025 ** Lerngruppen-Koordination ** Sa. 17.8.2019

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Wir haben tatsächlich im Laufe der Woche beschlossen, dass wir mit der Lerngruppe samstags später anfangen. Darum habe ich heute Zeit, um ausgiebig mit der ganzen Familie zu frühstücken. Kurz darauf kommen Max und Moritz, und wir machen es uns in meinem Zimmer gemütlich. Zum Teil haben wir ja unsere Wünsche für die einzelnen Fächer schon unter der Woche ausgetauscht, aber jetzt geben wir uns tatsächlich gegenseitig alle nötigen Informationen und machen uns dann konzentriert daran, für jeweils unsere Fächer die Informationen zu sortieren.

Grade in Deutsch und Englisch, unseren zweiten Leistungskursen, ist es erstaunlicherweise ziemlich deckungsgleich mit den entsprechenden Grundkursen, sogar von der Lektüre her, allerdings zum Teil in unterschiedlichen Halbjahren und Zusammenhängen. Aber wann wir den Stoff durchgenommen haben, ist in der Abi-Klausur völlig unwichtig. Auch in Spanisch haben wir alle zumindest das selbe Lehrbuch benutzt, müssen also die selben Vokabeln können.

Über Geschichte, Erdkunde und die Naturwissenschaften beratschlagen wir dann eine Weile, wie wir das anpacken wollen. Plötzlich stellen wir fest, dass Max ja gar kein Physik und Chemie hat, wir anderen aber kein Bio und ich auch keine Erdkunde. Also beschließen wir, dass Moritz donnerstags erst mit Max Erdkunde und anschließend mit mir Chemie macht.

Bei Geschichte haben wir eigentlich alle das Gefühl, wir könnten die behandelten Epochen einfach so runterbeten. Aber uneigentlich kriegen wir für uns nicht gegriffen, was der Herr Kultusminister da übergeordnet rüberbringen will. Also googeln wir nach dem Kernlehrplan für Sek 2 NRW. Max ist am schnellsten.
„Aha, ich habs. Das sind sieben Inhaltsfelder. Schaut einfach mal über meine Schulter.
Inhaltsfeld 1: Erfahrung mit Fremdsein in weltgeschichtlicher Perspektive
Inhaltsfeld 2: Islamische Welt- christliche Welt: Begegnung zweier Kulturen in Mittelalter und früher Neuzeit
Inhaltsfeld 3: Die Menschenrechte in historischer Perspektive
Inhaltsfeld 4: Die moderne Industriegesellschaft zwischen Fortschritt und Krise (1800 - 1930)
Inhaltsfeld 5: Die Zeit des Nationalsozialismus -Voraussetzungen, Herrschaftsstrukturen, Nachwirkungen und Deutungen
Inhaltsfeld 6: Nationalismus, Nationalstaat und deutsche Identität im 19. und 20. Jahrhundert
Inhaltsfeld 7: Friedensschlüsse und Ordnungen des Friedens in der Moderne."

„Das ist ja komisch. Warum haben die erst den Nationalsozialismus und dann danach die Entstehung der Nationalstaaten, die doch eine Voraussetzung dafür waren, dass die Nazis überhaupt so erfolgreich sein konnten??"
„Eigentlich ist es Wurst. Wir können das ja chronologisch lernen. Was dann in den Klausuren wann drankommt, ist egal."
„Gut. Max, reichen dir dieses Raster und unsere Notizen, um Geschi vorzubereiten?"
"Klar, kein Problem."

Umgeben von endlosem Zettelchaos fangen wir an, alles aufzuräumen und zu sortieren. Dabei unterhalten wir uns. Max hat sich ja schonmal mit den laufenden Terminen vertraut gemacht.
„Jungs, ich hab mal die Wochen gezählt. Ich habe einfach in jeder Klausurenphase zwei Wochen ausgeklammert und die beiden Ferien nicht mitgezählt. Falls wir irgendwo ins Rutschen kommen, können wir problemlos die Ferien wieder dazunehmen, ohne uns zu verbiegen. Dann haben wir 18 Wochen, auf die wir in jedem Fach den Lernstoff verteilen können. Ich denke, wir planen das jeder für die eigenen Fächer durch und mailen uns diese Raster. Dann sind wir alle ganz flexibel in der Einteilung von Vor- und Nachbereitung. Und in den jeweils zwei Klausurenwochen machen wir dann einfach das aktuelle Thema, das für die Klausuren dran ist, dann haben wir das gleich auch intensiv gelernt und nicht bis Ende März alles schon wieder vergessen."
„Hei, das ist 'ne gute Idee. Danke für die gute Vorarbeit!"

