-~32~- Keiner hätte etwas bemerken können

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Sherlocks Augen leuchteten auf einmal auf und er machte einen Schritt von mir weg. Er drehte sich euphorisch im Kreis und breitete die Arme aus.
,,Ja! Ich weiß es!", verkündete er lautstark.
,,Was?", fragte ich perplex und versuchte seinen Gedankensprüngen zu folgen.
,,Es gibt hier keine Spuren und John hat auch keine gefunden!", erklärte er nichtssagend und als er bemerkte, dass ich ihn immer noch nicht verstand, fasste er mich an den Schultern und sagte: ,,Wir müssen sofort zurück zum Hotel!"

Noch bevor ich nachfragen konnte, zog er mich an der Hand hinter sich her in Richtung der Autos. Ich sah zurück zu der Stelle, an der Owens lebloser Körper zu Boden gefallen war, doch er war noch immer verschwunden.

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Zurück im Hotel gab Sherlock immer noch schnellen Schrittes die Richtung vor, in die wir gingen. Trotz der langen Rückfahrt hatte ich ihn nicht fragen können, wo genau er hin wollte, da er sich den größten Teil der Fahrt in seinen Kopf zurückgezogen hatte. Wo genau hin wusste ich nicht, da er sich immer noch ab und zu über den Verlust seines Gedächtnispalastes beklagte, jedoch war er nicht mehr ansprechbar gewesen. Die einzigen zwei Sätze, die während der Rückfahrt über seine Lippen kamen, war die Anweisung an den Fahrer zurück zum Hotel zu fahren und ein wortkarger Anruf zu John mit der Forderung, sich mit ihm zu treffen.

Jetzt steuerte Sherlock die Terrassentür an, die raus in den Garten führte, den ich gestern Abend noch bewundert hatte. Uns folgten mehrere Leute vom Personal des Hotels, unter anderem auch unser Kellner vom Vortag. Vor dem Koiteich blieb Sherlock abrupt stehen und bevor ich selbst auf die Schlussfolgerungen hätte kommen können, verkündete er seine Erkenntnisse: ,,Nymphaea caerulea blüht um diese Jahreszeit nicht. Es sind nur die Blätter und die Samen, die sich im Wasser befinden."
Er deutete dabei auf die Seerosenblätter.
,,Ich bin in den Koiteich gefallen?", fragte ich überrascht, doch Sherlock antwortete nicht, sondern wandte sich dem Kellner zu: ,,Zeigen Sie mir Ihre Lagerräume."

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Der Angestellte brachte uns zu den Vorratsräumen des Hotels. Er erklärte uns, dass es drei gab, allerdings nur zwei genutzt wurden.
Ein Blick in den ungenutzten Raum genügte Sherlock, um zu wissen, dass ich dort festgehalten worden war. Wie er es herausgefunden hatte, konnte ich mir nicht erklären, jedoch brannte mir gerade eine wesentlich wichtigere Frage auf der Zunge: ,,Sie haben davon nichts mitbekommen?", fragte ich an das Personal gewandt und alle sahen ziemlich betreten zu mir.
,,Bis auf Sie hatten wir in den letzten Monaten keine Gäste. Nur der Gärtner und der Hotelbesitzer waren da. Keiner hätte etwas bemerken können", erklärte der Kellner.
,,Ich will mit dem Hotelbesitzer sprechen", legte Sherlock fest.
,,Er ist zur Zeit nicht in Wales. Er ist nach London gereist", erwiderte der Kellner entschuldigend, ,,aber der Gärtner ist da-"
,,Der Gärtner ist unwichtig", erklärte Sherlock kurz angebunden und drehte sich von dem Angestellten weg. ,,Wo bleibt John nur?", murmelte er leise vor sich hin. ,,Es gibt hier nichts mehr zu finden. Die Spuren wurden penibel beseitigt. Sie können alle wieder Ihrer Arbeit nachgehen", verkündete er dann.

Die Angestellten nickten kurz und folgten der Anweisung des Detektivs, nur einer von ihnen blieb noch bei uns und trat nervös von einem Bein auf das andere.
,,Dann sagen Sie mal, was Sie wissen", forderte Sherlock den kleinen Mann auf.
,,Es ist mir unangenehm, aber ich war in dieser Nacht unerlaubt hier. Ich habe-"
,,Es ist unwichtig, was Sie gemacht haben, konzentrieren Sie sich auf das relevante", unterbrach ihn Sherlock.
Der kleine Mann schluckte.
,,Mrs. Carter habe ich nicht gesehen, aber die Putzfrau, die hier sauber gemacht hat. Ich kannte sie nicht, aber es kommt öfter vor, dass neues Putzpersonal eingestellt wird, deswegen war das für mich nichts außergewöhnliches. Sie hat mehrere volle Plastiktüten mitgenommen. Keine Ahnung, was darin war."
,,Haben Sie gesehen, mit welchem Auto sie gefahren ist?", wollte ich wissen.
Der Mann nickte.
,,Ja, es war ein dunkelblauer Transporter mit dem Logo einer südländischen Putzfirma darauf", antwortete er.

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Sherlock und ich waren gerade auf dem Weg zurück zu unserem Hotelzimmer, als uns eine weitere Angestellte ansprach.
,,Mrs. Carter, das Personal des Hotels möchte sich für die Unaussprechlichkeiten entschuldigen, die ihnen geschehen sind und keiner bemerkt hatte."
Sie hielt uns ein Tablett mit zwei hohen Gläsern hin, gefüllt mit einer roten Flüssigkeit.
,,Vielen Dank, aber Sie tragen keine Schuld-", versuchte ich die Geste abzulehnen, jedoch erfolglos.
,,Es ist ein Likör, der hier im Hotel hergestellt wurde. Wir verkaufen ihn in die ganze Welt und er ist sehr hochwertig. Ich bitte Sie, das Geschenk anzunehmen", erklärte die Angestellte und ich lächelte und sah unsicher zu Sherlock hinauf.
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und griff nach einem der Gläser, also tat ich es ihm gleich. ,,Vielen Dank", sagte ich zu der Angestellten und sie verschwand mit einem freundlichen Lächeln.

