[6] Ein Versprechen

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Ihr war eiskalt, als die Dunkelheit um sie herum Gestalt annahm und ihre Arme um sie schlang. Das stetige Flüstern um sie herum war leise und dunkel wie die Nacht, doch genauso verführerisch und lockend, wodurch ihre Beine sie wie von selbst Meter um Meter weit trugen. Dabei zitterte ihr Körper unkontrolliert, schien entfernt von ihrem trüben Verstand zu agieren und sie davor zu warnen noch weiter in die Höhle zu gehen, in der nichts weiter als Verderben auf sie warten sollte.

Ihr war, als hörte sie jemanden ihren Namen flüstern, immer und immer wieder. Leise und doch laut genug um dem Wunsch nachzukommen, konnte Niara noch immer nicht anders, als der Richtung zu folgen. Die Stimme wurde lauter, hallte nun bereits von den dunklen Wänden wider und wechselte ihren Klang. Sie wurde schärfer, drängender und ganz plötzlich begann ihr Herz wie verrückt gegen ihre Rippen zu schlagen und der Schweiß ihr auf der Stirn zu stehen.

Angst begann sich in ihre Glieder zu fressen und wie festgewurzelt blieb sie stehen. Sie wollte endlich etwas sehen können, doch die eisige Dunkelheit hielt sie weiter fest in ihrem Griff und schürte somit die Panik des Mädchens, das den Tränen nahe war. Die Rufe wollten einfach nicht stoppen. Es hörte einfach nicht auf. Sich die Ohren zuhaltend hoffte sie dem Ganzen entfliehen zu können, während sich ihre Lider instinktiv aufeinanderpressten, auch wenn sie doch ohnehin nichts erkennen konnte.

Und dann, so abrupt wie alles gestartet hatte, löste sich alles wieder auf und offenbarte ihr grelles Licht hinter den Augen, wodurch sie diese nur zögerlich öffnete. Bei der Bewegung perlten Tränen aus ihren Augenwinkeln hinab, welche sie sich schnell fortwischte und sich vorsichtig aufsaß. Im ersten Moment war es schwer zu erkennen, wo sie sich befand und was da überhaupt eben geschehen war, doch auf den zweiten Blick kam ihr die Gegend bekannt vor. Sie war schon einmal hier gewesen, erst vor kurzem.

»Gray?«

Schwach drang ihr der Name ihres Bruders zwischen den Lippen hervor, ehe sie ihn noch einmal etwas lauter rief. Doch niemand antwortete. Das Wohnzimmer blieb weiterhin verwaist, sodass Niara vorsichtig vom Sofa aufstand und begann sich in der Wohnung umzusehen, doch nirgends war auch nur das geringste Zeichen des Magiers ausfindig zu machen. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte ihr einen freundlichen Morgen mit sachtem Sonnenschein und einer lauen Brise, die das Laub träge schweben ließ. Nur eines war merkwürdig. Es waren keinerlei Menschen dort draußen zu sehen.

Ein kalter Schauer ließ ihr die Nackenhaare aufstellen, ehe sie eilig das Zimmer durchquerte und die Wohnung verließ. Was war nur geschehen? Und wie lange hatte sie dort gelegen? Die Angst kroch dem Dämonenkind schleichend empor und begann sich in ihrem Herz einzunisten, das noch immer schneller schlug und sie schon bald schwer atmen ließ. Doch kein einziges Mal hielt sie an, bis die Gilde vor ihren Augen auftauchte und sie ohne zu zögern die schweren Eichenholztüren aufschlug.

Stille empfing sie. Absolute Stille. Niemand war hier. Es war fast, als wäre das zuvor so lebendige Magnolia innerhalb kürzester Zeit zu einer Geisterstadt geworden.

»Was ist denn nur hier los? ... Wo seid ihr denn alle?«, entkam es ihr mit zittriger Stimme, gefolgt von einem lautem Aufschrei, sobald die Tore hinter ihr krachend ins Schloss fielen. Beinahe im selben Augenblick legte sich erneut eine bleierne Schwere über ihren Körper, wodurch sie schwankte und sich an der Wand abstützen musste, die nach und nach an Farbe verlor. Ihre komplette Umgebung hüllte sich in Schwärze, bis sie nichts mehr sehen, dafür aber zu gut spüren konnte.

