(13/ 11) Warten

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Alles setzte aus. Sein Gehör. Sein Verstand. Die Kälte, die er eben noch empfunden hatte... sein Herzschlag. Selbst die Zeit schien anzuhalten. Er vergaß zu atmen. Wie gelähmt starrte er auf den Flecken, auf dem Valerio gesessen hatte. Hier war es... gleich hier. Vor seiner Nase! Er streckte den Arm aus, tastete hilflos im Gras umher, als könnte er dadurch die Leere begreifen. Sein Verstand verweigerte ihm jede Idee, jede Erklärung zu dem, was hier geschah.

Schließlich atmete er ein. Und gab einen Laut von sich, den er niemals als seinen eigenen identifiziert hätte - nur die Erkenntnis, dass er hier draußen jetzt ganz allein war, ließ ihn seine eigene Stimme glauben. Sein Hals war plötzlich trocken, der Laut brach weg, als hätte ihn jemand mit dem Wurfmesser zum Schweigen gebracht.

In schierer Panik kam er vom Boden hoch, er konnte gar nicht sagen, wie. Beine, Arme, Hände, alles bewegte sich zugleich, beförderte ihn in weniger als einer Sekunde auf die Füße. Und da stand er und schwankte. Zitterte. Seine Gedanken stotterten in seinem Kopf. Und dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, war alles wieder da. Das Rauschen der Bäume kam über ihn und machte ihn beinahe wahnsinnig. Der Donner setzte krachend ein, er krümmte sich darunter zusammen. Blitze zuckten über den wilden Himmel, erhellten die Szenerie; was er im blendenden Licht des Augenblicks sah, konnte ihn kaum noch mehr entsetzen: Ratten kamen aus dem nahen Wasser. In großen Scharen, in Massen drängten sie sich unter- und übereinander, erklommen das Ufer und ergossen sich als dunkle Flut in das wilde Gelände.


Es war zu viel. Er packte das nicht, heulte laut gegen den Sturm an wie ein kleiner Junge. In einer fernen Ecke seiner sich auflösenden Welt dachte er noch daran, einen Blick auf die Reste des Feuers zu werfen, wollte es löschen. Aber da war der Regen. In Strömen kam er jetzt herunter, klebte ihm innerhalb von Sekunden die wehenden Haare in Stirn und Gesicht und die Kleidung an den Körper.

Er lief. Er rannte, er flog. Blind stolperte er über die mit langem Gras bewachsenen Unebenheiten, hechtete wild durch das Chaos aus Dunkelheit und grellem Licht, weg von dem Unwetter, den Ratten und dem unheimlichen Geschehen, seinen Instinkten folgend, Richtung Haus... und an der rechten Seite auf die dunklen Schatten zu.

Die alten Zypressen wogten und rauschten, wie lebende Wesen wanden sie sich im Sturm. Er wollte dort nicht hin, wer wusste schon, welcher entsetzliche Geist in ihnen wohnte! Er konnte sie von weitem riechen, herb und dunkel, er fühlte sich wie ein Tier. Bilder von Valerio schossen ihm ins Bewusstsein, wie er durch den Gang jagte, während hinter ihm die Decke herunter kam. Erstaunlich, was Panik mit den Sinnen machte! Und noch erstaunlicher, dass er in seinem Zustand überhaupt Zeit fand für solche Gedanken.

Als er sich blind hinein warf, peitschten ihm die Zweige wütend ins Gesicht. Er konnte nicht mehr die Arme heben, um sich zu schützen, er kniff nur die Augen zusammen. Den schmalen, verwachsenen Weg, der zwischen den Zypressen hindurch führte, fanden seine tastenden Arme nicht mehr,  irgendwo daneben kämpfte er sich durch Zweige und Gehölz, war plötzlich hindurch... und blieb stehen. Es war stockdunkel, selbst das Licht der Blitze drang nicht bis hierher.

