-~31~- Ich komme und hole dich

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Triggerwarnung: Blut, Bedrohung des Lebens, ungewollte Berührung!

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,,Mycroft. Wir haben schon auf dich gewartet", sagte Sherlock und lächelte ein eindeutig falsches Lächeln. Aber ich war eher mit der Frage beschäftigt, ob wir wirklich auf die britische Regierung gewartet hatten. War das der Grund für unsere teure Garderobe? Aber für Mycroft allein hätte sich Sherlock wohl kaum so angezogen.

Mycroft ignorierte die Sticheleien seines Bruders und wandte sich stattdessen mir zu: ,,Ich sehe, Ihnen geht es wieder gut, Mrs. Carter. Aber mein Bruder braucht diesmal lange für die Lösung des Falls. Wäre er etwas konzentrierter, wäre es zu all diesen Unannehmlichkeiten nicht gekommen."
Ich sah, wie Sherlock schon wieder den Mund öffnete, um zum verbalen Gegenschlag auszuholen, da kam ich ihm zuvor: ,,Ich muss Ihnen danken. Für die neuliche Rettung in Mr. Owens Hotelzimmer."
,,Selten gehörte Worte. In Sherlocks deutlich beschränktem Verstand scheint es nicht zu dieser Art von Gedankenbildung zu kommen", erwiderte Mycroft und warf seinem Bruder einen herabwürdigenden Blick zu.
Ich schmunzelte über seine exakte Wortwahl, wobei mir die Spannung zwischen den Brüdern nicht entging. Was war nur zwischen den beiden vorgefallen?
Mycroft kam weiter auf unseren Tisch zu und setzte sich dann auf einen der freien Stühle.
,,Er entschuldigt oder bedankt sich also nie bei Ihnen?", fragte ich.
,,Der Anblick, der sich mir auf der Feuerleiter danach geboten hat, war wohl genug der Entschuldigung."
Ich merkte, wie ich rot anlief und sah auf den plötzlich äußerst interessanten Mamorboden.
,,Damit meine ich nicht Ihre Akrophobie, eher sein Experiment im fünften Stock. Äußerst... Erfrischend."

Dass die Musterung im Mamor nicht einfach nur grau war, sondern auch kleine rote Akzente hatte, war mir vorher noch nicht aufgefallen.

,,Es war unnötig und leichtsinnig in dieser Situation", murmelte ich etwas verlegen.
,,Ach, machen Sie sich keine Gedanken darüber. Sherlock wusste, dass die Gefahr vorbei ist."
Mein Kopf schnellte zu ihm hoch und mein Blick fixierte sofort Sherlock.
,,Das heißt, das Risiko entdeckt zu werden war so gering, dass Ihr Bruder die Zeit für ein Experiment genutzt hat? An mir?", sprach ich trotzdem weiter mit Mycroft. Ich spannte mich merklich an. ,,Warum?", wollte ich wissen. Ich verfolgte jede Regung in dem Gesicht des Detektivs, jedoch gab es nicht gerade viele von ihnen.
,,Gelegenheit macht Diebe. Es kommt nicht sonderlich oft vor, dass Sherlock auf einen Akrophobiker trifft, noch dazu im achten Stock auf einer Feuerleiter. Sein Drang nach Wissen ist unendlich."
,,Und die Ergebnisse hoch interessant", fügte Sherlock hinzu und ich warf ihm einen finsteren Blick zu.

Es war albern, ihm jetzt böse zu sein. Er hatte meine Angst ausgenutzt. Er hätte mich aber auch nicht vorwarnen können, da es sonst möglicherweise zu einer Verfälschung der Ergebnisse gekommen wäre. Eigentlich war es belustigend und sowieso nicht mehr änderbar. Ich lachte kurz auf, schüttelte mit dem Kopf und sah deutlich die Verwunderung auf den Gesichtern der beiden Holmes-Brüder, aber auch auf Johns. Ich nahm einen Schluck von meinem Gingerale und ließ meinen Blick wieder raus in den Garten schweifen. Die Sonne war inzwischen fast hinter den Baumkronen verschwunden.

