6. Kapitel

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Das Versteck der Rebellen war ungefähr einen halben Tagesmarsch entfernt gewesen.
Und das obwohl sie die zweite Hälfte der Strecke mit dem Jeep gefahren waren, welchen die Truppe vor ihrem Überfall auf die Forschergruppe versteckt in einer mickrigen Baumansammlung stehengelassen hatten.
Es war ein Wunder, dass sie alle überhaupt in das Fahrzeug gepasst hatten.

Während der Fahrt hatte man ihnen weder erlaubt, miteinander zu reden, noch irgendwelche Fragen zu stellen.
Doch ein Blick in die Gesichter ihrer Gefährten hatte Nichachu alles gesagt, was sie mit Worten hätten ausdrücken können.
Manche sahen verängstigt aus, manche schienen verwirrt, während andere nur schweigend vor sich herstarrten und eher schwieriger zu durchschauen waren.
Nichachu zählte sich selbst zu eher Letzterem.
Ihr war zwar bewusst, dass das hier alles andere als nach Plan verlief und ihre Mission ungemein gefährden konnte, doch sie konnte die merkwürdige von Adrenalin getriebene Neugier nicht unterdrücken, welche sich in ihr breitgemacht hatte, sobald sie den Schuss in der Nacht zuvor gehört hatte.

Sie war nicht die einzige, die die anderen in dem Jeep beobachtete.
Ihr Blick war von Reyna, welche stur aus dem Fenster an ihrer Seite schaute, bis zu Ashlyn gewandert und blieb schließlich bei dem Mann ihr gegenüber hängen.
Der große, braunhaarige Rebelle hatte ihr bis vor ungefähr einer Stunde noch Fesseln angelegt und kaute jetzt schon seit ein paar Minuten auf dem gleichen anscheinend sehr zähen Stück Beef Jerky herum.
Er hatte Nichachus irritierten Blick wohl bemerkt, denn für einen Moment hörte er mit dem ständigen Kauen auf, schluckte den Bissen endlich hinunter und erwiderte den ihrigen Blick ohne mit der Wimper zu zucken.

"Gibt's was, Kleine?"
Nichachus Magen drehte sich beinahe bei den Worten des Mannes.
Am liebsten hätte sie irgendeine bissige Bemerkung losgelassen, aber sie spürte förmlich den mahnenden Blick, den ihr Chester Wilson von dem Sitz hinter ihr aus zu warf und knirschte nur mit den Zähnen.
Der Rebelle schmunzelte kaum merklich, baß ein weiteres Mal von seinem Beef Jerky ab und drehte sich weg von Nichachu und den anderen Elyktrabewohnern.

"Wie sieht's da vorne aus, Meissa?", fragte er wohl einen seiner Verbündeten, von denen zwei am Steuer des Jeeps saßen.
Dazu zählten zwei weitere Männer, von denen einer wohl am Bein verletzt worden war, wie Nichachu es mitbekommen hatte, und eine Frau, bei der es sich anscheinend um die eben genannte Meissa handelte.

"Nicht mehr lange, dann sind wir da. Kian kümmert sich hinten um die Reifenspuren", antwortete die Frau, ohne sich nach hinten umzudrehen.
"Und wie geht es deinem Bein, Ari?"
Diesmal war die Frage an den Mann gerichtet, der neben Meissa saß.
"Er wird es überleben", erklärte die Fau, bevor der andere etwas sagen konnte.
Von dem Rebellen selbst konnte man nur ein leises Brummen vernehmen.

In dem Gefährt herrschte eine merkwürdige Stimmung.
Als ob die aus Nichachus Sicht eher lächerlichen Fesseln nicht genug waren, fungierten die ständig auf sie gerichteten Pistolen, in den Händen der beiden Rebellen, die nicht am Steuer saßen, als andauernde Mahnung, dass sie ja keine falsche Bewegung machen sollten.
Während diese Warnung auf manche tatsächlich einen Effekt zu haben schien, wunderte sich Nichachu nur, warum bisher noch niemand auf die Idee gekommen war, einfach eine Überwältigung zu wagen.
Besonders wunderte sie sich darüber, dass sie es selbst noch nicht versucht hatte.

Während die anderen Rebellen miteinander sprachen, beobachtete Nichachu weiterhin konzentriert ihr Umfeld, wobei ihre Augen jedoch immer wieder zurück zu dem Mann mit dem Beef Jerky wanderten.
Sie wusste nicht, was es war, doch etwas an der Art, wie er da saß, wie seine Mundwinkel zuckten, wenn er lachte oder wie er sich am Kinn kratzte, während er auf eine Antwort antwortete, kam ihr merkwürdig bekannt vor.
Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob sie ihn irgendwoher kannte.
Vielleicht führte er ein Leben in einer anderen Kuppel oder hatte das einmal.
Vielleicht war er ein Verräter?
Nichachu erwischte sich bei dem Gedanken, der Rebelle könnte interessanter sein, als sie von ausgegangen wäre.
Sie schob diesen Gedanken beiseite.
Er sah wahrscheinlich nur irgendjemandem, der in der Elyktra lebte, sehr ähnlich.
Und sie selbst war vermutlich nur ein wenig erschöpft.