Er fror entsetzlich, als er die nassen Bohlen des Anlegers unter seinen Füßen spürte. Die Konstruktion knarrte und ächzte im aufgewühlten Wasser - jeden Moment rechnete er damit, dass sie sich von der Hauswand löste. Die Nase der Gondel schlug immer wieder von unten her gegen das Holz, er spürte die Vibration der Stöße in seinen Fußsohlen. Der heulende Wind und das Rauschen der Zweige klangen ihm laut in den Ohren, während er sich in der Finsternis zu orientieren versuchte. Beinahe wäre er ausgerutscht, fing sich gerade noch rechtzeitig, tastete sich mit hämmerndem Herzen die wenigen Schritte bis zur Tür vor und warf sich erschöpft mit der Schulter dagegen. Er überlegte nicht, ob sie sich von außen und ohne Schlüssel überhaupt öffnen ließ; es musste so sein! Denn sonst würde er hier draußen an diesem Alptraum sterben. Noch einmal warf er sich gegen das raue Holz. Bis die Tür nachgab, aufschwang und er in die Halle hinein fiel.

Von seinem Sturz spürte er nichts. Er rappelte sich hoch, griff nach der Tür, die jetzt im Rahmen wild hin- und her schlug, warf sie zu. Schemenhaft erinnerte er sich, dass er eben gerade auf dem Bootanleger den Kerzenleuchter umgeworfen hatte... Licht wäre jetzt gut! Er hatte keines. Vor dem Baderaum, an dem Ofen, würde er ein Schlageisen und genug Späne finden, um die Kerzen anzuzünden. Aber hinaus in diesen verfluchten Garten, zu den Ratten und Blitzen, wagte er sich kein zweites Mal. Nicht jetzt - und erst Recht nicht allein. Der Leuchter musste draußen bleiben. Ein Donnerschlag dröhnte durch die Halle und erschreckte ihn zu Tode. Das Echo verklang wispernd und flüsternd wie Stimmen.

Er streckte den Arm aus, hangelte im Dunkeln nach dem Geländer der Treppe, fand es, bevor ein weiterer Donner die Halle erbeben ließ. Einer der Spiegel, die im Dunkeln versteckt lagen, vibrierte schnarrend und singend in seinem Rahmen. Die Hand fest um die geschmiedeten Streben gekrallt ließ er nicht los, bis er endlich das Wasser unter seinen Füßen spürte. Die eingesunkene Stufe!

Noch niemals war er eine Treppe so schnell hinauf gelaufen. Und nicht in solcher Finsternis. In der Dunkelheit flog er über die Stufen, als wären Abstände und Maße tief in seinem Unterbewusstsein gespeichert. Auch schien er instinktiv zu wissen, dass er den oberen Absatz erreicht hatte, als er den letzten Sprung hinauf machte; mit schlafwandlerischer Sicherheit wandte er sich nach rechts und zu den Doppelflügeltüren des Kaminzimmers hinüber. Den Türknauf fand er ohne Zögern. Erst als er drinnen war und nach einigen blinden Schritten die Kante des Tisches unter seinen Händen fühlte, beruhigte er sich ein wenig.

Die Streichhölzer. Valerio bewahrte immer eine Schachtel auf dem Kaminsims auf. Eine weitere musste hier vorne auf dem Tisch liegen... Als er die raue Pappe ertastete, atmete er erleichtert auf. Der Regen prasselte gegen die Scheiben. Durch die Seiten der Vorhänge zuckten Blitze in den Raum hinein.

Gleich das erste Streichholz zündete. Im aufblühenden Licht der Flamme erschien ein Leuchter, er stand auf der Seite des Tisches. Die Zugluft machte es schwer, er musste das Streichholz mit der Hand schützen, bis der erste Docht brannte. Er dachte an Valerios Hand, wie sie das brennende Streichholz umfangen hatte. Auf der Brücke. Da hatte er sein Gesicht zum ersten Mal gesehen.

Das Licht der Kerzen beruhigte ihn; das beklemmende Gefühl, das sein rasendes Herz ihm verursacht hatte, ebbte ab und verschwand. Wasser tropfte aus seinen Haaren. Mühsam begann er sich aus den Ärmeln der nassen Tunika zu befreien. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er sich das Kleidungsstück über den Kopf gezerrt hatte. Fröstelnd von der Nässe auf seinem Rücken ergriff er den Leuchter und nahm ihn mit zum Kamin hinüber.

