-~13~- Er wusste davon?

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Meine Gedanken kreisten nur noch um die letzten Sekunden, in denen der Detektiv noch ansprechbar war und das, was kurz danach passiert war. Ich wollte nicht hier sein, im Polizeirevier, in einem Verhörraum und Fragen beantwortet. Ich war es doch selbst, die wissen wollte, was passiert war.

Noch war ich allein.

Ich starrte auf mein Handy, das mit dem Display nach unten auf dem Tisch lag und auf dessen heller Rückseite immer noch die blutigen Fingerabdrücke meiner Hand, gezeichnet mit Sherlock Holmes'... Ich wollte den Gedanken nicht zuende denken. Ich schluckte schwer.

Die Tür öffnete sich und ein schlanker Mann mit silbergrauen Haaren trat hindurch. In einer Hand einen Kaffee und eine Akte, in der anderen ein Wasserglas. Er stellte beide Getränke vor mir auf den Tisch und setzte sich anschließend mir gegenüber auf den Stuhl. Mein Blick folgte nur langsam und er hatte einen besorgten Gesichtsausdruck.
,,Wie geht es ihm?", fragte ich und gab mir Mühe, meine Stimme ruhig zu halten.
,,Es sah wohl schlimmer aus, als es war. Er wird wieder", erwiderte er und erzwang sich sichtlich ein Lächeln, dann räusperte er sich. ,,Ich bin Detective Inspector Greg Lestrade. Warum Sie hier sind, wissen Sie ja."
Ich nickte.
,,Lassen Sie uns das schnell hinter uns bringen." Er öffnete die Akte. Sie war nicht sonderlich dick und enthielt nur ein Foto von dem Detektiv, wie er genervt in die Kamera schaute, während er in seiner Wohnung in seinem Sessel saß. Hinter ihm stand John, der abwesend auf sein Handy starrte. Ein Notizzettel lag ebenfalls noch in der Akte bei dem Foto, mit wenigen Stichpunkten, von denen die Hälfte wieder durchgestrichen worden waren.
Ich zog die Augenbrauen nach oben. ,,Ist das alles, was Sie bis jetzt haben? Warum das Foto?"
,,Ich musste eine neue Akte anlegen. Die anderen laufen über", erklärte der DI, ,,Das Foto ist dafür da, dass ich nicht vergesse, warum ich diesem selbstverliebten Bastard helfe." Er verdrehte spielerisch die Augen, was mir ein Schmunzeln entlockte.
,,Haben Sie vorhin mit ihm gesprochen?", wollte ich wissen.
,,Nein, er ist noch nicht aufgewacht, aber er hat eine Notiz hinterlassen, wie ich vorgehen soll, wenn der Anschlag passiert."
,,Er wusste davon?", fragte ich überrascht
,,Er wusste nicht durch wen und wann, aber dass es passieren würde, wusste er."

Ich schwieg. Er hatte von dem Anschlag gewusst und sicherlich auch wer ihn durchgeführt hatte. Schließlich war es Sherlock Holmes, er musste es einfach wissen.

,,Aber kommen wir jetzt zu den Fragen, die ich Ihnen stellen wollte...", fuhr Lestrade fort. Er nahm sich den Kuli aus seiner Brusttasche und machte sich bereit zum Schreiben. ,,Wir wissen schon einiges von Mycroft. Er war überraschend kooperativ. Man könnte denken, dass er hinter dem Anschlag steckt... Ich muss nur von Ihnen wissen, ob Sherlock in letzter Zeit etwas verdächtiges getan oder erlebt hat."
,,Nunja... Ja, jede Menge, wenn man es genau nimmt", erwiderte ich ehrlich.

Ich war mir unsicher, wie viel ich Lestrade erzählen konnte. Der Detektiv hatte nie etwas von Geheimhaltung gesagt. Ich beschloss, ehrlich zu sein, aber einige unwichtige Details, wie den Lazarus-Plan, wegzulassen.

