Vierter Schultag

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Geblendet vom Sonnenlicht, welches unaufhörlich ins Zimmer herein geflutet kommt, beschließe ich schlussendlich doch die Augen zu öffnen. Etwas verschwommen, weil ich meine Brille nicht aufhabe, kann ich Umrisse einer Person erkennen, die auf der linken Bettseite liegt. Ach ja, ich bin ja für einen Filmeabend bei Alex geblieben, erinnere ich mich. Seiner ruhigen Atmung lauschend, gehe ich davon aus, dass er noch schläft. Auf den Nachtisch blickend, nehme ich einen Gegenstand wahr, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um meine Brille handelt. Volltreffer. Aufgesetzt, ich sehe nun alles klar vor meinen Augen. Einen Blick auf Alex Haare werfend, sehe ich, dass diese ganz zerzaust sind. Irgendwie niedlich. Der digitale Wecker auf Alex Nachttisch zeigt an, dass es 06:45 morgens ist. Na super. Das hießt, dass wir noch 15 Minuten haben, bevor wir aufstehen und uns für die Schule fertig machen müssen. Da ich ohnehin schon wach bin, entschliesse ich aufzustehen, mich zu duschen und umzuziehen. Eine Haarbürste von mir, Shampoo und ein paar Make Up Produkte, die ich tagtäglich benutze, sind im Gästebad bei den Lockwoods deponiert, da es des Öfteren vorkommt, dass ich für einen Filmabend die Nacht über bleibe. Das warme Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut. Gutgelaut beginne ich irgendeine ausgedachte Melodie vor mich hin zu summen, während ich meine Haare und meinen Körper einseife. Frisch geduscht, wickle ich mich in ein Handtuch.

Wie viel Zeit wohl Chloe morgens vor dem Spiegel verbringt, um sich zurecht zu machen?

Mich würde es brennend interessieren, ob sie von Natur aus mit welligem Haar gesegnet ist oder, ob sie dieses jeden Morgen mit einem Lockenstab kreiert.

Sind ihr Wimpern wirklich so lang und voll oder hilft sie nach, indem sie unechte aufträgt?

Nicht mal einen einzigen scheiß Pickel besitzt sie. Sie muss eine wirklich gute Foundation haben. Das Mädchen ist unglaublich. Kein Wunder, dass Alex was von ihr will. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er oder sie den nächsten Schritt machen würde.

***

,,Guten Morgen, Laurie.''

Kim strahlt mehr denn je, als ich die Küche betrete. Der intensive Geruch nach frisch gemachten schwarzen Kaffee umhüllt meine Nase. Auf dem Tisch befinden sich bereits ein paar Scheiben Toasts, Marmelade, eine Schale mit Äpfeln, Fruchtjogurt und eine Schachtel Müsli.

,,Morgen, Kim.''

Ich lasse mich auf den Platz neben sie fallen und fülle meine Tasse mit dem koffeinhaltigen Wachmacher.

,,Ich weiß nicht wie du am Morgen ohne Kaffee überhaupt aus dem Bett kommst'', grummele ich.

Kim ist die einzige Person, die ich kenne, die keinen Kaffee trinkt. Sie ist der Ansicht, dass das Zeug abscheulich schmeckt und ihr Körper sowieso ohne besser dran ist. Ihre gesunde Alternative sieht sie in einer Tasse heißen Holundertee. Ein Koffeinaufputschmittel, um energiegeladen in den Tag starten zu können, hat sie durch ihren quirligen Charakter anscheinend nicht nötig.

,,Ihr seid echt krank, dass ihr so ein Teufelszeug tatsächlich trinkt.''

Angeekelt rümpft sie die Nase.

,,Dein scheiß Tee, den du jeden Tag trinkst, ist auch nicht unbedingt eine Wohltat im Geschmack'', erwidert Alex gelassen.

Mit der Hand fische ich mir ein Brötchen aus dem Brotkorb. Sobald es auf meinem Teller liegt, bestreiche ich das Brötchen mit ordentlich viel Marmelade. Wenn ich eine Schwäche für etwas habe, dann ist es Marmelade. Müsste ich ein Lebensmittel nennen, auf das ich nicht verzichten könnte, würde ich mich ohne auch nur zu zögern für Marmelade entscheiden. Aprikosenmarmelade gehört zu meiner Lieblingssorte.

