~ Kapitel 25 ~

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Der grau wabernde Rauch umschlang den blutroten Kristall, der zwischen den Stämmen des Baumriesen schwebte. Nun standen ihnen knapp 15 Rauchkatzen gegenüber, die allesamt nur durstig auf das nächste Blutbad warteten. Kaum waren sie aus ihrem Versteck gekrochen, griffen sie auch direkt schon an.

Sie alle stürzten sich Zähne fletschend auf ihr Ziel und starteten das Gerangel. Die kleine Gruppe rückte ein wenig zusammen und machte sich bereit all ihre Kräfte den Angreifern entgegen zu setzen. Schlag auf Schlag prallten die großen Körper aneinander und lange Krallen zerrissen die Luft, knapp vorbei an Traumpfote. Stille säumte die Lichtung, nur vereinzelt ein flehendes Fauchen und wilde Prankenhiebe hallten durch den leichten Wind.

Seelensturm wurde von mindestens sieben Rauchkatzen belagert, verteidigte sich trotzdem weiter wütend und schüttelte eine Katze nach der anderen von seinem riesigen Rücken. Der gewaltige Älteste zerfleischte eine Bestie nach der anderen. Die besiegten Körper verwandelten sich erneut in dichten Rauch und stiegen in den Himmel empor. Dort angekommen lösten sie sich mit einem Knall auf und schossen in Form von tausenden winzigen Funken in alle Richtungen.

Asche regnete in Folge dessen vom inzwischen blutrot gefärbten Firmament hinab. Immer mehr der gemeinen Rauchkatzen bildeten sich aus dem Kristall heraus und schossen auf die Truppe zu. Schilfherz wich gerade gekonnt einer Tatze mit messerscharfen Krallen aus, wurde anschließend aber direkt von einer anderen fremden Katze zu Boden gedrückt. Sie sabberte gierig vor sich hin und versuchte ihre spitzen Zähne in das weißliche Fell unter ihr zu rammen.

Ein fester Tritt ihres Hinterbeins in den Bauch des Belagerers verschaffte der Kriegerin einen kurzen Zeitraum der Verwirrung bei dem Gegner. Genügend Zeit, ihn von sich zu stoßen und sich erneut aufzurappeln. Panthernacht neben ihr keuchte hart, als er mühselig versuchte, sich drei GeisterKatzen von der Kehle fernzuhalten.

Schließlich sah es bei allen ähnlich aus. Jeder von ihnen wurde regelrecht von der Masse der Angreifer überrannt und kaum wer von ihnen stand noch auf seinen eigenen Pfoten. Nur Löwenpfote konnte sie in dem Getümmel nicht mehr ausmachen. Wo war er nur? Doch die eine Sekunde, die sie sich zu lange nach ihm umsah, nutzte ein rauchiger Körper und stieß sie mit voller Wucht gegen einen knackenden Baumstamm.

Der Schmerz in ihrer Seite breitete sich über den gesamten Rücken bis in ihren Nacken aus. Ein stechendes Gefühl der Unachtsamkeit benetzte ihre Lungen und blockierte jegliche Möglichkeit zu atmen. Stockend und schwankend kämpfte sie sich langsam wieder auf die Beine und fixierte den Gegner mit glühenden Augen. Trotz des Schmerzes lies sie sich nicht einfach herumschubsen und startete einen Angriff auf den dunklen Kater.

Dieser war zu langsam, um ihr zu entkommen. Mit ausgefahrenen Krallen stürzte sie sich auf ihn und biss ihm in die Kehle. Nach einem kurzen, einseitigen Kampf ließ sie von dem starren Körper ab, der sich Stück für Stück als Rauchschwade in den Himmel schlängelte. Dies gab ihr ein wenig Zeit und tatsächlich entdeckte sie eher aus Zufall den jungen Schüler, der sich dummerweise auf den Kristall zu bewegte.

Hastig pflügte Schilfherz sich durch das Gedränge und versperrte dem Kater den Weg. „Was machst du da?", erkundigte sie sich entsetzt und außer Atem zugleich. Mit monotoner Stimme und einem traurigen Funkeln in den Augen miaute er leise: „Ich bin der Grund, warum das GeisterRudel wieder existiert. Ich muss es endgültig beenden!"

„Was? Nein!", stieß die Kätzin panisch hervor. Doch im selben Moment wurde sie von einer Rauchkatze erneut gepackt und zurück in die Schlacht gezogen. Aus dem Augenwinkel erblickte die Kriegerin noch ein letztes Mal den Schüler, wie er sich langsam und festen Ganges auf den Kristall zu bewegte. Der Rauch um den Stein hatte sich inzwischen extrem verdünnt und es schien, als würden keine neuen Katzen mehr nachkommen.

„Nein!", schrie die Kätzin verzweifelt und flehte dem nun nicht mehr aufzuhaltenden, kleinen Kater hinterher: „Tu das nicht, bitte!" Eine der vier letzten Rauchkatzen stürzte sich auf sie und stieß ihre Krallen in ihre Flanke. Schmerzerfüllt jaulte sie auf und drehte sich schnell um, bereit für einen Gegenangriff.

