32 - Doppelagent

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 7 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Mittwoch nachmittags]


ʝιɱιɳ

Hier hinten ist noch ein kleines Fenster, und so kann ich tatsächlich meinen vollgeheulten Schal auf der Heizung ausbreiten, ehe ich mich setze.

"Was passiert ist? Ich wohne da vorne im Studentenwohnheim um die Ecke. Und ich stecke fest in einer 2er-Wohnung mit einem eigentlich netten, aber manchmal ziemlich arschigen Mitbewohner. Ich habe ihm im Laufe der Woche sehr geholfen, weil ich ihm seinen Semesterprüfungssong eingesungen habe. Und jetzt hat er mich abserviert wie eine lästige Fliege.
Ich mag ihn, o.k.? Die Zusammenarbeit hat mir großen Spaß gemacht, auch wenn nicht alles stolperfrei lief. Wir hatten drei musikalisch intensive und ansonsten herrlich unbeschwerte, alberne Tage miteinander, und jetzt hat er mir pampig mitgeteilt, ich möge mich doch bitte um meinen eigenen Kram kümmern und ihn in Ruhe lassen.
Ich bin erstmal aus der Wohnung geflohen, weil ich eh noch einkaufen wollte. Aber ..."

Ich grinse schief und hilflos.

"... weit bin ich ja nicht gekommen. Das hat so weh getan, das hat mich buchstäblich umgehauen. Deshalb hab ich da so komisch an der Laterne geklebt."
Zum Glück kommt grade die Kellnerin wieder. So muss ich Ten nicht ansehen nach diesem verrückten Geständnis.

TEN

Ich lasse Jimin erstmal reden, bis die Bedienung kommt und uns unsere Getränke hinstellt. Ich nicke ihr freundlich zu, immerhin kennt sie mich schon, weil ich hier Stammkunde bin. Ich bin ganz froh, dass sie im richtigen Moment aufgetaucht ist, so kann ich Jimins Worte in Ruhe verarbeiten und meine Überlegungen vertiefen. Er wohnt also mit einem Studenten zusammen, der manchmal ziemlich arschig ist, und hat für ihn einen Song eingesungen UND heißt auch noch Jimin? Das sind mir zu viele Zufälle. Das MUSS Yoongis Jimin sein.

In meinem Kopf häufen sich die Fragen, allem voran: Was hat dieser Idiot jetzt wieder angestellt?

Leider ist die Bedienung schnell wieder weg und ich muss meine Gedanken ein bisschen zurückhalten. Ich schaue wieder zu Jimin, schenke ihm ein aufbauendes Lächeln und versuche, ohne dass er was merkt, mein Mitgefühl mitzuteilen.

"Das klingt ganz schön heftig, tut mir echt Leid. Hast du ihn denn mal gefragt, wieso er sich so verhält?"
Würde mich jetzt mal interessieren. Was geht in ihm vor, dass er Jimin jetzt auf einmal so vor den Kopf stößt? Und vor allem, habe ich ihn vielleicht dazu gebracht durch unser letztes Gespräch? Ich hoffe nicht. Der arme Jimin wirkt völlig fertig. Ich möchte ungern für ihre Auseinandersetzung verantwortlich sein.

Ich überlege, ob ich ihm von meiner Vermutung berichten soll, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder. Jimin braucht jetzt jemanden, der für ihn da ist, der unparteiisch ist, auch wenn ich das nicht wirklich sein kann. Jetzt geht es erstmal darum, dass Jimin sich den ganzen Mist von der Seele reden kann, und nachher werde ich mir Yoongi krallen und ihm mal den Kopf waschen.

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Die Minuten vergehen, aber ich sitze immer noch ratlos vor meinem PC, starre den Stick an und warte auf eine Erleuchtung.

Ich habe die Idee, Jimin eine Nachricht zu schreiben, ganz schnell wieder verworfen, weil ich einfach keinen zufriedenstellenden Satz hinbekommen habe. Das heißt dann mit anderen Worten, ich muss warten, bis er wiederkommt. Und am besten überlege ich mir jetzt schon, was ich dann sagen soll. Wenn ich denn dann überhaupt den Mut aufbringe, um mit ihm zu reden. Ach verdammt, ich weiß überhaupt nichts mehr!

