und schwups...waren die vier Euro auch schon in seinem Geldbeutel verschwunden.
,,Geht doch.'', stöhnte seine beste Freundin erleichtert auf und wuschelte Lukas grinsend durch die Haare.

,,Man Maria, meine Frisur.'', beschwerte sich Lukas sofort lachend, doch ich fand es eigentlich ganz süß, wenn seine Haare so verstrubbelt waren. Warte...süß?  Wirklich? Halt die Klappe und denk' darüber einfach nicht nach!
,,Man Maria, meine Frisur. Die sieht doch eh aus wie son Vogelnest, da kann man eh nichts mehr dran ändern.'', äffte sie ihn nach und lachte.
,,Ich weiß ja, dass ich mal wieder dringend zum Frisur muss.'', gab Lukas zu und schlug Marias Hand von sich weg, welche sich erneut an seinen Haaren zu schaffen machen wollte.

,,Ich finde deine Frisur eigentlich voll schön.'', sagte ich total in Gedanken verloren und realisierte erst einige Sekunden später, nachdem diese Worte meinen Mund schon längst verlassen hatten, dass ich diesen Satz nicht nur gedacht, sondern wirklich, ausgerechnet auch noch vor Lukas, ausgesprochen hatte. Fuck!

,,Wirklich?'', harkte Lukas unglaubwürdig nach und ich nickte verlegen, ehe ich merkte, wie mir die Röte nur so in die Wangen stieß. Man, war das vielleicht peinlich!
,,Dankeschön. Ich mag deine Frisur übrigens auch.'', lächelte Lukas und meine Mundwinkel zuckten nun ebenfalls zu einem breiten Lächeln nach oben.
,,Danke.'', bedankte ich mich leise bei ihm und mir wurde immer wärmer, obwohl wir noch nicht einmal großartig  hohe Temperaturen draußen hatten.
,,Süß...'', flüsterte Lukas ebenfalls leise, aber so laut, sodass ich es gerade noch so hören konnte, vor sich hin und grinste über beide Ohren.

,,Wieso bist du eigentlich hier solang gerast? Irgendwie treffe ich dich immer mit Lukas zusammen, wenn du irgendwohin rennst.'', fragte Maria nach einer Zeit, in der wir kurz allesamt miteinander geschwiegen haben nach und ich schaute vom Boden auf, um in ihr fragendes Gesicht zu blicken.

,,Ich bin nur gejoggt.'', antwortete ich knapp und hoffte, dass sie mir das auch abkaufen würde. Denn ich konnte den beiden jawohl schlecht erklären, dass ich gerade dabei war, vor meiner Gang wegzurennen und die Gründe für mein Wegrennen, wollte ich ihnen nur zu ungerne nennen.

Ich konnte mir nämlich gut vorstellen, dass Maria auf Lukas, ebenfalls wie Alex auf mich, einen kleinen Mutterinstinkt hatte und versuchte, ihn mit Haut und Haaren zu beschützen und jeden, der ihn etwas Böses antun wollte oder eine Gefahr für ihn darstellte, sofort aus den Weg zu räumen.
Alex versuchte das zu mindestens bei mir, so gut wie sie es eben nur konnte und wenn sie erst einmal nur merkte, dass mir irgendeine Person etwas Böses wollte, dann versuchte sie diese auch mir zu liebe, so gut wie möglich, aus meinem Leben zu verbannen.
Und ich schätze, dass es bei Maria und Lukas gar nicht mal so anders war und wenn sie erst einmal erfahren würde, mit was für einen komischen Typen ihr bester Freund eigentlich rum hing, dann würde ich Lukas wahrscheinlich nie wieder treffen können und das sollte ich auf gar keinen Fall passieren.

,,In der Innenstadt?'', harkte sie skeptisch nach und sah mich belustigt an.
,,Ja, wieso denn auch nicht?'', fragte ich im Gegenzug, weil mir kein passender Grund dafür einfiel, wieso ich ausgerechnet in der Innenstadt oder allgemein joggen ging.
,,Keine Ahnung. Aber es ist doch sau lästig ausgerechnet hier joggen zugehen bei den ganzen Menschen die einem dabei entgegen kommen.'', meinte sie nachdenklich und sah kurz zu der großen Menschenmasse, welche sich zügig durch die Straße quälte.