Löwenpfote nahm möglichst viel Anlauf, spannte seine Hinterbeine an und drückte sich vom Boden ab. Er sprang mit ausgefahrenen Krallen auf den leuchtenden Stein zu. Der Kater bohrte seine Pranken so tief wie möglich in den Kristall und splitterte ihn von innen heraus auf. Sofort durchfuhr ihn ein stechender, unbeschreiblicher Schmerz und sein Nackenfell stellte sich bedrohlich auf. Angst jagte durch seine schmerzenden Glieder und zerfraß ihn förmlich.

Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung zu einem Klecks aus vielen Haufen. Ihm wurde schummrig und er hatte das lästige Gefühl, auf der Stelle zusammen zu klappen. Als der Baum vor ihm plötzlich wieder scharf wurde, merkte der taumelnde Kater entsetzt, dass der Kristall viele riesige Risse gebildet hatte, die wie feine Narben auf der glatten Oberfläche klafften. Doch er war noch nicht zerstört! Ohne darüber nachzudenken, sammelte Löwenpfote all seine letzte Kraft in sich und ballte sie zu einer starken Feuerkugel in seinem Herzen.

Er durfte nicht aufgeben! Nicht jetzt, wo es fast schon vorbei war. Blut versperrte ihm langsam aber sicher die Sicht und ohne zu vergessen, dass in ihm noch Hoffnung verweilte, nahm er einen kurzen Anlauf und rammte seinen Körper gegen den blutrot funkelnden Edelstein. Ein lautes, krachendes Geräusch drang an die zuckenden Ohren des Schülers und ab diesem Zeitpunkt war ihm bewusst: er hatte es geschafft!

Der Kristall war auf dem mit Asche bedeckten Boden in abertausende, klitzekleine Splitter zersprungen. Löwenpfote hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Alles war verschwommen und in blutrote Farbe getränkt. Doch er spürte den heftigen Aufprall auf die mit Splittern übersäte, karge Erde. Durch sein winziges Sichtfeld erkannte er noch ein paar Flecken. Der eine zappelte aufgeregt und der nächste hinderte ihn, sich loszureißen.

Nun standen sie nur mehr reglos da und rührten sich nicht. Eine fast schwarze Wolke stellte sich zwischen den Schüler und seine Truppe. Schließlich fiel dem Kater das Atmen schwer und sein Herz hämmerte nicht mehr wie wild. Es schien sich beruhigt zu haben und zu meinen, sich nun ausruhen zu müssen. Löwenpfote ignorierte die Schmerzen, die ihn durch und durch plagten und lauschte seinem rasselnden Atem nur gedämpft.

Es war vorbei. Es war endlich vorbei, dachte er, ohne noch etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen. Die Welt um ihn herum wurde in einen rabenschwarzen Pelz gehüllt und eine elendige Dunkelheit bahnte sich den Weg in seine Träume. Nun war alles still. Der Kater vernahm keine Geräusche mehr und war in die pechschwarze Nacht eingetaucht. Eine bleierne Müdigkeit überstürzte ihn und Löwenpfote tat seinen letzten, flachen Atemzug, bevor die winzig klein lodernde Flamme sich seinem Schicksal beugte und erlosch.

Seelensturm hatte sie daran gehindert, zu ihm zu laufen. Völlig zerstört und schlaff hing Schilfherz über dem Nacken des Ältesten. Dort hatte er sie aufgefangen und festgehalten. Die Geräusche um sie herum wurden leiser. Kaum mehr als ihr aufgeregter Herzschlag hämmerte ihr gegen die Ohren. Vor ihnen baute sich ein gewaltiger schwarzer Kater auf. Seelensturm hatte sie vorhin noch den Krähenalpha genannt.

Der Älteste, Panthernacht und sogar Traumpfote wehrten seine schnellen Angriffe ab und versuchten gleichzeitig ihn zu verletzen. Mehr bekam sie von dem Kampf nicht mehr mit. Die Umgebung verschwamm und schwankte bedrohlich hin und her. Langsam schloss sie ihre Augen und versuchte nur den Schmerz zu überwinden. Wie konnte das nur geschehen?

Fassungslos über all das sank sie zu Boden. Schließlich drang ein dumpfer Schlag an ihre Ohren und ließ sie kurz aufschauen. Der Krähenalpha lag am Boden, heftig nach Luft schnappend. Ein weiterer, kräftiger Biss von Seelensturm beförderte seinen Körper schließlich zu den anderen in die Nacht hinaus.

Als die drei Katzen ihrer Gruppe zu Löwenpfote rannten, war es jedoch schon längst zu spät. Er war tot. Seine Seele löste sich ebenfalls und wurde unter dem Schluchzen der anderen in den Himmel, hinauf zu den Sternen, geleitet. Mit einem lauten Prall zerschmetterte sie in alle Richtungen und verteilte sich hellblau splitternd am dunklen Firmament.

