088 ** Silvester-Planung ** Sa. 28.12.2019

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Weil ich heute auf meine jüngeren Geschwister aufpassen muss, treffen wir uns zur Silvester-Planung nachmittags bei mir. Max ist schon da – er hatte Redebedarf, aber viel helfen konnte ich ihm nicht. Ich weiß genauso wenig wie er, was Frau Süß eigentlich hatte sagen wollen. Und ich war ja gar nicht dabei. Aber immerhin kann ich ein bisschen ablenken und beruhigen. Dann trudeln nach und nach Moritz und Milly, Lasse und Sebastian ein. Sebastian kommt etwas abgehetzt, weil er am Vormittag noch bei Antoine in Langenberg war. Aber dann kann es losgehen.

„Leute, habt ihr was dagegen, wenn wir noch Annika und Lore einladen? Ich mag nicht immer das einzige Girl sein."
Keiner hat was dagegen, und da Milly den beiden gegenüber schon was angedeutet hatte, sind die schnell benachrichtigt.
„Das heißt, dass wir ..." Max zählt an seinen Fingern ab. „... Max und Moritz, Milly, Lore und Annika, Lasse und Paul, Sebastian ..."
„Ich würde gerne noch meinen Kumpel Tarek einladen, aus meinem Jahrgang. Ist das in Ordnung? Die Eltern sind total streng, aber ich hab gleich gesagt, dass es keinen Alkohol gibt, da konnten wir sie erweichen."
„Klar Lasse, kein Problem. Noch jemand?"
Sebastian beißt die Zähne zusammen, und alle anderen schütteln den Kopf.

„Dann sind wir also neun Leute. Können alle übernachten?"
„Tarek leider nicht. So weich sind die Eltern dann doch nicht geworden. Und von den Mädels erzählen wir lieber auch nichts. Also bitte keine Spontan-Posts irgendwo."
„Annika geht zu Lore zum Übernachten."
Auch Max macht sich jetzt Notizen.
„Gut, das heißt, dass sechs Leute bei uns schlafen. Tanja schläft in der Nacht in meinem Bett bei Seitzens, damit wir zwei Leute drüben ins große Bett legen können. Aufs Sofa können zwei. Und bei euch sind glaube ich zwei Klappmatratzen, oder Lasse?" - „Jupp. Die nehm ich dann für Paul und mich mit rüber."
„Das heißt, dass Moritz und Milly nach oben gehen, Sebastian und ich pennen dann auf dem Sofa."

Ich schaue auf meine kleine Fragenliste, die ich vorbereitet habe.
„Dann sollten wir feststellen, wer von wann bis wann da oder weg ist."
„Ich komm so um 22.00 Uhr rüber. Spätestens dann ist Ole ins Koma gefallen und wird ins Bett gebracht. Aber wann wollen wir überhaupt anfangen?"
„Ich wäre gerne schon um 18.00 Uhr da. Dann entgehe ich der Altherren-Silvester-Party und kann alles vorbereiten für die Cocktails. Und ich fänds cool, wenn jemand mit mir vorher die Getränke einkaufen gehen könnte."
Moritz überlegt.
„Hm. Fährst du selbst, oder bringt dich der Chauffeur?"
"Ich fahr selbst, da bin ich völlig frei und beweglich."
"Gut. Dann komm doch schon gleich nach dem Mittagessen. Ich kauf mit dir ein, wenn wir gleich eine Liste machen. Max, kann er so früh bei euch aufschlagen?"
"Ja, klar."
"Und allgemeines Eintrudeln um 19.00 Uhr?"
„Jo, das klingt gut, Moritz. Ich bin jedenfalls von Anfang an da, Lasse und ich werden einiges zu räumen haben. Und ihr?"
„Wir drei Mädels kommen um 20.00 Uhr, weil Lore nicht eher wegkommt. Dafür bringen wir einiges zu essen mit. Ofenkartoffeln, verschiedene Dips. Ach ja, und Annika hat gesagt, sie könnte ein Schokoladen-Fondue beitragen."
„Cool! Gebongt. Die darf immer kommen."
Moritz und Schokolade. Es ist das achte Weltwunder der Neuzeit, dass der trotzdem so schlank ist.

„Ach ja – Milly und ich wollen uns natürlich nicht um Mitternacht absetzen. Wir feiern doch alle zusammen!"
Max hakt ein.
„Aber ich. Ich mein – ich werde für etwa zwei Stunden verschwinden."
„Hä?"
Allgemeine Verblüffung.
„Unser Gastgeber macht sich vom Acker?"
Grrr, lasst ihn doch! Er hatte doch schon sowas angedeutet.
„Lasse, ist gut. Das kannst du genauso gut managen. Und es ist nur für zwei Stunden. Max ist dann sicher nach Mitternacht bald wieder da."
Max braucht einfach seine Ruhe grade ...

