155 ** Abiturfeier ** Fr. 19.6.2020

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Hach, ist das schön, dass ich heute nicht vom Wecker geweckt werde. Ich bin ausgeruht und ganz entspannt. Es können keine Überraschungen kommen, jeder, der mir wichtig ist, weiß alles, was er wissen soll. Wir werden heute noch mal „die Abschlussprüfung" tanzen und morgen auf dem Ball einfach die Party rocken.

Unruhe auf dem Flur lässt mich aufhorchen. Nach einem Blick auf meine Uhr stehe ich auf und ziehe mein „Outfit für schick" an. Ich lächele in mich hinein, während ich dran denke, wie Anni in Prag fast die Augen aus dem Kopf gefallen sind bei meinem Anblick. Dann spüre ich plötzlich wieder, wie Anni ein paar Stunden später diese Knöpfe geöffnet hat, und beschließe, mich jetzt ganz schnell auf meine Abifeier zu konzentrieren. Heute gibts nur noch einen Schlips dazu. Papa und Onkel Thorsten kommen im „gehobenen Bürostyle", sprich im Anzug. Lasse, Moritz und Paul werden ganz ähnlich aussehen wie ich. Für Paul ist ein Anzug nur für die eine Gelegenheit einfach nicht drin, und darum kommen wir alle mit Edeljeans, Hemd, Jacket und Schlips. So fühlen wir uns wohler, und er ist nicht der einzige.

Alle haben sich für heute frei genommen, sogar Ole geht nicht in den Kindergarten sondern kommt mit zur Abifeier. Der ganze Tag ist stramm durchgeplant. Frühstück bei Papa und Tanja. Mittagessen bei Tante Jana. Die hat schon alles vorgekocht, damit es nach der Feier schnell geht. Und zum Abendessen treffen wir uns mit mehreren Familien in einem Restaurant.

Als ich am Frühstücktisch eintreffe, sehe ich sofort, dass Tanja wohl keine so tolle Nacht hatte. Sie sieht ins Unreine gesprochen aus wie ausgelutscht. Und so begrüßt sie mich gleich auch.
„Max, guten Morgen. Es tut mir so leid, aber ich fürchte, ich kann nicht mitkommen. Ich hätte euch doch so gerne tanzen gesehen. Katharina hat einen Wachstumsschub oder spürt unsere Aufregung oder ... Ich weiß es nicht. Aber ich werde sie einfach nicht die ganze Zeit ruhig halten können."
Ich gehe schnell zu ihr und nehme sie in die Arme.
„Musst du doch auch nicht. Wir haben gleich die erste Reihe bei der Umkleide, die mit Wickeltisch als Rückzugsraum eingerichtet worden ist. Da drinnen ist sogar ein Lautsprecher, damit man hört, wer grade aufgerufen wird. Du kommst bitte mit, setzt dich da an den Rand und entspannst. Ohne dich hätte ich das niemals geschafft! Bittebittebittebittebitte!"

Ich übe mich im „braunäugige Dackelblicke werfen" – und habe Erfolg.
„Na gut. Es kommt nunmal nicht wieder."
Bevor wir anfangen zu essen, steht Papa auf.
„Lieber Max! Wenn ich mich hier so an dem Tisch umblicke, dann denke ich, hier fehlt jemand ganz entscheidendes. Er zieht ...
mein hässliches Entlein!
... aus seiner Jackettasche.
„Deine Mutter, Marie. Es wird Zeit, dass ich dir deinen Schwan wiedergebe, damit sie heute auch bei uns sein kann."
Schlagartig heulen Tante Jana und ich Sturzbäche, während ich mein kostbares Erinnerungsstück entgegennehme.
„Ich brauche sie nicht mehr, denn du hast mich nach Hause geliebt. Sie gehört dir."
Auch Papas Augen schimmern nun feucht.

Nach dem Frühstück wird Katinka nochmal gestillt, alle anderen brezeln sich endgültig auf, und wir starten. Lasse, Lotta, Tante Jana und ich fahren mit dem Rad, Ole steckt im Fahrrad-Anhänger. So wird für die anderen nur ein Auto gebraucht. Onkel Uwe kommt direkt zur Schule. Ausnahmsweise ist heute mal der Schulhof fürs Parken freigegeben, damit alle Eltern einen Platz bekommen. Ich bringe Tanja als erstes zum Wickelraum neben der Halle, damit Katinka möglichst wenig Lärm und Unruhe abbekommt. In der großen Sporthalle sortieren sich inzwischen die Familien auf die reservierten Stühle.

