(12/8) Gioia mia

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Angelo führte sie unter das Gewölbe einer großen Veranda und an eine hohe, doppelflügelige Tür heran. Durch den Spalt, den er hier bei einer der Hälften offen gelassen hatte, drang ein schwacher Lichtschein heraus. Er zog die Tür ganz auf. "Pass dort drinnen auf, da gibt es Stufen", warnte er Caterina, aber sie hatte schon gesehen, dass nach einigen Schritten über das Fliesenmosaik eine flache Treppe zu einer tiefer gelegenen Ebene hinunter führte.

Während sie vor ihm die wenigen breiten Stufen hinab schritt, wurde die Decke höher - die steinerne Treppe öffnete sich in einen weiten Wohnraum. Er war luxuriös, aber trotz seiner überraschenden Größe zugleich auch freundlich und warm gestaltet.

Zuerst fielen ihr die zwei Säulen auf, die sich mitten im Raum befanden und ihn auf geschmackvolle Weise zierten und zugleich unterteilten. Da das Haus am Hang lag, gab es weiter hinten und an den Seiten unterschiedlich lange Fenster, einige gingen bis auf den Boden. Alle waren mit schweren hölzernen Läden verschlossen. Es musste wunderschön sein, wenn das Sonnenlicht in diesen hallenartigen Wohnbereich fiel, dachte Caterina und bemerkte ganz nebenbei, wie gut es hier roch: Nach Holz und Feuer - aber auch nach Gewürzen und edlen Ölen, deren Duft sie nicht identifizieren konnte.

Ganz hinten auf einem langen, wuchtigen Tisch brannten einige Kerzen, und weitere hatte Angelo über einer gewaltigen Feuerstelle verteilt; in ihrem Schein zeigten sich farbige Wandmalereien, die bis unter die mit mächtigen Balken gestützte Decke gingen. Bergige Landschaften, Felsen und Bäume, vier edel gekleidete und mit Waffen ausgestattete Reiter auf prächtigen Pferden und eine Burg auf einem der Hügel im Hintergrund entwarfen eine märchenhafte und abenteuerliche Atmosphäre. Die Farben wirkten sanft und harmonisch im Schein der Kerzen.

Caterina war in der Mitte des Raumes an einer der Säulen stehen geblieben, sie wagte kaum weitere Schritte. Staunend blickte sie um sich, während Angelo voran ging und in der riesigen Höhlung des Kamins geschickt ein prasselndes Feuer entfachte. Bald war ein Teil des Raumes in warmes Licht getaucht.

An den safrangelb verputzten Wänden ließen sich nun Möbel aus dunklem Olivenholz und mit geschnitzten Vorderfronten erkennen. Massiv geschmiedete, mannshohe Leuchter standen bei dem Tisch mit der mächtigen Platte, und Armlehnsessel, üppig und einladend mit dickem Samt bezogen, waren um den Tisch herum verteilt. Es gab Bilder an den Seitenwänden, Ölgemälde, die fremdartige Städte, Tiere und Landschaften zeigten - aber was Caterina am meisten in Staunen versetzte, war ein gewaltiges hölzernes Podest, zu dem ringsum zwei flache Stufen hinauf führten. Seine Fläche war so groß wie vier Betten und es war mit üppigen Matratzen und einer Unzahl großer und farbiger Kissen und Polster ausgestattet. Es stand mitten im Raum, in der Nähe der Feuerstelle, und sie malte sich in ihrer Fantasie aus, wie man hier Gäste bewirtete, so wie es im fernen Orient üblich war. Gehört hatte sie davon schon in  ihrer Kindheit, ihr Vater hatte ihr von seinen Reisen stets lebendige und eindrucksvolle Bilder und Geschichten mitgebracht. Hier jedoch sah sie vieles, das bisher nur in ihrer Fantasie bestanden hatte, zum ersten Mal.

"Sieh dich um", sagte Angelo, "ich kümmere mich um warmes Wasser." Er verschwand durch einen gemauerten Bogen, hinter dem schwaches Licht schimmerte. Er musste auch dort draußen im Gang bereits eine Lampe entzündet haben, während sie im Garten gewartet hatte.

Sie war allein in dem großen Raum. Zögernd trat sie näher an einen kleinen Tisch heran, auf dem verschiedene Tierfiguren standen - sie waren aus Holz geschnitzt. Ein Pferd hatte es ihr besonders angetan, es erinnerte sie an den Hengst ihres Vaters. Ihre Finger streichelten sachte über das glatte dunkle Holz, fühlten den fein ausgearbeiteten Rücken des Tieres. Vorsichtig nahm sie es vom Tisch, drehte es in ihren Händen und bewunderte die elegante Silhouette des Pferdes gegen das auflodernde Feuer hinten an der gegenüber liegenden Wand.

Sie wusste selbst nicht, warum, aber als sie mit dem Finger die Konturen des Kopfes nach fuhr,  begann plötzlich etwas in ihr aufzusteigen, das sich wie Wut und Trauer zugleich anfühlte - ein drückender Schmerz wuchs in ihrer Brust und schwoll unkontrollierbar an. Er drängte sich in ihren Hals hinauf und sie spürte, wie sich ihre Kiefermuskeln verkrampften... Das lodernde Feuer verschwamm vor ihren Augen, als sie sich mit Tränen füllten. Schnell stellte Caterina das Pferd auf seinen Platz zurück, nahm ihren Ärmel und wischte sich die Augen.

"Das Wasser ist gleich soweit..." Angelo war unbemerkt zurück gekommen. "...Was ist mit dir?", fragte er besorgt, als er sie an dem kleinen Tisch entdeckte. Einen Moment schien er auf eine Antwort zu warten, dann  trug er das Tablett, das er mitgebracht hatte, zum Podest hinüber und stellte es auf der oberen Stufe ab. Er kam zu ihr herüber.

Caterina ließ die Hände sinken und blinzelte die Tränen weg. "Oh, es ist nichts", beeilte sie sich zu sagen und wandte das Gesicht ab. "Ich bin nur müde... Ich dachte, ich hätte etwas im Auge. Vielleicht aus dem Garten..."

Er musterte sie mit schmalem Blick. "Du solltest etwas essen. Komm und ruh dich aus. Das war ein langer Tag..." Er hob den Arm und  führte sie zu dem großflächigen Lager hinüber. Im Gehen strich sein Daumen einmal über ihre Schulter. Er wusste, dass sie geweint hatte.

Sie streifte ihre Sandalen ab und ließ sie vor dem Podest liegen. Das Holz der Stufen fühlte sich glatt unter ihren Fußsohlen an. Während sie zögernd einige Schritte über die weichen Polster machte, schob Angelo ein großes, mehrarmiges Gestell heran und entzündete die Öllampen aus bienenwachsfarbigem Milchglas, die daran hingen. Das milde und sanfte Licht tat Caterinas Augen gut. Seufzend ließ sie sich zwischen den Kissen nieder und zog die Beine an; sie wollte genug Platz für Angelo lassen und sich nicht zu sehr ausbreiten, damit es nicht so aussah, als suchte sie gezielt seine Nähe.

War es in Ordnung, wenn sie hier nun mit ihm sitzen würde - beide auf demselben weichen Polster, wie auf einem übergroßen Bett? Niemand sonst war im Haus! Sie sah ein, dass es nicht anders ging. Sie konnte froh sein, dass er sie mitgenommen hatte, denn sonst wäre sie jetzt die ganze Nacht allein draußen gewesen. Sie war froh, als Angelos Erscheinen ihre Grübeleien ablöste.
Erst als er mit dem Tablett zu ihr hinauf kam und sein erster Schritt das Polster, auf dem sie saß, in wogende Bewegungen versetzte, fiel ihr auf, dass er inzwischen eine saubere Hose und eine Tunika trug. Auch die Füße schien er gewaschen zu haben.

Sie wusste, unter der sauberen Kleidung war er immer noch dreckig und blutverschmiert und es war sehr höflich von ihm, sich zum Essen etwas über zu ziehen... aber Caterina vemisste seine nackte Brust mehr, als sie auch nur sich selbst eingestehen wollte. Und er sollte schon gar nichts davon wissen!

Seine Mundwinkel zuckten ein wenig, bogen sich eine winzigen Moment lang nach oben, während er das Tablett vor ihr abstellte... Sie musste damit rechnen, dass ihr Blick auf seine Brust - und wahrscheinlich auch der enttäuschte Ausdruck, der diesen begleitet hatte - seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen war. Er beschäftigte ihre Gedanken so sehr, dass sie erst jetzt sah, was er mitgebracht hatte... und das war ebenfalls ganz nach ihrem Geschmack!

So müde sie auch war, so zielsicher griff sie nach den guten Dingen auf dem großen Tablett, als Angelo sie aufforderte. Da waren Äpfel, Pfirsiche und Käse, dazu frisches Brot und Feigen, die nach Zimt dufteten, es gab Wurzelgemüse und dunklen Pinienhonig und sogar eine Schale mit kaltem Wachtelfleisch. Ein Messer für das Obst hatte er mitgebracht und ein größeres für das Brot. Auch an Tücher für Mund und Hände hatte er gedacht. Aus einer Karaffe goss er ihnen frisches Quellwasser in die Becher. Erst als Caterina gedankenverloren mit vollem Mund kaute und zum ersten Mal die Augen von dem Essen hob, bemerkte sie, dass er still da saß, seinen Becher in der Hand. Er grinste über das ganze Gesicht, während er sie beobachtete. Caterina verschluckte sich beinahe.

Er kitzelte sie mit einem Finger unter ihrer Fußsohle und sie zog erschrocken beide Füße unter ihr Gewand und errötete bis unter ihre Haube. Schnell beförderte sie den Hals hinunter, was sie sich in den Mund gestopft hatte und achtete darauf, nun nicht mehr zu essen wie eine, die kurz vor dem Verhungern war.

Sie wusste nicht, was sie von dieser eigenartigen Situation halten sollte. Sie trank einen Schluck von dem klaren Wasser und dann noch einen, und sie beobachtete über ihren Becherrand hinweg, wie Angelo nach Brot und Feigen griff. Er musste ebenfalls gewaltigen Hunger haben! Wie müde er aussah... Er schien kaum noch die Augen offen halten zu können. Der Schnitt an seinem Wangenknochen hatte sich bläulich verfärbt und es klebte noch etwas Blut an Schläfe und Hals... Und doch - oder gerade deshalb, weil er hier nun so ganz ohne jede offizielle Haltung dasaß und ganz er selbst war, offen lesbar wie ein Buch - erschien er Caterina schöner als jemals zuvor. Himmel, dachte sie. Wenn jemand so aussehen konnte, selbst wenn er einen halben Tag lang durch Blut und Dreck gekrochen und mit seinen Kräften vollkommen am Ende war... wie war es wohl, wenn er sauber aus dem Bad kam!

Oh, sie musste besser auf ihre Gedanken aufpassen, jetzt, wo sie hier war - mitten in der Nacht und allein mit ihm in diesem Haus! Sie sollte sich ihn nicht nach einem Bad vorstellen! Caterina wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Vorhin, auf dem Weg, da hatte sie noch so abenteuerliche und verwegene Gedanken gehabt... Wenn sie daran dachte, wollte sie gleich noch einmal erröten! Aber jetzt, wo sie hier so dicht beieinander saßen, wurde sie sich der Brisanz der Situation so viel deutlicher bewusst. 

Wenn sie sich auch nach Angelos Nähe sehnte, danach, dass es wieder so zwischen ihnen war wie vor einer Stunde noch: Sie musste sicher gehen, dass zumindest nicht sie selbst irgendeinen Anlass gab, diese dünne Grenze zwischen ihnen zu übertreten! Ihre nackten Füße... wie leichtfertig hatte sie sie ihm gezeigt! So als sei diese Vertrautheit zwischen ihnen vollkommen selbstverständlich! Und irgendwie war es aber doch genau so.... vertraut. Aufregend vertraut.

Er sagte nichts und nahm stumm das Messer und einen Apfel. Er schnitt ihn in Stücke und schob ihr den kleinen Teller hin, so dass sie sich danach nicht strecken musste. Dann aß er weiter, er schnitt mehr Brot ab, trank Wasser und schenkte sich nach. Er verschlang zwei Pfirsiche hintereinander, dann mindestens fünf große Feigen und schließlich das ganze Fleisch - nachdem er Caterina etwas davon angeboten und sie sich ein bescheidenes Stückchen genommen hatte. Und sie ließ ihn in Ruhe und sagte und fragte nichts. Die aufgeregte Verliebtheit und Begeisterung, die sie für ihn empfand, schmolz zu zärtlicher Fürsorge, als sie ihn essen sah.

Sie selbst war längst satt und spürte schon, wie eine bleierne Müdigkeit sie überkam, aber sie hielt die Augen offen, um nichts an ihm zu verpassen. In seinem Hunger und seiner Erschöpfung erkannte sie nun zum ersten Mal, was er durchgemacht haben musste. Das viele Blut... wie musste er sich danach sehnen es abzuwaschen... Sie starrte auf seine Hände, sie waren an den Knöcheln aufgerissen und verschorft, auf dem Handrücken sah sie mehrere blutige Kratzer. Er hatte Menschen gerettet. Und Tote aus den Trümmern gezogen. Und für sie hätte er all das, was er heute durchgestanden hatte, zehn Mal erlitten, wenn es nötig gewesen wäre.

Ihre Hand glitt über seine und er ließ das Brot sinken, das er gerade in Honig tauchen wollte.

"Kann ich... muss irgendetwas vorbereitet werden? Was ist mit deinem Wasser? Ist es schon fertig?"

Er sah von seinem Brot auf und sein dunkler Blick ging ihr durch Mark und Seele. Darin lag nicht nur Erschöpfung. Die grausamen Schrecken dieses Tages hatten ihn eingeholt, jetzt, wo er endlich zur Ruhe kam. Er schüttelte den Kopf. "Es ist genug Holz im Kessel und der Tank ist voll. Wir haben zwei Wasserhähne, der eine macht einen breiten Strahl. Das Becken ist schnell gefüllt."

Beim Sprechen war er ihrem Blick ausgewichen, aber nun fanden seine Augen fragend zu ihr zurück. Er musste ihre große Sorge gespürt haben.

"Du bist müde, gioia mia. Ich zeige dir nun das Bad meiner Mutter. Benutze, was du brauchst, alles ist für dich da. Und keine Sorge, ich werde damit beschäftigt sein, den Dreck von mir herunter zu bekommen." Er zögerte. "Du wirst wahrscheinlich eher fertig sein als ich, darum zeige ich dir am besten auch gleich meine Kammer...."

"Oh! Du kannst dort schlafen! Ich würde dann einfach hier... Ich... Ich würde..." Er hatte sie Schatz genannt. Gioia. Einen Augenblick und einen zweiten dachte sie, sie konnte nicht richtig gehört haben. Sie war zum Sterben müde und diese Nacht war verwirrend und ganz bestimmt hatte sie ihren Verstand gerade nicht gut beisammen - Und wer wusste schon, ob ihre Ohren bei dieser Müdigkeit noch gut funktionierten.... Und er...! Er war ebenso müde wie sie! Ganz sicher war ihm das eben gerade nur so heraus gerutscht und er hatte es schon wieder vergessen - ja! Dasselbe sollte sie ebenfalls tun! Es vergessen! Morgen würde, was heute gesagt wurde, sowieso vergessen sein. Sie brauchten beide dringend Schlaf. Schlaf.... Ja, davon war gerade die Rede!

"Du... Du musst nicht draußen schlafen, wirklich nicht. Nimm du dein Bett, wie du es gewohnt bist. Ich will nicht stören. Ich schlafe hier." Mit der flachen Hand klopfte sie auf das Polster.

Caterina konnte nicht einmal vor sich selbst erklären, warum sie das gerade anbot. Sie würde lügen, wenn sie behauptete, sie würde in dem fremden Haus nicht gern allein sein... Es machte ihr nichts aus! Die Wahrheit war, dass sie nicht wollte, dass er dort schlief, wo sie nicht in der Nähe war. Es war vollkommen albern, aber sie hatte das Gefühl, er sollte in ihrer Nähe schlafen. Damit sie wusste, es ging ihm gut. Gioia mia. Mein Schatz hatte er gesagt. Zu ihr. In einem ganz selbstverständlichen Ton. Gute Göttin, dachte Caterina. Sie würde die ganze Nacht kein Auge zu tun - mit nichts als dünner Luft zwischen sich und diesem Mann.

Er schmunzelte. Oh, er wusste genau, er hatte sie vollständig verwirrt! Sie starrte auf sein hübsches Lächeln, auf diese länglichen und sehr männlichen Grübchen, die seine Mundwinkel umspielten. Das Kinn. Die Augen. Diese Tunika, deren Schnürung ein wenig mehr als nur den Hals sehen ließ... Sie wartete, dass er ihr erklärte, warum es besser war, wenn er draußen in der Laube schlief.

"Gut. Wie du möchtest."

Sie starrte ihn an, erschüttert. Er schaute zurück. Die kleine Falte zwischen seinen schönen dunklen Augenbrauen vertiefte sich besorgt und er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. "Das ist es doch, was du willst? Oder habe ich dich falsch verstanden?"

"Doch...nein! Das heißt, ja, das wollte ich! Ich möchte hier im Haus nicht...

Er nickte. "Du hast Recht", unterbrach er sie. Es weiß ja niemand. Die Läden sind geschlossen, niemand hat dich mit mir gesehen. Und der Garten ist von nirgendwo einsehbar, er liegt sehr verborgen. Und von hier drinnen kann ich besser auf dich aufpassen." Er warf ihr einen prüfenden Blick zu.  Dann sagte er mit dunkler Stimme: "Da haben wir denselben Gedanken zur selben Zeit gehabt... Oder was meinst du?"

Caterina blieb stumm. Es war ihr unmöglich, nun noch etwas Kluges zu antworten - oder überhaupt irgendetwas, das noch einigermaßen Sinn machte. Sie redete und handelte sich hier um Kopf und Kragen! Und sie hatte sich so sehr vorgenommen, nicht diejenige zu sein, die hier auch nur die geringsten Unanständigkeiten forcierte! Und nun.... hatte sie dafür gesorgt, dass er im Haus schlief. Sie ganz allein!

Auch wenn er jetzt damit scherzte, sie beide hätten dieselbe Idee zur selben Zeit gehabt - Niemals hätte er diesen Vorschlag zuerst gemacht! Oh, sie würde heute Nacht alle Möbel vor die Tür schieben, ja! Und dann alles wieder an seinen Platz zurück schieben und ihn herein lassen, wann immer er wollte. Und wenn er nicht wollte, würde sie ihn... überreden, ja! Er hatte ihr gezeigt, wie man jemanden überredete! Sie konnte das! Sie musste ganz dringend schlafen, jetzt sofort, damit das aufhörte. Wenn sie morgen mit einem klaren Kopf erwachte, würde sie sich wahrscheinlich ohrfeigen für so viel Dummheit und mangelnde Weitsicht, aber jetzt hieß es erst einmal diese Nacht hinter sich zu bringen. Und oh, das würde schwer sein.

Ohne noch einen weiteren Blick auf ihn zu wagen stand sie mühsam auf. "Gut... dann zeige mir doch bitte, wo ich den Baderaum deiner Mutter finde."

Angelo stellte seinen leeren Becher zurück, raffte sich von den schwankenden Polstern hoch und nahm das Tablett. Caterina stieg zuerst die Stufen herunter und warte dann auf ihn.

Er ging voraus, führte sie unter einem der Rundbögen hindurch und sie folgte ihm in den Gang hinein. "Ich werde dir noch Decken bringen. Ich lege sie dir hin, dann findest du sie gleich", erklärte er, während sie die letzten Schitte zurück legten und schließlich an der Tür stehen blieben.

Sie nickte. "Vielen Dank..." Da er gar nichts mehr sagte, verschwand sie in dem Baderaum. Er schloss die Tür hinter ihr. Dann hörte sie, wie sich seine Schritte auf den Bodenfliesen entfernten.

Kein Nachtgruß, kein Abschied, nichts, dachte sie betrübt. Sie seufzte. Sie wusste, er war zum Umfallen erschöpft und sie selbst musste auch ganz dringend schlafen. Er hatte sich wahrscheinlich nur für sie noch so gut gehalten. Unter anderen Umständen wäre er jetzt schon längst sauber und im Bett gewesen.

Caterina lächelte müde. Sie hatte ihn geküsst. Und er sie. Sie hatte seine Arme fest um sich gespürt und er hatte ihr ein wunderbares Versprechen gemacht, der Mond war Zeuge. Er hatte ihr seinen Garten gezeigt, mit ihr gelacht, geredet und gegessen - und er hatte sie gioia mia genannt. Gioia mia. Und wie es klang, wenn er es sagte! Das sollte genug für heute sein, dachte sie sich und unterdrückte den kleinen, verborgenen Protest, der sich fordernd in ihr zu regen begann.

Ende Teil 102






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