„Ich möchte mich mit Schlafsack, Taschenwärmern und heißem Tee in die Isenburg setzen und Feuerwerk mal nur kucken, nicht hören. Dieses Jahr hat so viel Spuren hinterlassen, und das nächste wird so viel fordern. Ich ... brauch Alleinsein. Und ich habe einfach die Hoffnung, dass ich da tatsächlich alleine sein werde. Die Ruine kennt eben doch nicht jeder."
Moritz legt ihm den Arm um die Schulter.
„Stimmt, das hast du neulich erwähnt. Aber warum klingst du dabei so traurig?"
Mooooooritz! Wo hast du grade deine Empathie geparkt???

„Ich bin nicht traurig. Einfach erschöpft. Richtig erschöpft. Papa, die Hartmann, Papa, Tanja, Papa, Mathe, Papa, die Survival-Woche, Papa, ... naja, und so weiter. Es sind ganz viele Türen aufgegangen für mich, ein paar sind zugegangen. Und jetzt ist mal wieder alles in der Schwebe. Manchmal möchte ich schon morgens den Tag gleich wieder beenden und zurück ins Bett gehen. Aber ohne Kopfkino. Also will ich nicht noch mehr Trubel obendrauf packen. Ich hoffe, ihr versteht das. Ich muss einfach noch ein halbes Jahr lang durchhalten, und das wird echt nicht einfach, wenn ich nicht ab und zu mal was verdaue von all dem, was ich da in mich 'reinstopfe'."

Eine Weile lang gibt es unwichtiges Gequatsche. Dann schaue ich wieder auf meine Liste.
„Sorry, auch wenns grade so gemütlich ist. Aber wir sollten noch über das Essen nachdenken. Übers Frühstück. Und übers Aufräumen."
Sebastian grinst.
„Du machst dich grade seeeeeeehr unbeliebt, das ist dir klar, oder?"
„Ruhe auf den billigen Plätzen. Du wirst wahrscheinlich mit den Cocktails am meisten Müll produzieren und am nächsten Tag sehr dankbar sein, wenn du das nicht alleine beseitigen musst."
Jetzt macht er große Augen.
„Stimmt!"

„Was für Cocktails hast du denn geplant?"
„Hm. Es wird einen Zimt-Marzipan-Cocktail geben, der „Weihnachtszauber" heißt. Dann gibt's den „Maritim", da verrate ich nicht, was drin ist. Und als drittes den „Bittersweet Memories". Da ist normalerweise tüchtig Umdrehung drin, die kann man aber teilweise bis ganz weglassen. Das dürfte dann wegen Tarek besser sein."
Lasse kuckt ganz neugierig.
„Bittersweet Mermories! Das ist ja ein spannender Name. Wessen memories?"
„Keine Ahnung, wer den kreiert hat. Der wird schon seinen Grund gehabt haben. Es schmeckt einfach genial."

Wir planen noch ein bisschen, was wir mit der einen Stunde anfangen wollen, in der wir tatsächlich alle da sein werden. Ansonsten werden wir Spiele hinstellen, Musik da haben und uns bestimmt nicht langweilen. Wir sind uns einig, dass wir außer ein paar Wunderkerzen um Mitternacht selbst nicht ballern sondern lieber vom Balkon aus das Geballer aller anderen genießen wollen.
„Den Dreck haben wir hinterher ja trotzdem im Garten liegen."

„Leute – ich hab Hunger. Kann man da was gegen machen?"
Irgendwie ist Moritz heute etwas neben der Spur ...
„Sollen wir das Pizza-Taxi bemühen und zusammen einen Film glotzen?"
„Gerne. Wenn du es schaffst, dass wir uns auf einen Film einigen?"
Also bringen wir erst eine geschlagene halbe Stunde damit zu, unsere Pizzen zu bestellen. Und dann einigen wir uns – oh Wunder! - innerhalb von fünf Minuten auf einen Film. Irgendwie knautschen sich alle auf mein Bett, und dann suchten wir „Avatar". Das Pizza-Taxi sorgt für eine kleine Mampf- und Lüftungspause. Aber dann geht's sofort weiter, weil gleich das hochdramatische, große Finale kommt.

Aussprache


„Findus? Machst du noch lange, oder hast du Lust, einen Film zu glotzen und dabei von Pettersson gekrault zu werden?"
Ich stecke meinen Kopf durch Jennys Zimmertür und schaue sie fragend an. Aber an ihrem Gesicht sehe ich, dass etwas ganz anderes ankommt. Sie überlegt einen Moment, klappt dann ihren Laptop zu und steht auf.
„Ich glaube, es ist viel wichtiger, dass wir mal wieder in Ruhe reden, alter Mann."
Wenige Minuten später sitzen wir gemeinsam auf dem Sofa und schlürfen den letzten Adventskalender-Tee. Ich muss mir das Hibbeln verkneifen, weil ich keine Ahnung habe, was jetzt kommt.

„Toni, ich glaube, wir beide haben etwas verpasst. Wir kennen uns ewig, haben Schule, Freizeit, Urlaube, Studium und einfach alles miteinander durchgezogen. Und zumindest ich habe nie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, dass das zwangsläufig nicht immer so weiter gehen wird. Das ist mir grade eben bewusst geworden."
„Aber ... was hab ich denn gesagt?"
Ich hab das Gefühl, jetzt sind wir echt im falschen Film.
„Toni, ganz ruhig. Das war nicht das Vorwort zur Abschiedsrede. Ich ... hab nur grade begriffen, dass es nicht mehr möglich ist, dass ich IMMER dir UND mir gerecht werde. Du akzeptierst klaglos, dass ich immer öfter zu Lennart verschwinde. Jetzt lasse ich dich sogar an Silvester allein. Du machst es mir damit leicht. Aber für dich ist das ganz furchtbar schwer. Das Wortspiel eben mit dem Kraulen haben wir schon seit Ewigkeiten drauf. Aber ... ich werde jetzt von Lennart gekrault. Und du möchtest eigentlich am liebsten von Max gekrault werden. Dass bei dir noch so in der Schwebe ist, was ich längst genießen darf, ist hart für Dich."

Jetzt werde ich richtig nervös.
„Aber ich hab doch nichts von dir verlangt!"
„Ja, genau. Du hast das still und heimlich weggesteckt, und ich habe keine Sekunde drüber nachgedacht. Das tut mir sehr leid. Nur ... selbst, wenn ich das jetzt begriffen habe – ich kann das nur bedingt ändern."
„Das verlange ich doch gar nicht."
Jenny schüttelt den Kopf und zieht mich in ihre Arme.
„Toni, du bist eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Wir haben schon so viel Scheiße miteinander überstanden, DAS wird sich nie ändern. Bitte glaube mir – wir werden noch eine ganze Weile zusammen wohnen, wir werden auch weiterhin zusammen in Urlaub fahren und Projekte durchziehen und Nächte durchquatschen und einfach unser Leben miteinander teilen. Hab keine Angst, dass ich dir entgleite. Ich könnte gar nicht ohne dich."

Meine Anspannung der letzten Tage löst sich in Tränen auf. Jenny hält mich einfach fest und krault nun mich am Haaransatz, bis ich mich wieder beruhigt habe.
„Du hast noch gar nichts von gestern erzählt. Wars schön?"
Ich schnurre wie eine Katze bei der schönen Erinnerung.
„Es war wunderschön. Fast ein bisschen wie beim Schluss von Dirty Dancing. Er hat mich hochgehoben und sich mit mir auf dem Eis gedreht. Das hat sich so wundervoll, so schwerelos und so vertrauensvoll angefühlt. Es war einfach toll, mal ganz unbeobachtet Zeit miteinander zu verbringen."

„Aber? Da schwingt noch was mit. Du warst sehr still und nachdenklich, als du nach Hause kamst."
„Naja, ich hatte gehofft, dass ich in Ruhe mit Max über den Schulwechsel reden und ihm erklären kann, dass ich das für uns versucht habe. Aber es ging irgendwie nicht. Mal passte es nicht, mal hab ich mich nicht getraut, mal hat ein Kamikaze-Flieger auf der Autobahn eine unerklärliche Vollbremsung gemacht. Und dann war die Zeit plötzlich rum. Die Stimmung war dadurch am Ende etwas ... komisch. Und das war voll schade. Und – ich hab die Beichte immernoch vor mir."

„Ja, das solltest du allerdings bald hinter dich bringen. Bevor er es von anderen in der Schule erfährt. Was glaubst du, wird er diesmal vernünftiger reagieren?"
„Wenn nicht, dann ..."
„Sprichs nicht aus. Lass uns hoffen, dass er was dazugelernt hat."
„Hmmm. Er ist so wunderbar. Er MUSS das einfach lernen."
„Wird er. Und jetzt lass uns glotzen, alter Mann!"
Jenny schnappt sich die Fernbedienung, geht auf Netflix und knallt uns unseren Lieblings-Sherlock auf Englisch rein – die Folge, wo Irene Adler sagt:"Brain is the new sexy."
Das kann ich nur bestätigen. But heart isn't that bad too ...

„Danke, Jenny. Du bist die wunderbarste Freundin, die ein Mensch haben kann auf der Welt."
„Nö."
„Wiiieeeeeee – nö???"
„Nö. Das bist nämlich du. Und deshalb wirst du mich auch nicht los. Egal in welcher Wohnung oder in welchem Universum ich grade bin. Du gehörst dazu. Und wenn dir die Decke auf den Kopf fällt, dann sag das gefälligst. Ich werde nicht immer mit wehenden Fahnen gerannt kommen. Aber du kannst dir sicher sein, dass ich dich immer wahrnehmen werde."
„Hmmmm."
Wieder schnurre ich wie eine zufriedene Katze.

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12.12.2020

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