Eiskalte, klauenbewehrte Hände legten sich um ihren Körper, hinderten sie jedoch am Schreien, indem sich eine davon hart auf ihren Mund presste. Immer mehr Hände konnte sie an sich spüren, wie sie an ihrer Kleidung zerrten und sich dabei tief und grob in ihr Fleisch drückten. Niara hatte kaum eine Chance sich zu wehren.

Und dann war da schon wieder der lockende Ruf. Jemand versuchte sie ein weiteres Mal in eine bestimmte Richtung zu drängen und dieses Mal, durch die Kräfte dieser düsteren Macht, welche sie noch immer umgab, hatte sie keine andere Wahl als ihm Folge zu leisten. Dabei hätte sie am liebsten geschrien, sich gewunden und wollte einfach bloß durch diese Tür zurück nach draußen! Sie glaubte nicht mehr richtig atmen zu können und war dem totalen Zusammenbruch nahe, als ein Wispern an ihrem Ohr einen ekelerregend eisigen Schauer mit sich brachte, der ihren Körper erstarren ließ.

Wieso bist du hergekommen, Niara, mein Kind? An diesen Ort, an dem es nichts für dich gibt außer Schmerz. Du hättest an meiner Seite bleiben sollen.

»Wer bist du? ... Woher kennst du meinen Namen? Ich-«

Das laute, misstönende Lachen, das ihre Worte kurzerhand abgeschnitten hatte, ließ die Ohren des Mädchens regelrecht schrillen.

Sag mir nicht du hast mich auch vergessen? Dabei habe ich doch gut dafür gesorgt, dass du deinen Papa niemals vergessen wirst~

Ihre Augen weiteten sich vor Schock und kein weiteres Wort wollte ihr mehr entgleiten. Es konnte einfach nicht sein. Es durfte nicht! Das alles hier musste lediglich ein makabrer Scherz, ein bösartiger Albtraum sein! Und doch wusste sie tief in ihrem Inneren, dass diese Stimme recht hatte ...

Du weißt es, nicht wahr? Auch wenn du es vielleicht nicht wahrhaben willst, aber deine dunkle Seele weiß, wo dein wirkliches Zuhause ist. An meiner Seite!

Im nächsten Moment bohrte sich ein finsteres Augenpaar in das ihre, hinter dem eine kalte, leblose blaue Flamme zu lodern schien. Eine Flamme, die ihr zu gut bekannt war, auch wenn sie diese seit vielen Jahren versucht hatte zu vergessen.

Du bist meine Tochter, Niara. Mein Fleisch und Blut. Du gehörst mir und wenn du nicht freiwillig kommen willst, dann werde ich dich eben holen kommen. Aber sei gewiss, dass niemand, der meinen Weg kreuzt, noch einen weiteren Tag überleben wird.

Ein letztes Versprechen, das zwischen ihnen besiegelt wurde, löste den entstandenen Kloß in ihrer Kehle und ohne, dass sie noch irgendetwas zurückhalten konnte, schrie sie voller Verzweiflung, Angst und Wut auf. Sie wollte ihn sehen, ihn fassen und am liebsten in der Luft zerfetzen, doch noch immer hielten Niara feste Griffe zurück. Dieses Mal jedoch entfesselte dieser unbändige Zorn in ihrem Inneren eine Macht, die sie sonst immer verschlossen hielt und war kurz davor ihr endgültig die Kontrolle über sich selber zu entreißen ... bis sie endlich die Augen aufschlug und Gray vor sich erkannte, der sie gepackt hielt und versuchte sie mit seiner Stimme zu erreichen.

Diese klang ganz so, als sei sie weit entfernt, obwohl sich beide Geschwister doch so nah wie lange nicht mehr waren. Demnach fiel es ihr schwer auch nur einen wirklichen Satz aufzufangen und diesen zu verstehen, auch wenn sie sich denken konnte, was er zu ihr sprach. Und doch konnte sie sich einfach nicht beruhigen, zitterte noch immer wie Espenlaub und hatte die Augen weit aufgerissen, aus denen unentwegt warme Tränen liefen. Ihr Schreien wurde immer leiser und leiser, bis das Mädchen sich kurzerhand einfach in Grays Arme warf und sich dort laut schluchzend an ihren Bruder klammerte, der sie fest hielt und beruhigend über das dunkle Haupt strich.