Mit ihrem Gedanken stoppte auf einmal der Wagen.
Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie irgendwo angekommen waren.
Sie tadelte sich selbst für ihre Unachtsamkeit und wartete gespannt ab, was jetzt mit ihnen passieren würde.
Sie suchte den Augenkontakt ihres Betreuers hinter ihr, welcher nur stumm und mit ruhigem Blick zurück schaute.
Als ob er Nichachus Gedanken gelesen hatte, schüttelte er langsam den Kopf, als würde er ihr verbieten, irgendetwas unüberlegtes zu tun.
Sie verstand sein Bedenken, aber bedauerte sein fehlendes Vertrauen in die Kompetenz und Bedachtheit ihrer Forschungsmitglieder und ihrer selbst natürlich.
Doch sie beschloss, vorerst nachzugeben und wartete darauf, dass die Türen zu ihren Seiten endlich von dem übrigen Rebellen geöffnet wurden.

Mit einem dumpfen Brummen erhob sie sich und verließ als erstes das Gefährt.
Sie lief vorbei an dem großen, braunhaarigen Mann, der soeben die Tür geöffnet hatte, und blickte verstohlen um sich.
Sie hatte viel zu wenig auf ihre Umgebung geachtet, das fiel ihr in diesem Moment auf.
Stattdessen war sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihre Mitmenschen zu beobachten.
Im Falle eines Fluchtversuches war das für sie nicht von allzu großem Nutzen.

Während die anderen nacheinander folgten, lag Nichachus Fokus nun auf der sie umgebenden Landschaft.
Wie so ziemlich überall, befanden sie sich in einer sandigen Gegend, geschmückt durch Dünen, ein paar mickrigen Sträuchern und Bäumen und, nicht weit entfernt, am Horizont konnte sie deutlich eine Gebirgskette erkennen.
Sie vermutete, dass es sich dabei wahrscheinlich um das Gebirge handelte, wo der Stamm des letzten Ozeans seit einigen Jahrzehnten lebte.
Sie erinnerte sich daran, im Geschichtsunterricht über deren Hintergrund gesprochen zu haben.
Zwar war davon nicht viel bei Nichachu hängen geblieben, war für sie auch nicht von großer Bedeutung, doch das Gebirge bot einem einen guten Orientierungspunkt.
Man erkannte es gut an den typischen drei Zacken, die durch die Form der Bergkette am Horizont entstanden.
Wenn sich Nichachu nicht ganz irrte, dann hatten die Rebellen vor ihrem Aufbruch darüber geredet, die besagten Schätze, für die der letzte Ozean bekannt war, zu stehlen.
Nichachu wusste nicht genau, was sie darüber dachte.
Eigentlich glaubte sie nicht einmal ganz dem Gerede darüber, dass diese Schätze überhaupt existierten.

Im Grunde war der Ort, an dem sie gelandet waren, also nicht viel anders als der Rest der momentanen Welt.
Doch nicht viel weiter stand ein Gebäude, das zwar ganz und gar keine besondere Erscheinung an den Tag legte, jedoch für immerhin einen Punkt sorgte, den sich Nichachu merken konnte.

Das Gebäude war nur ein paar Meter entfernt und sah nach einer offensichtlich ziemlich alten Lagerhalle aus.
Das blecherne Dach war teils eingefallen und besaß mehrere Löcher, die many wie es aussah, provisorisch versucht hatte, mit Planen zu verdecken.
Das gleiche galt für die Backsteinmauern, welche zudem von unzähligen Graffitis verziert waren, davon manche kunstvoller als andere.

"Hey, Buntschopf", ertönte die eindeutige Stimme des Beef-Jerky-Typen und ließ Nichachu herumwirbeln
"Am besten schließt du erst einmal mit deiner ersten Umgebungsanalyse ab und folgst deinen Kameraden hier."
Erneut schluckte Nichachu eine bittere Bemerkung hinunter und stapfte zusammen mit den anderen Forschungsmitgliedern den Rebellen hinterher.

"Wir könnten jetzt versuchen davonzulaufen", sagte sie murmelnd zu Reyna an ihrer Seite.
"Oder sie zu überwältigen", fügte sie hinzu.
"Wir sind sogar in Überzahl."
Reyna sah sie kurz mit einem Blick an, der entweder als verzweifelte Zustimmung oder als ängstliche und vor allem irritierte Verblüffung zu deuten war.
Für Nichachu war egal welches von beiden es nun war, solange Reyna oder sonst wer mitmachen würde.
Aber bevor sie eine Antwort von der anderen Wissenschaftlerin erhielt, packte sie Mr. Wilson bestimmend am Arm. Er schien ihren Vorschlag gehört zu haben.

"Wir werden nichts tun", flüsterte er ihr so leise zu, dass Nichachu es fast überhört hätte.
"Was meinen Sie?"
"Ich meine, ihr werdet euch nicht ohne Überlegung in Gefahr begeben. Du hast die Waffen gesehen, nicht wahr? Mitbekommen, wie sie, obwohl sie in Unterzahl sind, unsere gesamte Forschergruppe auseinander getrieben haben?"
Nichachu erwiderte seinen festen Blick, ohne ihre Schritte zu verlangsamen.
Sie waren fast bei der Lagerhalle angelangt.
Der Gedanke einer Flucht wurde immer größer.
"Also sollen wir uns einfach einfangen lassen?"
"Nein, aber wir sollten nicht aus Unterschätzung und Voreiligkeit handeln, verstehst du?"
Nichachu verstand nicht, doch mit diesen Worten war für Chester Wilson die Diskussion erledigt und er drehte sich weg von ihr.
Zu viel Gerede hätte auch zu viel Aufmerksamkeit verursacht.
Sie hatte noch nach dem merkwürdigen Rebellen fragen wollen, der ihr so bekannt vorkam, aber beschloss dann, es lieber bleiben zu lassen.