Der Himmel pulsierte eigenartig, als würde Löwenpfote die bösen Geister von der Welt fern halten wollen. Aus irgendeinem Grund verschwand nun der entstandene Blutmond und ein schönes Tiefblau breitete sich hinter dicken, grauen Wolken am Horizont aus. Ein sanfter, lebensschenkender Regen prasselte auf die Erde hinab und benetzte das Fell der trauernden Kriegerin.

Schniefend kauerte Schilfherz am Boden und betrachtete völlig zerstört das Schauspiel, das Löwenpfote ihnen zum Abschied noch bot. Wie konnte das nur geschehen? Es war die einzige Frage, die sie sich stellte. Sie war es gewesen, die ihn hatte gehen lassen. Die ihn nicht daran gehindert hatte, sich in den sicheren Tod zu stürzen.

In dem Moment kam Panthernacht zu ihr herüber getapst und fragte behutsam: „Geht es dir gut?" „Nein", raunte die Kätzin ihm nach einer winzigen Pause zu. Entsetzt wurden seine Augen groß und während er vorsichtig einen kleinen Schritt auf sie zumachte, ergänzte er leise: „Wieso nicht?" „Wieso?", fuhr die Kriegerin ihn an, „Ich bin Schuld an Löwenpfote's Tod!"

Ihre Stimme überschlug sich und hastete aus ihr heraus. „Was? Nein!", konterte der Kater nun ebenfalls barsch, „Hör auf das zu denken! Bitte! Du bist hier an keinem einzigen Tod schuld! Und du trägst auch nicht die Verantwortung für Löwenpfote's Schicksal!" Mit einem Mal sprang sie auf und wankte unruhig hin und her. „Aber..." „Nein!", unterbrach Panthernacht sie, „Es war seine eigene Entscheidung! Und daran kannst du nichts mehr ändern!"

„Er war noch so jung", hauchte die Kätzin auf einmal leise. Der Krieger antwortete nur flüsternd: „Ich weiß." Gerade als er sich auf sie zubewegte, fing sie erneut mit den grauenvollen Gedankenzügen an: „Und ich hab es ihm verdorben." „Was? Hör auf dir selbst die ganze Zeit Vorwürfe zu machen! Hör auf dich selbst dafür zu bestrafen! Hör auf zu denken, du seihst schuld an seinem Tod!", schrie Panthernacht erbost und verzweifelt zugleich.

„Hör du auf mir zu erzählen, ich würde keine Schuld daran tragen! Ich werde ihn niemandem sonst auflegen! Es ist meine Last, die ich tragen muss! Nicht die von dir, nicht von Seelensturm oder Traumpfote! Es ist meine! Und wenn du glaubst, ich werde diesen Fakt einfach ignorieren und sie euch allen aufhalsen, dann kennst du mich nicht! Und hast mich noch nie gekannt!", stieß sie ihren gesamten Frust jaulend hervor, wandte sich um und hastete schluchzend in die Nacht hinaus.

„Schilfherz! Warte!", kreischte der Kater ihr hinterher und setzte zur Verfolgung an, als Seelensturm seinen Weg kreuzte und kalt miaute: „Lass sie ziehen. Sie wird sich fangen und zurückkehren." „Nein, wird sie nicht!", krächzte der junge Krieger völlig ausgelaugt und startete einen neuen Versuch, ihr zu folgen. Doch Seelensturm versperrte ihm den Weg und fing ihn im Sprung geschickt ab.

Er wollte ihr hinterher, sie einholen und ihre Flucht vor sich selbst verhindern. Er wollte sich an sie schmiegen, sie zur Vernunft bringen. Doch nun war sie unerreichbar für ihn.

„Schilfherz", hauchte er ein letztes Mal, „Lass mich nicht allein. Komm zu mir zurück."

•    •    •    •    •    •    •    •    •    •    •    •    •

Unaufhaltsam rannte sie weiter. Bis in die ersten Sonnenstrahlen am Horizont war sie nun gelaufen. Ohne Pause. Vergeblich kämpfte sie gegen ihre Tränen an und schluchzte. Ihre Gedanken rasten neben ihr durch den Wald und wirbelten wie ein wilder Orkan durch ihren Kopf. Sie rannte. Und rannte weiter. Ohne noch auf ihre Umgebung zu achten, preschte sie zwischen den Bäumen durch. Sie wollte nur noch weg. Ganz weit weg.

Sie lief weiter, bis sich vor ihr plötzlich ein Hügel aus dem Wald löste und ein gewaltiges, unbekanntes Terrain in seinem Tal präsentierte.

Unschlüssig über ihre nächsten Taten und völlig durch den Wind trat Schilfherz ein paar vorsichtige Schritte ins Ungewisse, sich selbst nicht im Klaren darüber, dass es ihre komplette Zukunft beeinflussen und auf den Kopf stellen würde.

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