,,Oder Tim wollte sich unterwegs 'nen Döner zur Motivation holen, sowie du das immer machst.'', mischte sich Lukas plötzlich grinsend mit in die Konversation ein und kassierte dafür einen Boxer auf den Arm.
,,Das war einmal!'', verteidigte sich Maria.
,,Komisch, dass immer, wenn wir zusammen joggen waren, du dir jedes einzelne Mal 'nen Motivationsdöner geholt hast und wir waren schon mehr als nur einmal zusammen joggen. Aber gut, mit Mathe haben wir es ja beide nicht so.'', grinste er frech und warf seine nicht vorhandenen langen Haare nach hinten.
,,Idiot.'', erwiderte sie bloß und verdrehte ebenfalls grinsend die Augen, während ich die zwei nur belustigt musterte.

Ach, bei den beiden musste man auch nicht zweimal überlegen, sondern erkannte sofort, dass die zwei beste Freunde oder unbiologische Geschwister waren.
Dieses andauernde aufeinander rumhacken kannte ich nur zu gut von Alex, Marcel und mir und meistens beleidigten wir den anderen nochmal zehnmal härter, als der andere es eigentlich getan hatte.
Sowas schaukelte sich dann meistens soweit hoch, bis man sich irgendwann wieder etwas total kitschiges an den Kopf knallte.

Ich musste kurz auflachen, als ich an eine Situation erinnerte, in der ich mit Alex zusammen in einem Café saß und sie sich gerade ihren dritten Donat in Folge gekauft hatte.
Als sie wieder am Tisch saß, hatte ich sie nur gefragt, ob sie schwanger wäre oder ob sie ihre Tage hätte, und deshalb wie ein Staubsauger fressen musste. Aber vor allem hatte mich interessiert, wohin sie das Alles eigentlich bei ihrer Größe steckte.
Darauf hatte sie mich nur gefragt, ob sie denn so fett aussähe, gemeint, dass die Periode die Ausgeburt der Hölle war und ob ich mich bei meiner Größe nicht auch gerne mal verschätzte, weil ich den Mädels wahrscheinlich eh immer die falsche Schwanzgröße von mir erzählte.

Diese ganze Konversation schaukelte sich dann soweit hoch, sodass wir irgendwann darüber diskutierten, wieso Alex eigentlich nicht fett wurde, obwohl sie so viel wie eine achtzigköpfige Familie aß und das Jungs bei ihrer Größe halt immer ein klein wenig übertrieben.
Na ja, irgendwann hatte uns dann der ganze Laden bei unserer Diskussion zugehört, welche hauptsächlich nur aus irgendwelchen Beleidigungen bestand, bis eine Kellnerin eingriff, zu unserem Tisch kam und uns darum bat, die Lautstärke unserer nicht gerade vorteilhaften Diskussion etwas herunterzudrehen oder das Café zu verlassen, um draußen in aller Ruhe und ausführlich genug weiterreden zu können.
Schlussendlich haben wir uns dann doch dazu entschieden, aus dem Café zu gehen und sind dann draußen zu dem Entschluss gekommen, dass Alex' Körper einfach nur komisch war und Jungs sich halt bei ihrer Größe gerne mal verschätzten und es doch eigentlich egal war, weil irgendwann eh die Wahrheit ans Licht kommen würde.

Auf jeden Fall konnte ich mich ziemlich gut mit Maria und Lukas identifizieren, weil ich mit Alex und auch Marcel genauso schlimm war und wir uns 24/7 wie irgendwelche Geschwister, wegen irgendeiner sinnlosen Scheiße ärgerten, aber uns in unserem tiefsten Inneren dennoch unendlich lieb und tief ins Herz geschlossen hatten.

,,Äh...Tim?'', riss mich Lukas' fragende Stimme aus meinen Gedanken und ich schaute zu ihm.
,,Hm?'', machte ich nur.
,,Wenn du schon mal hier bist, dann können wir doch auch gleich klären, wann und wo wir uns nächsten Samstag treffen wollen.'', schlug Lukas vor und meine Miene erhellte sich augenblicklich.
,,Natürlich können wir das machen.'', stimmte ich grinsend zu und Lukas lächelte ebenfalls.

,,Was habt ihr denn nächsten Samstag vor, wenn ich fragen darf?'', fragte Maria grinsend nach.
,,Wir wollen Nachts Tennis spielen und grillen.'', erklärte Lukas und sie musterte ihren besten Freund verwirrt.
,,Ihr wollt' Nachts Tennis spielen?'', harkte sie unglaubwürdig nach.
,,Genau.'', sagten Lukas und ich zur selben Zeit, sahen uns an und lächelten augenblicklich noch viel breiter.