Er entzündete das Feuer. Der Wind pfiff durch den Abzug und drückte den Qualm in den Raum hinein. Er hielt sich einen Arm vor den Mund und hustete, als ihn die graue Wolke einhüllte. Schnell packte er mehrere Hände voll Späne zwischen die Scheite, zog eine halb herunter gebrannte Kerze aus dem Leuchter und legte sie in die Flammen. Mit starrem, abwesenden Blick sah er zu, wie das Wachs schmolz; das Feuer loderte auf, fraß sich an den Scheiten entlang, wuchs prasselnd und knackend heran und erwärmte schließlich den Schacht. Nun zog der Rauch wesentlich besser ab.

Mit der Tunika wedelte er den Qualm von den Sesseln weg. Dann zog er einen Stuhl aus einer Nische zwischen zwei Regalen hervor, rückte ihn so nahe wie möglich ans Feuer und hängte das tropfnasse Oberteil darüber.

Während er die klamme und verdreckte Hose auszog, überlegte er, was er jetzt tun sollte. Wo war Valerio? Was war mit ihm geschehen? Er machte sich Sorgen. Er schnappte sich eine der Decken, die Valerio bei den Kissen auf dem Boden liegen gelassen hatte, warf sie sich um die Schultern und zog sie fröstelnd um den Körper. Ratlos machte er einige Schritte auf den Kamin zu, sah, dass das Feuer jetzt gut in Gang kam und wandte sich in den dämmrigen Raum. Draußen vor den Fenstern blitzte und donnerte es. Der Regen trommelte unermüdlich gegen das Glas.
Er starrte auf die hohe Tür, die dort hinten in den Schatten lag. Kam er bald wieder? Ging es ihm gut? So sehr er sich bemühte, die Dinge gedanklich voreinander zu bekommen, er fand weder Orientierung noch Sinn in den Geschehnissen der letzten Stunde.

Was war hier los! Widerwillig rief er sich alles ins Gedächtnis zurück. Da war diese... Geistererscheinung gewesen. Hinten, an den Bäumen. Geister...! Wenn man es so nennen konnte. Er zitterte unter der Decke, als er nun wieder daran dachte. Es waren Stimmen gewesen. Stimmen, zu denen unsichtbare Körper gehörten. Und diese wiederum waren im Grunde keine Körper, sondern nur... eine Erscheinung.

Ja, dachte er und nickte für sich selbst. Er spürte, wie die Decke ihn langsam zu wärmen begann. Er zog sie noch fester um seine Schultern, rieb die nassen, kalten Füße auf dem alten Teppich trocken. Ja, eine Erscheinung. Und dazu eine, die man nicht sehen, aber durchaus spüren konnte. Und spätestens hier gab es Schwierigkeiten mit der Glaubwürdigkeit dessen, was er erlebt hatte! Wie konnte man etwas spüren, das nicht einmal sichtbar war? Das alte Thema, da war es wieder. Sicher... Es gab einiges, was man nicht sehen, aber doch wahrnehmen konnte. Wind zum Beispiel. Elektrizität. Und Vibrationen, wie Töne sie verursachten. Oder die Schwingungen, die die Gondel durch die Holzbohlen geschickt hatte, als sie darunter anschlug.

Aber Menschen... Leute? Wie konnte man Menschen fühlen - wenn sie unsichtbar und also gar nicht körperlich vorhanden waren? Oder waren sie es doch - und er war, aus welchen Gründen auch immer, nur nicht in der Lage gewesen, sie optisch wahrzunehmen? Und wenn das der Fall war, was er aber nicht ernsthaft annahm: Wie konnten Menschen - ob er sie nun sah oder nicht - durch ihn hindurch gehen? Denn entgegen aller Regeln, die für die normale Welt galten: Genau das hatten sie getan. Darauf musste er bestehen - Oder er durfte sich in die nächste Psychiatrie einweisen lassen.