Ich setze mich direkt neben Tanjas Stuhl, damit ich im Bedarfsfall helfen kann, und schaue mich in der Halle um. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie Herr Reinhardt es schafft, aus der miefigen Hütte voller Geräte einen festlichen Raum mit toller Deko zu machen. Sein wichtigster Trick ist ja, dass er ganz leichte, riesige weiße Stoffbahnen hat, die er an den Turnseilen von der Decke aufhängt. Das ist immernoch ganz weit oben, es sieht aus wie ein schicker Baldachin, man sieht aber die Sportgeräte, Basketballkörbe, Seile und sowas nicht mehr. Und nebenbei ist auch die Akustik besser. An den Wänden entlang stehen alle verfügbaren Ständer für Badminton- und andere Netze, Stellwände und daran ist rumdrum ein hellblauer Stoff gespannt. Dahinter verschwinden alle Kabel, ungenutzten Türen, technischen Ersatzteile und Requisiten. Die Oberkante der „blauen Wand" ist mit Efeuranken geschmückt, und alle paar Meter hängen dunkelblaue Bänder runter. Auf der Bühne steht hinter dem Vorhang das Equipment vom Orchester. Davor stehen in den Ecken zwei bombastische Blumengestecke und seitlich das Rednerpult. So können alle Darbietungen auf der großen Fläche stattfinden, ohne dass viel geräumt werden muss.

Um 10.00 Uhr werden wir mit dem Schulgong auf die Plätze gescheucht. Anni muss leider vorne bei den Kollegen sitzen, aber später werden wir ja viel Zeit miteinander haben. Als es merklich stiller geworden ist, kommen Tanja und zwei weitere Mütter aus der Umkleide und huschen zu ihren Plätzen.
Katinka schläft.
Den Auftakt bildet das Orchester. Dann begrüßt der Direx alle Schüler, Gäste, „blablabla ..."
Katinka schläft.
„Erfolgreich ... gratulieren ... Verantwortung ... blablabla ..."
Katinka schläft.
Das Orchester spielt.
Katinka ist wach.
Hmpf.
Ehe Tanja reagieren kann, schnappe ich mir die kleine Maus und gehe singend mit ihr im Foyer spazieren.

Als das Orchester fertig ist, gehe ich wieder rein. Herr Erdmann als Stufenleiter spricht. Und das ist sogar fast spannend.
„Ihr ... Wir ... "
Katinka schläft.
Der Unterstufenchor singt.
Katinka ist wach.
Schnell verschwindet Papa mit der Kleinen. Tanja lächelt über unseren Eifer und entspannt sich ein bisschen. Herr Erdmann bekommt von ein paar Leuten aus unserem Jahrgang einen Orden für besondere Verdienste am Abiturvolke verliehen. Während ein älterer Herr zum Rednerpult wackelt, weil ja immer auch ein früherer Abiturient des Beethoven-Gymnasiums den Schlaftablettentest machen muss, kommt Papa wieder rein. Katinka ist wach und schaut unzufrieden. Erst jetzt lassen wir Tanja mit dem Zwerg wieder nach nebenan.

Wir Tänzer und Milly dürfen uns zum Glück verkrümeln und müssen uns den Typ nicht anhören. Wir flitzen zur Seite raus, hinter die Bühne, ziehen uns um, machen uns gründlich warm. Alle Geräte sind startklar, Herr Reinhardt schiebt noch einen Getränke-Automaten und ein paar Bänke mit Stühlen hinter den Vorhang. Nebenan wird das Vormittagsschläfchen mit gnädigem Applaus bedacht. Durch die Vorhangspalte sehe ich, dass Jenny Tucher sich erst suchend umschaut, dann energisch in den Wickelraum strebt und kurz darauf Tanja mit irritiertem Gesicht wieder rauskommt. Ohne Katharina.
Danke, Jenny! Du bist einmalig!
Tanja setzt sich zu Papa. Herr Erdmann geht ans Mikro und bedankt sich anständig bei dem Veteranen.
„Und jetzt, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden ein paar Schüler unseres Sportleistungskurses Ihnen zeigen, was sie getrieben haben, wenn sie grade mal nicht versucht haben, Matheformeln, Spanischvokabeln und Goethezitate in ihren Kopf zu hämmern. Denn für alle geht es ja jetzt nach dem Abitur weiter, und dafür mussten Bewerbungen geschrieben und Aufnahmeprüfungen bestanden werden. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!"

Herr Reinhardt schiebt unsere Kulissenteile vor den Vorhang. Und wir starten durch. Wir haben nochmal ein paar Sachen geändert, haben Parodien auf Mitschüler und Lehrer eingearbeitet und gehen so richtig, richtig zickig miteinander um. Als ich mich einschalte, sehe ich kurz, dass Anni vorne und Tanja und Papa an der Seite um die Wette strahlen. Wir haben einen unglaublichen Spaß und gehen total ab auf der Bühne, befreit von jedem Leistungs-, Prüfungs- und sonstigem Druck, während sich unser Publikum biegt vor Lachen. Ab und zu werden Namen reingerufen, und wenn die Prognose stimmt, müssen wir uns ganz schön zusammenreißen. Zum Glück lachen – soweit ich das sehen kann – alle Betroffenen mit. Die Durchsage am Schluss haben wir uns von Jenny aufsprechen lassen. Sie ahmt dabei seeeeehr gekonnt und glaubwürdig Annis Stimme und Sprechweise nach. Anni rollt vorne fast vom Stuhl, während ein Freund von Lasse sie dabei filmt.
Das musste einfach sein, das lasse ich mir nicht entgehen!

Tanja flitzt wieder in den Wickelraum, Jenny kommt raus, wir verlassen ausgepowert und sehr zufrieden die Bühne. Während wir uns kurz frisch machen und umziehen, hören wir die Stimme eines Elternvertreters, der nahtlos an seine Vorredner anknüpft und was vom Ernst des Lebens erzählt. Als wir wieder zu unseren Familien stoßen, kommt auch Tanja wieder zu uns. Katinka schläft.
Das Orchester spielt.
Katinka ist wach.
Diesmal schnappe wieder ich mir die kleine Maus und gehe nach nebenan.

Einmal schnuppern.
O.K. Mädel, wirst gewickelt.
Das kann ich inzwischen ziemlich gut. Aber ausgerechnet jetzt höre ich durch den Lautsprecher, dass die eigentliche Zeugnisverleihung stattfinden soll. Ich lasse mich nicht hetzen und schiebe auch Tanja energisch wieder zur Tür raus. Das krieg ich schon hin. Der Sport-LK ist ja nicht als erstes dran. Ich wickele mein Schwesterkind in aller Ruhe zu Ende und gehe dann mit ihr auf dem Arm an der Seite der Halle auf und ab. Als Anni zum Mikro geht, um ihre Sportler aufzurufen, verkneife ich mir ein Grinsen. Sie schaut einmal lächelnd in die Runde und sagt ein paar allgemeine Worte zum Sport-LK.

Dann muss sie plötzlich tief Luft holen. Sie schaut jeden von uns einzeln an, und die anderen stehen dabei intuitiv auf. Ich steh ja schon.
„Annika. Kolja. Laura. Lore. Max. Milly. Moritz. Murat. Olga. Paul. Sandra. Sebastian. Torben. Ich bin fast so jung wie ihr. Ihr seid mein allererster eigener Leistungskurs. Mehr noch: Ihr seid der allerbeste Haufen, den ich jemals unterrichtet habe."
Schallendes Gelächter.
„... Und jemals unterrichten werde. Manchmal hat es sich für mich angefühlt wie im Märchen."

Erneutes Gelächter. Unser Dialog am Anfang des Schuljahres hatte schnell die Runde gemacht, war phasenweise zum Running Gag geworden und ist nun natürlich in der Abi-Zeitung verewigt.
„Ihr seid dreizehn Persönlichkeiten. Und ihr seid ein unschlagbares Team. Ihr hattet das nebulöse Ziel ‚Abi' in der Ferne. Auf dem Weg dahin habt ihr euch angefeuert und geholfen, miteinander geübt, einander Respekt erwiesen und in vielen, vielen spannenden Gesprächen nach und nach herausgefunden, wo ihr euer Leben hinsteuern wollt. Ihr habt tapfer alle Turbulenzen ertragen, die unter anderem durch mich entstanden sind, und habt mir, als der Stress über mir zusammenzubrechen drohte, sogar noch den Rücken frei gehalten, um mir durch die Durststrecke zu helfen. Ich möchte euch heute Danke sagen. Dieses Jahr mit euch wird mir immer unvergesslich bleiben. Sucht und findet euren Weg. Lasst euch nicht schrecken, wenn es holprig wird. Und bleibt diese aufrechten, kollegialen, spannenden Persönlichkeiten, die ihr heute seid."