Die Gruppe kam zum Stehen.
Mit lautem unbehaglichem Knarren öffnete der humpelnde Rebelle die eisernen Türen der Halle.
Einer nach dem anderen betraten sie das Gebäude.

Es war spärlich belichtet.
Die meisten Fenster waren entweder mit Brettern oder Gittern zugenagelt oder mit alten Stofftüchern zugedeckt.
Die einzigen Lichtquellen kamen von den paar Löchern im Dach und von zwei bis drei Öllampen, die in dem Raum verteilt waren.
So etwas, wie richtige Möbelstücke gab es nicht.
Hier und da standen alte Transportkisten herum, sowie jedes andere mögliche Zeug, was Nichachu vorerst nur wie Schrott vorkam.
Doch als ihr Blick in den hinteren Teil des Raumes glitt, stellte sie fest, dass man durchaus mehrere liebevolle Details bezüglich Gestaltung finden konnte.

An manchen Wänden konnte sie kleine gemalte Bilder erkennen, wie zum Beispiel ein Schiff, um das mehrere Fische zu schwimmen schienen, oder eine kleine Schafherde auf einem grün bewachsenen Hügel mit bunten Blumen.
Die Zeichnungen erinnerten sie eher an die, eines Kindes.
Nicht passend zu den Rebellen, die sich ihr bisher gezeigt hatten.

An den Balken, die quer in der Halle herum standen, waren zudem auch noch mehrere alte, vermutlich bereits kaputte, Lichterketten angebracht, an denen wiederum kleine Naturfunde hingen, wie Federn, Muscheln und getrocknete Blätter oder Blumen.
Sie konnte sogar ein paar richtige gebundene Bücher auf einer Kiste liegen sehen.
Egal, wer hier noch lebte, das war kein Versteck, das man über die Nacht geschaffen hatte, sondern ein festes Zuhause.
Und, warum auch immer, hatte man sie genau hierher geführt.

"Hast du dich genug umgeschaut?"
Nichachu drehte sich zu dem Rebellen mit dem Beef-Jerky um, der als letzter das Gebäude betreten hatte.
Sie wusste nicht wieso, aber seitdem sie ihn zu Gesicht bekommen hatte, hatte sich ein merkwürdiges Bedürfnis in ihr breitgemacht, seinen Namen zu hören.
Wie ein Verlangen nach der Antwort eines ihr unlösbaren Rätsels.
"Da entlang!" Er deutete mit einer Hand in die eine Ecke des Raumes, die wohl als eine Art Sitzecke gedacht war, mit aus Stoff ausgelegten Polstern auf alten Holz- oder Metallkisten und sogar eine Art Sessel, die andere Hand legte er zwischen ihre Schulterblätter und führte sie bestimmend dorthin, wo alle anderen schon auf sie warteten.

"Tammy, wir sind wieder da", rief der humpelnde Mann in den Raum hinein.
"Tammy?", wiederholte er sich, als niemand antwortete.
"Sie ist doch nicht schon wieder-?"
"Entspann dich Kian, du weißt doch, dass sie alleine nicht raus geht. Außerdem ist doch Caroline da", sagte das Mädchen der Truppe, während sie bei jedem Fenster zu kontrollieren schien, ob man dadurch entkommen konnte.

Eine Hand hatte sich leicht um Nichachus Unterarm gelegt und brachte sie somit dazu, sich umzudrehen.
"Hast du das gehört?", fragte sie Reyna flüsternd.
Nichachu sah sie nur fragend an.
"Caroline?", flüsterte ihre Kollegin so leise, dass Nici so gut wie gedrungen war, Lippen zu lesen.
"Meinst du-?"
"Möglich wäre es", sagte Reyna achselzuckend.

Bei der Coraline, von der Reyna sprach, handelte es sich um eine seit einem ungefähr halben Jahr verschwundene Ärztin.
Gerüchten zufolge hatte sie kurz vor ihrem Verschwinden eine Art Alkoholvergiftung gehabt. Man sprach auch davon, dass ihr Verlobter an den Auswirkungen der giftigen Dämpfe gestorben sei und sie somit eine Art Selbstmord begehen wollte, aber das waren alles nur Gerüchte und was wirklich vorgefallen war, wusste niemand richtig.
Zumindest war klar, dass sie die Elyktra freiwillig verlassen hatte. Und auch da wurden die wildesten Geschichten erfunden.
Doch Nichachu hörte nicht auf Gerüchte.
Das war für sie bloß Zeitverschwendung.
Sie hatte Coraline eh nicht gekannt.
Das einzige, was sie wusste, war, dass sie mit ein paar Freunden Reynas gearbeitet hatte und dass ihr Vater Nichachu einst unterrichtet hatte, bevor er plötzlich ohne weitere Erklärung die Kuppel gewechselt hatte.

Sie musste zugeben, dass die Möglichkeit, dass es sich bei dieser Coraline wirklich um die verschwundene Coraline aus der Elyktra handelte, ihre Situation etwas interessanter machte.
Aber das würde sie wohl noch erfahren.

"Ein Glück seid ihr wieder da", ertönte ein Freudesschrei aus einem anderen Raum in dem Gebäude und unmittelbar darauf kam ein Mädchen in den Wohnraum gestürmt und fiel einem Rumtreiber nach dem anderen um den Hals.
Ein äußerst merkwürdiges Bild für Nichachu die grimmigen Gestalten in einer so liebevollen Geste zu sehen.

