Kapitel 35

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Gegenwart

Die Maske meines Vaters saß perfekt.
Ich konnte ihm nicht ansehen, was in seinem Kopf vorging. Konnte keinen einzigen Gedanken erahnen.
Meine Mutter hingegen hatte sich tierisch über die Neuigkeiten gefreut, mit denen ich nach Hause gekommen war. Seitdem lächelte sie die ganze Zeit, ununterbrochen.
Mein Vater hingegen schwieg.
War er unsicher, ob ich die Wahrheit sagte?

Es hatte nach langer Zeit endlich Mal wieder den ganzen Tag geregnet und die Luft roch nach Petrichor. Mein Herz ging auf bei diesem Geruch. Er war einer meiner liebsten auf der ganzen Welt.
Meine Mutter plauderte fröhlich vor sich hin. Freute sich, dass die Pflanzen endlich wieder Wasser bekamen und der Garten bald wieder in neuem Glanz erstrahlen würde.
"Ich habe etwas drin vergessen. Steigt schon Mal ein." Sagte mein Vater monton, verschwand nocheinmal im Haus. Ich schaute ihm hinterher, meiner Mutter schien sein merkwürdiges Verhalten nicht einmal aufzufallen.

Ich tippte die Adresse ins Navi ein, war mir aber sicher, dass ich meinem Vater trotzdem helfen musste. Der Weg zu diesem Lagerhaus glich einem Irrgarten. Was natürlich genau das Ziel hinter ausgerechnet diesem Lagerhaus war.
Als wir gestern dort angekommen waren, standen dort ein Haufen Autos. Keine Ahnung, welche Autos, denn ich hatte wirklich keine Ahnung von ihnen, aber sie sahen teuer aus. Und nach Luc's Schilderung waren sie das auch.
Auch der zweite Wagen meiner Eltern stand dort. Ich hatte Luc gebeten, ihn noch wegzufahren. Denny würde sie zwar von ihren Schulden Freisprechen, wiederbekommen würden sie das Auto trotzdem nicht.

Die Strecke fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit. Außer dem leisen Summen des Radios war es still. Niemand sagte ein Wort. Es hatte erneut angefangen zu regnen und die großen Tropfen prallten auf das kleine Dachfenster des Autos. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren. Nicht darauf, was uns bevorstand oder wieso mein Vater sich so komisch benahm.
Ich hatte mir den Weg ausgezeichnet gemerkt und erklärte ihn, ohne dass wir uns auch nur einmal verfuhren.

Luc stand auf der freien Fläche vor der Lagerhalle. Er war von den dreien wahrscheinlich wirklich noch das beste Empfangskomitee. Seine Haare hingen ihm nass in die Stirn. Seine Anziehsachen mussten komplett durchweicht sein.
Schnell stiegen wir aus und liefen zu ihm. Ich hielt es nicht für angebracht ihn zu küssen, bevor dieses Gespräch stattgefunden hatte, entschied mich also nur für ein flüchtiges Lächeln. Dann huschte ich an ihm durch die Eingangstür.
Meine Eltern folgten direkt hinter mir.

Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel, dann hatte Luc aufgeholt und führte uns durch die Halle. Ich war mir sicher, dass hier sonst einer Menge illegaler Kram gelagert wurde, mein Auge erblickte jedoch kein einziges davon. Hatten die Jungs etwa aufgeräumt?
Er führte uns in einen großen Raum mit einem langen Tisch in der Mitte.
Ich erblickte Akten, Ordner, Papiere. Hoffte dass irgendwo unter diesen auch der Vertrag steckt, der meine Eltern in die Freiheit entlässt.

"Herzlich Willkommen Mr. und Mrs. Davis. Oder lieber vielen Dank, dass Sie überhaupt gekommen sind." Denny hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen. Eine absurde Kombination, die ich so bis jetzt noch nie gesehen hatte.
Er schüttelte meinen Eltern die Hand, meine Mutter streckte ihm seine freudig entgegen, mein Vater immer noch mit Widerwillen. Dann blieb er vor mir stehen.
"Und du musst dann wohl Alora sein." Er hielt nun auch mir die Hand hin. Was für ein Spiel wurde hier gespielt?
Ich schüttelte sie mit Unbehagen.

"Mr. Hemstone und Mr. Walsh kennen Sie ja bereits. Sie werden uns ein wenig unterstützen. Setzen Sie sich doch bitte."
Denny so förmlich zu erleben, so nett und auf Augenhöhe, löste ein seltsames Gefühl in mir aus. So kannte ich ihn nicht. Ich konnte nur hoffen, dass das einfach seine Art gegenüber Geschäftspartner war. Irgendwas musste ihn ja so erfolgreich gemacht haben. Dass da auch Charme dazugehört, hätte ich jedoch niemals gedacht.