Und Valerio... was war mit ihm? Er hatte ihn eindeutig gesehen, wie er da saß. Er hatte ihn sogar berührt! Aber dann, ganz plötzlich, war er verschwunden. Er hatte noch sein Gesicht unter der Kapuze gesehen, kurz bevor er auf die Idee kam, Holz für das Feuer zu sammeln. Wie lange hatte das gedauert? Zwei, drei Minuten für die rechte Seite der Wiese und bis ans Ufer des Wassers, schätzte er. Er hatte den großen Ast zum Feuer geschleift. Und dann war er zur anderen Seite hinüber und bis an die Baumgrenze gelaufen. Dort hatte er die Spukerscheinung, die Stimmen erlebt. Es mochten fünfundzwanzig oder dreißig Meter zwischen ihm und dem Feuer gelegen haben...

Alles in allem konnten vielleicht zehn oder elf Minuten vergangen sein, bis er wieder bei Valerio angekommen war. Hatte es dort in der Zwischenzeit eine Veränderung gegeben? War irgendetwas passiert? Wenn es so gewesen war, musste es unmerklich geschehen sein, denn ihm war bei seiner Rückkehr absolut nichts Ungewöhnliches aufgefallen!

 Valerios Körper hatte sich deutlich unter dem Mantel abgezeichnet, er war sich ganz sicher. Bis zu dem Moment, als er die Hand nach seiner Schulter ausstreckte, um ihn zu wecken, und mitten hindurch griff! Und dann... hatte der Wind den Mantel erfasst und einfach mitgenommen und keine Spur war mehr von Valerio zu finden gewesen. Es war ihm vorgekommen wie diese Zaubertricks, bei denen jemand ein Tuch über ein Kaninchen deckte; man konnte das Kaninchen an seiner Form und den Bewegungen erkennen, es war unter dem Tuch. Dann riß der Zauberer das Tuch hoch und schwenkte es einen Augenblick in der Luft - und weg waren Kaninchen und Tuch. Verschwunden...

Er sollte sich zusammen nehmen. Nachdenken. Vor einem Jahr, vor vier Wochen noch, da hätte er niemals für möglich gehalten, was er hier nun erlebte! Was sollte er jetzt tun? Er konnte doch nicht einfach nur hier warten! Und was, wenn Valerio nicht zurück kam?

Unruhig wandte er sich hierhin und dorthin, ging zum Feuer zurück, dann zum großen Tisch hinüber. Schließlich holte er sich den Leuchter vom Kamin und lief durch den engen kurzen Gang in die Küche. Dort fand er nichts, was ihm helfen konnte. Was er gesucht hatte - er wusste es nicht. Eine Idee vielleicht, Inspiration. Irgendwelche Hinweise. Eine Nachricht. Oder Valerio... Als ob der nun plötzlich Rosinen essend in der Küche herum stehen würde - nachdem er auf diese Weise verschwunden war und ihn zu Tode erschreckt hatte!

Ein Glas Wein sollte er jetzt besser nicht trinken, entschied er, als er Valerios Glas auf dem Tisch an der Wand stehen sah. Er wollte einen klaren Kopf behalten. Wer wusste, was diese Nacht noch an Überraschungen brachte! Beim Hinausgehen nahm er aus einem Korb ein Stück altes Brot mit. Besser, er arbeitete daran seine Nervosität ab, als dass er weiter rastlos umher lief. Er würde noch wahnsinnig werden!

Zurück im Kaminzimmer schob er mehrmals die Vorhänge beiseite und spähte in den Garten hinunter, wartete, bis ein Blitz das verwilderte Gelände erhellte - und noch einmal. Und noch einmal. Nichts gab es da draußen zu sehen. Die Bäume bogen sich im Sturm, der Wind zerzauste ihre Wipfel und wirbelte abgerissene Blätter umher, das vertrocknete Gras lag, vom Regen niedergedrückt, flach am Boden und Valerio blieb verschwunden. Zwischen den Blitzen war pechschwarze Nacht, der Regen lief in silbernen Bahnen über die Fensterscheiben.

Gut. Alles hatte seine Richtigkeit, alles war in Ordnung. Er warf das harte Brot ins Feuer. Er musste sich keine Sorgen machen! Valerio reiste nur, er war in der Vergangenheit. Er sah nach dieser sterbenden Frau. Bald würde er zurück sein. Er würde wieder kommen und alles würde sich klären.