"Cora ist kurz vor euch nochmal weg, und es war so schrecklich langweilig alleine", sagte sie kichernd und spielte mit einer ihrer Haarsträhne.
"Wo ist sie hin?"
Das Mädchen antwortete nur mit einem Schulterzucken.
"Hat sie nicht gesagt."
"Ihr erster Überfall, und sie verpasst alles", seufzte der anscheinende Anführer der Gruppe kopfschüttelnd.
Das andere Mädchen der Truppe stieß ihn sich räuspernd mit dem Ellenbogen in die Rippen und machte eine Kopfbewegung in die Richtung des gerade angekommenen Mädchens sowie in die Nichachus und ihrer Begleiter.

"Oh, Verzeihung Meissa. Ich meine natürlich ihre erste Ressourcensuche."
Er unterdrückte sich ein leises Lachen.
"Nein, das meinte ich nicht."
Meissa deutete auf ihre Gefangenen.
"Wie geht es jetzt weiter?"
"Oh, ihr seid aber viele."
Das neu aufgetauchte Mädchen hatte sich zu den anderen umgedreht und anscheinend erst jetzt die neue Gesellschaft bemerkt.
Anders als ihre Gruppenmitglieder strahlte sie jeden einzelnen an und setzte sogar zu einer Umarmung bei Mr. Wilson an, wurde aber von dem humpelnden Rumtreiber zurückgezogen.

"Also", begann der Mann, dessen Namen Nichachu immer noch nicht gehört hatte, und fing an, im Raum auf und ab zu laufen.
Die Augen der Menge folgten ihm.
"In einer Welt wie unseren, ist es von Bedarf, einander zu helfen. Das ist jedenfalls meine Ansicht der Dinge."
Er blieb stehen, sein Blick auf einen unbestimmten Punkt gerichtet, den Nichachu nicht ganz deuten konnte.
"Und wir sind bereit euch zu helfen, wieder zu eurer kleinen Sekte zurückzukehren und euch frei zu lassen, wenn ihr uns im Gegenzug einen kleinen Gefallen erweisen werdet."
Reyna sah Nichachu besorgt an, ihre Lippen nervös aufeinander gepresst.
Aber Nichachu selbst war einfach gespannt, wie dieser Gefallen aussehen würde. Sie war bereit, alles zu tun, um die Mission beenden zu können. Und es drängte sie ansonsten nichts, eilig zur Elyktra zurückzukommen.

"Wie sähe dieser Gefallen aus?" übernahm Mr. Wilson nun das Wort, die Stimme kühl und beinahe abwesend.
"Wir sind bereit zu verhandeln, solange es weder das Leben meiner Schützlinge noch das anderer Menschen bedroht." Diese Aussage ging direkt an den gerade sprechenden Rumtreiber.
Jener schmunzelte nur in sich hinein, tauschte einen flüchtigen Blick mit seinen Partnern.

"Nun, ich kann nichts versprechen."
"Dann haben wir keinen Deal", entgegnete Mr. Wilson so gefasst wie immer und erwiderte ohne zu zwinkern den Blick des riesigen Mannes.
Nichachu stellte fest, dass seine beiden Hände an der Hüfte aufgestellt und somit gefährlich nah bei seinen Waffen war. Sie hatte bisher mindestens drei gezählt, und das nur an ihm. Sie war sich sicher, seine restliche Truppe teilten einen ähnlichen Besitz.

Der Mann schüttelte langsam fast fassungslos den Kopf, nahm dann zuerst einen, dann weitere Schritte auf Mr. Wilson zu, bis sein Gesicht nur noch eine Fußbreite von dem seinen entfernt war.
Nichachus Truppe wurde noch unruhiger.
Reyna an ihrer Seite schnappte nach Luft.

Der Mann hatte eine seiner Schusswaffen unter Mr. Wilsons Kinn angesetzt. Wie ein Kind, das man bemitleidete, weil es am weinen war, sah er auf den Professor herab, den eigenen Kopf etwas schief gelegt.

"Mein Freund, aber genau mit dieser Einstellung gefährdest du das Leben deiner Schützlinge. Glaubst du, ihr habt eine Wahl? Ich hätte euch alle schon erschießen können, in dem Moment, in dem wir euer erbärmliches Lager umstellt hatten. Und ihr hättet es nicht einmal mitbekommen, bis die Kugeln euch erwischt hätten." Er schnaufte verärgtert, ließ dann die Hand mit der Waffe sinken.
"Ihr tut, was wir von euch verlangen, oder ihr dürfte euch an den Gedanken gewöhnen, hier in der Wüste zu verrotten, ehe euch auch nur irgendjemand findet. Glaub mir, da wo ich herkomme, war das Alltag."

Etwas daran, wie er dies gesagt hatte, irritierte Nichachu. Sie wusste nicht wieso, aber es schien ihm nicht so einfach über die Lippen zu gehen, wie seine davorigen Drohungen, wenn auch kaum merklich.
Dabei war sein Blick, vermutlich unbewusst, für einen kurzen Moment vorbei an Nichachu auf die Tür gefallen, aus der das andere Mädchen zu ihrer Ankunft gestürmt war.
Das war merkwürdig.