Wir setzen uns an das eine Ende, die Männer an das andere.
"Wie ihre Tochter Ihnen wahrscheinlich bereits im Namen von Mr. Hemstone erzählt hat, haben wir heute gute Nachrichten für Sie." Er blätterte in einer der Akten und zog einen zusammengehefteten Stapel Papier heraus.
Schob ihn zu uns rüber.
"Wir erlassen Ihnen mit diesem Vertrag die restlich anstehenden Schulden. Nach dem Sie unterzeichnet haben, sind Sie uns keinen Cent mehr schuldig." Ungläubig blätterte mein Vater durch den Vertrag, unschlüssig zu wissen, ob er glauben soll was vor seinen Augen passiert.
Mein Blick suchte den von Luc. Er nickte mir kaum merkbar zu. Beruhigte mich so ein wenig. Das alles hier war also völlig normal.

Meine Eltern nahmen sich viel Zeit, den ganzen Vertrag auf den Kopf zu stellen. Suchten nach Fallen, falschen Formulierungen, waren sich einig, niemals wieder den gleichen Fehler zu machen.
Und zwar Denny vorschnell zu vertrauen.
Ich würde ihnen gerne sagen, dass sie das können. Dass die Männer, die hier vor ihnen sitzen, eigentlich gute Männer sind. Die nur versuchen zu überleben. Dass sie mir zu Liebe auf ihr Geld verzichten. Dafür das Luc und ich wieder glücklich sein können. Doch nur weil das für mich etwas änderte, hieß das leider nicht automatisch, dass das auch für andere galt. Also schwieg ich.

Als mein Vater fertig war, räusperte er sich leise. Schaute zwischen den drei Männern hin und her.
"Hier steht, wir bekommen nichts von dem wieder, was Sie schon in Anspruch genommen haben. Unsere Firma?"
"Nein Mr. Davis. Die leider nicht. Ich kann verstehen, wie gerne Sie diese zurück haben möchten. Aber glauben Sie mir wenn ich Ihnen sage, dass sie nichts mehr wert ist. Sie würden sich unglücklich machen." In Denny's Blick lag Verständnis. Verständnis, welches mein Vater nicht verstand.

Er sprang auf, sein Stuhl fiel mit einem lauten Knall nach hinten. Auch die drei Männer erhoben sich.
"Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie sind doch alle noch fast Kinder!" Die Stimme von meinem Vater erfüllte den ganzen Raum. Ich schickte ein kurzes Stoßgebet in den Himmel, dass er nicht alles kaputt machen würde. Das darf nicht passieren.
"Wir haben Ihnen einen Kredit gegeben. Kredite müssen überall zurückgezahlt werden. Bitte beruhrigen Sie sich." Denny hob die Hände, versuchte meinem Vater klar zu machen, dass sie jetzt auf der selben Seite standen.

"Sie haben uns alles gekostet. Mein Firma, mein Leben, meinen Ruf! Sie haben mir und meiner Frau, meiner Tochter, alles genommen, was wir uns über die Jahre so hart erarbeitet haben. Mit welchem Recht?! Und wenn meine Tochter nicht diesen Typ ranlassen würde, hätten Sie uns unsere Schulden auch niemals verziehen! Sie sind schlechte Menschen. Ich verhandle nicht mit schlechten Menschen!"

Augenblicklich suchte mein Blick Luc. Er war verletzt, dass wusste ich. Doch er versuchte es zu verstecken.
"Bitte beruhigen Sie sich wieder." Versuchte es jetzt Elias. Seine Stimme selbst war die Ruhe in Person.

Doch dann ging alles fiel zu schnell. Mein Vater begann durch den Raum zu laufen, zog eine Waffe aus seiner Umhängetasche.
"Tommy! Was denkst du hast du damit vor?" Schrie meine Mutter empört. Doch er überhörte sie einfach.
Er blieb vor der Tür stehen.
"Alora. Marry. In die Hocke. Sofort!" Befahl er. Wir folgten seinen Worten, unfähig zu verstehen, was hier vor sich ging. Wäre mein Vater wirklich in der Lage dazu, jemanden zu erschießen? Mein ganzer Körper zitterte.

"Wen auch immer ich von Ihnen dreien damit jetzt treffe. Sie haben den Tod alle mehr als verdient."

Ein Schuss fiel, in dem Moment als die Lichter ausgingen.
Es war stockdunkel.
Ich hörte ein stöhnen.
Ein Körper, der zu Boden fiel.
Ich war blind.
Mein Herz raste.
Meine Gedanken drehten sich viel zu schnell.
Eine Tür die aufging, danach sofort wieder ins Schloss fiel. Mein Vater, der abgehauen war. Ich versuchte mich zum Lichtschalter zu tasten. Hörte Stimmengewirr, dass jedoch kaum bis zu meinem Kopf durchdrang.

Es blieb die alles entscheidende Frage im Raum stehen.

Wen hatte diese Kugel getroffen?

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