,,Mein Scheißtee regt den Stoffwechsel an, wodurch er stressabbauend wirkt und erhält dazu Antioxidantien, die vor Zellschäden schützen und das Immunsystem stärken. Was kann euer schwarzer Freund?'', fordert sie ihn heraus.

,,Du kannst mich mal.''

Mit dem Löffel schiebt sich Alex eine Ladung in Milch getränktes Müsli in den Mund.

,,Du mich auch.''

Bescheiden knabbert sie an ihrem Vollkornbrot, auf das sie ein paar Tomatenscheiben geklatscht hat. Was soll ich sagen, das war wohl wahre Geschwisterliebe zwischen den beiden.

***

,,Entschuldige, dass ich zu spät bin.''

Die Autotür schließt sich während, Chloe sich stöhnend auf den Beifahrersitz fallen lässt. Alex hat mich, als wir uns auf dem Weg zu ihrem Haus gemacht haben, fast schon angebettelt, auf der Rückbank zu sitzen. Zugegeben, besonders gewundert hat es mich nicht. Etwas mürrisch habe ich mich irgendwann doch von ihm überreden lassen, unter der Bedingung, dass er für einen Monat lang mir mein Mittagessen zahlt. Dafür darf er großzügiger Weise Chloe diesen einen Monat mit dem Auto mitnehmen und mit ihr Mittagessen gehen, wenn ihm danach ist.

,,Macht doch nichts. Wir haben sowieso noch 20 Minuten, bevor der Unterricht beginnt. Das schaffen wir locker'', spricht Alex ihr zuversichtlich zu.

Als hätte sie mich gerade erst bemerkt, werde ich nun auch mit einem ,,Oh Hey Laurie, hab gar nicht gesehen, dass du auch im Wagen bist'' von ihr begrüßt.

Ich bedenke sie mit einem knappen ,,Hi, Chloe.''

Meinen Augen, die dank meiner Brille scharf sehen können, entgeht nicht, dass sie mit einer solchen Verständlichkeit eine Hand auf Alex rechtes Bein legt, als er das Auto aus der Einfahrt ihres nicht gerade kleinen Hauses manövriert. Ganz genau sagen, warum mich dies stört, kann ich nicht. Ein unangenehmes Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit, je länger ich die beiden beobachte. Mit dem Blick aufs Fenster gerichtet, observiere ich, wie wir an riesigen Villen mit riesigen gepflegten Gärten, die allermeisten von ihnen besitzen perfekt zu Figuren gestutzte Büsche und einem eher weniger besuchten Park mit einem Mamorpavillon, vorbeifahren. Die Gegend in der Chloe wohnt wirkt nicht gerade arm. Während der Autofahrt kommt es hin und wieder vor, dass Chloe Alex etwas ins Ohr flüstert, was ihn zum Schmunzeln bringt. Hätte ich die Wahl, hätten mich keine zehn Pferde länger im Auto halten können. Doch da ich ebenfalls zur Schule will, bleibe ich artig hinten sitzen. Nach einer im langsamen Schneckentempo verlaufenden Fahrt kommt sein Wagen endlich auf dem Schulparkplatz zum Stehen. Ich mache mir nicht mal die Mühe, auf die beiden zu warten, sondern steuere direkt das Schulgebäude an.

***

Angekommen im Klassenzimmer muss ich enttäuscht feststellen, dass unser Mathelehrer krank ist und wir somit von den ersten beiden Stunden befreit waren. Unser Englischlehrer teilt lediglich jedem ein Blatt mit den Aufgaben aus, die wir bis zur nächsten Mathestunde fertig zu bearbeiten haben. Die ersten packen schon ihre Sachen zusammen, als er das Klassenzimmer verlässt, um zu seinem eigenen Unterricht zu gehen. Ich tue es ihnen gleich. Nicht, weil ich mich wie anderen aus dem Staub machen und irgendwo mit Freunden rumhängen will, sondern, weil ich vorhabe, in die Bibliothek zu gehen, um mich den Matheaufgaben zu widmen.

,,Da kommt man pünktlich zur Schule, nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass der Unterricht ausfällt.''

Finn seufzt genervt.

,,Das kannst du laut sagen.''

Ich will gerade von meinem Platz aufstehen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre.

,,Was hast vor, während unserer freien Mathestunden?''

,,Ich will in die Bibliothek gehen und schon mit den Aufgaben beginnen'', erkläre ich ihm.

,,Würde es dir was ausmachen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?'', will er von mir wissen.

Ich schüttele den Kopf.

,,Du kannst gerne mitkommen.''

Gemeinsam setzen wir uns an einen großen Holztisch und breiten unsere Arbeitsmaterialien aus. Konzentriert machen wir uns daran, die Aufgaben zu lösen. Dabei muss ich bewundernd feststellen, dass Finn durchaus was in der Birne hat. Sogar bei den kniffligen Aufgaben ist er mir mit seinen Ideen für Lösungsansätze eine große Hilfe. Nach gerade mal 45 Minuten haben wir alle Aufgaben erfolgreich gelöst bekommen.

,,Das nenne ich mal eine Rekordzeit.''

Geschickt zwirbelt Finn seinen Stift auf seinem Finger herum.

,,Wir sind halt ein gutes Team.''

,,Wir haben noch viel Zeit. Wir könnten in die Cafeteria gehen und uns einen Kaffee holen, was meinst du?'', schlägt er vor.

,,Klar, warum nicht.''

***

Als wir in der Cafeteria ankommen, sind wir die einzigen Personen, die sich auf einer der vielen Sitzmöglichkeiten niederlassen.

,,Soll ich dir einen Kaffee und ein Croissant oder einen Donut mitbringen?'', fragt mich Finn fürsorglich.

Dankend schüttele ich den Kopf. Es ist schon schlimm genug, dass ich beim Frühstück nach der kalorienreichen Erdbeermarmelade gegriffen und in meinen Kaffee reichlich Milch geschüttet habe. Da muss ich mich nicht mit Extrakalorien vollstopfen.

,,Ich könnte dir auch einen Apfel mitbringen'', bietet er mir an.

Hoffnungsvoll schauen mich seine blauen Augen an.

,,Nein, schon gut Finn. Ich will wirklich nichts'', versichere ich ihm.

Seine Mundwinkel zucken verdächtigt, als wäre er kurz davor etwas zu sagen, doch er bleibt still. In der nächsten Sekunde ist er schon an der Theke, wo er sich einen Becher Kaffee und einen Schokodonut holt. Als er beides von der Bedienung bekommt, kommt er wieder zurück und lässt sich auf den Platz gegenüber von mir nieder.

,,Hattest du bis jetzt schon die Gelegenheit, dich etwas in der Stadt umzusehen?'', erkundige ich mich bei ihm interessiert.

,,Bis jetzt nicht wirklich. Wir waren in den letzten Tagen sehr mit dem Auspacken der Umzugskisten beschäftigt'', erklärt er mir.

,,Wenn du willst könnten wir uns am Donnerstag nach der Schule treffen und ich könnte dir eine kleine Rundtour geben. Was meinst du dazu?'', schlage ich ihm vor.

Begeistert leuchten seine Augen auf.

,,Das würde mich wirklich freuen Laurie.''

***

,,Ich soll was?''

Mit großen Augen starre ich Alex an, der gerade dabei ist, einen seiner Glimmstängel an den Mund zu führen.

,,Du sollst morgen mit zu mir nach Hause kommen. Kim will mit dir im Shoppingcenter nach Kleidung suchen, die, ich zitiere ''nicht deinen tollen Körper versteckt", wiederholt er sich.

Was denkt sie sich nur dabei?

Es gibt nichts an meinem derzeitigen Kleiderschrank auszusetzen. Meine Faltenröcke, meine dicken Pullis und meine weiten T-Shirts mit lustigen Illustrationen und Zeichnungen sind großartig!

,,Schau mich nicht so vorwurfsvoll an, das Ganze war nicht meine Idee'', stellt er klar, wobei er eine Rauchwolke aus dem Mund stößt.

Ein kräftiges Husten verlässt meine Lungen, als der Qualm seiner brennenden Kippe meine Nase umkreist.

,,Hast du schon mal die ganzen Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln gelesen? Deine Gesundheit sollte dir verdammt noch mal wichtiger sein, Alex'', versuche ich ihn eines Besseren zu belehren.

,,Echt, mir war gar nicht bewusst, dass Rauchen schlecht für die Gesundheit ist. Natürlich weiß ich, wie ungesund diese Stummel sind. Du reibst es mir ja jedes Mal unter die Nase'', beschwert er sich bei mir.

,,Zurück zum Thema. Sie hat mich gezwungen mit euch mitzukommen. Angeblich bräuchtet ihr ein männliches Auge bei der Kleiderauswahl.'' Das Ganze wird ja immer besser. ,,Gibt es da etwas, von dem ich wissen sollte? Hast du vor die Aufmerksamkeit eines bestimmten Geschlechts auf dich zu ziehen?"

,,Nein. Wie kommst du denn auf so einen Müll?''

Als mein bester Freund sollte er doch am besten wissen, dass ich, was das Thema Jungs betrifft, kein großes Interesse pflege.

,,Man wird doch wohl fragen dürfen. An sich würde das nicht so zu dir passen, aber es hätte trotzdem durchaus sein können."

,,Was meinst du mit an sich würde das nicht so zu dir passen?", hake ich nach.

,,Na ja."

Anstatt den mittlerweile erloschenen Stummel, wie es sich gehört, in den Müll zu werfen, lässt er ihn einfach achtlos auf den Boden fallen.

,,Du hast nie wirklich Interesse an irgendwelchen Typen gezeigt. Zumindest war das mein Eindruck."

Mit hochgezogenen Augenbrauen bücke ich mich, um den Stummel aufzuheben und befördere ihn in den schwarzen Mülleimer.

,,Bisher hat auch kein Junge wirkliches Interesse gegenüber mir gezeigt", entgegne ich zurück.

,,Finn scheint Interesse an dir zu haben."

Plötzlich ist mein Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem Brustkorb entfernt und ich muss den Kopf in den Nacken legen, um den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. Mehrere unbeantwortete Fragen spiegeln sich in seinem Gesichtsausdruck wider.

,,Ach quatsch das bildest du dir nur ein'', versuche ich seine Aussage runterzuspielen.

,,Nein das tue ich nicht'', beharrt er inständig.

,,Warum sollte er ausgerechnet auf mich stehen?'', wage ich anzuzweifeln.

,,Du bist klug, witzig, charmant'', entgegnet er.

,,Ich bin kein Fräulein Supermodel'', unterbreche ich ihn.

,,Lass mich doch ausreden'', beschwert er sich mit einem energischen Tonfall.

,,Ja, du bist nicht unbedingt Fräulein Supermodel. Aber das musst du auch nicht. Du bist nun mal du. Du hast strahlende schokoladenbraune Augen, die durch deine Brille erst richtig zur Geltung kommen, niedliche helle Sommersprossen und eine schöne vorzeigbare Oberweite. Wenn du die Zahnspange erst einmal losgeworden bist, hast du noch dazu makellos angeordnete Zähne. Mag sein, dass du kein Modeltyp bist und erst recht nicht die Figur dafür hast: Doch das heißt nicht, dass dein Aussehen niemanden gefallen könnte. Wenn du mich fragst, hast du tausend Mal mehr zu bieten als ein klischeehaftes Fräulein Supermodel. Jeder Junge, der jemanden so tolles wie dich nur nach dem Aussehen bewerten würde, ist sowieso nichts weiter als ein komplettes Arschloch.''

Ein Schauer nimmt meine Haut ein. Mein Hals ist staubtrocken und kratzt unangenehm. Normal habe ich immer einen passenden Konter parat. Sonst fehlen mir nie die Worte. Doch Alex hat es gerade geschafft, dass mir jegliche Worte fehlen. Es ist Chloe die mich aus meiner misslichen Lage rettet, indem sie auf Alex Wagen zugesteuert kommt und somit unserem Gespräch ein Ende setzt.

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