Sie könnte schwören, wenn sie das Zimmer durchsuchen würde, würde sie etwas finden, das ihr helfen könnte, mehr über ihre Situation herauszufinden. Oder etwas zu finden, dass ihr heraushelfen könnte. Jedenfalls solange man sie nicht erwischen würde.
Aber da die Aufmerksamkeit des Mannes momentan teils noch auf dem Raum zu liegen, beschloss sie, noch etwas zu warten.

"Vielleicht hörst du dir erst einmal an, was eure Aufgabe ist, bevor du ablehnst, weiser Mann." Die letzte Bezeichnung zischte er fast schon gehässig.
Mr. Wilson schwieg abwartend.

"Ich glaube, ihr alle kennt diese Gruppe an Gurus, die in diesem Gebirge leben, in dem es angeblich allerlei Schätze zu finden gibt."
Mr. Wilsons Züge verhärteten sich, seine Schultern angespannt.
Sie alle wussten, in welche Richtung ihr Auftrag gehen würde.

"Die Felsenhüter im Letzten Ozean", verbesserte der Soldat den Rumtreiber, welcher nur unberührt fortfuhr.
"Ja, wie auch immer. Jedenfalls sollen die da ein paar wirklich schöne Kristalle haben, die wir uns nicht entgehen lassen wollen."
"Was hat das mit uns zu tun?"
"Dieser Stamm lässt nicht einfach jeden bei sich ein und austreten. Und ganz bestimmt nicht eine Gruppe an Ausreißern, die die Hälfte von ihren Bewohnern schon ausgeraubt hat."
Er spielte mit dem Lauf seiner Pistole herum, ohne den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden.

"Sie haben eine Ahnung, wer wir sind, Soldat. Und wir haben keine Ahnung, wie wir sonst diese Höhlen betreten können, wo diese Kristalle sein sollen."
"Und Sie glauben, das tue ich?"
"Nun, von einer Forschungsgruppe der Elyktra erwarte ich, dass es mindestens eine kluge Seele unter euch geben sollte, die schon einmal was davon gehört hat. Bei euch kommen die doch bestimmt in verdammten Kinderbüchern vor."

"Der Letzte Ozean ist seinen Bewohnern heilig. Niemand weiß, wie man in seine Höhlen kommt, bis auf die Bewohner selbst." Dieses Mal hatte Sheridon das Wort ergriffen. Mr Wilson nickte zustimmend.
"Und die Kristalle zu stehlen, ist respektlos und Beschädigung unserer ohnehin schon fragilen Umwelt" fügte Reyna hinzu. Sie schien sehr bestürzt über das, was der Mann angedeutet hatte.
Nichachu dagegen, war einfach nur interessiert an der Idee.

"Respektlos? Die Elyktra erzählt mir was, von respektlos." Er schnaufte wieder.
"Eure ganze Geschichte basiert einzig und allein auf Egoismus und reichen Arschlöchern, die 'nen Scheiß auf Respekt geben und ganz bestimmt nicht auf Respekt gegnüber ihrer Umwelt, Mädchen."

Er hatte ein paar Schritte zurück gemacht und beäugte nun scheinbar nachdenklich die Forschergruppe.
"Wenn ihr den Weg nicht hinein kennt, dann werdet ihr ihn finden", sagte er schließlich entschlossen.
Reyna und Nichachu wechselten einen verwirrten Blick.

"Wie denn?", fragte Ashlyn, die bisher geschwiegen hatte.
"In ein paar Tagen, ist Sommersonnenwende. Dann werden die Dämpfe noch aggressiver und das Immunsystem anfälliger. Nicht, dass ihr in eurer Oase davon je betroffen seid. Aber ich glaube, das wisst ihr auch noch. Jedenfalls ziehen in dieser Zeit etliche Einzelgänger in den Norden, auf der Suche nach sicherem Unterschlupf, unter anderem auch die Menschen in den Golddünen. Und wisst ihr wohin sie ziehen? Zum Letzten Ozean, um nach Unterkunft zu bitten, solange es inmitten der Wüste unaushaltbar und zu gefährlich ist. Und dieser Unterschlupf wird ihnen meistens sogar gewährt."

"Die Menschen in den Golddünen haben keine Probleme mit den Dämpfen. Der Umkreis der Elyktra ist am sichersten, die Oasen bieten Schutz und alles, was man zum Leben braucht. Wieso sollten sie wegziehen?" fragte Ashlyn irritiert und misstrauisch.

"Weil der krankheitserregende Cadmiumgehalt in der Luft in den Oasen nun auch immer mehr zunimmt."
Diese Worte hatte Reyna gesprochen, leise, aber noch immer zu hören.
Der Beef-Jerky Mann zeigte zustimmend auf die Wissenschaftlerin, die zum Teil peinlich berührt, zum Teil betreten da stand und nervös in der Menge umherblickte.

"Was? Wieso wissen wir nichts davon?", fragte Ashlyn beunruhigt.
"Weil die Elyktra Panik verhindern wollte",erklärte Mrm Wilson Ashlyn.
"Außerdem sind die Untersuchungsergebnisse noch nicht vollständig entwickelt", fügte Sheridon hinzu und versuchte, Ashylns aufkommende Panik zu lindern.

Sie und Mr. Wilson waren die einzigen unter ihnen, die keine Wissenschaftler waren und konnten somit eigentlich nichts von der neuen beunruhigenden Entdeckung wissen. Doch es war logisch für Nichachu, dass Mr. Wilson als ihr Begleiter davon Bescheid wusste.

"Nun, haben wir das jetzt geklärt?" Ungeduldig lenkte der Rumtreiber die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"Morgen werden die Menschen in den Golddünen bereits aufbrechen und in einem Tagesmarsch ungefähr bei dem Letzten Ozean ankommen. Ein Teil von euch wird sich darunter mischen und wenn ihr deren Vertrauen gewonnen und irgendwie einen Weg in das richtige Höhlensystem gefunden habt, werdet ihr uns, die draußen versteckt warten, Bescheid geben und uns hineinlassen, damit wir ein paar von diesen Kristallen mitnehmen können. Verstanden?"

Unter ihnen herrschte Stille.
Mr. Wilson schien immer noch resistent, Ashyln noch immer panisch und die anderen schienen abzuwägen, ob sie ihr Leben für ein solches Verbrechen aufs Spiel setzen wollten.
Es war nicht wirklich so, als hätten sie eine großartige Auswahl an anderen Optionen, bis auf Überwältigung. Aber in diesem Moment und an diesem Ort waren sie einfach unterlegen.
Und um ehrlich zu sein, war Nichachu nicht unbedingt abgetan von dem Plan. Die Kristalle des Letzten Ozeans waren ein Vermögen wert, ein Vermögen, das sie in jeder Hinsicht in der Elyktra weiterbringen könnte.
Wo lag das Problem, wenn sie neben ihrer Mission auch noch Schätzejagd betreiben könnten?

Die Frau mit dem Namen Meissa winkte den immer noch Pistole haltenden Mann herbei. Sie wirkte aufgebracht, aber auch verwirrt, als hätte er etwas getan, womit sie nicht einverstanden war. Die Rumtreiber verfielen ins Gespräch, aber Nichachu konnte nicht verstehen, was sie einander zu sagen hatten, egal wie sehr sie sich anstrengte.

Nachdem sie einen schnellen Blick über ihre Schulter getätigt hatte, beschloss sie, dass sie die Gelegenheit nutzen sollte, in der sie niemand beachtete.
Nichachu wusste, dass sie geschickt war. Dass sie es hinbekommen könnte, sich wegzuschleichen und das Zimmer nach irgendwelchen Informationen absuchen könnte, egal was für Informationen, ihnen könnte alles helfen.
Mit winzigen Schritten entfernte sie sich immer mehr von ihren Begleitern, ihre Entführer waren allesamt in ihre Diskussion vertieft. Nur der Mann mit dem Beef-Jerky blickte ab und zu in ihre Richtung.
Doch Nichachu huschte, Mr. Wilson vor sich als Deckung, gerade auf die noch eben offene Tür zu dem Zimmer, das die Blicke ihrer Entführer immer wieder an sich zu ziehen schienen.
Zu ihrem Glück hatte sie niemand in der Zeit verschlossen, die Tür leise einzutreten, wäre dann doch schwieriger geworden, selbst für Nichachu.

Schließlich fand sie sich in einem Raum wieder, der als eine Art Büro oder Abstellkammer zu fungieren schien.
Ein vertrautes Gefühl machte sich in Nichachu breit.
Das kaum definierbare aber durchaus spürbare Kribbeln, als wäre es unter ihrer Haut, das ihr mitteilte, dass das, was sie gerade tat, Konsequenzen mit sich ziehen könnte.
In diesem Moment war sie nicht einfach nur die Wissenschaftlerin oder eine ehemalige Schülerin der Elyktra, ihr Handeln war nicht gleichgültig.
Das, was sie tat, war von Bedeutung, gab ihrem so tristen Leben einen anderen Schein.
Es war das gleiche Gefühl, dass sie hatte, als man ihr das Angebot gemacht hatte, sich überhaupt auf diese Mission zu begeben.
Nichachu genoss jede Sekunde.

Wie eine Raubkatze, die sich an ihre Beute heranschlich, hatte sich das Mädchen durch den offenen Spalt in der Tür gezwängt und fand sich in dem bis eben verborgenen Zimmer wieder.

Es bot sich ihr eine ähnliche Szene wie zuvor, als sie das ursprünglich verlassene Fabrikgebäude betreten hatte: Rissige Wände, an denen man bereits die Umrisse der Ziegelsteine sehen konnte, geschmückt mit den selben Funden wie im Raum davor.
Alte, massive Schränke standen am Rand, manche sogar mit einigermaßen gut erhaltenen Glastüren.

Nichachu fiel auf, dass an manchen Schubladen Schlösser angebracht waren.
Wie gerne, sie einen Blick in deren Inhalt geworfen hätte, aber dafür blieb ihr nicht genug Zeit.
Auch, wenn sie die Personen nebenan noch immer reden hören konnte.
Sie hatte lediglich vor, sich umzusehen.

Mit leisen Schritten kam sie bei dem im Verhältnis zu den anderen Möbeln sehr schmal wirkenden Schreibtisch an, der in der Mitte des Raumes platziert worden war.
Eine Anzahl an Ordnern, die früher wohl einmal weiß gewesen waren, lagen verteilt auf der Oberfläche, darunter ein schwarzer, der, wie Nichachu verwundert feststellte, das Kennzeichen der Elyktra auf dem Deckel zu prangern hatte.
Ihre Aufmerksamkeit war geweckt.