,,Laut Tim wurden er und seine beste Freundin noch nie dabei erwischt.'', erzählte Lukas.
,,Klingt auf jeden Fall ziemlich aufregend und wenn du darin schon reichlich Erfahrung hast und das auch zu hundert Prozent sicher ist, dann geht das doch voll klar.'', lächelte sie uns an.
,,Und wie seid ihr auf die Idee gekommen, dass ihr das jetzt zusammenmachen wollt'?'', fragte sie interessiert nach.
,,Weil Tim und ich genau das gemacht haben, was wir immer zusammenmachen.'', erklärte Lukas seiner besten Freundin grinsend.

,,Du meinst in diesem Laden...''
,,Ja, in diesem Laden.'', unterbrach Lukas sie immer noch grinsend, weil er sich wahrscheinlich gerade an genau den Tag zurückerinnerte, an dem wir uns das allererste Mal so richtig getroffen und auch kennengelernt hatten.
,,Wir haben da aber fast Hausverbot wegen mir bekommen.'', schaltete ich mich mit in das Gespräch ein und Maria sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

,,Wirklich?'', harkte sie belustigt nach.
,,Wirklich.'', bestätigte ihr Lukas.
,,Wie habt ihr das denn bitte geschafft?'', fragte sie lachend, aber dennoch leicht irritiert nach.

,,Na ja, Tim hat etwas zu laut über irgendwelche Kunden herzogen und das hat dann so'ne Verkäuferin irgendwann mitbekommen. Und weil die eben nicht so höflich zu ihm war, war Tim es auch nicht zu ihr und das hat sich dann soweit hochgeschaukelt, bis diese besagte Verkäuferin schon die Polizei rufen und uns Hausverbot geben wollte. Aber ich bin noch  rechtzeitig dazwischen gegangen und habe uns gerade noch so vor dieser Sache bewahrt.'', fasste Lukas kurz das Geschehnis zusammen und Maria schüttelte lachend mit dem Kopf.
,,Oh man, ey. Aber gut, der Laden ist eh nichts großartiges für uns. Also wenn ihr da Hausverbot bekommen hättet, dann wäre es kein so schlimmer Verlust gewesen.'', winkte sie direkt grinsend ab und machte dabei eine abfällige Handbewegung.
,,Tim hat sich dafür aber noch gefühlte tausendmal entschuldigt - eigentlich ja schon süß.'' Der letzte Teil des Satzes rutschte eher ungewollt aus Lukas heraus, weil er sich kurz darauf die Hand vor den Mund schlug, rot anlief und mich unsicher ansah.
Ich lächelte ihn nur an und sah in meinem Augenwinkel, wie Maria uns beide ebenfalls grinsend musterte.
,,Aw, wie niedlich.'', hörte ich sie leise quicken.

,,Okay Jungs, ihr wolltet noch etwas miteinander besprechen.'', half Maria uns auf die Sprünge, als wir eine kurze Zeit miteinander geschwiegen hatten und Lukas in dieser Zeit seine normale Hautfarbe wieder zurückbekommen hatte.

,,Ach ja, stimmt...'', nuschelte Lukas in seinen nicht vorhandenen Bart und fuhr sich nervös durch die Haare.
,,Also Tim, also...wann...und...'', stammelte er langsam vor sich hin.
,,Wann und wo wollt' ihr euch am Samstag treffen.'', half ihm Maria und Lukas nickte.
,,Genau.''

,,Gute Frage. Also mir wäre alles recht. Du kannst ja entscheiden, wann es dir am Besten passt.'', antwortete ich grinsend und Lukas überlegte kurz.
,,Also...ähm...vielleicht...'' Er sah sich schüchtern in der Gegend um und ich konnte über seine Unsicherheit nur grinsen.
Lukas war manchmal echt zu niedlich für die Welt, wenn er so drauf war. Er konnte so verdammt selbstbewusst sein und im nächsten Moment dann auch wieder so unfassbar schüchtern, und das fand ich einfach nur süß.

