Dreizehn nach Leave

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Nachdenklich stehe ich in der Dusche und starre die Fliesenwand vor mir an, während das heiße Wasser auf meinen Rücken prasselt.

Woher wusste Leave meinen Entsperr-Code? Sie kann ihn nicht zufällig mal gesehen haben und woher sollte sie wissen, dass Elsa an dem Tag Geburtstag hatte? Und warum hat sie gelogen? Woher auch immer sie es weiß - sie will es mir nicht sagen. Aber das muss sie doch, oder nicht? Ich meine, immerhin ist es mein Handy. Ich habe ein Recht darauf, das zu erfahren. Oder?

„WILL!", brüllt Benji plötzlich durch die Badezimmertür.

„WAS?", brülle ich zurück. Und plötzlich reißt er die Klinke runter und steht neben mir im Bad. Mein nacktes Ich und er sind nur durch eine durchsichtige Duschwand getrennt.

„Alter!", fahre ich ihn an.

„Warum schreibt mir deine verrückte Schnalle?", ignoriert er die Tatsache, dass ich nichts anhabe und er gefälligst raus gehen sollte.

„Benji, verpiss dich! Ich bin nackt, Mann", beschwere ich mich und stelle den Wasserstrahl aus.

„Juckt mich nicht. Wenn, dann könntest nur du dir von mir was abgucken. Also beantworte die Frage - warum hat diese..."

„BENJI, ernsthaft, verzieh dich!"

„Und warum hast du ihr dein Handy gegeben? Bist du bekloppt, du Vogel?"

Stöhnend reibe ich mir das Wasser aus den Augen, greife nach dem Handtuch über mir und wickele es um meine Hüften.

„Ich weiß gar nicht, was ich dämlicher finde. Dass sie jetzt mit mir schreibt oder dass du ihr einfach dein Handy schenkst", kritisiert Benji meine, zugegeben nicht so intelligenten, Entscheidungen.

„Ich hab es ihr nicht geschenkt", knurre ich. „Nur geliehen."

Unbeeindruckt zieht er die Augenbrauen hoch. „Und warum?"

Mit einem weiteren Handtuch rubbele ich mir die Haare halbwegs trocken, bevor ich an Benji vorbei aus dem Bad in mein Zimmer marschiere. Er folgt mir.

„Weil sie kein eigenes hat", erkläre ich.

„Aha und damit ihr miteinander kommunizieren könnt, gibst du ihr einfach dein Handy. Sehr klug, Will, wirklich. Glaub nicht, dass ich der dummen Gans auch nur eine Zeile über mein Handy antworten werde", informiert er mich großspurig.

„Dann kannst du ja auch nach Hause fahren. 'Ne andere Verwendung habe ich nämlich momentan nicht für dich", sage ich bissig, während ich mir ein T-Shirt über den Kopf ziehe.

Einen Moment schweigt er. „Alter, die nutzt dich doch nur aus", meint er dann sanft, als ich schon fast Angst bekommen hätte, ihn ernsthaft verletzt zu haben.

„Und wenn schon", murre ich schulterzuckend. „Sie stirbt."

Benji stöhnt. „Bloß weil man bald tot ist, hat man nicht das Recht, ein Arschloch zu sein."

Wütend fahre ich herum, verliere dabei fast mein Handtuch, was die Situation nicht mehr so ernsthaft macht, wie sie eigentlich ist. Wir beide müssen leise, nicht so ausgelassen wie sonst, lachen.

„Pass einfach auf, dass sie dich nicht verarscht."

Das tut sie nicht. Ich weiß, dass sie es nicht tut.

Im Krankenhaus ist es heute ungewöhnlich hell und freundlich. In Leaves Zimmer sind die Vorhänge komplett aufgezogen und Licht fällt hinein. Doch das ist nichts gegen das Strahlen, das sie mir schenkt, als ich herein komme.

„Du hast mir Blumen mitgebracht!", stellt sie kindlich quiekend fest, steht auf, kommt auf mich zu und nimmt sie mir begeistert ab.

„Die sehen aus wie Gänseblümchen."

So was ähnliches hat Elsa auch manchmal gesagt, weil sie das Wort Margerite immer wieder vergessen hat.

Gänseblümchen sind meine Lieblingsblümchen."

Keine Ahnung wieso, aber als ich den Strauß gekauft habe, dachte ich, dass er Leave sicher gefallen würde.

„Weißt du, was wir jetzt machen?", holt sie mich zurück in die Gegenwart. Sie lässt mir gar keine Zeit zu antworten. „Wir gehen jetzt ein Eis in dem Café unten essen und dann gehen wir im Park spazieren."

Verwundert ziehe ich die Augenbrauen zusammen. „Wieso willst du spazieren gehen?"

„Weil heute so ein schöner Tag ist und das vermutlich mein letzter Frühling ist, den ich miterleben werde und deswegen will ich ihn genießen", plappert sie munter drauf los, bevor sie mich los schickt, einen Rollstuhl zu holen.

Es gab leider kein blaues Eis mit Kaugummigeschmack, weswegen Leave sich für eine Kugel Vanille und eine Kugel Himbeere mit Sahne und Streuseln entschieden hat.

Seltsamerweise wirkt sie immer jünger auf mich, desto mehr Zeit ich mit ihr verbringe. Wir sitzen in der Sonne und ich beobachte sie, während ich meine drei Kugeln Schokoeis löffele, wie sie mir meine Sonnenbrille schamlos stibitzt, sich in ihrem Rollstuhl zurück lehnt, die Wolken beobachtet und mir erzählt welche Tiere oder anderen Dinge sie in ihnen erkennt.

„Die da sieht aus wie du", lacht sie, als sie auf eine langgezogene Wolke weist und an ihrem Eis leckt. Wieder lacht sie fröhlich, weil sie einen Klecks Sahne auf der Nasenspitze hat und wischt ihn mit dem Pulloverärmel ab. Es ist ihr Lieblingspulli.

„Du siehst so traurig aus", bemerkt sie plötzlich ernst.

„Macht dich das nicht traurig?", entgegne ich.

Nachdenklich legt sie den Kopf wieder in den Nacken.

„Ich glaube, sterben ist gar nicht so schlimm für den, der stirbt. Schlimm ist es für die, die leben."

Der Satz geht mir durch' s Mark und ich fröstele, obwohl es schon recht mild für diese Jahreszeit ist.

„Wenn ich nicht mehr da bin, will ich nicht, dass du traurig bist. Ich will eine schöne Beerdigung, auf der getanzt und gelacht und Eiscreme gegessen wird. Ihr sollt nicht meinen Tod feiern, sondern..."

„...dass du gelebt hast", beende ich ihre Aussage. Mir ist schwindelig.

„In Ordnung?"

„Ja."

„Gut, dann lass uns jetzt spazieren gehen. Also du kutschierst mich rum und ich lege die Füße hoch", kichert sie.

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