(11/5) Aufwachen

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Wach auf.

Er schwebte im Nichts. Da war kein Ort, keine Zeit, nur Frieden. Alles war vollkommen leer. Leicht und hell und rein. Er brauchte keinen Körper mehr.


Aufwachen...


Camillas Augen ruhten auf ihm, sanft und ernst. Sie waren ewig. Endlos. Sie gingen über den gesamten Himmel.

Es gab keinen Anfang und kein Ende, wo er war. Nichts konnte ihn hier finden, er war sicher. Das helle, silbrige Grau ihrer Augen war wie ein ruhiger See, in dem sich Regenwolken spiegelten. Er schwamm. Er glitt durch das silbergraue Wasser. Er tauchte tief hinab, ließ sich fallen... so weit, bis er nicht tiefer sinken konnte und die schwere Masse des Wassers ihn unten hielt. Er schwebte im Halbdunkel. Camillas Augen sahen ihn auch hier. Nichts konnte ihm geschehen.


Wach auf... Du musst aufwachen.


Alles war gut. Er musste nicht atmen. Er brauchte nichts. Der Schmerz, der im Dunkel seine Fangarme nach ihm auszustrecken begann, war nicht seiner.


Valerio... aufwachen!


Jetzt schien die Sonne und er sammelte Färberwaid auf der Wiese am Hang. Blau war das Kleid seiner Mutter. Blau wie der Himmel.


Valerio. Du kannst da nicht bleiben.


Ihre Stimme klang unendlich weit entfernt. Sie lächelte nicht. Sie lächelte nicht, weil sie... nicht real war. Sie war nicht da... niemand war da. Er war allein.


Valerio.


Konnte er gemeint sein? Wer rief ihn - wenn sie es nicht war? Er wollte nicht weg. Nicht zurück in dieses kalte Loch. Nicht zurück zu den grausamen Steinen. Sein Körper war zerschmettert, zerschlagen... er konnte nicht hinein.

Rings um ihn erwuchsen Steine aus dem Dunkel, formierten sich zu Mauern, die ihn enger und enger umschlossen. Die Decke kam näher, sie senkte sich über ihm ab. Er spürte den kalten, harten Boden unter sich. Er fühlte seine Rippen. Etwas durchzuckte ihn und sprengte seine Knochen auseinander. Die Stimme seiner Mutter klang plötzlich erschreckend laut in seinem Kopf.


...Valerio! Wach auf!


So wie die Kälte ihn wieder gefunden hatte, griff nun auch die Zeit nach ihm. Er wand sich, wehrte sich, schrie ohne Laut.


Wach auf! Schnell! Wach auf!


Der Schmerz zerrte an ihm, scharf und brennend wie heiße Messer zog es ihn in seinen Körper zurück.

"...nicht finden!"

Er hörte sich weinen.

"...kann nicht... weg."

Sein Arm brannte wie Feuer.

Sie ist tot! Sie ist tot, sagte der Gehilfe des Baumeisters in seinem Kopf, wieder und wieder. Doch der Baumeister wollte sie nicht aufgeben... Wie dunkel und kalt das Wasser war. Wie dunkel und kalt und tief... Und wie grausam der Schmerz, als er aufgab.


Valerio. Wach auf! Wach... auf... auf...


Der Schmerz explodierte in seinem Brustkorb, als er endlich tief einatmete. Er hätte geschrien - aber der trockene Husten, der folgte, drohte ihn zu ersticken. Er schmeckte Blut und bittere Asche. Ein heller Schein flackerte durch die geschlossenen Lider. Noch bevor er die Augen öffnen konnte, riß er seinen Arm von dem Feuer zurück. Im ersten Moment hielt er die gequälten Laute für Lebenszeichen eines anderen Menschen. Die Erkenntnis, dass er selbst sie hervor brachte, weil er nicht atmen konnte, entsetzte ihn. Er fand sein Bewusstsein wieder... und Schmerz und Panik fanden ihn.


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