,,Wir wär's mit...ähm...vielleicht 21 Uhr vor diesem Real, der da auch direkt in der Nähe liegt. Da könnt' direkt alles zum Grillen kaufen, es ist noch nicht zu früh und auch noch nicht zu spät für euer Treffen und 'nen weiten Weg vom Supermarkt bis zum Tennisplatz habt ihr auch nicht.'' Maria zwickte ihrem besten Freund einmal in die Seite und übernahm mal wieder das Reden für ihn, wenn es um eine unserer Verabredungen ging.

,,Mein Gott Lukas, du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen oder hast du deine Zunge etwa verschluckt?'', fragte Maria lachend nach und er verdrehte die Augen.
,,Sorry...ich weiß...doch auch nicht...'', er grinste verlegen seine Schuhe an und begann damit, völlig nervös mit seinen Händen zu spielen.
,,Tim, passt dir das denn auch so? Mit Lukas wirst du wohl heute nicht mehr reden können, denn der ist wahrscheinlich unterzuckert oder so, weil der seinen Kinder-Joy nicht essen konnte.'', fragte sie nach und sah vielsagend zu ihrem besten Freund, der weiterhin den Blick auf seine Schuhe gerichtet hatte.
,,Ja klar, das passt perfekt. Ich bin auf jeden Fall damit einverstanden.'', stimmte ich lächelnd ihrem, beziehungsweise eigentlich Lukas' Vorschlag, zu.
,,Lulatsch, du auch?'' Sie schob sich in Lukas' Blickfeld und dieser nickte.

,,Ja, aber ich bin kein Lulatsch.'', schmollte Lukas und hob seinen Blick wieder.
,,Doch bist du.'', widersprach Maria ihm und deutete auf seinen, in seinem Alter, viel zu langen Körper.
,,Obwohl, 'nen kleinen Bauch hast du ja schon, sobald du sitzt.'', kicherte sie und Lukas verdrehte erneut die Augen.

,,Das stimmt doch überhaupt nicht!''
,,Doch, man! Weißt du, wie lustig das immer ist, wenn du dich irgendwo hinsetzt und mit einem Mal fett bist?! Ich muss immer voll aufpassen, dass ich dann nicht gleich jeden Moment laut los lache.'', lachte sie und bekam sich kaum noch ein.
Aber wo Maria Recht hatte, hatte sie Recht, denn Lukas hatte tatsächlich einen kleinen Bauch, sobald er saß. Lukas war so eigentlich ein total schlaksiger Junge, aber sobald er saß, sah er schon einige Kilo schwerer auf den Rippen aus.

,,Ach Maria, und du siehst ungeschminkt aus wie 'ne Zwölfjährige.'', verteidigte er sich bloß und Angesprochene lachte noch viel lauter.
,,Bessere Konter hast du heute wohl nicht auf Lager, oder Lulatsch?''
,,Zwölfjährige!''
,,Ach Lukas, ich dich auch.'' Sie wollte ihren besten Freund umarmen, doch dieser stieß Maria nur beleidigt von sich weg.

,,Ähm...Leute?'', meldete ich mich dann unsicher zu Wort und hatte nun ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf mich gerichtet.

,,Ich würde zwar gerne noch bei euch bleiben, aber ich muss weiter.'' Ich speilte mit den Ärmeln meines Pullis und biss mir auf die Unterlippe.
,,Oh...'', machte Lukas nur und sah mich traurig an.
,,Sorry...'', entschuldigte ich mich und blickte kurz einmal ganz unauffällig nach hinten, weil ich Angst hatte, dass Ronny hinter mir sein könnte. Denn so langsam müssten sie wohl alle bemerkt haben, dass ich nicht mehr da und noch nicht einmal mehr auf dem Gelände war.

Ich hatte nämlich totale Angst, dass Ronny irgendjemanden losgeschickt hatte, der mich suchen und dann wieder zu ihm zurückbringen sollte, wie ein ausgerissener Hund. Und wenn diese besagte Person mich dann auch noch mit Lukas, der Typ, welchen wir alle eigentlich so sehr verabscheuten, zusammen sah, dann war die Hölle los und ich konnte meine Sachen für Finnland schon heute packen.

,,Du brauchst dich doch dafür nicht entschuldigen, Tim. Ist doch vollkommen OK.'', munterte mich Lukas lächelnd auf und ich grinste ebenfalls wieder.
,,Du kennst mich doch. Ich entschuldige mich halt verdammt gerne.'', grinste ich meine dreckigen Schuhe an.
,,Und ich bedanke mich halt gerne.'', lachte Lukas und ich stimmte mit ein.