,,Was hast du denn so interessantes herausgefunden?", wollte ich von Sherlock wissen und er räusperte sich. Vermutlich, um sich wieder zu fangen.
,,Nun, deine Angst ist echt. Und beginnt bei dir erst ab einer Höhe von zwei Metern. Augenschließen hilft nur geringfügig. Es hat also vermutlich etwas mit dem Gleichgewichtsorganen zu tun, denn je wackliger der Untergrund ist, desto schlimmer wird es, unabhängig von der Höhe", erklärte er dann. ,,Diese Daten helfen mir, andere Akrophobiker einzuschätzen, falls das jemals von Nöten sein sollte."

Ich nickte nachdenklich und schwenkte die goldene Flüssigkeit in meinem Glas herum.

,,Warum sind Sie hier, Mycroft?", fragte ich dann und der angesprochene zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
,,Die beiden haben Ihnen nichts gesagt?"
Ich sah zu John, der entschuldigend die Hände hob und auf Sherlock deutete.
,,Ich hatte es nicht als relevant empfunden", sagte dieser auf den Tadel den Blick seines Bruders.
,,Nicht als relevant?", erwiderte Mycroft empört. Seine Stimme erhöhte sich merklich und ich machte mir Sorgen über seine plötzliche Aufgebrachtheit.

In diesem Moment trat ein weiterer Mann in den Raum ein. Ich kannte ihn nicht. Er trug einen teuren, schwarzen Anzug mit Fliege und wirkte auch sonst sehr gepflegt. Seine silbernen Haare waren ordentlich zurückgegelt und er besaß eine ausgezeichnete Haltung.
,,Bitte erheben Sie sich für Königin Elisabeth II", sprach er aus und es dauerte einige lange Momente, bis ich verstanden hatte, was er da von sich gegeben hatte.

Die Queen?! Wie konnte Sherlock diese Information als nicht relevant betrachten?!

Gerade in diesem Moment konnte ich den Gedanken noch verdrängen, dass wir tatsächlich auf die britische Regierung gewartet hatten. Ein stilles Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Ich merkte erst, dass ich noch saß, als mich Sherlock sanft am Oberarm packte und nach oben zog. Mein Stuhl rückte quietschend zurück und als wäre das nicht schon Peinlichkeit genug, lief ich auch noch rot an, als die Queen eintrat. Natürlich hatte ich sie bereits früher einmal getroffen, aber ganz so unvorbereitet war dieses Aufeinandertreffen doch nochmal etwas ganz anderes. Ich begann inständig zu hoffen, dass John nicht zu viel getrunken hatte und dass Elisabeth II nur eine weitere Einbildung infolge des Cylens war.

Letzteres war allerdings zu meinem Bedauern nicht so.

Sie trug einen weinroten Blazer mit passendem Rock und Hut und lächelte uns schmal entgegen.

,,Eure Majestät, wir haben uns lange nicht gesehen", brach Mycroft die erdrückende Stille und ich schluckte trocken.
,,Hallo Mycroft, ich sehe, dass du deinen Bruder zur Ordnung anhalten konntest", erwiderte sie mit rauer Stimme, der an Freundlichkeit jedoch nicht fehlte. Kurz überlegte ich, ebenfalls etwas zu sagen, entschied mich dann aber doch für das Schweigen, bis ich aufgefordert werden würde.
,,Ich hoffe, Sie hatten eine gute Anreise", mischte sich nun Sherlock ein, der deutlich entspannter als ich wirkte.
,,Die Reisen werden mit dem Alter beschwerlicher, aber diese Sache liegt mir persönlich am Herzen", erwiderte sie und setzte sich zu uns an den Tisch. Wir setzten uns ebenfalls.
,,Würden Sie gerne etwas trinken, eure Majestät?", fragte der Kellner und sie sah zu ihm auf.
,,Ich hätte gerne ein Wasser. Und bitte legen wir die Förmlichkeiten beiseite. Wir sind doch hier unter uns." Sie sah zurück zu Mycroft, der interessiert den Kopf hob. ,,Ich gehe davon aus, dass keiner von den hier Anwesenden ein Wort an die Öffentlichkeit gelangen lässt."
,,Aber natürlich nicht. Machen Sie sich keine Sorgen", erwiderte Mycroft.
Sie nickte zufrieden und wandte sich dann mir zu, wobei ich hoffte, dass man mir meine innere Unruhe nicht ganz so stark ansah.
,,Mrs. Carter, wir haben uns vor einer ganzen Weile mal getroffen. Ich kann mich an Sie erinnern. Sie waren immer sehr passioniert über unseren angenehmen Aufenthalt in Ascot. Es tut mir leid, dass Sie in eine solche Unannehmlichkeit verwickelt worden sind."
Mein Mund war ungewohnt trocken und ich hatte Schwierigkeiten, meine Professionalität aufrecht zu erhalten, deswegen presste ich nur ein perplexes ,,Danke sehr" heraus.
Warum hatte mich Sherlock nicht im Vorfeld informiert?

