Elf nach Leave

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Knapp zwei Tage sind vergangen, seit ich Leave das letzte Mal gesehen habe. Benji hängt mir 24/7 in den Ohren, wann wir denn nun wieder ins Krankenhaus fahren. Ich bin wirklich kurz davor, ihn rauszuschmeißen, als es am Abend des zweiten Tages an unserer Tür klingelt.

„Du darfst auch fahren, wenn du willst. Also, nicht alleine, aber ich lass dich fahren", beleiert Benji mich. Der Ruf meiner Tante verwehrt mir eine Antwort. Irgendwie froh, dass ich der Situation so entkomme, stolpere ich aus meinem Zimmer und beuge mich über das Geländer.

„Was ist denn?", rufe ich nach unten.

„Da ist Besuch für dich", antwortet Molly in einem unergründlichen Tonfall.

Schon bevor ich die Treppe runter gelaufen bin, weiß ich, dass sie es ist.

„Hi." Da steht sie. In ihrem riesigen Pullover, Skaterrock und mit einem kleinen Rollkoffer im Gepäck.

„Hallo", begrüße ich sie überrascht. Obwohl ich es geahnt habe, check ich trotzdem nicht, was sie hier tut.

Unsicher tritt sie von einem auf' s andere Bein. „Kann ich hier schlafen?"

Sie und Molly warten auf meine Antwort und ich kann nicht sagen, wer mich erwartungsvoller anstarrt. Überrumpelt kratze ich mich am Hinterkopf.

„Äh...", bringe ich nur zustande.

„Ich weiß nicht, wohin", gesteht sie zerknirscht.

Seufzend gehe ich zu ihr, greife nach dem Griff des Rollkoffers und will ihn in den Flur ziehen, doch dann fallen mir die Schläuche auf, die aus ihm heraus ragen und zu Leave führen. Die Sonde in ihrer Nase ist mir gar nicht aufgefallen.

„Ich mach das schon", lächelt sie.

Hilfesuchend sehe ich zu Molly, die nur vielsagend mit den Augenbrauen wackelt. Von der kann ich echt keine Unterstützung erwarten.

Nach einem langen Treppenaufstieg, bei dem ich mich beherrschen musste, Leave nicht über die Schulter zu werfen und hoch zu tragen, weil sie so geschnauft hat, sind wir endlich oben. Ich glaube, selbst ich hätte dieses zierliche Mädchen hoch heben können, aber irgendwie scheint mir das nicht wirklich höflich. Immerhin hat sie mich nicht darum gebeten. Deswegen bin ich hinter ihr geblieben, damit ich sie halten kann, falls sie schlapp macht.

Gut: Ich war in der perfekten Position um ihr auf den Hintern zu gucken.

Schlecht: Sie hat keinen. Beziehungsweise verschwindet der unter dem Pulli und dem Rock. Außerdem ist sie dünn. Also wirklich dünn. Das stört mich nicht, wirklich, aber...

Selbst in deinen Gedanken redest du nur Schwachsinn.

Halt dein Maul.

Leave reißt mich aus dem Streit meiner inneren Stimmen, indem sie ohne zu zögern auf mein Zimmer zu marschiert und eintritt. Benjis Anwesenheit überrascht sie offenbar nicht. Sie grüßt ihn freundlich, bevor sie sich zu ihm auf mein Bett setzt, die Schuhe abstreift und die Knie an die Brust zieht.

Benji beobachtet sie dabei verblüfft, ohne einen Ton zu sagen. Er wirft mir einen „Was zur Hölle tut sie hier"-Blick zu, den ich mit einem „Keine Ahnung, Mann"-Blick beantworte. Verwirrt verzieht Benji das Gesicht, bevor er wieder so tut, als würde er fernsehen.

„Mal so 'ne ganz dumme Frage", setzt er dann aber nach vielleicht fünf Sekunden an, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen und mich in meinen Bürostuhl gefläzt habe. „Müsstest du nicht im Krankenhaus sein?"

Munter nickt Leave. „Ja."

Ohne sie aus den Augen zu lassen, greift Benji nach der Fernbedienung, um die Glotze abzuschalten. „Und warum bist du dann hier?"

Leave dreht ihr Gesicht zu ihm, funkelt mich aber aus den Augenwinkeln amüsiert an. „Ich habe beschlossen, dass ich meine Zeit nutzen möchte."

„Aber...aber ist das nicht total ungesund für dich?"

Unbeeindruckt zuckt sie mit den Schultern. „Schon. Ich werde sterben. Aber das passiert so oder so. Ich habe also die Wahl, meine verbliebenen Minuten im Krankenhaus vor mich hin zu gammeln, oder meine Zeit noch etwas mehr zu straffen, sie dafür aber wirklich zu nutzen." Sie sagt das so locker, als würde sie über ihre Planung für das heutige Abendessen reden.

„Und was heißt das?", frage ich, weil sie wohl der Meinung ist, damit alles gesagt zu haben.

Jetzt sieht sie mich bewusst an. „Das heißt, dass ich ab morgen einen Roadtrip machen werde."

„Alleine?", fragt Benji irritiert.

„Ihr könnt mit kommen, was die Sache ziemlich vereinfachen würde, weil ich sonst per Anhalter reisen müsste, aber wenn ihr nicht wollt, mache ich es auch alleine."

Die hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Dir ist aber schon klar, dass wir zur Schule müssen, oder?" Benji ist genau so fassungslos wie ich, dass sie einfach hier aufkreuzt und uns dazu „einlädt" die nächsten Wochen durch die Weltgeschichte zu tuckern.

Gelassen nickt Leave. „Ja, das ist mir schon klar. Wie gesagt, ich mach es auch alleine."

Ja genau. Und dann wird sie von irgendeinem gruseligen Typ ermordet, zu dem sie ins Auto gestiegen ist.

Andererseits bin ich nicht wirklich scharf auf das, was sie vor hat. Das wird uns zusammenschweißen. Wenn man den ganzen Tag zusammen verbringt und in einem Auto lebt, baut man eine enge Bindung zueinander auf. Zumindest denke ich das.

Gut: Ich will ihr näher kommen.

Schlecht: Alter, sie stirbt. Ich sollte ihr nicht näher kommen wollen.

„Wir sind dabei."

Benji, dir hat doch echt jemand ins Hirn geschissen.

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