,,Also dann, Iechyd da", sagte ich zu Sherlock und er hob, genau wie ich, das Glas und erwiderte den walisischen Trinkspruch.

Eigentlich hatten wir uns beide klargemacht, dass wir die Gläser nur sehr langsam leeren würden, allerdings kam es dazu, dass sie aus irgendeinem Grund schon auf der Hälfte des Weges zu unserem Zimmer leer waren. Ob es an dem wirklich guten Likör lag oder an der ausgelassenen Stimmung zwischen uns, wusste ich nicht und mein inzwischen doch etwas benebelter Verstand wollte auch nicht mehr darüber nachdenken. So schnell hatte ein bisschen Alkohol noch nie bei mir gewirkt, aber ich hatte auch keine Zeit dafür einen Gedanken zu verlieren, da ich mich schon mitten darin befand, Sherlock zu küssen.

Etwas unbeholfen schloss er die Zimmertür mit einer Hand auf und schob mich hinein, doch wir lösten uns kaum voneinander.

Ich lachte auf und sah ihm in die Augen. Das tiefe Blau drohte, mich erneut zu verschlucken. Wir standen ganz nah.
,,Der Koiteich also? Wie bist du darauf gekommen? Es gab keine Spuren", sprach ich kurzerhand neugierig an.
Er stahl sich noch einen schnellen Kuss, bevor er antwortete: ,,Der Gärtner kümmert sich jeden Morgen um den Garten, bevor die Gäste zum Frühstück kommen. Er hat alle Spuren beseitigt, bevor wir überhaupt hier waren. Vermutlich hat er sie nur für Vandalismus gehalten."
Ich küsste ihn noch einmal und fuhr mit meinen Händen durch seine weichen Locken. Er war ein guter Küsser und ich nahm mir vor, zu fragen, wie er es gelernt hatte.
Er legte seine Hände an meine Hüften, doch in diesem Moment hörten wir, wie sich die Tür öffnete und fuhren auseinander.

,,Hallo John", begrüßte Sherlock seinen Freund sobald er das Zimmer betrat, so ruhig als wäre nichts gewesen. Ich brachte kein Wort heraus und suchte nach meinem Handy in meiner Hosentasche, jedoch fiel mir recht schnell wieder ein, dass ich es verloren hatte. ,,Du bist spät."
,,Wir sind in einen Stau geraten", erklärte John und schloss die Tür hinter sich.
Für einen Augenblick beobachtete ich den Arzt, doch er schien keinen Verdacht gefasst zu haben und ich entspannte mich deutlich. Unschuldig sah er zwischen uns hin und her. Langsam verstand ich, warum Sherlock einen Zimmergenossen bevorzugte, der nicht alle seine Machenschaften durchschaute.
,,Also? Was habt ihr herausgefunden?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Erst als eine Weile Stille im Raum herrschte, bemerkte John unsere ungewöhnlichen Gesichtsausdrücke und die Gläser in unseren Händen.
,,Habt ihr etwa etwas getrunken? Wir wissen doch gar nicht, wie sich das Cylen verhält-"
,,Nun, man ist definitiv etwas erheiterter, als es sich für ein Glas Likör gehört", sagte Sherlock und schnalzte unbeeindruckt von John, der seine Hände in die Hüfte gestützt hatte und mit offenem Mund da stand, mit der Zunge.
,,Du auch, Liv?", fragte er mich erstaunt und ich zuckte entschuldigend mit den Schultern.

Während Sherlock John erklärte, was er bis jetzt herausgefunden hatte, ging ich ins Badezimmer. Ich sah in den Spiegel und stellte fest, dass meine Haare etwas zerzaust waren, also kämmte ich sie schnell wieder etwas glatt. Danach wusch ich mir das Gesicht mit kühlem Wasser, um den Nebel in meinem Kopf etwas zu lichten, jedoch bewirkte es nicht viel, außer dass mich eine unbeschreibliche Müdigkeit überrollte.

Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, entdeckte ich John, der über einen, bereits in seinem Bett schlafenden Sherlock gebeugt war und eine Hand auf seine Stirn gelegt hatte.
Er sah zu mir auf, sobald er mich bemerkte und deutete mit der anderen Hand auf mein Bett.
,,Du solltest jetzt auch schlafen. Die Drogen haben doch noch einen größeren Einfluss auf eure Körper, als wir erwartet hatten."

Ich nickte in Zustimmung und legte mich in mein weiches Bett - noch komplett angezogen. Ich erinnerte mich nicht mehr daran, dass John weggegangen war oder dass ich überhaupt eingeschlafen war. Mich hatte der Schlaf eingeholt, sobald ich die Augen geschlossen hatte.

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Hallo liebe Reader!

Das ist der erste Teil der kleinen Lesennacht anlässlich der 150 Follower. Gleichzeitig haben wir übrigens auch die 1k-Marke bei den Reads und die 150 Votes geknackt! Vielen Dank^^

Watty scheint einige Probleme mit dem Veröffentlichen von neuen Kapiteln zu haben... Deswegen kommt es zu dieser Verspätung, Tut mir leid!

Weiter geht es hoffentlich 21 Uhr!

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