,,Mein Bruder hat es bevorzugt, Ihre Beweggründe, hier her zu kommen, nicht zu offenbaren. Ich hätte nun gerne eine Erleuchtung", sagte Sherlock mit wesentlich festerer Stimme, als ich sie hatte. Im Gegenteil - er schien sich sogar an der Situation zu erfreuen.

,,Nun, zum einen liegt mein persönliches Interesse natürlich darin, Ascot in seinen Ermittlungen zu unterstützen. Einen solchen Fall gab es in der Rennbahngeschichte noch nie, besonders da auch das ganze Land von einer solchen Droge bedroht ist. Zum anderen wurde Willow bösartig gekidnapped. Zum Glück haben Sie ihn zurückgebracht, Sherlock. Mein Dank gilt natürlich genauso Ihnen, Mrs. Carter."

Ich warf Sherlock einen verurteilenden Blick zu, bei der Erwähnung des Corgis, jedoch zeigte sein Gesicht keine Regung.

,,Ich bin persönlich hergekommen, um Ihnen mein Interesse an der Auflösung des Falls aufzuzeigen. Egal welche Mittel Sie dazu benötigen, ich werde sie Ihnen zur Verfügung stellen."

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Ich lag nachts noch sehr lange wach und dachte über das vorangegangene Gespräch nach. Die Queen? Sie war vorbeigekommen, um uns ihre Hilfe anzubieten? Sherlocks Hundediebstahl hatte dabei eine signifikante Rolle gespielt und ich fragte ich zunehmend, ob das nicht seinem Plan entsprach.

Oder überschätzte ich ihn nun? Es war bei diesem Mann schwer zu sagen, ob man ihn über- oder unterschätzte.

Ich schaute auf den Radiowecker, dessen rotes Licht das einzige war, das den Raum etwas beleuchtete. Er zeigte an, dass es bereits kurz vor vier Uhr morgens war. Jetzt gerade vermisste ich mein Instrument, meine Musik, mit der ich sonst so viel verarbeiten konnte. Die einzigen Geräusche im Raum waren die sanften und gleichmäßigen Atemzüge der beiden Männer.

Ich drehte meinen Kopf in die andere Richtung und sah zu Sherlock, der auf die Seite, mit dem Gesicht zu mir gedreht war. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich mehr als nur seine Silhouette erkennen konnte. Ich betrachtete sein blasses Gesicht und die Locken, die ihm vereinzelt hinein hingen.

,,Sein Aussehen macht seine Charakterschwächen nicht wett", sagte eine mit allzu bekannte Stimme. ,,Aber dass er attraktiv ist, kann man wirklich nicht abstreiten."
,,Lass mich in Ruhe, Owens", ermahnte ich ihn murmelnd, der nun hinter Sherlock auftauchte und auf ihn hinunter sah.
,,Er hat dir deutlich gesagt, dass er an keiner Beziehung interessiert ist. Deine dauerhafte unterschwellige Hoffnung ödet mich an. Ihr seid im besten Falle Freunde, wenn überhaupt."
,,Danke für den Ausdruck deiner Meinung. Ich habe darüber schon lange genug nachgedacht", erwiderte ich.
,,Oh ich weiß. Du denkst, denkst, denkst nur. Aber du machst einfach nichts."
,,Weil ich nicht weiß, was ich tun soll", antwortete ich ihm, mit der Hoffnung, dass der CM tatsächlich eine konstruktive Hilfe sein würde. Leider irrte ich mich.