Max erzählt uns noch ein bisschen von der Krisensitzung gestern Abend.
„Ich hatte echt eine Gänsehaut. Tanja hat so klar wie noch nie vorher formuliert, dass sie Papa grade überhaupt nicht versteht. Ich hab das nie gewollt."
„Dir ist aber schon klar, dass das nicht auf deinem Mist gewachsen ist, oder? Wenn die beiden grade einiger Illusionen beraubt werden, dann bist du HÖCHSTENS! der Auslöser dafür, aber bestimmt nicht die Ursache. Das sind zwei Erwachsene, die grade aneinander vorbeileben, und du darfst dich völlig raushalten."
Max nickt.
„Das ist leichter gesagt als getan. Glaubt mir das."

Entschlossen stapele ich meinen Anteil an Chaos und packe alles einfach auf meinen Schreibtisch.
„Mal was ganz anderes. Wir hatten ja darüber gesprochen, dass wir uns ab und zu bewusst Auszeiten nehmen müssen, damit wir dabei nicht durchdrehen. Habt ihr eine Idee, wie wir das machen können?"
Max lässt seine Hände sinken und lächelt fast träumerisch.
„Hm. Ich hatte die Tage DIE Idee. Ich hab mir eine Bucket List geschrieben. Ganz durcheinander – Träume, Wünsche, Reisen, Lebensziele, spontane Aktionen, Filme, Bücher, all sowas. Und dann habe ich mir all die Ziele, die man als Einzelaktion bezeichnen kann, auf einzelne Karteikarten geschrieben und an meine Zimmertür gehängt."

Ich schüttele den Kopf.
„Solche Bucket List-Sachen sind doch viel zu aufwändig für 'mal eben'. Es geht doch um Mini-Auszeiten zum Regenerieren."
„Das sind fast alles Sachen, die keine oder kaum Vorbereitung brauchen. Aktionen, die nur ein paar Stunden bis höchstens 2 Tage dauern, wenn wir in den Ferien was unternehmen wollen. Ich hab mir halt gedacht: wenn ich erstmal so müde und ausgepowert bin, dass ich so'ne Aktion brauche, dann bin ich schon zu müde, um mir dafür noch was auszudenken. Aber wenn ich dann nur zu meiner Tür gehen und mir irgendwas greifen muss, was da hängt. Dann geht das ganz schnell."

Mir gefällt der Gedanke.
„Ich glaub, das mach ich auch. Du auch, Paul. Und wenn wir alle fertig sind, fotografieren wir unsere Wünsche und schicken sie uns gegenseitig. Dann wissen wir, worauf die anderen Lust haben und können zügig entscheiden, wenn wir was zusammen machen wollen."

Max steckt seine Unterlagen in seine Tasche.
„Und wir fangen jetzt sofort damit an. Wer geht mit mir schwimmen? Lange wird es nicht mehr so warm sein, dass Freibad Spaß macht."
Ich leihe den beiden zwei Badeshorts von mir und schnappe mir für mich meine alte. Die Schulsachen lassen wir hier. Dafür stopfen wir Handtücher in Taschen, und los geht's. Es ist nicht weit bis zum Grugabad, und so dauert es nicht lange, da sind wir bereits im Wasser und spritzen uns gegenseitig nass.
„Boah – das war jetzt genau die richtige Idee!"

„Wer kommt mit auf die Rutsche?"
Bevor wir losgefahren sind, hatten wir noch Lasse und Milly angepiept. Und so antwortet uns der Schlachtruf „Wir!" aus zwei Kehlen, noch bevor wir lostigern können. Die beiden ziehen sich schnell um, und auf geht's auf die Riesenrutsche. Zum Glück steht oben kein Anstandswauwau neben der Einstiegsluke. Darum hocken wir uns ganz schnell hintereinander, Lasse vorne, Milly ganz hinten. Kaum ist die Ampel grün, sausen wir los, legen uns flach hin und kriegen so richtig ordentlich Speed. Unten platschen wir dann als ein einziges Knäuel aus Armen und Beinen ins Wasser und lachen uns erstmal eine Runde schief.
„Gleich nochmal!"

Unseren Eltern haben wir mitgeteilt, dass sie ohne uns Mittagessen müssen, weil wir so schnell noch nicht sattgerutscht sind. Zwischendurch ein Eis. Und dann macht Paul plötzlich Wasserbalett. Mit dem Widerstand durch das Wasser sehen seine Schritte und Drehungen ziemlich witzig aus. Max kriegt schon wieder einen Lachkoller.
„Das erinnert irgendwie an Dirty Dancing."

„Hei, das ist die Idee! Jungs, ich bring euch mal ein paar Akrobatik-Figuren bei. Das Wasser ist der ideale Platz dafür."
Erst schauen wir Milly ziemlich skeptisch an, aber bald schon turnen wir im Nichtschwimmerbecken aufeinander rum und lernen tatsächlich eine ganze Menge – einfache Kniestände, Schulterstände, Flieger, ... Ab und zu geraten wir auch mit dem Kopf unter Wasser, aber wer turnen will, muss leiden. Milly hat einen Heidenspaß daran, uns beim Scheitern zuzusehen.

Ganz nebenbei entwickeln wir ein gutes Gefühl dafür, wie jede Akrobatik-Figur im Grunde aus kontrollierter Ballance besteht, und kapieren neu, warum Milly mit ihrer Facharbeit so nah am Tanzen dran ist. Irgendwann fällt mir auch auf, wie selbstverständlich wir vier Jungs dieses eine Mädel in unsere Gemeinschaft integrieren, ohne dass auch nur einer von uns da an etwas anderes als eine tolle Gemeinschaft denkt.

Plötzlich werden wir alle per Lautsprecherdurchsage aus dem Wasser gescheucht.
„Ein Gewitter zieht auf, bitte verlassen Sie alle das Wasser!"
Fünf Minuten lang quäkt es aus allen Richtungen, bis die Becken völlig leer sind. Aber wir haben uns sowieso sofort drauf geeinigt, dass wir alle nach Hause fahren. Keiner von uns hat Lust, ohne Jacke durch einen Sturm zu radeln. Wir radeln erst zu mir, damit Max und Moritz ihre Schulsachen rausholen können, und dann sausen die anderen ohne mich weiter.

Der Himmel wird immer dunkler, und böiger Wind kommt auf. Schnell schiebe ich das Fahrrad in den Fahrradkeller und sprinte ins Haus. Innerhalb der nächsten Minuten bekomme ich mehrere erleichterte „habs geschafft"-Nachrichten von meinen Freunden. Und schon geht es los. Alle Schleusen des Himmels öffnen sich, Blitz und Donner sind nahezu gleichzeitig. Ich hänge schnell die Badeshorts und Handtücher im gemeinsamen Waschkeller auf und flitze dann in unsere Wohnung. Mama wirkt ein „bisschen" erleichtert, dass ich nicht in dem Höllenwetter da draußen stecke, und schiebt mir die Reste vom Mittagessen in die Mikrowelle. Papa kommt grade hoch aus seinem kleinen Handwerkerkeller und leistet mir Gesellschaft.

„Na, da haste ja Schwein gehabt, mein Sohn."
„Hm."
Runterschlucken.
„Die Bademeister im Gruga sind da ziemlich fit. Die haben uns sofort nach der Warnung aus dem Wasser gescheucht, da sind wir sofort los."
„Habe ich das heute Morgen richtig wahrgenommen, dass es Max ein bisschen besser geht? Er wirkte viel entspannter als letzte Woche."
Kauen. Runterschlucken. Nach der Toberei im Wasser habe ich irren Kohldampf.
„Ja und nein. Es dauert ja immer so zwei Wochen, bevor sich im neuen Schuljahr alles zurechtgerüttelt hat. Mit den Fächern, dem Stundenplan, den Paukern, dem Stoff kommen wir gut klar. Max Nachhilfe bei unserer Tutorin läuft auch gut an, den Stoff und die Termine für die Lerngruppen haben wir heute festgeklopft."

„Aber?"
Mama beteiligt sich nun auch am Gespräch.
„Aaaaaaber ... die Hartmann."
„Och neeee, nicht schon wieder. Ich dachte, die wärt ihr jetzt los???"
„In Mathe ja. Aber den Rest des Tages nicht."
Zwischen Kartoffeln, Kräuterquark und Schokopudding erzähle ich meinen Eltern, was da diese Woche alles abgegangen ist. Meinen Eltern fallen bald die Augen aus dem Kopf.
„Und Lasses Vater ist ja Rechtsanwalt. Er hat gestern Abend beschlossen, sich wieder in den Schulelternbeirat wählen zu lassen, damit er jetzt energisch werden kann. Vor vier Jahren beim ersten Versuch sind die ja am Schulamt gescheitert. Er wird jetzt direkt mit einer offiziellen Eingabe zum Regierungspräsidium marschieren und so richtig auf den Tisch hauen. So was dauert halt immer ein bisschen, aber vielleicht kann er ja was erreichen."

Ich sehe es hinter der Stirn meiner Mutter rattern. Dann sehe ich Entschlossenheit in ihrem Gesicht.
„Na, dann würde ich doch mal sagen: da dein Bruder die Hartmann jetzt in der Neunten erwischt hat in Erdkunde, werde ich mich auch in den Schulelternbeirat wählen lassen. Zu Zweit können wir da mehr Druck ausüben."
Spontan falle ich ihr um den Hals, bevor ich meinen leeren Teller in die Spülmaschine räume.
„Du bist die beste Mutter der Welt! Wenn du es hinkriegst, dass die Elternabende nicht auf Dienstag oder Freitag rutschen, mach ich auch freiwillig den Babysitter, damit Papa nicht mit seinem Schichtdienst ins Schleudern kommt."

...........................................................

9.10.2020

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro