(14/4) Zwischenwelt

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Es war still. Hinter der Zimmertür, im Haus - und in ihm selbst. Er rührte sich nicht. Er hockte nur da, wartend, was weiter geschehen würde. Zuerst hatte er noch auf seinen Herzschlag geachtet. Hatte verfolgt, wie er langsamer und ruhiger wurde, bis das Rauschen in seinem Kopf aufhörte. Dann beobachtete er seine Gedanken. Hektisch bewegten sie sich, stießen gegen die enge Begrenzung seines Verstandes und prallten wieder ab... bis sie damit aufhörten.

Die Fragen waren zu groß für Antworten. Zusammengekauert wie er selbst waren sie nun. Verformt, gekrümmt, an die Wand gepresst, von jedem Sinn abgeschnitten. Denken machte keinen Sinn mehr... Denn was geschah, hielt sich an keine Logik. Also dachte er nicht mehr. Ließ den erschöpften Blick langsam und ziellos im dämmrigen Raum umher wandern. Besah den Holzboden vor sich, bis zur Kante des alten Teppichs.. streifte die Wände, das Regal, glitt an den Büchern entlang. Fiel müde hinab zu den Bücherstapeln auf den Dielen, dem abgewetzten Samt des Sessels... Er zog die Beine noch ein wenig mehr an die Brust, fühlte die feste Wand im Rücken, atmete ruhig und tief, die Nase dicht über der Decke.

Er wusste nicht, wann - und noch viel weniger, warum und auf welche Weise - aber irgendwann fiel er in einen wohltuenden Zustand hinein, ähnlich dem Gefühl, das er in der letzten Nacht im Schlaf gehabt hatte: Dieses tiefe, raunende und schwebende Dunkel war es, das ihn abholte - oder er fand es - Er hatte keine Ahnung und es war nicht wichtig, das zu klären.

Es sog ihn in das tiefe, samtene Schwarz hinein, umhüllte ihn, kehrte ihn ganz nach innen. Raum und Zeit öffneten sich. Er war noch da - irgendwo und überall zugleich, aufgelöst im Dunkel seiner inneren Welt. Er berührte das große Ganze. Das Gefühl für Zeit verschwand und er lebte nicht mehr, er war. Unsägliche Last fiel von ihm weg.


...agn...sss... ...Magnusss.


Er schickte ein Lächeln in die Schwärze. Ich bin hier. Ich höre dich.

.

..agnuu... ss...


Es klang dünn und leise. Wie bei einem schlecht eingestellten Radiosender kämpfte es sich durch ein statisches Knistern hindurch. Ein feiner Hall verzerrte und verrauschte die Endungen, das Zischen am Ende seines Namens erinnerte ihn an ein Band, das man rückwärts abspielte... Nicht der Inhalt, sondern nur sein Klang war mit diesem Effekt belegt, zum Ende hin wurde es lauter, aber zugleich auch undeutlicher. Noch einmal hörte er es nun aus dem störenden Geräusch heraus.


Magnuu... ss...


...Wo bist du?

Das Rauschen wurde unruhig, grober, dann wieder feiner... Es klang, als suchte der Sender eine bessere Frequenz. Worte drangen hindurch, Fetzen, Silben... Es war nicht deutlich genug.

Er war unruhig. Unsicher, ob seine Frage ankam, versuchte er es ein weiteres Mal.

Wo bist du?

Er konnte Gedanken hinein senden, mühelos. Es war einfacher und so viel unmittelbarer als wenn man sprach. Das Rauschen schwoll an und ab. Ein Zischen, das beinahe maschinell oder technisch wirkte, drang daraus hervor... und aus diesem formatierte sich ein Wort.


... h...ier...


Wo ist hier?

Aufregung schwang in seiner Frage.


...ei dir...


Ein eigenartiges Gefühl flutete sein Herz, füllte es bis zum Platzen mit Freude, Angst und Sehnsucht zugleich.

Bei mir...? Aber... Ich bin allein! Wir sind getrennt!

Das Rauschen brauste auf, Dringlichkeit lag darin, etwas Wichtiges wollte zum Ausdruck kommen, die Worte waren vollkommen unverständlich.

Langsam. Ruhig. Ich kann dich nicht verstehen.

Es zog sich zurück, wurde leiser, feiner.


Nichtsss... ...trennt. Alles... ist eins.


Eine angstvolle Welle rauschte durch ihn hindurch. Er hatte keinen Körper, keinen Kopf, den er schütteln, keine Hände, die er abwehrend heben konnte. Also zeigte er das Gefühl, die Energie eines Kopfschüttelns.

Das Lachen, das aus dem Rauschen hervor perlte, überraschte ihn. Lange kam keine Antwort, die Verbindung erstarb beinahe. Dann flackerte es wieder auf, wurde kräftiger. Er konnte die lebhafte Energie spüren, die darin lag.


Wir sind eins. Alles. Nichts... ist... getrennt.


Magnus protestierte. Aber... ich spüre das nicht! Ich bin allein!

Wieder dieses Lachen hinter dem Rauschen.


Nein... Welt... ist eins. ...ir sind eins. Alle.


Er geriet in Panik.

Das... Das ist falsch! Ein Irrtum! Ich bin hier... Aber hier ist sonst niemand!

Schweigen.

Wo bist du! Vergiss mich nicht!