Wie von einem Gummiband gezogen, gehen wir alle dreizehn nach vorne zur Bühne.
„Ich empfinde es tatsächlich als eine große Ehre, dass ich euch heute eure Abiturzeugnisse überreichen darf. Ich mache mir um euch auch keine Gedanken. Ich weiß, dass ihr alle euren Weg gehen werdet. Ihr seid soweit. Breitet die Flügel aus und schwimmt, rudert, rennt, tanzt, fliegt da zur Tür raus, rein in euer Leben. Ich bin unglaublich stolz auf euch."

Erst, als ich auf der Bühne angekommen bin und zwischen Moritz und Paul stehe, merke ich anhand von Annis amüsiertem Blick in meine Richtung, dass ich noch immer die schlafende Katharina auf dem Arm habe. Meine beiden herzallerliebsten Freude beißen sich auf die Fäuste, um nicht laut loszulachen. Im Publikum entsteht Gemurmel. Anni überlegt einen Moment und geht zurück zum Mikro.
„Nicht, dass hier irgendwelche Gerüchte entstehen. Max ist in diesem Schuljahr nicht nur erwachsen und Tanzstudent geworden – sondern auch großer Bruder. Wer weiß – vielleicht darf ich eines Tages auch Katharina hier auf dieser Bühne ihr Abiturzeugnis in die Hand drücken."
Vereinzeltes peinliches Gekicher.
Woah – dann war Annis Intuition also richtig! Die haben doch alle'n Rad ab!

Anni gibt jedem von uns das Zeugnis, gratuliert und nimmt uns der Reihe nach in die Arme. Bei uns allen laufen die Tränen.
Katinka wird wach. Und diesmal ist es ihr offensichtlich endgültig zu laut und zu komisch. Sie schaut mich an, holt tief Luft und brüllt die Wände zusammen. Der ganze Saal lacht.

Nur Moritz und Paul halten die Luft an. Anni und ich schauen uns an. Wir denken offensichtlich alle vier das selbe. Vor einem knappen Jahr habe ich hier in dieser Halle in einer Mittagspause meine ganze Wut und Verzweiflung rausgeschrien und in die große Matte geprügelt. Jetzt schreit meine kleine Schwester. Aber hoffentlich nicht nur zum ersten sondern auch zum letzten Mal in ihrem Leben in dieser großen Halle. Als wir gemeinsam die Bühne verlassen, kommt Tanja angeschossen und verschwindet schnell mit Katinka im Wickelraum.
Aber ich habe es geschafft, dass sie bei allem Wichtigen dabei war!

Einer nach dem anderen treten die LK-Lehrer nach vorne, sagen ein paar Worte und überreichen ihren Schützlingen die Zeugnisse. Ich kann jetzt entspannt auf meinen Stuhl rutschen und loslassen. Ich weiß zwar, was da noch kommt, aber ich muss heute nicht mehr ran. Nachdem alle ihre Zeugnisse haben und das Orchester wieder für Abwechslung gesorgt hat, sind wir Schüler nochmal dran. Bernd ist auserkoren worden, die Schülerrede zu halten. Außerdem machen sich einige Kids vom Unterstufenchor und fünf Leute vom Oberstufenchor startklar.

Spritzig und pointiert führt Bernd uns noch einmal durch unsere Schulzeit – in Form eines Märchens, in dem auch Mathedrachen, Zauberer, Feen, Orks und natürlich ein Mathezwerg vorkommen. Dann kommt er zu unserem allergrößten "Magier" – Dennis Reinhardt. Der kriegt ja jedes Jahr seine eigene Rede. Wir haben uns aber was anderes einfallen lassen. Bernd stellt einen Stuhl an den Rand der Bühne und bittet unseren Hausmeister, dort Platz zu nehmen.
„Liebe Eltern und Verwandte. Wir hatten jetzt acht Jahre lang Zeit, uns darüber zu wundern, was eure Hausmeister damals wohl falsch gemacht haben könnten. Denn: ihr habt eigentlich nur immer geschimpft. Das wird heute nicht passieren, denn der Mann, den wir jetzt ehren wollen, hat jedem von uns unzählige Male – entschuldigen Sie bitte – den Arsch gerettet, Tränen getrocknet, Handschuhe wiedergefunden und noch unendlich viel mehr. Um Ihnen zu zeigen, was ihn so besonders macht und warum wir alle ihn schmerzhaft vermissen werden, haben wir extra die Wise Guys aus Köln wiederbelebt. Bitte begrüßen Sie mit mir auf der Bühne Björn, Dän, Eddy, Nils und Sari!!!!!"