,,Oh du weißt es. Du solltest dich von ihm fernhalten. So weit weggehen wie möglich", sagte er eindringlich und fuhr mit seiner rechten Hand durch Sherlocks Locken.
,,Lass das", zischte ich leise
,,Was? Hast du Angst, dass er aufwacht? Keine Sorge, ich bin nur in deinem Kopf." Er fuhr mit seiner Geste fort, fuhr mit seinen Fingerspitzen über seinen Hals, seine Locken und den Arm, der auf der Decke lag, bis zu seinem Handgelenk.
,,Was? Widere ich dich an? Du widerst dich selbst an", erklärte er.
,,Nein. Das bin nicht ich, dass ist das Cylen und wie es sich dich vorstellt", stellte ich mit zitternder Stimme klar und er verzog sein Gesicht zu einem Grinsen.
,,Ich komme und hole dich, wenn du mit ihm zusammenkommst."
Seine letzten Worte schallten scheinbar, bevor er verschwand und ich bekam auf meinem ganzen Körper Gänsehaut. Eine irrationale Angst machte sich in mir breit.

Sherlock öffnete plötzlich seine Augen  und sah mich direkt an.
Mein Herz machte vor Schreck einen Sprung und ich war froh, dass man in der Dunkelheit wohl kaum meine plötzliche Röte erkennen konnte. Wie viel hatte er von dem Gespräch mitbekommen, das ich mitten in der Nacht mit mir selbst geführt hatte?

,,Du kannst nicht schlafen", stellte Sherlock scharfsinnig fest. Seine Stimme war rau und leise, vermutlich um John nicht zu wecken. Ich musste sofort über seine Aussage schmunzeln und antwortete ebenfalls mit gedämpfter Stimme: ,,Ja." Eine unglaubliche Erleichterung kehrte wieder in mir ein, als ich bemerkte, dass er bei mir war.
,,Vermisst du London?", fragte er dann.
,,Ein bisschen. Aber ich denke viel mehr über den Fall nach. Er hat Ausmaße angenommen, auf die ich nicht vorbereitet war. Das Cylen macht mir zu schaffen", erwiderte ich wahrheitsgemäß.
,,Wir sind näher an der Lösung des Falls dran, als du denkst", sagte Sherlock. ,,Ich brauche nur noch einige wenige Details."
Ich musterte ihn in der Dunkelheit und versuchte herauszufinden, ob er log oder die Wahrheit sagte, aber ich wurde auf einmal unbeschreiblich müde.

,,Sprich nicht mit ihm", sagten verzerrte Stimmen in meinem Kopf und ich kniff meine Augen zusammen.

,,Ist alles in Ordnung?", wollte der Detektiv wissen. Seine Stimme klang tatsächlich besorgt, was ich bei ihm nur selten erlebt hatte.

,,Verrate uns bloß nicht...", wurde ich angewiesen.

,,Schon gut. Ich bin jetzt nur wirklich übermüdet. Gute Nacht, Sherlock." Ich drehte mich von ihm weg und beendete so unser Gespräch.

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Das Frühstück hatten wir bereits hinter uns, als ich erleichtert feststellen konnte, dass mich bis jetzt weder Owens, noch die Stimmen wieder belästigt hatten. Ich war wohl tatsächlich übermüdet gewesen und zusammen mit dem von mir unterdrückten Trauma der Entführung, hatte das Gift, das sich immer noch in meinem Kreislauf befand, wohl solche Hirngespenste ausgelöst. Und davon gingen keine Gefahren aus, da war ich mir sicher.

Viel eher beschäftigte mich die medizinische Möglichkeit, ob das Cylen tatsächlich so lange in meinem Körper sein konnte. Jedoch kannte ich mich dafür zu wenig mit solchen Sachverhalten aus. Vielleicht war es auch nur ein Placeboeffekt, den ich selbst auslöste. Oder es waren Nachwirkungen, die wochenlang anhalten konnten?

Diese Frage konnte ich Sherlock jedoch gerade nicht stellen, weil er gerade hoch motiviert dabei war, uns seinen Plan für den heutigen Tag offen zu legen: ,,Wir teilen uns auf. John geht zu dem See, der in Norden der Stadt liegt. Er gehört einem privaten Züchterverband von Seerosen. Ein lebensverschwendendes Hobby, wenn man mich fragt."
Ich rollte über seine Aussage mit den Augen und fragte dann: ,,Und wir?"
,,Wir gehen zum Walter Lily Pond im Osten", erwiderte er. ,,Diesen äußerst kreativen Namen verdankt er dem Grundstückseigentümer Sir Joe Walter... Wir suchen nach Spuren, die auf die Entführung hinweisen könnten: Fußspuren im Schlamm, Reifenspuren, ein mögliches Versteck... Das alles im Umkreis von etwa zwei Kilometern."
,,Das wird Stunden allein dauern", merkte John an.
,,Mycroft hat uns genug Männer zur Verfügung gestellt. Vielleicht können sie sich jetzt mal als nützlich erweisen", erwiderte der Detektiv.

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Etwa eine Stunde später hatten Sherlock und ich und sechs weitere Männer den Walter Lily Pond erreicht. Während der Fahrt hatte ich mit Sherlocks Handy mit Laurel telefoniert, die vor Sorge völlig hysterisch war. Ich beruhigte sie so gut ich konnte.

Es war ein wunderschöner, großer See, um den bunt blühende Rhododendronsträucher gepflanzt worden waren. An einigen Stellen erhoben sich gigantische Weidenbäume aus dem Blütenmeer und dem saftigen Gras, die sich, genau wie der blaue Himmel, im stillen Wasser des Sees spiegelten. Weiße, rosane und gelbe Seerosen schwammen gemeinsam mit hunderten von dunkelgrünen Blättern auf der Wasseroberfläche und streckten sich der Sonne entgegen.
Ich sah zu Sherlock auf, der neben mir stand und sich ebenfalls umzusehen schien.

Es gab nur eine Sache, die mich an dem Anblick störte: ,,Wo ist der Blaue Lotus, von dem du gesprochen hattest?"
Sherlock sah zu mir herab und antwortete dann: ,,Nymphaea caerulea blüht um diese Jahreszeit nicht. Es sind nur die Blätter und die Samen, die sich im Wasser befinden."
Ich nickte verstehend, auch wenn ich etwas enttäuscht war, dass ich die Blüte nicht sehen konnte.

Wir machten uns auf die Suche nach Hinweisen, die sich im Umfeld befinden konnten. Nach etwas mehr als zwei Stunden rief uns einer von Mycrofts Männern an, der etwas gefunden hatte und wir machten uns sofort auf den Weg zu ihm.

Mitten im angrenzenden Wald war eine kleine Holzhütte, umgeben von Reifenspuren. Die Tür war laut Sherlock vor kurzem noch versperrt gewesen, bis sie gewaltvoll geöffnet wurde.

Wir machten unsere Handytaschenlampen an und betraten das kleine Haus. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen, die auffälligerweise die einzigen Gegenstände waren, die nicht mit Spinnenweben zugehangen waren. Auf dem Boden lagen einige Bier- und Coladosen, die Sherlock sofort inspizierte.
Auf der rechten Seite des Raumes gab es eine weitere Tür, die sich deutlich einfacher öffnen ließ, als wir angenommen hatten. Dahinter führte eine Steintreppe in den Keller des Hauses.
Wir gingen hinunter, doch mehr als Staub und eine tote Ratte konnten wir darin nicht finden.

,,Staub erzählt die Geschichte eines Raumes", erklärte Sherlock ruhig und leuchtete in jede Ecke des Kellers. Nur ein paar wenige Fußspuren, die schon wieder von einer dünnen Schicht Staub überlagert waren, waren zu sehen. ,,Hier warst du nicht. Höchstens ein paar Jugendliche, die gefeiert haben."

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Wir suchten im Unkreis noch einige Stunden weiter, jedoch konnte nicht einmal Sherlock irgendwelche Hinweise finden. Wir kehrten zum See zurück und suchten das Ufer zum wiederholten Male ab - ohne Erfolg.
Sherlock war wütend und verscheuchte Mycrofts Leute, dann rief er John an.

Ich ließ mich in der Zwischenzeit in das knöchelhohe Gras unter einer der Weiden sinken und betrachtete die Spiegelung der langsam untergehenden Sonne auf der Wasseroberfläche, bis Sherlock das Telefonat beendet hatte.

