Zwölf nach Leave

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Es ist vielleicht sechs Uhr, als ich am nächsten Morgen aufwache. Wir liegen zu dritt im Bett, Leave und Benji am Rand. Ich natürlich wie das Würstchen im Hot Dog in der Mitte. Nicht, weil ich ein Würstchen bin, sondern weil Leave über Nacht eine Sauerstoffmaske tragen muss, die auch in ihrem Rollkoffer verstaut ist. Na ja und Benji wollte wohl, dass ich neben Leave liege.

Nachdem er gestern spontan gesagt hat, dass wir sie begleiten, hat er mich gezwungen, meine Reisetasche zu packen und so zu tun, als würde ich mich freuen.

Irgendwie tue ich das ja auch, ja, aber ich glaube nun mal, dass das nicht gut enden wird. Benji ist der Schlaue von uns, eigentlich müsste er so denken wie ich. Aber dem Penner scheinen unsere Bakterien wirklich langsam zu zerfressen, so wie es seine Eltern prophezeit haben. Apropos – ich bin gespannt, was die dazu sagen werden, dass ihr Wunderknabe die Schule schmeißen will.

Kurz nach acht sitzen wir am Küchentisch und nippen alle an einer Tasse Kaffee. Viel Zeit können wir uns dabei aber nicht lassen, da wir weg sein müssen, bevor Molly und Mom aufstehen.

„Schreib ihnen einen Zettel", meint Leave sanft, die meinen missmutigen Blick bemerkt.

Benji ist weniger sanft. „Ja, aber beeil dich. In zwei Minuten ist Abfahrt."

Er kippt den Rest der schwarzen Brühe runter, bevor er die Tasse in die Spüle stellt und aus der Küche marschiert. Auch Leave erhebt sich von ihrem Stuhl, läuft zu mir und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Danke", murmelt sie, küsst mich auf die Wange und lässt mich alleine.

Als ich nach draußen komme, hat Leave es sich bereits auf der Rückbank gemütlich gemacht. Die Schuhe hat sie vorbildlich ausgezogen, bevor sie die Füße auf das Polster gelegt hat. Ihr Rollkoffer steckt neben ihr im Fußraum.

„Ist da alles drin, was du brauchst?", frage ich und schnalle mich an, während Benji den Motor startet.

Sie nickt munter. „Klar. Ich brauch doch nichts."

Benji wirft einen stirnrunzelnden Blick in den Rückspiegel, um sie zu mustern. „Du weißt aber, dass wir einige Wochen unterwegs sein werden?", fragt er skeptisch.

„Ist mir bewusst", sagt sie unbeeindruckt.

„Na gut", brummt Benji.

Wir müssen nochmal bei ihm anhalten, damit er auch noch ein paar Sachen einpacken kann. Nachdem auch das erledigt ist und wir alle wieder im Auto sitzen, dreht Benji sich zu Leave um und mustert sie erwartungsvoll.

„Und? Wo geht' s hin?", fragt er, weil sie seinen Blick offenbar nicht versteht und ihn fragend zurück anstarrt.

„Nach Maine an die Küste", eröffnet sie uns. Wir sind in Nevada. Maine ist praktisch auf der anderen Seite der Staaten.

Benji denkt wohl das gleiche. „Wieso unbedingt an die Ostküste?", fragt er und unterdrückt ein genervtes Stöhnen.

„Weil ich an der Westküste schon war", antwortet Leave trocken.

„Das sind locker dreitausend Meilen", bemerkt Benji.

„Dreitausendeinhundert", korrigiert Leave ihn.

„Und wer bezahlt mir den Sprit?"

Bevor ich verhindern kann, dass die beiden sich streiten, sagt Leave vollkommen gelassen „Ich".

Verwundert tauschen Benji und ich Blicke aus.

„Und woher hast du das Geld?"

„Ich hab' gespart. Fahren wir heute noch los? Ich glaube nämlich, dass deine Eltern gerade wach werden", bemerkt Leave und wechselt somit geschickt das Thema. Allerdings hat sie recht – in der oberen Etage wird gerade das Rollo vom Schlafzimmer Benjis Eltern geöffnet, der ohne Widerworte anfährt und die Straße verlässt.

„Hast du ihnen eine Nachricht hinterlassen?", fragt Leave.

Benji grunzt. „So selten wie ich Zuhause bin, merken die eh nicht, dass ich weg bin."

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