Ich sah zu ihm hoch, in seine schönen blauen Augen und er öffnete immer noch lachend seine Arme, ehe mich Lukas in diese zog und mich zum Abschied noch einmal ordentlich drückte. Ich legte meine dünnen Arme ebenfalls um ihn und genoss diese Umarmung einfach mal.
Ich hatte wieder dieses Kribbeln im Bauch und mein Herz schlug plötzlich einige Takte schneller. Ich atmete Lukas' wundervollen Duft ein und fühlte mich einfach nur sicher und vollkommen wohl in seinen Armen.
Wenn jetzt jemand aus meiner Gang kommen würde, dann würde es mir keine Angst machen, denn ich war schließlich in Lukas' schützenden Armen und dementsprechend komplett sicher. Wahrscheinlich war es eher nicht so, aber es fühlte sich zu mindestens so an und das beruhigte mich ungemein.

Wir lösten uns nach einer, für mich zu kurzen Zeit, wieder voneinander und lächelten uns gegenseitig vollkommen glücklich in die Augen.

,,Ach Gott, ist das putzig!'', quickte Maria leise und bekam sich kaum noch ein.

,,Dann Tschüss, Tim. Wir schreiben sicherlich noch miteinander und wenn nicht, dann sehen wir uns eh am Samstag.'', verabschiedete sich Lukas breit grinsend von mir und ich nickte zustimmend.
,,Tschau, Lukas. Ja, wir werden auf jeden Fall noch miteinander schreiben, das verspreche ich.'', grinste ich ebenfalls breit.
,,Auch Tschüss an dich, Maria. Ich wünsche euch beiden noch viel Spaß und sorry nochmal wegen dem Kinder-Joy, Lukas! Ich wollte das wirklich nicht!'' Ich winkte den beiden schuldbewusst zu und setzten zu den ersten Schritten an.
,,Dir auch noch viel Spaß und Tim, entschuldige dich nicht ständig wegen so banalen Dingen, ist doch alles OK und ich weine auch nicht!'', lachte Lukas und die beiden winkten mir noch solang zu, ehe ich um die nächste Ecke bog und sie nicht mehr sah.

Ich lächelte nur wie ein Vollidiot vor mich hin und war froh darüber, Lukas getroffen zu haben. Er war wieder so unfassbar lieb und schüchtern gewesen. Ich fand seine Art und ihn einfach nur verdammt süß. Moment...süß? Ach, halt die Fresse.

Ich sah mich nachdenklich in der Gegend um und als ich die noch übrig gebliebene Würstchenpackung, welche später eigentlich noch gegrillt werden sollte, in meiner Jacke spürte, verschwand mein Lächeln mit einem Mal und ich fühlte mich unfassbar schlecht, als wohl und willkommen, so wie ich es bis eben noch bei Lukas' Nähe gefühlt hatte.
Eigentlich wollte ich doch gar nicht klauen und auch wenn es nichts großartiges für mich war, weil ich das schon oft genug gemacht hatte, fühlte ich mich so schlecht, weil es einfach nicht richtig war, was ich da getan hatte.
Aber konnte man schlechte Dinge nicht wieder gut machen?

Meine Mama hatte mir früher immer gesagt, dass wenn man eine schlechte Tat vollbracht hatte, diese entweder wieder gut, beim nächsten Mal besser machen konnte oder gar nicht erst wieder tun sollte. Klar, vielleicht nützte dieser alte, weise Spruch meiner Mutter nicht großartig viel bei mir, weil ich die miese Angewohnheit hatte, Fehler immer und immer wieder aufs Neue zu machen und nie daraus zu lernen, aber genau jetzt war doch der perfekte Zeitpunkt da, um genau einen Schritt in diese Richtung zu machen.

Ein REWE-Markt war doch ganz sicher in der Nähe und etwas Geld hatte ich höchstwahrscheinlich auch noch, um die Packung zu bezahlen.
Es war ja jetzt völlig außen vorgelassen, ob ich diese Würstchen nun brauchte oder nicht, aber wenn ich mich danach nicht mehr ganz so schlimm fühlte, dann konnte ich doch ruhig in irgendeinen REWE gehen und diese Packung kaufen.
Wenn ich mich nachdem Kauf nicht mehr ganz so beschissen fühlte, dann war das doch vollkommen legitim und vielleicht konnte ich diese auch mit Marcel grillen, falls er Bock darauf hatte und diese Teile hoffentlich noch etwas genießbar waren, weil sie jetzt schon lang genug in meiner warmen Jackentasche gesteckt hatten.

Ach, ich sollte diesen Schritt einfach mal wagen, mich selbst einmal stolz machen und aus einer schlechten Tat mal eine halbwegs Gute machen. Zu mindestens konnte ich dann heute Abend halbwegs gut einschlafen und hatte nicht mehr ein ganz so schlechtes Gewissen, nur weil ich dem REWE-Markt zwei Packungen ihrer Bratwürste geklaut hatte.

Ich machte mich also schlussendlich doch mit einem Lächeln auf den Lippen, auf den Weg zum nächsten REWE, ging in diesen hinein und suchte nach der Kühltruhe, in der sich diese Würstchen befanden, weil ich den Preis von diesen absolut nicht im Kopf hatte.

Etwas Angst flammte in mir auf, denn irgendwie musste ich diese Packung ja wieder zurück in die Kühltruhe kriegen.
Aber das sollte hoffentlich kein großartiges Problem für mich sein, denn ich wollte nur zu ungerne bei meiner eigentlichen guten Tat erwischt und dann als Dieb abgestempelt werden.
Außerdem sollte von all dem hier nicht meine Mutter noch Wind bekommen, denn wenn die erst einmal mitbekam, dass ich schon wieder bei ihren verhassten Ronny war und erneut irgendeine Scheiße ausgerechnet mit ihm abgezogen hatte, dann begann auch schon der nächste Streit mit ihr und darauf hatte ich absolut keine Lust und vor allem auch keine Nerven, denn die hatte mir Ronny schon wieder geraubt.

Ich fand die Truhe, griff in meine Jackentasche und konnte die Würstchen langsam wieder in diese zurückpacken. Ich schaute mich ganz unauffällig um, so, als wüsste ich noch nicht so recht, was genau ich nehmen wollte und kramte erst einmal mein Geld heraus.
Leicht verwundert stellte ich fest, dass ich zu viel Geld hatte. Nanu? Ich hatte doch Lukas vier Euro gegeben und so viel hatte ich doch gar nicht mit gehabt. Wie konnte also dann so viel übrig bleiben? Oder...Lukas hatte mir das Geld, wie und mit welcher Geschwindigkeit auch immer, wieder zurück in meine Hosentasche gesteckt, weil er es einfach nicht annehmen wollte.
Ich schüttelte einmal grinsend mit dem Kopf und konnte es einfach nicht glauben. Dieser Junge war aber auch zu lieb für diese Welt und ich fragte mich immer mehr, wieso er das Geld nicht einfach annehmen konnte. Andere würden sich riesig darüber freuen und das Geld, ohne großartig zu zögern, annehmen. Doch Lukas tat stattdessen so, als wäre mein Geld irgendwas Gefährliches, was er bloß nicht in die Finger bekommen sollte.

Lachend holte ich die Packung, welche bis eben noch in meiner linken Jackentasche gesteckt hatte, aus der Truhe, schob sie wieder zu, suchte das passende Geld zusammen und ging diese dann schlussendlich bezahlen.
Vielleicht hätte ich die Packung auch einfach nur in die Tiefkühltruhe schmeißen sollen, denn damit hätte ich genau so gut eine gute Tat vollbracht. Doch dann fiel mir wieder ein, wo genau diese eigentlich gesteckt hatte und ich wollte auf gar keinen Fall, dass irgendeine fremde Person ausgerechnet diese Würstchen bekam.
Ich wollte ja schließlich nicht, dass sich noch irgendjemand beim REWE oder bei dem Hersteller der Bratwürste beschwerte, denn diese konnten schließlich genauso wenig wissen, dass ausgerechnet diese Packung vor kurzem noch in der Jackentasche eines pubertierenden Teenagers gesteckt hatte, der mit seiner Gang zusammen diesen Laden beklaut hatte, weil dieser einfach nur eine feige Sau war und nicht einmal den Arsch in der Hose hatte, um Ronny von Lauch, erneut die Stirn zu bieten. Darauf konnte nun wirklich niemand kommen.

Ich bezahlte schnell die Würstchenpackung, nahm noch eine Tüte dazu, damit sie nicht erneut in meiner Jacke feststeckte und dann machte ich mich auf den Weg zu Marcel, welcher hoffentlich Zeit und auch Lust auf mich und meinen spontanen Besuch hatte.


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