Frustriert ausatmend setzte er sich neben mich und starrte in die Ferne.
,,John hatte auch keinen Erfolg?", fragte ich, eigentlich wissend.
,,Nein", seufzte er und schüttelte dabei den Kopf. ,,Es macht mich rasend, immer noch im Dunkeln zu tappen."
,,Ich weiß", erwiderte ich und hatte das Bedürfnis ihm meine Unterstützung zu zeigen, indem ich seine Hände in meine nahm.
Er sah hinab und verschränkte unsere Finger. Ein Kribbeln fuhr durch meinen Körper. Er deutete ein Lächeln an, als er mir in die Augen sah.
,,Ich bin kaum der richtige Mensch dafür, um eine emotionale Rede zu halten. Jedoch möchte ich dir danken, dass du trotz aller Schwierigkeiten bei mir geblieben bist und ich... ähm..."
Er stockte und ich lächelte sanft.
,,Das ist kein Problem. Ich glaube daran, dass du den Fall lösen kannst. Es hat sich lange genug hingezogen. Wir hatten einen Rückschlag, aber jetzt wird es nur noch voran gehen. Daran glaube ich", erwiderte ich.
Er drehte sich weiter zu mir und plötzlich schienen alle Zweifel aus seinen Augen verschwunden zu sein.
,,Wir werden den Fall lösen", korrigierte er mich.
Er schien nach Worten zu suchen, für das, was er mir als nächstes sagen wollte und ich ließ ihm Zeit dazu.
,,Doch eigentlich ging es mir nicht um den Fall... Ich meinte... Danke, dass du all meine Vertrauensbrüche einfach hingenommen hast. Du musst wissen, dass sie alle einem Zweck dienen... Darf ich... dich... küssen?", fragte er dann vorsichtig und ich war völlig überrascht.

Fast unmerklich nickte ich, als hätte ich Angst davor, den Augenblick zu zerstören. Er lehnte sich leicht zu mir vor und wir näherten uns langsam an.
Der Moment, als sich unsere Lippen trafen war nicht zu beschreiben. Worte, die diese Gefühle ausdrückten, gab es nicht. Sicherheit, Geborgenheit, Verliebtheit - das alles wagte in die Nähe der Gefühle zu treten und war doch noch so weit entfernt.

Die Zeit blieb stehen, bis wir uns wieder trennten. Verliebt lächelte ich und sah ihm in die Augen. Dieses wunderschöne Wolkenblau drohte mich erneut einzusaugen. Auch er lächelte und musterte mich ebenfalls.

Mein Blick geriet hinter ihn und in einiger Entfernung stand eine Gestalt im weißen Hemd und schwarzer Anzughose. Es war Owens. Er sah blass aus - leichenblass. Er starrte in die Leere. Auf seinem Hemd bildete sich langsam ein roter Blutfleck, der sich immer weiter ausbreitete. Er stürzte, doch bevor er auf den Boden aufschlug, verschwand er in einer kleinen Staubwolke.

Sherlock sah den Schreck in meinen Augen, drehte sich um und als er nichts erkennen konnte, wandte er sich wieder mir zu und nahm mein Gesicht in beide Hände.

,,Es war nur Einbildung. Was auch immer du gesehen hast, es ist nicht wirklich passiert. Es ist nur das Cylen", versuchte er mich zu beruhigen und ich sah zurück in seine Augen.
,,Alles wird gut, das verspreche ich dir."

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Yesss, endlich ist es passiert! Hat nur 31 Kapitel gedauert...
Ich hoffe, ihr liebt das Kapitel genauso sehr wie ich es tue. Endlich geht es voran mit der Story! Ich bin echt nicht gut in Romance und hab mir wirklich Mühe gegeben. Wenn ihr Kritik habt, äußert sie gerne :)

Meine Recherchen haben ergeben, dass der letzte Corgi der Queen Anfang 2018 verstorben ist... Das wusste ich leider nicht und habe ihn für die Geschichte einfach unwissentlich wieder ins Leben gerufen :')
Ich werde ihn jetzt auch nicht mehr töten, dafür liebe ich Tiere und diesen Running Gag zu sehr...

Es wird in den nächsten Kapiteln heftiger werden. Hauptsächlich etwas gruseliger, aber in anderen Bereichen auch schöner  ;)

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