Liebespfeil

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Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, bald würde es Mittag sein. Köstlicher Duft des Essens, das gerade zubereitet wurde, legte sich wie ein Tuch über das Dorf und wurde vom Wind hinaus in den Wald getragen, wo er sich mit der frischen Luft vermischte. Nichts war wohl besser, als jetzt, genau in diesem Moment, im Wald unterwegs zu sein und die Luft einzuatmen, die ein Rezept für sich war.

Und genau dies tat ein Bewohner des Dorfes, wohl gemerkt eine Bewohnerin. Fast sorglos schien ihr leicht schneller Gang zu sein und der Wind begleitete sie auf ihrem Weg. Er blies ihre langen Haare ins Gesicht, doch das Mädchen konnte nicht anders, als zu lächeln. All die Angst und Sorge perlten an ihr ab und ließen sie so unbeschwert erscheinen, wie niemand es im Dorf hätte sein können.

Das Mädchen spazierte quer durch den Wald, pflückte Blumen und hin und wieder setzte es sich auf einen Stein, um sich auszuruhen. Sie beobachtete Vögel, die mit ihrem Gezwitscher die Ruhe brachen, lauschte dem Heulen des Windes und sah zu, wie sich die grünen Blätter im Wind bewegten. Gerade, als sich die Frau wieder einmal eine kurze Pause einlegen wollte, wehte ihr ein Geruch entgegen, so vermodert und wild, dass sie stutzte und erst nach kurzem Zögern den Ursprung suchte. Das Mädchen drang weiter in den Wald ein, bis sie etwas entdeckte, das ihr den Atem nahm.

Eine Buche lag am Boden, weder dünn noch besonders dick. Die Blätter waren bereits vollkommen zu Boden gesunken und einige Äste bedeckten noch in einigen Metern Entfernung die Erde. Die Rinde war aufgeschürft und etliche Wurzeln ragten am anderen Ende empor. Doch die junge Frau war nicht wegen des Todes des Baumes erschrocken zusammengezuckt, sondern vielmehr wegen dem Körper, der unter ihm lag. Zusammengequetscht und blutrot leuchtete die Leiche im Licht der Sonne. Das Mädchen trat langsam näher und erkannte unter den feuerroten Haaren ein kleines, liebliches Gesicht. Die smaragdgrünen Augen wirkten leblos und ohne die Hoffnung, die sie einst ausgestrahlt hatten, wurde der Betrachter trüb und traurig. Doch jetzt erkannte man auch die Splitter der Seele, die die Tote in sich getragen haben musste. Man erkannte das Leid, das dieser Mensch zu Lebzeiten hatte ertragen müssen. Sie fragte sich, ob die Rothaarige jetzt glücklicher war, wo auch immer sie sich befand.

Kurz seufzte sie tief und musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. So schnell wie es ihr möglich war, verließ sie den Unfallort. Nur weg von hier, dachte sie. Ohne sich auch nur einmal umzusehen, rannte sie zurück in ihre Heimat, ins Dorf, das schon lange nicht mehr sicher war. Sie wollte zurück in ihr Haus, in Ruhe gelassen werden. Doch ihre Pläne wurden von einem jungen Mann durchkreuzt, der gerade in die Straße einbog, in der sie sich befand.

„Hallo Louise!" Seine Stimme klang müde und dünn, aber doch so kräftig, dass sie das Mädchen zusammenfahren ließ. Unförmige Gedanken rasten durch ihren Kopf, als sie den Mann ansah. Elend fühlte sie sich und doch erschrocken zugleich.

„Was ist passiert?" Der Mann hatte ihr Schweigen wohl als schlechte Nachricht gedeutet, doch genau das war es. Als die Frau ein weiteres Mal nicht antwortete, wurde der Blonde bleich und seine Hände, die er achtlos an sich herunterbaumeln ließ, fingen an zu zittern.

Seine Stimme klang zerbrechlich, als er nur dieses eine Wort aussprach: „Wer?" Louise war immer noch nicht on der Lage zu antworten. Ein dicker Kloß brannte in ihrer Kehle und erst nach einem langen und quälenden Schlucken konnte sie endlich sprechen: „Sophie."

Die Augen des Mannes weiteten sich alarmiert. Wahrscheinlich erinnerte er sich an den Streit, der zwischen Sophia und Sophie gewütet hatte, zurück. Er wusste, dass nun alle beide tot waren, doch genauso gut wusste er, dass sich die Wölfe an ihr rächen hatten wollen. Zu offensichtlich war die Situation und doch sprach ihre Rolle gegen sie.

Und dann passierte das, was Louise wohl am wenigsten von ihrem Gegenüber erwartet hatte. Er sprach eine Verurteilung aus. In seiner Stimme lag soviel Zorn und Verzweiflung, dass die Frau einen Schritt zurücktrat und für einen kurzen Moment glaubte, seine Unschuld wäre mit diesen Worten bewiesen: „Wir müssen endlich etwas unternehmen! Ich kann einfach nicht mehr zusehen, wie nach und nach alle meine Freunde umgebracht werden. Ich sage dir, ich bin mir sicher, dass Valerie Jones ein Werwolf ist." Louise erschrak, war sich dabei aber ganz und gar nicht sicher. Wie sollte ein Mädchen, so humorvoll und liebenswert, ein solches Monster werden können?

„Der Bogen, den sie immer bei sich trägt, stimmt eindeutig für sie!", redete der Mann einfach weiter, ohne auf die Zweifel des Mädchens einzugehen. Dann plötzlich löste sich diese aus ihrer Starre und brachte eine Idee hervor, bei der sie wohl gehofft hatte, die Unschuld der Frau zu beweisen: „Wir könnten ihr Haus durchsuchen."

Doch Nathaniel schüttelte den Kopf, wobei sein Haar in sein Gesicht viel: „Sie wird Beweise nicht in ihrem Haus zusammentragen. Sie hätte alles wegschaffen können. Nein, das wird nichts nützen." Louise seufzte tief und verspürte Eiseskälte bei dem Gedanken, einen Unschuldigen zu töten. Plötzlich zog ein Geräusch die Aufmerksamkeit der Zwei auf sich. Es klang, als würde Stein auf Stein schlagen und dabei ungeheure Geräusche von sich geben. Louise hätte nicht geglaubt, dass ein Mensch diese Klänge von sich geben könnte, doch als ein Mädchen, sie war ungefähr gleich alt wie Louise, um eine Mauerecke bog, wurde sie eines Besseren belehrt. Ihre schwarzen Haare fielen leicht über ihre Schultern und die grünen Augen, die beim Anblick der Beiden zu leuchten begannen, erschufen einen großartigen Kontrast zwischen hell und dunkel.

„Was habe ich da gehört? Valerie soll ein Werwolf sein?" Die Frau runzelte kurz die Stirn und schien angestrengt nachzudenken, bevor sie überraschenderweise dem Blonden zustimmte: „Klingt plausibel. Schließlich ist sie im Bogenschießen erfahren und wer weiß, was sie noch für Kampfarten kennt." Sehr überzeugend klang dieser Verdacht für Louise immer noch nicht. Gedankenverloren spielte sie mit einer Locke ihres Haars und zwirbelte sie um ihren Finger.
„Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir Valerie selbst fragen?" Die Beiden nickten und kurzentschlossen setzte Louise ihren Weg fort. Schnurstracks lief sie, gefolgt von Nathaniel und Lisbeth, Richtung Marktplatz, auf dem sie hoffte, die Angeklagte zu treffen und sie zur Rede zu stellen.

Als nach unendlichen Gassen und Wegen endlich die kleine freie Fläche auftauchte, war dort nur ein Mann zu sehen, der sich gelangweilt an eine der Hauswände lehnte. Sein dunkelbraunes Haar hatte er zu einem Zopf hochgestochen, doch das war nicht das einzige, was die drei Neuankömmlinge stutzig werden ließ. Seine rechte Wange und Hand zierte jeweils eine kleine Narbe, die wohl von einem lebensgefährlichen Kampf herrührte. Doch ihm schienen all die Verstümmelungen egal zu sein, die er zu Genüge auf dem Körper trug. Sein linkes Auge blickte stur an ihnen vorbei, als würde es sie nicht erkennen, doch das rechte starrte direkt in ihre Richtung. Louise lief ein Schauer über den Rücken und für einen kurzen Moment konnte sie verstehen, dass die Werwölfe versucht hatten ihn zu töten. Der stechende, grasgrüne Blick verfolgte jede ihrer Bewegungen und schien genau zu beobachten, wie unwohl sich das Mädchen dabei fühlte. Dann löste er sich von der Mauer und trat mit einem geschmeidigen und leisen Gang näher. Das Schwert, das er sich auf den Rücken gebunden hatte, schwankte bei jedem Schritt hin und her und an manchen Stellen erkannte man getrocknetes Blut.

Lisbeth, deren schwarze Haare sie offensichtlich zu stören schienen, hatten den Mann noch nicht bemerkt und begann erneut eine Diskussion: „Es muss Valerie sein. Louise denk doch mal nach, sie ist angriffslustig und kann mit einem Bogen umgehen. Wer würde diese Fähigkeit nicht nutzen?" Louise dachte kurz über ihre Worte nach, ließ sie auf der Zunge zergehen, bevor sie ihr erneut widersprach:
„Ich will Valerie nicht verteidigen. Aber ist es nicht etwas voreilig, sie wegen eines Bogens anzuklagen?" Ihre Stimme zitterte leicht, doch sie zwang sich zur Ruhe. Sie konnte Liesbeth nicht umstimmen, wenn sie Unsicherheit zeigte. Doch auch Nathaniel stimmte ihr nicht zu, mit einem kurzen „Ich bleibe trotzdem dabei", wandte er sich dem Mann zu, der entschlossen näher kam.

„Charles! Was machst du denn hier?", fragte er nach einen erfreuten Schulterklopfen und blickte in das einzig sehende Auge. Doch seine Freude wurde nicht erwidert, denn sein Gesichtsausdruck hatte sich zu einer ernsten Miene versteinert. Nun erhob er seine Stimme. Charles sprach langsam, als wähle er jedes einzelne Wort mit Bedacht:
„Ich habe gehört, was ihr zu bereden habt und ich habe mir auch selbst Gedanken über die Morde gemacht. Jeder von euch hat die Fähigkeit Hinweise zu bemerken, zu sammeln und zu vergleichen. Warum aber nutzt ihr sie nicht? Außerdem: Jeder Mensch könnte ein Werwolf sein. Euer Charakter sagt nichts über euer inneres Wesen aus, deshalb urteilt nicht danach. Wer weiß, ob nicht jemand von euch unter den Verwandlungen leidet. Und ein Bogen? Wisst ihr, wie viele Menschen auf diese Welt Bögen und Pfeile besitzen? Eure Anschuldigen sind undurchdacht und in meinen Augen nutzlos." Nach seiner Predigt kehrte Ruhe ein und jeder der Anwesenden webte seine eigenen Gedanken zusammen. Dann durchbrach Louise die Stille und verteidigte sich mit ein wenig Härte in der Stimme:
„Ich habe Valerie nicht beschuldigt. Ich finde es, wie bereits gesagt, unangebracht einen Unschuldigen zu töten." Sie räusperte sich mehrmals, damit ihre Stimme nicht brach. Noch immer spukte das Bild der Toten in ihrem Kopf, niemals mehr wollte sie wieder so etwas erblicken. Sie schauderte und ein leichtes Zittern überkam sie.

„Ich verstehe dich sehr gut Louise", Charles Stimme war weich und fürsorglich, „Aber ich will am Ende nicht derjenige sein, dem das Blut einer Unschuldigen an den Händen klebt. Außerdem spricht ein schwieriger Charakter und ein Bogen noch lange nicht für einen Mörder." Langsam und zögernd legte er seine Hand auf Louises Schulter und das Zittern verstarb augenblicklich. Seine Wärme und Fürsorge beruhigte sie, aber die Zweifel an Valeries Tod vergrößerten sich.

Plötzlich hörte man ein Grollen, das wie Donner über die Streitenden hereinbrach. Schlurfende Schritte waren zu vernehmen und ein schwacher Geruch von alten Klamotten wurde mit dem Wind auf den Dorfplatz getragen. Nur wenige Sekunden später erschien ein älterer Mann hinter einer Hausecke. Sein blondes Haar fiel schlaff in sein Gesicht und das Gewand, das er trug, erinnerte daran, wie alt er wohl sein musste. Er war stark gebaut und einige Muskeln spannten seine Kleidung an manchen Stellen.
„Was schreit ihr denn hier so rum?", grollte er und augenblicklich erinnerte es Louise an ein nahendes Gewitter. Die Müdigkeit stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, woraus alle Anwesenden schlossen, dass er bis soeben im Bett gelegen hatte. Doch kaum hatte er die ernsten Gesichter einige Sekunden lang betrachtet, begriff er die angespannte Lage. Nachdem ihn Lisbeth über die Tatsachen und Fakten informiert hatte, verfinsterte sich sein Gesicht schlagartig. Tiefe Trauer ließ seine Augen müde und hoffnungslos glänzen und für einige Minuten sprach niemand mehr ein Wort.

Dann fing Neon an zu nicken, bis er das Schweigen brach: „Ich muss Nathaniel zustimmen." Das waren seine einzigen Worte, aber sie sagten soviel aus. Louise wusste, dass niemand mehr den Dorfesältesten widersprechen konnte, geschweige denn ihn umstimmen. Das Mädchen hatte nur mehr eine Chance: Valerie.

„Ihr redet über mich?" Eine sanfte Stimme ließ alle abrupt herumfahren. Ein Mädchen, nicht älter als 25 Jahre, stand am Rande des Platzes und zog sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Ihre roten Haare wehten im Wind, wobei der grüne Ton in ihren Augen einen heftigen Kontrast schuf. Jeder betrachtete stumm die Frau, die nicht ganz zu begreifen schien, was gerade vor sich ging. Jedenfalls stierte sie verständnislos in die Runde. Plötzlich lösten sich Neon und Nathaniel aus der Gruppe, gingen direkt auf Valerie zu. Sie packten sie und jetzt schien sie zu begreifen. Aus purer Angst riss sie den Mund zu einem stummen Schrei auf und ihre Augen weiteten sich. Sie wehrte sich in den Griffen der Männer, doch sie hatte keine Chance mehr. Auch das Ankämpfen von Charles, der immer wieder an den Armen der Verbündeten zerrte, half nichts. Ihr Schicksal war besiegelt.

Und nun stand sie da. Mitten im Wald, an einen Baum gefesselt, unweit des Baumsturzes. Gefesselt an eine Tanne, deren Äste erst weit oben aus der Rinde ragten. Ihre Handgelenke und Arme schmerzten bei jeden ihrer Bewegungen, weshalb sie still dastand und sich auf die Personen vor sich konzentrierte.
Zunächst konnte sie Nathaniel beobachten. Er war bleich, doch sein zufriedener Gesichtsausdruck machte überdeutlich, dass er den Tod der Frau herbeisehnte. Er lehnte an einen Baum, wie sie, doch ohne dabei gefesselt zu sein.
Dicht daneben hatte sich Ginny eingefunden. Unschlüssig stand sie einfach nur da, betrachtete das Opfer, als wüsste sie nicht, was sie von der Verurteilung halten sollte.
Auch Luna schien ein solches Gefühl zu haben, denn sie stand eher außerhalb der Versammelten und schien in Eile zu sein. Als wäre ein Mord am helllichten Tag eines der normalsten Dinge der Welt.
Doch es gab auch Andere, die die den Tod liebend gern verhindert hätten. Charles saß auf dem Boden an einen Stein gelehnt. Seinen Blick hatte er zu Boden gesenkt, als wolle er am Tod einer, seiner Meinung nach, weiteren Unschuldigen nicht teilhaben wollen. Und doch war er gekommen.
Wahrscheinlich fühlte sich so auch Louise, doch das Mädchen hingegen beobachtete sie genau. Kurz trafen sich ihre Blicke und wie auf einem unsichtbaren Band tauschten sie Verluste und Trauer aus. Doch dann fing sie sich wieder und starrte sie ausdruckslos an.
Lisbeth, die sie nun liebend gern in LISTbeth umbenannt hätte, wartete nur wenige Meter entfernt auf ihren Tod, als wäre es das tollste, das in ihrem Leben passieren könnte.

Dann war da noch Lilli. Sie trug rote Locken, wie so viele im Dorf. Sie hatten sie nie gut gekannt, waren weder Freunde noch Feinde und doch konnte sie Lust in den Augen der Frau lesen.

Zum Schluss blieb ihr Blick an Neon hängen. Der kräftige Mann stand da, mit einem Bogen in der Hand. Ihren Bogen. Er hatte sich Platz geschaffen und spannte ihn langsam. Der Pfeil, dessen Spitze gefährlich aufblitze, war aus Holz, ihrem Lieblingsholz. Neon richtete den Pfeil auf ihren Kopf, spannte den Bogen noch weiter und schließlich ließ er ihn los. Wie ein Blitz sauste der herannahende Tod auf sie zu, traf sie an ihrer Stirn. Blut quoll aus der Wunde und verschleierte die Sicht. Um sie herum wurde alles blutrot. Dann merkte Valerie, wie sich langsam Schwärze in ihr ausbreitete und ihr letzter Blick fiel auf zwei der Anwesenden. Der Eine froh, der andere wohl nicht. Und sie spürte, wie es zwischen den Beiden funkte. Mit einem Lächeln auf den Lippen gab sie sich der Finsternis hin, die immer stärker an ihr zog.

„Amor"


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So, das wären dann 2447 Wörter. Tut mir eid, dass es so lange gedauert hat... Habt ihr Tipps, Vorschläge, Ideen...?

Ich hoffe es war alles verständlich?

Jetzt beginnt die 5. Nacht :D 

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