(17/8) Die Zeichen

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Hinter ihm öffnete sich die Tür. Das Licht von Fackeln drang vom Gang zu ihm herein. Ein Schwall Zugluft versetzte die stehenden Rauchschwaden in Bewegung. Zwei... Stimmen. Zwei Männer. Husten, Keuchen.

Geschrei vor der Tür. "Was... was ist das hier? ...He! Dasio! Was machst du da hinten, sieh zu, dass du herkommst! Ich sagte dir doch, du sollst aufpassen!"

Valerio lauschte nach hinten. Eilige Schritte vom Gang her. Die Tür. Noch war sie offen. Jetzt waren es zwei... Gleich würden sie zu dritt im Rahmen stehen.

"Verdammt, Pino, sieh dir das an! Alles voller Rauch! ...Warte, geh noch nicht rein."

"Ich seh' das selbst, Mann!  Aber... Was hat denn hier gebrannt? Und wo steckt er? Kannst du ihn sehen?" Erneutes Husten.

Valerio rührte sich nicht, blieb dort, wo er hockte. Er konnte nicht flüchten... Man würde ihn sofort überwältigen. Dann wäre alles noch schlimmer. Die Bitterkeit der Kohle brannte in seinem Hals. Sie war alles, was er jetzt hatte. Vielleicht würde es genug sein... Vielleicht.

"Keine Ahnung, wo der steckt... Ich seh mal nach... Mach mir Platz, Pino. Stell dich in die Tür, halt sie auf. Dass der Rauch abziehen kann... Und Dasio! Was brauchst du so lange... Sieh dir das hier mal an, du alter Säufer!"

Valerio unterdrückte ein Husten. Das Kratzen in seinem Hals ließ kleine wimmelnde Schalentiere entstehen, sie klammerten sich an die Innenwände seiner Luftröhre, versuchten nach oben zu gelangen. Alles Einbildung, ruhig bleiben... das geht vorbei... vorbei... Hilflos hockte er auf dem Boden, mochte sich kaum zu den Schatten in der Tür umwenden, kämpfte gegen die aufsteigende Panik an.

Er hörte jetzt Schritte. Dicht hinter sich. In seinem Geist verwandelten sie sich in federnde, klopfende Bewegungen, die ihm pulsartig durch den ganzen Körper drangen... Einbildung, Hirngespinste... Das war alles Trug! Er durfte sich nicht darauf einlassen! Er musste... ruhig bleiben. Ruhig...

Ein Stiefel stieß gegen seinen Arm und er schrie auf, rolllte sich auf die Seite, zog die Beine vor den Bauch. Sie waren es nur - es waren nur die Wächter. Nur... die Wächter.

"Hier vorne hockt er!" Eine Hand griff nach seinem Arm. "Ich hab ihn! Pino, pack mit an, er ist fertig!"

Hände packten ihn im Halbdunkel, zerrten ihn auf die Füße. Es wurde heller. Der, den sie Dasio nannten, hatte eine weitere Fackel mitgebracht und war zu ihnen in den Raum getreten.

"Leuchte mal zu uns rüber..."

Das war Pino. Er war jetzt über ihm, griff ihm an den Kiefer, zwang sein Gesicht nach oben. Valerio schloss die Augen vor der zuckenden Flamme. Einen Moment wärmte ihn das Feuer und er träumte sich nach hause. Das mehrstimmige Lachen der Männer wurde vom runden Gewölbe zurück geworfen, riss ihn wieder zurück in seinen Alptraum, versetzte ihn in haltlose Panik. Vergeblich versuchte er sich aus ihrem Griff zu winden. Schließlich ließ er sich mit ganzem Gewicht hängen, ging wieder auf die Knie, wollte sich am Boden zusammenkauern.

"Ha, seht euch das an! Taddeo, sieh mal, hier!" Pino packte erneut seinen Kiefer, zwang sein Gesicht in den Schein der Fackel zurück. "Er hat Kohle gefressen! Von der Bank! Hat sie in die Fackel gestellt, da vorne... Da ist noch der Ruß an der Wand!"

"Was für ein Narr... Hat wohl versucht, die Tür zu verbrennen... Wie dumm kann man sein?"

"Hmm... Der Trunk ist schlimm. Hexenmittel... Der ist nicht dumm, der ist wahnsinnig. Der Teufel hat ihn. Ich will nicht in seiner Haut stecken."

"Quatsch nicht. Halt ihn lieber, er sackt weg..."

Valerio fiel rückwärts in einen gähnenden Abgrund hinein. Im Wegstürzen, in der Schwärze, die ihn umgab, sah er die Augen des Tieres auf sich gerichtet. Kühl. Abschätzend.


Du Narr. Warte nicht länger. Heldentum zahlt sich nicht aus.


Er antwortete nicht, fiel weiter und fiel... fiel...



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"Dasio, die Tür... Legt ihn mal ab..."


Ein wilder Schmerz riss ihn aus zeitloser Tiefe zurück ans Licht. Er war kaum wach, da nahm es ihm bereits die Luft zum Atmen. Der Rücken... Er lag auf dem Boden, die klaffenden Striemen auf dem harten Stein... Er wand sich, hob den Kopf, wollte sich zur Seite drehen, aber man ließ ihn nicht... Vor ihm, bei seinen Füßen, ein schmaler niedriger Gang. Panisch riss er den Kopf hin und her, versuchte sich zu orientieren, der Fackelschein zuckte an der Decke, den Wänden... die Zeichen! Da waren sie wieder! Überall! Er hatte sie sich nicht eingebildet! Oder... waren sie auch jetzt nicht real?

Er konnte nur einige Sekunden weggetreten sein, sie waren immer noch in dem Kerker mit der gewölbten Decke... Sein Rücken... fühlte sich roh an. Er zitterte, es war unerträglich. Er lag nahe an der Wand, gegenüber der breiten Kerkertür... Dort, wo in den Schatten die Bank gestanden hatte. Hier war... ein Durchgang. Schmal, dunkel... Man... brachte ihn durch diesen seltsamen Tunnel hinaus... wohin... Wohin?

Der Arm fiel zur Seite, als man seinen kraftlosen Körper wieder anheben wollte, die Hand streifte die raue Wand, an der Ecke zum Gang, knapp über dem Boden. Nur einen Moment... bis jemand seinen Arm erneut packte und ihn vom Boden hochzog. Den wachen Augenblick, der seinen Geist unerwartet beseelte, empfand Valerio als Segen. Er klammerte sich an das Wenige, an den Funken Realität und Klarheit, der ihn auf einmal logisch verknüpfen ließ, was seine Erinnerung jetzt preis gab: Erasmo... der Diener. Der... Schreiber. Valerio hatte seine Gefühle wahrgenommen! Und Bilder! Bilder waren dabei gewesen... Zeichen. Zeichen überall... Nicht auf Pergament... das Pergament war falsch! Es waren vergilbte Wände. Mit Zeichen. Eines hatte er eben unter den Fingern gespürt... deutliche Vertiefungen... in den Putz der Wand geritzt. Hier war es. Dieser Raum, dieser Kerker... Erasmo hatte an den Kerker gedacht, als er sich um ihn sorgte. Das waren die Verhöre, zu denen er schreiben musste...

Als die Wächter ihn in den niedrigen Gang schleppten, wichen die entsetzlichen Schmerzen ins Nichts zurück, nahmen ihn mit in die Dunkelheit. Die Bestie sah ihm stumm nach, als er wegfiel.

Ende Teil 161



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