Das Rauschen und Knistern wurde schwach, es wirkte endlos weit weg.

Warte... Komm zurück!


...ichhhht ...lei...


Die Fetzen und Silben gingen im Rauschen unter, sie erreichten ihn nicht mehr. Er verlor den Kontakt.

Wild zuckte er zusammen, als ihn etwas berührte. Er riss die Augen auf, schoss mit dem Kopf von der Decke hoch. Sein Herz raste so sehr, dass er die bis unter das Kinn angezogenen Beine ausstrecken, die Schultern aufrichten musste, um überhaupt atmen zu können.

Das Bild stand ihm noch im Bewusstsein: Ein Arm, eine Hand, hatte sich nach seinem Kopf ausgestreckt. Ihn berührt. Nicht mehr als ein grauer Schatten war es gewesen. Das Seltsame daran war: Er hatte es nicht mit den Augen gesehen! Denn die waren ja geschlossen in dem Moment, er musste eingeschlafen sein! Es war ein inneres Bild... Und es war so lebendig, so deutlich! So deutlich wie... diese Stimme. mit der er geredet hatte, ohne Worte. In Gedanken.

Was war das nur? Er hatte nicht mit körperlichen Ohren gehört, nicht wirklich gesprochen, aber er hatte kommuniziert. Er hatte gar keinen Körper gehabt, da war... nichts. Und doch... war er viel mehr als ein Körper, er war alles gewesen! Alles zugleich!

Die Welt ist eins, wir sind eins. Alle. Das hatte... die Stimme gesagt.

Er musste es gewesen sein.

Lange saß er da, an die Wand, an Valerios Lager gelehnt, die Arme unter der Decke. Sein Grübeln führte zu nichts. Immer wieder kam er bei den seltsamen Worten an, bei der Stimme, die keine war. Er drehte sich im Kreis. Versuchte Valerio Kontakt zu ihm aufzunehmen? Was wollte er ihm sagen?

Oh, warum hatte er ihm nicht die wirklich wichtigen Fragen gestellt - auch jetzt schon wieder nicht! Neben ihm schlug seine Faust auf den Boden nieder. Er warf die Decke auf Valerios Lager zurück, fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, durch die langen Haare. Verdammt nochmal... verdammt.

Er kam vom Boden hoch. Einen Moment sah er sich rastlos im Zimmer um, hob einen Papierbogen auf, der vor dem Bett auf den Dielen lag. Noten. Er ließ das Blatt fallen und wandte sich zur Tür, riss sie auf, lief den Flur entlang. Vor den weit geöffneten Flügeltüren des Kaminzimmers blieb er stehen, sah in den großen Raum hinein, suchend. Valerio war nicht da. Natürlich nicht! Magnus' Blick ging zum Treppenaufgang.

"Wo bist du!", rief er und eine unsägliche Wut und Verzweiflung schwoll in seiner Brust an. "Verflucht nochmal, wo bist du!"

Das Echo seiner Worte drang aus der unteren Etage herauf. In der Halle vibrierte der Spiegel in seinem Rahmen.

Er öffnete die Fäuste. "Komm zurück", flüsterte er.

Einen langen Augenblick starrte er den Flur hinunter, auf das Treppengeländer. Wartete auf Antwort. Dann riss er sich zusammen, zog ordinär die Nase hoch, es hörte ja niemand. Es musste jetzt Schluss sein mit diesen ganzen Zweifeln! Er hielt das nicht mehr aus!

Entschlossen betrat er den lichtdurchfluteten Kaminraum - und ließ die Türen weit offen stehen in der Hoffnung, so vielleicht ein weiteres Zeichen von Valerio nicht zu verpassen. Am Eichentisch hielt er an. Auf einmal kam ihm alles fremd vor; beinahe so, als würde er die rote Wandbespannung, die Möbel, die Bilder, den Kamin nur durch eine Glasscheibe hindurch betrachten. Als sei er gar nicht wirklich hier! Seit Valerio in dieser tiefen Weite zu ihm gesprochen hatte, war er irgendwie entrückt.

Er  befand sich in einem ungewohnten Halbzustand - als wenn er nicht ganz wach war, aber auch nicht wirklich schlief. Vielleicht sollte er so bleiben, genau so! So halb da, halb nirgendwo. Wahrscheinlich war es idiotisch, das zu hoffen, aber er hatte plötzlich die Vorstellung, Valerio könnte ihn womöglich besser erreichen, wenn er diesen Zustand, so gut es eben ging, aufrecht erhielt.

Dieses Ding mit den anderen Sphären... Lenas Erzählungen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Langsam, ganz langsam begann er zu ahnen, was sie damit gemeint hatte.  Nach wie vor hatte er keine Ahnung, wie er sich das alles vorzustellen hatte. Was das Prinzip war, wo diese Sphären sein sollten. Aber er meinte sie zu spüren. Nicht immer, nicht jetzt. Aber eben, zum Beispiel! Und gestern Nacht, im Schlaf. Ganz sicher war er sich nicht, aber er hielt für möglich, dass er sie berührt hatte. Oder sie ihn, wie immer man es sehen wollte.

Es war kalt im Raum. Er ging zum Kamin hinüber, zog einen der wuchtigen Körbe zu sich heran und baute Holzscheite für ein großes, prasselndes Feuer auf.

Ende Teil 121

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