Ich freue mich jetzt schon auf die Reaktionen. Denn die Wise Guys haben kurz vor ihrer Auflösung in 2017 einen Song von Unheilig gecovert – mit einem so genialen Text! Die fünf Leute vom Oberstufenchor stellen sich auf und legen los.

https://www.youtube.com/watch?v=6JqxMtfQWLc

(Das ist leider die lange Variante, die Kurze ließ sich hier nicht einfügen.
Sobald Dän anfängt zu quatschen, kannste ausmachen.)

Sie müssen ganz schön kräftig singen, denn im Publikum sitzen sehr viele, die das Original kennen. Und die lachen sich natürlich schlapp bei dem neuen Text. Bei den Wise Guys ist der Sänger Nils nach und nach mit Warnweste, Schutzhelm, Zollstock und Bohrmaschine ausgestattet worden. Bei uns bekommt all diese Requisiten unser Dennis Reinhardt ausgehändigt. Auch ein Besen wird ihm in die Hand gedrückt. Und auf die runtergelassene Leinwand ist ein Bild von ihm projeziert, wo er grade ein Loch in die Wand bohrt.

Am Schluss fängt dann auch noch der Unterstufenchor im Hintergrund an zu singen, passend zum Text. Herr Reinhardt bedankt sich mit Lachtränen in den Augen bei allen Sängern und wedelt einmal mit dem Besen ins Publikum. Unsere Sekretärin Frau Zimmermann bekommt ein witziges Gedicht über Geduld und einen großen Blumenstrauß, und dann ist auch Bernd fertig mit seinem Teil. Ich muss dran denken, wie Herr Reinhardt uns nach dem Kirschkernspucken geholfen hat, den Hof zu „fegen".
Ja, ich werde ihn wirklich vermissen!

Grade kommt Tanja wieder mit Katinka aus dem Wickelraum und flüstert mir zu, dass sie gerne nach Hause möchte, als unser Direx wieder ans Pult tritt. Er bedankt sich bei allen Mitwirkenden, ich gebe Papa einen Schubs. Dr. Miegel wünscht uns nochmal alles Gute.
„Los. Tanja möchte nach Hause. Seht zu, dass ihr vor allen anderen vom Parkplatz kommt!"
Alle Abiturienten gehen nochmal auf die Bühne fürs große Gruppenfoto. Papa flitzt schon raus, Tanja legt Katinka in den Kinderwagen und schiebt sofort hinterher. Im nächsten Moment bricht das Chaos aus, weil ALLE Eltern versuchen, die ganze Gruppe und ihr eigenes Kind zu knipsen.
Gutes Timing, kleine Schwester. Danke, dass Tanja alles miterleben durfte!

Energisch greift Herr Reinhardt zum Mikrofon und dirigiert die ganze Meute. Wir Abiturienten sortieren uns nach Leistungskursen, die entsprechenden Lehrer kommen dazu, Anni schiebt sich unauffällig neben mich. Die Gäste werden gebeten, sich wieder hinzusetzen, dann sollen nur die, die wirklich knipsen wollen, sich an der einen Hallenwand aufstellen, an uns vorbeigehen, dabei knipsen und auf der anderen Seite verschwinden. So ist das Chaos schnell wieder beseitigt, alle Geräte sind voller immer gleicher Bilder, und uns allen klebt das Dauerlächeln in den Mundwinkeln.

Als das alles rum ist, atmen wir auf. Ich flüstere noch kurz mit Anni.
„Wann kommst du dazu?"
„Ich werde gegen 17.00 Uhr bei euch sein, passt das? Dann können wir zusammen zum Restaurant fahren."
„Klar, ich freu mich!"
Dann drehe ich mich zu meinen Kumpeln rum.
„Jungs? Ab nach Hause! Wir sehen uns heute Abend wieder."

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17.2.2021

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