Er wurde ruhiger. Er begann sich an die Situation anzupassen. Er ignorierte das leise flatternde Gefühl, das ihn zu irgendwelchen Unternehmungen, zum Handeln drängte. Weil sein Bauch - der Ort, den er so lange nicht mehr sprechen lassen hatte - ihm sagte, dass absolut gar nichts in Ordnung war. Wenn er nur wüsste, was er tun konnte! Oh, wie er diese Hilflosigkeit hasste. Das war noch viel schlimmer als zu handeln und Fehler zu machen! Die Situation überforderte ihn. Er war nicht gut mit Entscheidungen, absolut nicht! Nicht, wenn es um Dinge ging, die man nicht überblickte und die Mut erforderten. Aber zum Stillhalten verdammt zu sein, so völlig hilflos, ja, ausgeliefert zu sein und dabei nicht einmal zu wissen, was überhaupt los war... das war absolut nicht sein Ding.

Mit energischen Schritten lief er zu den Doppelflügeln der Tür hinüber, öffnete den einen und lauschte hoffnungsvoll in den Gang hinaus. Der Wind heulte unter den Türen hindurch. Irgendwo musste ein Fenster offen sein. Unten in der Halle krachte ein Donner und bebte zwischen den Wänden, der Spiegel schnarrte in seinem Rahmen. Angestrengt horchte er nach unten. Auf ein Schlagen der Tür, auf Schritte. Auf nackte Füße auf den Stufen, ein Atmen, ein Wort... nichts.

Er schloss die Tür wieder. Ein Gefühl des Verlassenseins echote in seiner Brust. Es warf sich hin und her und fand keinen Ausgang.

°   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °   °


Er saß am Kamin. Seit einer Stunde; es konnten auch zwei oder mehr sein. Er starrte auf den leeren Sessel, der seinem eigenen schräg gegenüber stand. Es war mitten in der Nacht. Er hatte keine Ahnung, wie spät. Er hätte doch geschlafen um diese Zeit! Und bis zum Morgen! Der pure Zufall hatte ihn aufgeweckt. Sein Traum. Oder besser gesagt: Valerios Reise.

Irgendwie, aus welchem Grund auch immer, gab es diese Verknüpfung zwischen Traum und Realität. Vielleicht, weil er geschlafen hatte. Vielleicht, weil sein Unterbewusstsein aktiv gewesen war. Wenn das nicht gewesen wäre, er hätte gar nichts von alldem mitbekommen. Aber musste er sich sorgen? Valerio wusste, was er tat, er konnte auf sich achten, jedenfalls redete er sich das ein.

Und wenn er gar nichts davon wissen sollte? Wenn Valerio plante, bis zum Morgen wieder da zu sein? Bevor er aufwachte? Sollte er also einfach diese Nacht und den Morgen abwarten und sich bis dahin gar keine Gedanken machen?

Er streckte eine Fußsohle gegen das Feuer aus, bewegte die Zehen. Am Feuer, da draußen.... da hatte Valerio auf den Mantel reagiert, er ... hatte nach der Kapuze gegriffen und sie sich über den Kopf gezogen. Hieß das also, er hatte ihn in seinem Zustand bemerkt, ihn neben sich wahrgenommen? Oder galt seine Reaktion in diesem Moment tatsächlich allein dem Mantel? Hatte er bemerkt, dass da noch jemand war?

Als er ihn an der Hand, am Arm berührte, hatte er gar nicht reagiert. Was aber nichts heißen musste, ihm passierten keine unbedachten Reaktionen. Er war vollkommen cool und beherrscht. Er reagierte, weil er wollte - nicht, weil es ihm geschah. Wenn Valerio wusste, dass er ihn da draußen entdeckt hatte - Würde er ihm da nicht zumindest ein Zeichen zukommen lassen, irgendetwas, das ihn nun beruhigen konnte? Damit er sich keine Gedanken machte? Oder würde er tatsächlich einfach so verschwinden, vielleicht auch für länger als eine Nacht? Er konnte sich das nicht ernsthaft vorstellen.

So gab es also nur zwei realistisch anmutende Entwürfe, soweit man Begriffe wie "realistisch" hier überhaupt anbringen konnte. Er kam spätestens am Morgen zurück. Oder irgendetwas war ganz furchtbar schief gelaufen.

Ende Teil 117


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro