1 - Aleyna - Everything is blue

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„Und, wie gefällt dir das?"

Mein Friseur hält mir einen Spiegel hinter den Kopf, und als ich meine Haare von hinten sehe, flippe ich förmlich aus. Ich bin überwältigt, so gut sieht es aus. „Das ist verdammt geil" flüstere ich, und achte nicht wirklich auf meine Wortwahl. Eigentlich war die sogar ganz passend. Mit einem breiten Grinsen fahre ich vorsichtig durch meine schwarzen Haare, die gegen unten einen Verlauf in ein kräftiges Blau verpasst bekommen haben, und jetzt in locken über meine Schultern fallen.

„Wirklich, das ist wundervoll." Der Friseur lächelt zufrieden, und als ich mich erhebe, räumt er den Spiegel wieder weg. „Es freut mich, dass es dir gefällt. Der Preis wird leider etwas weniger schön." Gerade will ich das Gesicht verziehen, als die Türe aufgestoßen wird und ein grosser Junge mit schwarzen Haaren und eisblauen Augen den Raum betritt, und sofort liegen alle Blicke auf ihm.

„Ich zahle das" murmelt er, und holt ohne den Protest meinerseits zu beachten seinen Geldbeutel hervor. Mit grossen Augen schaue ich dabei zu, wie Ethan tatsächlich seine Karte in den Kartenleser schiebt und kurz darauf seinen Code eingibt, bis die Rechnung, für die ich sicher ein halbes Jahr gespart habe, einfach so beglichen wird.

Ohne dass ich dafür auch nur einen Penny zahlen musste.

Der Friseur verabschiedet sich von uns, und Ethan zieht mich förmlich aus dem Salon. „Okay, was brauchst du?" sage ich grinsend, als ich den bettelnden Blick meines Zwillingbruders auf mir spüre, und erkenne deutlich Ethans breites Lächeln. Wir laufen langsam durch die Stadt, in der uns unzählige hektische Leute entgegenkommen, und ich frage mich, wieso Stress solch eine Macht über Menschen ergreifen konnte. Wann ist das überhaupt passiert?

„Kannst du für mich lügen?" Ich seufze und drehe mich mit einem etwas tadelnden Blick zu Ethan. „Was hast du diesmal angestellt? Sag bloss, du hast im Keller des Musikraums bekifft ein Mädchen flachgelegt oder so." Ethan sieht mich etwas ertappt an, und dann fällt bei mir der Groschen. „Du... hast im Keller des Musikraums bekifft ein Mädchen flachgelegt" stelle ich langsam fest, und als Ethan leicht nickt, fasse ich mir an die Stirn.

„Und wer hat euch erwischt?" Ethan hebt eine Augenbraue und sieht mich etwas beleidigt an. „Wer sagt denn, dass wir erwischt wurden?" Ich hebe ebenfalls eine Augenbraue und schmunzle. „Ethan, erstens wird es wohl einen Grund geben, weshalb ich für dich lügen soll, und zweitens – du würdest es mir sonst nie erzählen." Ethan lässt die Schultern etwas hängen und seufzt dann. „Kennst du Nate?" Ich überlege eine Weile, schüttle dann aber den Kopf.

„Nö, keine Ahnung. Hast du einen ganzen Namen und vielleicht noch einen Nachnamen für mein FBI-geschultes Hirn?" Ethan lacht leise und weicht einer Frau aus, die sonst in ihn reingerannt wäre. „Nathan Scott, vor etwa einem Jahr hergezogen, geht in die zwölf a. Spielt bei uns Schlagzeug und E-Gitarre, je nachdem was wir gerade brauchen." Ich nicke langsam, schüttle dann aber erneut den Kopf. „Sagt mir nichts. Und er hat's gesehen?"

Ethan nickt und grinst. „Ja, er hat's gesehen. Und da ich diesem Typen nicht so richtig über den Weg traue, was wohl auch einer der Gründe ist, weshalb wir nur flüchtige Freunde sind, weiss ich nicht, ob er jemandem davon erzählt hat. Mom will nämlich mit mir sprechen wegen einer ernsten Sache, und ich glaube das Sexverbot unserer Schule in der Schule zu brechen ist für sie eine eher ernste Sache."

Ich schmunzle und stupse meinen Bruder in die Seite. „Wenn man sich dabei erwischen lässt, dann ist es tatsächlich eine eher ernste Sache. Aber keine Angst, ich sage nichts." Ethan scheint mir am liebsten um den Hals fallen zu wollen, doch er kann sich gerade noch so mit dem breitesten Grinsen überhaupt begnügen. „Du bist die beste" sagt er grinsend, und ich schmunzle. „Ich erinnere dich gerne daran, wenn du wieder mal mit mir ums Essen streitest" sage ich lachend, und weiche einem leichten Schlag auf die Schulter aus.

--

„Abuela, hemos vuelto!"* Eine Weile ist es still im Haus, und ich schaue mit gerunzelter Stirn zu Ethan. „Denkst du sie ist einkaufen?" fragt dieser nur, und ich zucke unwissend mit den Schultern. „Vielleicht, aber es ist ja schon etwas spät dafür" stelle ich leise mit einem Blick auf die Uhr fest, und gehe ein paar vorsichtige Schritte, die sich in der Stille des Hauses wie Elefantenschritte anhören.
*Oma, wir sind zurück

„Denkst du sie hat uns einfach nicht gehört?" frage ich, und schaue zu Ethan, der immer noch nachzudenken scheint. „Ich denke schon, dass sie dich hätte hören müssen." Ich seufze und laufe dann ins Wohnzimmer, um nachzusehen, ob meine Oma dort ist. Doch das Wohnzimmer ist leer, und auch in der Küche ist niemand aufzufinden. „Komisch, eigentlich sollte sie um diese Zeit ihre Serie schauen" murmelt Ethan, und fängt an, die Treppe ins obere Stockwerk hochzugehen.

Ich folge ihm direkt, und pralle fast an seinem Rücken auf, als er wie angewurzelt stehen bleibt. Gleich darauf läuft er in doppelter Geschwindigkeit los und lässt sich neben Oma auf den Boden fallen, während mein Herz für einige Sekunden aufhört zu schlagen. „Al, ruf einen Krankenwagen" höre ich nur noch verschwommen, und ich ziehe wie hypnotisiert mein Handy aus der Tasche, um den Notruf zu wählen.

Währenddessen kontrolliert mein Bruder, ob unsere Oma überhaupt noch am Leben ist, und als ich den erleichterten Gesichtsausdruck sehe, bin ich ebenfalls etwas erleichterter. Trotzdem: Oma ist bewusstlos, und keiner weiss wieso. Die Notrufzentrale nimmt meinen Anruf an, und ich fange an, unsere Adresse und Namen runter zu rattern wie ich es in meinem erste Hilfe Kurs gelernt habe, ehe ich damit anfange zu erklären, was passiert ist.

Ethan verlagert Oma in die stabile Seitenlage, und als die Notrufzentrale auflegt, setze ich mich neben ihn. „Die kommen gleich" sage ich monoton, und starre auf das bleiche Gesicht meiner Oma. Ethan nickt nur und nimmt dann sein Handy hervor. „Ich sage Mom Bescheid, sie kann von der Arbeit direkt ins Krankenhaus fahren" sagt er abwesend, und fängt an, eine Nachricht an unsere Mutter zu verfassen.

Schon seit vier Jahren wohnen wir bei unserer Oma, weil Mom zu viel arbeiten muss, um uns oft zu sehen, und wenn sie weniger arbeiten würde, würde sie uns nicht alle durchbringen. Deshalb hat Oma, die Mutter unseres Vaters, angeboten ihr etwas unter die Arme zu greifen, in dem sie uns bei sich aufnimmt. Oma ist ziemlich wohlhabend, weshalb es für sie kein Problem ist, zwei Teenager bei sich wohnen zu lassen.

Mom kommt oft abends nach der Arbeit vorbei um uns zu sehen und etwas mit uns und Oma zu plaudern, und oft kochen wir alle zusammen. Demnach haben wir trotz allem ein gutes Verhältnis zu unserer Mutter, worüber ich auch wirklich glücklich bin.

„Geh vielleicht unten auf die Einfahrt oder so, damit die dich sehen" nuschelt Ethan plötzlich, und schickt die Nachricht an Mom ab. Ich nicke resigniert, stehe schwankend auf und verlasse schnell den Raum und kurz darauf das Haus. In der Einfahrt bleibe ich stehen und höre tatsächlich schon die Sirenen der Ambulanz, die immer wie näher kommen. Als der Wagen in unsere Straße einbiegt fange ich an wie eine Verrückte zu winken, damit die Notärzte mich auch wirklich sehen, und trete dann ein Stück zur Seite, damit sie den Krankenwagen parkieren können.

Sobald eine Ärztin ausgestiegen ist fängt sie an, mich mit Fragen zu löchern, und ich führe sie währenddessen zu Oma. Ethan kniet immer noch neben ihr als wir den Raum betreten, steht jedoch schnell auf, macht den Ärzten Platz und kommt zu mir. Ich umarme mich selbst als die Notärzte anfangen zu arbeiten, und spüre kurz darauf zwei Hände an meinen Schultern, die mich in eine Umarmung ziehen.

Ethan hält mich fest an sich gedrückt, und ich sehe nur noch aus dem Augenwinkel, was die Ärzte machen. Ich atme einige Male tief durch und schliesse dann kurz die Augen, um der Sorge in meinem Kopf nicht allzu viel Platz zu geben, in dem ich den Ärzten auch noch bei der Arbeit zuschaue. Stattdessen konzentriere ich mich auf meine flache Atmung und auf mein viel zu schnell schlagendes Herz. Ich spüre Ethans Hand an meinem Hinterkopf, und wie er vorsichtig durch meine Haare fährt. Ich klammere mich etwas fester an ihn und spüre deutlich, dass auch sein Herz viel schneller als sonst schlägt.

„Mrs. Black?"

Ich öffne die Augen wieder und löse mich von meinem Bruder, doch sein Arm hängt immer noch um meine Schulter, und ich spüre seine Brust an meinem Rücken. Eine der Notärzte steht vor mir, und ich schlucke kurz während ich sehe, wie Oma gerade auf eine Trage gelegt wird. „Ja?" krächze ich so gut es geht, und schlucke erneut.

„Ihre Großmutter hatte einen Kreislaufzusammenbruch. Sie sollte bald wieder aufwachen, aber wir möchten sie trotzdem gerne ins Krankenhaus mitnehmen." Ich glaube den Stein, der mir vom Herzen fällt hören zu können, und nicke. „Okay, das... das ist okay." Ich nicke noch, und spüre, dass Ethan ebenfalls nickt. „Können wir Ihnen direkt nachfahren?" Die Ärztin nickt, und Oma wird aus dem Raum gefahren.

Wir folgen der Truppe sofort, und während die Ärzte meine Oma in den Krankenwagen verladen, holt Ethan sein Auto aus der Garage. In Stresssituationen wie diesen fährt immer er, weil ich das letzte Mal nur einen Unfall gebaut habe und das Auto nur noch reif für den Schrotthaufen war.

Schnell steige ich auf der Beifahrerseite des Audis ein und schnalle mich an, damit Ethan direkt losfahren kann. Die Fahrt zum Krankenhaus zieht sich extrem, und mit jeder Minute werde ich hibbeliger. Ich will endlich wissen ob mit meiner Großmutter alles in Ordnung ist. „Al, beruhig dich. Es wird schon alles gut sein" versichert Ethan mir in dem Moment auch direkt, und ich schlucke.

„Ich habe einfach Angst" sage ich dann, und lasse den Kopf gegen die Kopflehne fallen. „Ich weiss, die habe ich auch. Aber immerhin konnten sie auf den ersten Blick nichts Schlimmes sehen, das ist doch schon mal positiv, oder?" Ich nicke und seufze. „Bei Dad konnten sie vorerst aber auch nichts finden" murmle ich, und verscheuche die Tränen, die in meine Augen steigen.

„Ich weiss, Aleyna. Aber es wird nicht wie bei Dad laufen. Okay?" Ich nicke leicht und schliesse kurz die Augen. „Okay" flüstere ich dann, und im gleichen Moment parkiert Ethan sein Auto auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus. Ich springe fast aus dem Auto und renne mehr oder weniger dicht gefolgt von Ethan in die Empfangshalle, wo ich direkt meinen Namen angebe und den Grund, weshalb wir hier sind.

Die Dame nickt nur einige Minuten lang, bis ich mit meinem Vortrag endlich fertig bin und nach Luft schnappe. Ethan neben mir schmunzelt, und die Frau grinst leicht. Dann wird sie wieder ernst und schaut etwas auf ihrem PC nach. „Sie können sich dort hinsetzen, ein Arzt wird Sie sicherlich bald holen kommen. Wenn Sie Hunger oder Durst haben ist am Ende des Flurs eine Cafeteria."

Ich nicke dankbar und drehe mich dann zu Ethan um, der sich auf einen Stuhl fallen lässt. Ich will gerade dasselbe tun, als mein Magen knurrt, und ich mich dazu entscheide, in die Cafeteria zu gehen. „Bin gleich wieder da" sage ich nur zu Ethan, der abwesend nickt und irgendwas an seinem Handy macht.

Kopfschüttelnd laufe ich also in Richtung der Cafeteria und bin so in meinen Gedanken versunken, dass ich die Person vor mir leider erst viel zu spät bemerke und voll in sie reinlaufe. Sofort schrecke ich dermaßen auf, dass ich mindestens einen Meter wegspringe und dann erst den Jungen vor mir wahrnehme.

Seine Haare sind in ein etwas dunkleres Blond getaucht, sein Gesicht ist ziemlich markant. In einer Augenbraue hat er ein Piercing, und seine Augen sind eisblau und leicht gerötet, weshalb ich mich kurz frage, ob er Alkohol getrunken oder Drogen genommen hat.

Naja, diese eisblauen Augen starren mich jetzt ziemlich genervt an, und sofort schießt mir die Röte ins Gesicht.

„Äh, ich, sorry, ich hab' dich nicht gesehen" stammle ich, und fahre mir nervös durch die Haare, ehe ich ein etwas brüchiges Lächeln zustande bringe. Der Junge lässt seinen Blick einmal über meinen Körper fahren – wobei er sich übrigens ziemlich viel Zeit nimmt, was mich nur noch nervöser macht – ehe er mir wieder ins Gesicht schaut.

„Is' schon okay" sagt er dann nur kühl, und beim Klang seiner Stimme wird irgendwas in mir lahmgelegt, weshalb ich nur noch dumm nicke. Der Junge zuckt kurz mit dem Mundwinkel und schaut dann den Flur runter, ehe er sich plötzlich etwas zu mir beugt, und ich deutlich seine Wange an meiner spüre.

„Kleiner Tipp: starr das nächste Mal geradeaus, und nicht auf deine Schuhspitzen." Mit diesen Worten, die er mir ins Ohr geraunt hat, verschwindet das Eisblau aus der Richtung, aus der ich gerade gekommen bin, und lässt mich ziemlich verwirrt und geschockt zurück. Wer ist das?

Soo, wer ist das wohl huh.. ;)

Was haltet ihr von dem ersten Kapitel aus Aleyna's Sicht?

- xo, zebisthoughts

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