Für eine lange Zeit konnte sie nichts anderes tun. War wie gefangen in ihrem nachhallenden Albtraum und den Illusionen der Realität, die ihr immer wieder die Kraft des Denkens nahmen. Und doch wusste sie die ganze Zeit über, dass ihr jetzt nichts mehr geschehen konnte. Denn sie war nicht länger alleine und auch wenn sie anfangs gedacht hatte, er würde ihr niemals verzeihen, schien sie nun instinktiv die Wahrheit zu kennen.

*

Es war spät geworden, als sich Niaras Seele und Körper wieder hatten beruhigen können und sie vor Erschöpfung in einen weiteren tiefen Schlaf gesunken war. In diesem hatte sie glücklicherweise kein Albtraum mehr heimgesucht, schien die Nähe ihres Bruders die inneren Dämonen in ihrer Seele ferngehalten zu haben. Und doch war Niara am nächsten Morgen noch immer ungewöhnlich still, als sie durch die Straßen Magnolias schlenderte, deren Festvorbereitungen sie in einem anderen Moment sicher erfreut hätten.

Erst, als sich plötzlich eine Gestalt von hinten zu ihr begab und sich fast schon auf sie stürzte, stieß sie ihren ersten Laut in Form eines Schreis aus, mit dem sie wild um sich schlug. Zumindest so lange, bis ihr Gegenüber nach ihren Händen griff und diese fest in seinen hielt.

»Nia! Beruhig dich, ich bin es! Was hast du denn?«

Beim Klang der ihr vertrauten Stimme hielt sie augenblicklich still und besah sich zum ersten Mal wahrhaftig denjenigen, der an ihre Seite getreten war. Natsu. Auch Happy und Nala hatten ihn begleitet und schwebten mit besorgten Gesichtern über ihnen, worauf sich ihre Züge voller Scham abwandten.

»E-es tut mir leid ... ich dachte du ... ... was machst du hier?«

Sie wollte nicht darüber sprechen, was sich in ihrem gestrigen Traum zugetragen hatte und war froh, dass Natsu trotz seiner auffälligen Neugierde nicht weiter darauf einzugehen schien. Stattdessen breitete sich nach einem langen Moment wieder ein breites Grinsen auf seinen Lippen aus, als er begann in seinen Taschen zu kramen.

»Ich hab dich gesucht, weil ich dir unbedingt etwas zeigen musste. Lucy ist bereits Feuer und Flamme deswegen und ich dachte, vielleicht gefällt es dir ja auch.«

Noch immer grinsend hielt er ihr kurz darauf einen Flyer vor die Nase, den sie nun doch selbst etwas neugierig geworden unter die Lupe nahm. Neben dem bevorstehenden Erntedankfest fand wohl gleichzeitig jedes Jahr ein gildeninternes Spektakel statt; der Miss Fairy Tail Contest, der noch dazu mit einer ganzen Menge an Juwelen für die Siegerin belohnt wurde. Viel Zeit blieb ihr nicht sich zu entscheiden, würde dieser doch am nächsten Tag stattfinden, doch noch bevor sie ihre Meinung dazu kundtun konnte, hallte ihr Name laut durch die Straßen und offenbarte nur kurz darauf einen panischen Eismagier.

Und sobald die kleine Truppe erkannt wurde, stürmte Gray auch sofort zu ihnen, stieß Natsu dabei zur Seite und legte seine Hände auf ihre Schultern.

»Wieso bist du denn einfach gegangen, ohne was zu sagen? Seit wann bist du schon wach? Du hättest mich doch ruhig wecken können, Nia!«, fing sich sein Griff bereits an beinahe schmerzhaft zu verhärten, wodurch sich das Mädchen schnell auf die Unterlippe biss, um keinen Laut von sich zu geben. Stattdessen legte sie ihre Hände auf die seinen und löste sie mit sanfter Bestimmtheit, da sie bereits aus den Augenwinkeln sehen konnte, wie der Salamander förmlich kochte.

»Ich hab erst vor kurzem das Haus verlassen, aber ich brauchte einfach etwas frische Luft und Zeit für mich alleine ... tut mir leid, dass ich dir schon wieder Sorgen bereitet habe...«

»Ist denn alles in Ordnung? Der Traum scheint dich ziemlich aufgewühlt zu haben und das von gestern, nun ja ...«, erwiderte er daraufhin vorsichtig und seufzte leise, während Natsu nun wieder näher trat und dieses Mal Gray dabei etwas zur Seite stieß. »Was für einen Traum? Hat das etwa was mit der Erinnerung zu tun, wegen der du das Bewusstsein verloren hast? Du hättest das gestern wirklich nicht tun müssen, Nia. Ich wusste nicht einmal, was ich ... hey! Hör auf mich andauernd zu schupsen, Eisprinzessin!«

»Dann mach eben mehr Platz, ist doch wirklich nicht so schwer du Hohlbirne!«

»Ich gib dir gleich Hohlbirne!«

»Jungs ... nicht so früh am Morgen, ja?«, legte Niara jedem von ihnen eine Hand auf den Arm, um den Streit bereits in seinem Keim zu ersticken, da sie solch eine Stimmung gerade nun wirklich nicht gebrauchen konnte. Und auch wenn sie nicht Erza war, die die beiden mit Leichtigkeit in ihre Schranken verweisen konnte, wurden sie zumindest etwas ruhiger, sodass sich nun auch Nala näher traute und dabei kopfschüttelnd seufzte.

»Das ging gestern die ganze Zeit so. Die konnten kein einziges Mal leise sein, nachdem du ...«

Sich auf Niaras Schulter niederlassend, blickte die kleine Exceed bei diesen unvollendeten Worten traurig zu Boden, worauf das Dämonenkind ihr aufmunternd über das Köpfchen strich. »Es war wirklich nicht meine Absicht gewesen euch allen solche Sorgen zu machen. Ich habe wirklich geglaubt, ich könne es sehen und euch davon erzählen.«

Das ihr Traum wohl aller Wahrscheinlichkeit nach etwas mit dieser letzten Erinnerung zu tun haben könnte, behielt sie vorerst für sich. Noch immer war ihr zu bang, um über die Geschehnisse in ihrer Traumwelt zu berichten, weshalb sie sich stattdessen wieder den Flyer ansah, den Natsu ihr eben gegeben hatte. Dies bemerkte nun auch Gray, der die Hände in die Hosentaschen steckte und ihr wieder näher kam, wobei sein Blick über ihre Schulter auf das darauf abgedruckte Ereignis fiel.

»Ach ja, der findet ja auch morgen statt. Was denkst du? Vielleicht wäre das ja genau die Ablenkung, die du gerade gebrauchen könntest?«, schlug er ihr mit einem sachten Lächeln vor, worauf sich auch einer ihrer Mundwinkel in die Höhe bahnte. Irgendwie schienen sich viele einig darin zu sein, dass der Contest was für sie wäre, also wäre es den Versuch ja vielleicht tatsächlich wert?

»Du wirst sicherlich total bezaubernd aussehen!«, nickte nun Nala ebenso begeistert von der Idee und spätestens, als sie in das auffordernde, strahlende Lächeln ihres pinkhaarigen Freundes blickte, hatte sie sich entschieden. Sie würde den Traum und alles, was damit zusammenhing, für diese kurze Zeit auf Seite schieben und einfach etwas Spaß haben. Genau wie der spaßige Tag am Strand. Denn für sie zählte der Gewinn nicht einmal wirklich, stand doch die Freude sich mit anderen messen zu können, an erster Stelle ... auch wenn ihr der Gewinn momentan sehr zugute kommen würde.

»Nun gut, dann werde ich es versuchen. Aber nur, wenn ihr alle auch da sein werdet!«

»Was hältst du denn von uns? Natürlich werden wir auch da sein und dich anfeuern, ist doch logo!«, schwang Natsu seinen Arm um ihre Schultern und drückte das Schwarzhaar lachend an sich, während Nala bloß empört aufflog und ihm ein belustigtes Schmollen zuwarf.

»Um zu glänzen, könnte ich dir auch noch etwas mit deiner Magie helfen. Du schienst vor kurzem nämlich so unsicher«, bot ihr Bruder ihr schließlich noch an und wenig überraschend fischte auch hier Natsu erneut dazwischen.

»Wenn das so ist, lass uns kämpfen! Genau wie früher. Ich bin mir sicher, dass dich das im Null komma nichts wieder munter macht.«

Genau wie früher. Ob er über seine Worte auch nur einmal nachdachte? Und doch, obwohl ihr der Gedanke daran ein leichtes, unscheinbares Pochen hinter der Schädeldecke bescherte, war sie ihm für sein Angebot nicht böse. Im Gegenteil. Sie nahm es an, nicht wissend, wie die Konsequenzen sein würden. 

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