Sie griff nach den Ordnern, schlug sie auf und erblickte zunächst einen Miniaturlageplan der gesamten Kuppeln der Elyktraeinrichtung.
Und dazu noch einen recht aktuellen von vor einem halben Jahr. Wie waren sie daran gekommen?
Als sie weiter blätterte, fielen ihr allerlei komische Dinge ins Augen: Rechnungen, Messungen verschiedenster Art, Protokolle zu anstehenden Bauprojekten und sogar Listen zu Neugeborenen, Verstorbenen, Aus- und Einwanderern und von Menschen, die auf der Warteliste der der Elyktra standen.
Und alle Daten von vor einem halben Jahr.
Das war noch merkwürdiger.
Was wollten sie damit überhaupt anfangen?

Der andere Ordner sah älter aus und hatte auch ein etwas abgeändertes Design. Nichachu hatte solchen Ordner in der Bibliothek schon einmal gesehen, darin befanden sich meistens Daten oder Ereignisse von vor mehreren Jahren, die die Elyktra betrafen.
Jedoch hatte sie gehört, dass man einen Großteil neulich entsorgt hatte, aufgrund unnötiger Informationen und Platzverschwendung.
Von vor einem halben Jahr.

Damals hatte dies vor große Aufruhr gesorgt, da man die Entsorgung für Ressourcenverschwendung gehalten hatte, aber nun war klar, wo die Ordner eigentlich entsorgt worden.
Aber warum hier? Und wer war dafür verantwortlich?

Gerade, als sie sich den älteren Ordner anschauen wollte, hörte sie plötzlich Schritte unmittelbar hinter ihr.
Doch bevor sie sich auch nur von alleine umdrehen konnte, wurde sie von der Person hinter sich herumgewirbelt und gegen den Schreibtisch gepresst, eine Hand umschloss beide Handgelenke, die andere hatte zu ihrer Überraschung dieses Mal ein Messer an ihre Kehle gelegt.

Nichachu atmete zittrig ein und aus. Die einzige Person, die es ja geschafft hatte, ein Messer an ihre Kehle zu legen, war ihr Vater und ihr Trainer im Militär gewesen.
Scham lief ihr heiß den Rücken hinunter, sie war viel präsenter als die Angst, die sie in diesem Moment eventuell verspüren sollte.

"Wenn ich dich nochmal dabei erwische, wie du hier rumschnüffelst, werden du und deine Freunde etwas erleben."
Seine Hand drückte ihr Handgelenk immer fester, sodass sich seine Fingernägel schon fast in ihre Haut bohrten.
Nichachu wand sich hin und her, aber sein Griff war wie festgeschraubt.
"Und falls du dir erhoffst, hier etwas zu finden-"
Inmitten seines Satzes war sein Blick auf Nichachus entblößten Arm gefallen und warum auch immer hielt er plötzlich inne.
Sie tat es ihm gleich.
Ein merkwürdiger Blick trat in seine Augen.
Wenn Nichachu es nicht besser gewusste hätte, würde sie denken, es war Sanftmütigkeit.

Verwirrt starrte Nici auf die Stelle an ihrem Arm, an der sein Blick haftete.
Und zwar auf ihrer Brandnarbe.
Eine Narbe, die sie sich als kleines Kind zugezogen hatte, weil sie sich ohne Erlaubnis auf die Herdplatte ihrer Eltern gestützt hatte und dabei noch nicht gewusst hatte, wie gefährlich das eigentlich sein konnte.
Aber das konnte er nicht wissen, also warum, war dies so interessant für ihn?
"...dann wirst du nicht erfolgreich sein", beendete er fast schon flüsternd seinen Satz, als hätte er vergessen, dass er ihn überhaupt begonnen hatte.

Wie aus dem Nichts sein merkwürdiges Verhalten gekommen war, verschwand es auch wieder und er ließ ruckartig, als hätte er sich verbrannt, ihren Arm los und trat sogar einen Schritt zurück.
"Geh zurück zu den anderen", befahl er sich räuspernd, ohne dass seine Augen die ihren trafen.
Unbehaglich kratzte er sich am Hinterkopf, von seiner davorigen Überheblichkeit keine Spur mehr.

Nichachu sah für einen Moment zu ihren Begleitern, die hinter der alten Bürotür noch mit den anderen zu diskutieren schienen.
Dann wandte sie sich wieder dem Mann zu.

Den Kopf schief gelegt wagte sie es, einen Schritt auf ihn zuzugehen.
Keine Reaktion.
Einen weiteren Schritt.
"Nichachu."
Sie blieb stehen, still stehen.
Ihr Atem tat es ihr gleich.
Er hatte ihren Namen gesagt.
Warum hatte er ihren Namen gesagt?
Er konnte ihn nicht wissen.
Ein Schritt zurück.

"Neo, was ist los bei dir? Hast du auch mal vor, zu kommen?", rief jemand von der anderen Seite des Raumes.
Nichachu achtete nicht darauf, wessen Stimme das gewesen war, sie war wie erstarrt.

Sie wollte wegrennen, dem Mann mit der Hand ins Gesicht schlagen, welche er festgehalten hatte.
Aber sie konnte keinen Muskel in ihrem Körper bewegen.
Keinen Gedanken fassen.
Das einzige, was durch ihren Kopf spukte, war sein Name, Neo.
Neo.
Neo.

"Geh."
Sie atmete aus, endlich.
Sie blinzelte, hob ihren Kopf und sah ihn an.
Neo.
Erneut: "Geh", doch diesmal sanfter.
Ohne etwas zu erwidern, tat sie, was er von ihr verlangte, und ging.