,,Heute Nacht wurde eines der Rennpferde, die in den Ställen von Ascot unterstanden, getötet", fing ich an. ,,Bitte erzählen Sie es nicht der Presse." Ich war besorgt um den Fall. Wenn alles öffentlich gemacht werden würde, würde es um einiges komplizierter werden.
,,Keine Sorge. Mycroft hat Geheimhaltung angeordnet", erklärte der DI.
,,Wir ermitteln schon eine Weile gegen einen unserer VIP Clubmitglieder. Mr. Holmes wurde darauf angesetzt und das getötete Pferd war nur noch ein potenzieller weiterer Hinweis..."
,,Sie nenne ihn 'Mr. Holmes'?", fragte Lestrade, offenbar belustigt, vermutlich um die Stimmung etwas aufzulockern.
,,Ja, er hat zu viele Geheimnisse. Ich kenne ihn nicht und außerdem ist es ein klein wenig amüsant", erklärte ich.

Mein Psychologiestudium vor einigen Jahren zahlte sich nun endlich aus. Der Detektiv war wahrlich ein interessanter Gesprächspartner und sein Spiel war unwiderstehlich, nahezu hypnotisierend.

Lestrade lachte kurz auf.
,,Und wenn er schon mit mir ein psychologisches Spiel spielt, kann ich das auch", fuhr ich fort. ,,Jedenfalls wurde das Pferd mit einer Überdosis Naloxon getötet. Mr. Holmes hatte eine Blutprobe mitgenommen und sie untersucht. Als wir sie vorhin auf der Gala auswerten wollten, wurden wir erst unterbrochen und dann ist er umgekippt."
Lestrade nickte verstehend, machte sich dann einige Notizen auf dem Zettel vor sich und fragte dann weiter: ,,Und wer ist dieses VIP Clubmitglied? Haben Sie noch ein paar Namen, mit denen ich etwas anfangen kann?"
,,Oscar Gardener. Er war der vorherige Besitzer des Rennpferds. Brian Owens, unser VIP-Mitglied und James Wilde, vermutlich ein Verbindungsmann", zählte ich auf.
,,Wenn Sie sagen 'vorheriger Besitzer', gab es auch einen aktuellen?", wollte er wissen.
Ich zögerte.
,,Ja, mich", antwortete ich dann. ,,Gardener hat ihn mir geschenkt."
Der DI zog überrascht seine Augenbrauen hoch, unterbrach das Schreiben und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. ,,Geschenkt?"
Ich zuckte mit den Schultern und nickte dann.
,,Warum?"
,,Ehrlich gesagt weiß ich es nicht", erwiderte ich, ,,Deswegen steht er auf meiner Verdächtigenliste. Damit ich es herausfinde."
Lestrade lehnte sich wieder nach vorne und notierte etwas auf seinem Zettel, der inzwischen beachtlich vollgeschrieben war.
,,Und wer glauben Sie, hat Sherlock vergiftet?", wollte er wissen.
,,Das weiß ich auch nicht. Er hatte eine Wette mit Mr. Owens erwähnt, aber ich weiß nicht viel darüber. Es ging um ein Rennen in Bristol."
Wieder nickte der DI und erhob sich dann von seinem Platz.
,,Vielen Dank, Mrs. Carter. Ich empfehle Ihnen, jetzt nach Hause zu fahren. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie kontaktiere, sobald das Krankenhaus oder Mycroft meldet, dass Sherlock aufgewacht ist."

Wir verabschiedeten uns voneinander und ich machte mich auf die Heimfahrt. Es war eine ruhige Nacht in London, der Verkehr war nicht mehr ganz so intensiv und ich kam relativ schnell in der Baker Street an. Ich fand sogar einen Parkplatz unweit von meiner Wohnung.

Als erstes setzte ich Tee auf und machte etwas zu essen. Ich hatte schon den ganzen Tag nicht viel zu mir genommen und das zeigte sich jetzt deutlich.

Nachdem ich fertig war und das Geschirr abgespült hatte, spielte ich etwas auf meiner Queerflöte. Ich wollte mich beruhigen, den Tag etwas verarbeiten und vielleicht auch die Zeit totschlagen. Ins Bett konnte ich jetzt noch nicht gehen.

Mitten in einem Stück von Paganini, viel mir wieder ein, dass ich John darum gebeten hatte, mir die bisherigen Ermittlungsergebnisse zu schicken. Ich hörte auf und legte das Instrument auf den Wohnzimmertisch, bevor ich meinen Laptop vom Couchtisch nahm und mich auf das Sofa setzte.

Ich checkte meine E-Mails. Heute war jede Menge Spam angekommen, doch als ich weiter schaute, entdeckte ich tatsächlich auch eine Mail von John, von heute Morgen.
Interessiert öffnete ich den Anhang. Darin waren jede Menge Notizen von John zu den Verdächtigen. James Wilde hatte der Detektiv scheinbar schon ausgeschlossen. Er war nur ein Zwischenglied gewesen, hatte Informationen geliefert und ausgerichtet. Konsequenzen würde es für ihn trotzdem geben, dafür müsste ich sorgen.
Mr. Holmes hatte mir nicht darüber Bescheid gesagt, dass ich ihm nicht weiter unter Beobachtung halten musste. Zum Glück war ich auf die Idee gekommen, John nach den Informationen zu fragen, sonst hätte ich wohl noch mehr nicht erfahren.

Ich öffnete eine weitere Datei und fand darin Zusammenhänge zwischen Mr. Gardener und Mr. Owens.
Offenbar kannten sich die beiden besser, als ich angenommen hatte. Sie standen schon seit Jahren in Konkurrenz und dabei war es nicht selten zu physischen Auseinandersetzungen gekommen.

Vielleicht hatte Owens etwas mit den Drogen zu tun, die Vision injiziert worden waren?
Aber wenn ich diese Überlegung hatte, war mir der Detektiv höchstwahrscheinlich schon meilenweit vorraus. Zu diesem Punkt stand allerdings nichts in den Notizen.
Das ganze war nicht mehr nur ein Fall von einfachem Betrug. Es war ein geplanter Vorgang, der schon öfter stattgefunden hatte. Wer wusste wie oft.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche und ich zog es reflexartig heraus.
,,Hallo?", fragte ich schnell, ohne auf die Nummer zu achten.
,,Hey, hier ist Laurel", meldete sie sich am anderen Ende der Leitung.
Ich atmete schwer aus. ,,Oh, hey. Ich hatte nicht erwartet, dass du anrufst."
,,Wen hattest du denn erwartet?", fragte sie neugierig. Man konnte das Schmunzeln in ihrer Stimme förmlich hören.
,,Ehrlich gesagt das Scotland Yard", erwiderte ich ebenfalls schmunzelnd.
,,Ist etwas passiert? Hat es etwas mit diesem Projekt zu tun, an dem du arbeitest?", fragte sie aufgeregt.
,,Ja... John hattest du ja das letzte Mal kennengelernt. Sein Mitbewohner hatte einen Unfall...", erklärte ich bedrückt. Der Gedanke an die vergangenen Stunden saß mir immer noch schwer in den Gliedern.

Das Blut an meinen Händen...

,,Geht es ihm gut? Was ist ihn zugestoßen?", fragte sie weiter.
,,Er liegt im Krankenhaus und ist noch nicht aufgewacht. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was passiert ist", erwiderte ich.
,,Eigentlich wollte ich nur fragen, ob wir uns morgen treffen wollen. Ich hätte gerne meinen Mantel zurück, aber wenn du zur Zeit so gestresst bist, schätze ich, kann ich auch noch eine Weile warten", sagte sie mit einer ruhigen Stimme.
Ich zögerte.
,,Ach weißt du, ich schätze mir würde etwas Abwechslung guttun. Wir können uns ruhig treffen", sagte ich dann.
,,Okay! Wie wäre es dann wieder mit dem Café? Winchester's hattest du es genannt?"
,,Richtig. Ich bin morgen freigestellt, muss also nicht arbeiten. Wir könnten uns um zwei treffen?", trug ich bei.
,,Gerne! Ich freue mich auf morgen!", rief sie nun und ihre Freude war deutlich zu vernehmen.
Ich schmunzelte erneut. ,,Okay, ich mich auch. Dann bis morgen."

Erleichtert atmete ich aus. Ja, etwas Abwechslung würde mir sicherlich guttun und Laurels positive Art konnte ich gerade wirklich gebrauchen.

Bei dem Gedanken an morgen und der damit verbundenen Vorfreude vergaß ich nahezu die Arbeit, an der ich gerade noch gesessen hatte. Ich klappte den Laptop zu und beschloss, heute früher schlafen zu gehen. Hoffentlich rief Lestrade morgen an...

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