Der Moment, in dem sie das alte Bürozimmer verließ, fühlte sich an, als ob sie endlich wieder Sauerstoff bekommen würde.
Als wäre sie zu lange Unterwasser getaucht worden und erst jetzt wieder an der Oberfläche aufgetaucht.
Sie spürte Neos Präsenz hinter sich, aber sie drehte sich nicht um, ging einfach geradeaus auf Reyna zu, die wohl die ganze Zeit auf sie gewartet hatte und sich nun ungeduldig an sie heftete.

Ihre Hände lagen nun da, wo sie bis eben von ihm berührt wurde.
Es gefiel ihr nicht, irritiert starrte sie auf Reynas Hände.
"Alles in Ordnung? Hat er dir etwas angetan?", wollte Reyna von ihr wissen und musterte sie mit aufgerissenen Augen.
"Nein, hat er nicht."
"Alles ok bei dir?", fragte Reyna erneut mit besorgtem Gesichtsausdruck.
Sie nickte ausdruckslos, mit den Augen nach Neo suchend.

"Wo waren wir stehengeblieben?"
Er fuhr sich mit der einen Hand durch das dunkle Haar und blickte fragend in die Runde, Nichachus Augen meidend, als wäre sie unsichtbar.

"Wir gehen die Abmachung ein."
Argwöhnisch drehte sich Nichachu zu ihrem Begleiter um, der zu eben diese Worte von sich gegeben hatte, dann zu Reyna an ihrer Seite, in der Hoffnung, sie würde ihr seinen plötzlichen Sinneswandel erklären.
Aber sie schüttelte nur kaum merklich ihren Kopf, die Lippen fest aufeinander gepresst, sodass sie ja nichts verraten konnte.
Sie wirkte keineswegs zufrieden mit der Entscheidung ihrer Truppe.
Nichachu hätte nur zu gern gewusst, was während ihrer Abwesenheit an Diskussion vorgefallen war, doch vorerst musste sie auf weitere Reaktionen warten.

"Tatsächlich?"
Auch Neo erwirkte den Anschein, als könnte er Mr. Wilsons Entscheidung nicht völlig Glauben schenken, ein anderer Teil von ihm strahlte andererseits pure Zufriedenheit aus.
Vermutlich hatte er die ganze Zeit gewusst, wie er sich entscheiden würde.
Die beiden Männer teilten einen lange anhaltenden Blick miteinander, den Nichachu nicht deuten konnte, egal wie sehr sie es versuchte.
Es lag in der Luft, dass es da etwas gab, das nur die beiden voneinander wussten, vielleicht auch nur von sich jeweils selbst und das würde Nichachu nicht anhand eines Blickes herausfinden können.
Also ließ sie es bleiben.

"Also dann."
Wie Nici schon ein paar Mal an diesem Tag beobachtet hatte, kratzte sich Neo abwartend am Kinn, während er sich zu seinen Partnern umdrehte und den Raum wohl nach weiteren Personen absuchte.
"Sind die anderen noch immer nicht aufgetaucht?"
Er bekam bis auf ein Schulterzucken keine Antwort.
Die brauchte er auch nicht, denn nur wenige Sekunden später waren wie gerufen die vermissten Menschen im Türrahmen erschienen.

"Tut mir leid wegen der Verspätung", ertönte eine neue Stimme, die dazugehörige Person ihnen allen kein Fremder.
Doch unter den Gestalten, die soeben den Raum betreten hatten, war mehr als nur ein bekanntes Gesicht.
Nichachu wusste nicht, über welche Person sie überraschter sein sollte und ihren Begleitern ging es wohl ähnlich.
Zu ihrer einen Seite bekam sie ein aufgeregtes Schütteln von Reyna, die ihr wirres Zeug ins Ohr zu flüstern schien, auf das Nichachu aber keinen Wert lag, und ein Blick auf die anderen Forschungsmitglieder versicherte ihr, dass sie nicht die einzige war, die auch beide Personen zu kennen schienen.
Allesamt wirkten überrascht, aber vor allem zornig und sogar etwas enttäuscht.

Seite an Seite vor ihnen standen Aristis Temple, eine Bedienung eines Cafés der Elyktra als auch die wahrhaftige Gestalt Coraline Wesleys.
"Schön, dass ihr auch mal aufgetaucht seid", begrüßte sie Neo, der nun neben ihnen stand und somit das perfekte Bild darstellte: drei ausbeutende Rumtreiber, die ursprüngliche Bewohner der Elyktra gewesen waren, sich nun aber anscheinend gegen sie gestellt hatten.
Und sie waren bereit, Abmachungen mit ihnen zu machen.
Abmachungen mit Räubern,
mit Verrätern,
mit einem Beef-Jerky essenden Idioten, der niemand gewisseres als Nichachus verschollener Bruder war.

《⊙》

Heyy, tut mir leid, wegen der langen Stille (fast ein Jahr, ich gehe heulen).
Und auch, wenn das hier nur eher ein Platzhalterkapitel war, hoffe ich trotzdem, dass es euch gefallen hat und ihr noch Lust auf die Story habt.
Ich jedenfalls schon.
Allerdings möchte ich ab nun an eher kürzere Kapitel machen, so fällt mir das Schreiben einfacher und schneller.
Will aber an der Stelle sagen, dass ich nichts versprechen kann. Weiß momentan nicht, wo mir der Kopf steht. Deshalb die Pause, ist ja aber irgendwie bei mir nichts neues ahhaha <3

Hab übrigens noch nicht drüber gelesen, ob ich Fehler gemacht habe. Also nicht wundern. xD
Wollte es jetzt einfach mal fertigmachen

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