Außerdem muss ich noch ein letztes Mal den Song Probehören und mir schon mal Notizen machen, damit ich morgen vor den Profs überhaupt den Mund aufkriege. Das ist zum verrückt werden! Diese ganze Idee, den Song mit Jimin zu machen, war der größte Fehler überhaupt. Ich hätte mich für einen anderen Song entscheiden sollen. Dann wäre mir dieses Theater erspart geblieben. Auf der anderen Seite ... Der Song ist verdammt gut geworden. Wenn ich damit keine gute Note erziele, weiß ich auch nicht mehr.

"Okay, das reicht!", schimpfe ich laut, als es sich in meinem Kopf schon wieder anfängt zu drehen vor lauter Gedanken. Auch wenn ich das eigentlich vermeiden wollte. Ich werde Ten nochmal anschreiben und ihn um Rat fragen. Was anderes fällt mir dazu echt nicht mehr ein!

ʝιɱιɳ

Äh ... Yoongi fragen, was das soll ... ja. Wär 'ne Idee gewesen, was auch immer dabei rausgekommen wäre. Der kriegt doch nie die Zähne auseinander.
"Ehrlich gesagt nicht. Ich war viel zu perplex und vor den Kopf gestoßen - da hat mein Denken ausgesetzt. Ich frage mich ja auch, warum ICH so übertrieben reagiert habe. Warum geht mir der Kerl nicht einfach am Arsch vorbei?!? Warum renne ich panisch aus der Wohnung, als hätte er mich mit einer Waffe bedroht oder meine Eltern erschlagen? Das ist doch alles absurd. Und nervt! Ich hatte heute meine Gesangsprüfung, die hätte ich wegen meines Gedankenkarussells beinahe versemmelt. Er muss morgen unseren gemeinsamen Song abliefern. Und ich habe am Freitag noch meine Tänzerprüfung. Dazu helfe ich bei anderen Tänzern im Background aus und bin Model für eine Textildesign-Prüfung. Und mittendrin dieses bescheuerte Kuddelmuddel mit Nähe und Distanz, Begeisterung und Rumkrittelei, gemeinsamem Kochen und "Lass mich in Ruhe"-Gebölke. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so unter Strom gestanden habe. Und das musste da eben an der Laterne einfach mal raus."

TEN

"Verständlich. Das ist ja auch wirklich ne Menge, die da grade auf dich einprasselt. Gerade in der letzten Prüfungsphase, wenn man sowieso schon an der Belastungsgrenze ist", antworte ich ruhig, obwohl mich das Thema mehr mitnimmt, als Jimin wahrscheinlich denkt. Er weiß ja nicht, dass Yoongi selbst auch völlig überfordert ist. Ich überlege auch die ganze Zeit, wie ich es anstelle, Yoongi in Schutz zu nehmen, ohne Jimin das Gefühl zu geben, dass er völlig überreagiert.

"Ich wünschte, ich könnte dir da irgendwie helfen, aber ich glaube, das musst du selbst hinkriegen. Ich kann dir höchstens anbieten, dass du dich gerne jederzeit bei mir ausheulen kannst. Und was ... deinen Mitbewohner angeht."

Puhhh, gerade nochmal gut gegangen. Ich hätte beinahe Yoongis Namen gesagt."Wenn du ein bisschen runterfahren konntest, sprich ihn nochmal an. Ich glaube nicht, dass er von Grund auf schlecht ist, immerhin hattet ihr ja anscheinend auch gute Tage zusammen. Vielleicht ist es bei ihm auch nur der Stress. Oder etwas anderes, wer weiß."

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Neuer Versuch, altbekanntes Dilemma. Wie soll ich Ten anschreiben? Was soll ich ihm sagen? Ich hole mein Handy hervor und tippe bestimmt zwanzig verschiedene Versionen, bevor ich zufrieden bin. Schnell lese ich mir die Nachricht nochmal durch.
"Hallo Ten, ich habe Mist gebaut. Ich glaube, Jimin hasst mich jetzt. Und ich glaube, du hattest Recht mit der Schwäche für ihn. Ich brauch bitte ganz dringend deine Hilfe."

Ich seufze schwer, sammel nochmal all meinen Mut zusammen und schicke die Nachricht dann endlich ab. Hoffentlich reagiert er überhaupt darauf. Ich hab mich die letzten Male echt nicht von meiner besten Seite gezeigt. Aber es ist auch schwer. Ich weiß nur nicht, ob er dafür noch Verständnis hat. Hmpf.

"Ich werde diesmal auch nicht wieder so ausflippen wie letztes Mal. Sorry. Ich brauche wirklich deine Hilfe. Ich weiß nicht mehr weiter."
Schnell tippe ich die Nachricht und schicke sie direkt hinterher. Jetzt heißt es warten. Auf Tens Reaktion, wenn es eine gibt. Und auf Jimin, wenn er dann endlich nach Hause kommt.

ʝιɱιɳ

Ich weiß nicht, was ich an Hilfe von einem Wildfremden erwartet habe. Aber nach kurzem Überlegen stelle ich fest, dass das auch völlig o.k. ist so. Er hat mich von der Laterne gepflückt, ich konnte runterkommen, er hat einfach zugehört und - ja, mit Yoongi reden, ihm Grenzen setzen, was auch immer - das muss ich selbst.

Ich trinke den letzten Schluck von meiner heißen Schokolade, richte mich endlich wieder etwas auf und schaue Ten grade an.
"Danke, du bist wirklich im richtigen Moment gekommen. Manchmal hab ich ein Labyrinth im Kopf und finde den Weg raus nicht mehr. Jetzt kann ich wieder klar denken. Ich gehe erstmal einkaufen, und dann muss ich für mich hinfühlen und entscheiden, ob ich Abstand nehme, vielleicht sogar umziehe, ob ich ihn innerhalb der Wohnung ignoriere, ob ich das Gespräch suche, und was dabei idealerweise rauskommen sollte. Denn SO kann es nicht weitergehen."

TEN

"Du wirst das sicher hinkriegen. Manchmal braucht es nur ein bisschen Zeit."

Und eine Kopfwäsche, nicht wahr, Yoongi?

"Vielleicht hast du ja Lust, wenn wir noch eben zusammen einkaufen gehen. War eigentlich auch auf den Weg in den Supermarkt."
Wäre nicht schlecht, wenn Jimin mein Angebot annimmt. So kann ich vielleicht noch ein bisschen was über ihn erfahren.

ʝιɱιɳ

Wir werden unterbrochen, weil Tens Handy eine eingehende Nachricht ankündigt.
"Schau ruhig nach, vielleicht ist es wichtig."

TEN

Nach Jimins Aufforderung hole ich mein Handy hervor und sehe nach, wer geschrieben hat. Als ich den Namen aber sehe, bin ich doch verwundert. Yoongi. Als hätte er mitbekommen, dass ich eh noch mit ihm reden muss. Ist nur grade noch nicht der richtige Zeitpunkt. Also antworte ich ihm, dass ich mich melde, sobald ich Zeit habe. Außerdem finde ich, dass er ruhig ein bisschen schmoren kann, bei dem, was er abgezogen hat. Auf der anderen Seite tut er mir schon Leid. Er klingt ziemlich verzweifelt. Und mir fällt noch was auf. Die letzten Male hat er einfach um einen Termin gebeten, als wäre ich sein Anwalt. Das, was er jetzt grade geschrieben hat klingt, als bräuchte er diesmal wirklich einen Freund.

Ich würde Jimin am liebsten sofort mitteilen, dass es noch Hoffnung gibt in Sachen Yoongi, aber das muss ich mir natürlich verkneifen. Außerdem brummt das Handy jetzt zum zweiten Mal. Wieder Yoongi. Muss DER neben sich stehen!

"War nichts wichtiges", teile ich Jimin mit und wo ich gerade einmal das Handy in der Hand habe, frage ich ihn auch direkt, ob er vielleicht Nummern austauschen möchte. Falls er wirklich nochmal jemanden zum Reden braucht. Ich sage aber auch direkt, dass er mir die nicht geben muss, wenn ihm das zu unsicher ist. Ich meine, er kennt mich ja nicht.

ʝιɱιɳ

"COOL! Nenn mich naiv, aber ich denke, ich kann dir vertrauen. Hier, tipp deine Nummer ein, ich antworte dann gleich. Ich geh nur eben bezahlen."
Ich schiebe Ten mein Handy rüber, schnappe mir mein Portemonnaie und gehe zur Theke zum Bezahlen. Zurück am Tisch packen wir unseren ganzen Pröttel zusammen. Sogar mein Schal ist wieder einigermaßen trocken. Dann machen wir uns auf nach nebenan, um unsere Kühlschränke vorm Tod durch Vereinsamung zu retten.

Mir gehts echt wieder besser. Vielleicht liegt es daran, dass in meiner Familie immer jemand zum Reden da ist. Vielleicht habe ich dadurch nicht genug gelernt, alleine klar zu kommen? Keine Ahnung. Aber ein Zuhörer hilft enorm.

Wir schnappen uns einen gemeinsamen Einkaufswagen und schieben los. Als erstes plündern wir die Gemüseauslage. Da mache ich eine Vollbremsung.
"Mist! Ich weiß ja jetzt gar nicht, ob ich für mich alleine oder für zwei Personen einkaufen soll. Das zusammen kochen hat so viel Spaß gemacht. Aber er will das ja wohl nicht mehr."
Verunsichert starre ich die Radieschen an und kann mich nicht entscheiden.

TEN

"Kauf für zwei. Er wird sehen, dass du das nicht einfach so aufgeben willst. Also, das wäre mein Vorschlag. Du kannst natürlich machen, was du denkst. Aber wenn du willst, dass es wieder besser wird zwischen euch, dann solltest du die richtigen Signale setzen."

Mist. Das ist gar nicht so einfach, Meinungen zu begründen, wenn man was verschweigen will. Aber ich kann Jimin das nicht sagen. Es wäre auch Yoongi gegenüber nicht fair. Hoffentlich findet Jimin eine Lösung, hinter der er stehen kann.

ʝιɱιɳ

Endlich kann ich meinen Blick von den Radieschen lösen und nach ein paar Zwiebeln und Paprika greifen.
"Das ist ja das Problem. Wenn es mich nicht so fertig machen würde, würde ich darüber gar nicht nachdenken sondern für zwei einkaufen. Und vielleicht sieht Yoongi das ja wirklich als Signal, dass ich das noch nicht aufgebe mit unserer WG. Aber vielleicht meint er dann auch, dass er mir noch einen vor den Latz knallen muss, damit ich es auch wirklich kapiere. Und noch so'n Ding halte ich echt nicht mehr aus."

TEN

Jimin hat schon Recht. Leider. Zumindest aus seiner Perspektive ist es völlig verständlich, dass er davor Angst hat. Aber was sage ich jetzt?

"Das Problem ist, dass du nicht weißt, wie er reagieren wird. Es ist deine Entscheidung, Jimin. Aber vielleicht hat dieser Idiot ja noch eine letzte Chance verdient. Und wenn es ganz schief läuft, hast du ja jetzt meine Nummer und dann meldest du dich einfach."

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ten antwortet auch direkt, nur leider wimmelt er mich ab. Zumindest vorerst. Ich bin gespannt, ob er sich überhaupt melden will, oder ob das jetzt nur eine Ausrede war.
Zugegeben. Dieses Warten macht meine derzeitige Situation nicht unbedingt besser. Eher schlimmer. Und überhaupt ... wie lange will Jimin jetzt eigentlich wegbleiben? Er ist bestimmt schon seit Stunden weg. Na gut, nicht ganz. Aber es fühlt sich so an.

Hoffentlich ist alles okay bei ihm. Vielleicht braucht er grade nur ein bisschen Zeit für sich? Und wenn nicht? Was, wenn ihm was passiert ist? Wenn ich so darüber nachdenke, wirkte er ziemlich aufgewühlt. Er war ja nicht nur abweisend mir gegenüber. Da war noch mehr. Scheiße ... Was, wenn ihm doch was passiert ist, weil ich zu hart zu ihm war? Bitte nicht! Das könnte ich mir nicht verzeihen.

Ich merke, wie mein Puls wieder ansteigt. Diesmal aber aus Angst. Aus Sorge. Bitte komm endlich nach Hause, Jimin. Bitte pass auf dich auf. Ach verdammt! Ich bin so ein Idiot!
Die Sorge um Jimin steigt mit jeder Sekunde weiter an, und nach wenigen Minuten drehe ich fast durch aus Angst, dass ihm was passiert sein könnte. Ich kann nicht anders und schnappe mir hektisch mein Handy, um Jimin doch eine Nachricht zu schreiben.

"Alles okay bei dir?"

Mehr schaffe ich nicht. Ich müsste mich erklären, würde ich mehr schreiben, aber das kann ich gerade noch nicht. Ich hoffe nur, dass ich darauf eine Antwort bekomme, ansonsten muss ich ihn suchen gehen.

ʝιɱιɳ

Ich beschließe, etwas mehr zu kaufen und es im Zweifelsfalle einzufrieren. So ein kleines Tiefkühlfach haben wir ja. Oder ich lade am Samstag meine Helferrunde zum Essen ein. Dann geht das alles ganz schnell weg.

Wir stehen grade in der Kassenschlange, als zur Abwechslung mal mein Handy brummt. Völlig automatisch greife ich danach und schaue aufs Display. Ich muss das Gerät ganz fest halten, denn es brennt wie Feuer in meiner Hand. Ich will es aber nicht fallen lassen.

"Ten? Yoongi hat mir geschrieben. Ich ... mach diese Nachricht jetzt auf. Nur, dass du's weißt."
Ich kneife die Augen zu und hole tief Luft. Stell dich nicht so an, Jimin. Er kann dir schließlich durch den Äther nicht den Kopf abreißen. ... Aber das Herz rausreißen ... Mach jetzt!
Während Ten unsere Sachen getrennt aufs Kassenband legt, rufe ich Yoongis Nachricht auf.
Ah.
"Alles okay bei dir?"
Nööö? Ich bin grade von einem Menschen, der mir wichtig ist, ziemlich grob behandelt worden? Was antworte ich denn jetzt darauf? Oder - antworte ich überhaupt?

"Ten? Yoongi fragt, ob ich in Ordnung bin. Das blockiert mich schon wieder so, dass ich nicht mal weiß, OB ich überhaupt antworte. Geschweige denn, was."

TEN

Ich schaue fragend zu Jimin. Seine Unsicherheit ist regelrecht zu spüren. Genau wie bei Yoongi, als er bei mir war. Meine Güte. Die beiden brauchen sehr dringend ein klärendes Gespräch. Das kann man als Außenstehender echt nicht mit ansehen.

"Uff. Gute Frage. Zumindest scheint er sich ja irgendwie Sorgen zu machen. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder findest du nicht? Keine Ahnung, was du antworten könntest. Aber ich glaube, ihr kommt aus der Nummer nur dann raus, wenn ihr beide offen und ehrlich miteinander redet."

Ich bezahle meinen Einkauf, warte, dass Jimin ebenfalls bezahlt und packe beide Taschen, damit Jimin die Hände zum Tippen frei hat. Ich hoffe ja, dass er antwortet. So, wie ich Yoongi kenne, wird dieser eine Satz ihm schon sämtliche Nerven geraubt haben. Wahrscheinlich stirbt er gerade innerlich tausend Tode.

  
ʝιɱιɳ

"Ich versuchs."
Leichter gesagt, als getan. Denn WAS ich antworten soll, weiß ich immer noch nicht. Bevor ich noch einen Knoten ins Hirn kriege, tippe ich einfach drauflos.
"Geht wieder. Klingt fast, als würdest Du Dir Sorgen machen. Bin grade im Supermarkt."

Dann habe ich noch eine Idee und schicke die gleich hinterher.
"Kaufe ich jetzt für zwei oder für mich alleine ein?"
Abschicken. Mal kucken, was er DAZU sagt.

Ich stecke mein Handy weg, bezahle meinen Einkauf, den Ten schon in meine Satteltaschen gepackt hat, und gehe mit ihm raus. An den Fahrradständern verabschieden wir uns dann.
"Ich danke dir nochmal sehr. Du hast mir wirklich geholfen, wieder runter zu kommen und das ganze etwas zu relativieren. Ich hab keine Ahnung, was draus wird, denn der Typ ist nicht grade ein Entertainer, mehr so ein Mönch mit Schweigegelübde. Und ich habe nach dieser Aktion das Bedürfnis nach einer schweren Rüstung mit Kettenhemd für die Seele. Aber versuchen will ich es."

Ten klopft mir auf die Schulter, verabschiedet sich, lächelt mir noch mal zu und geht dann nach Hause. Ich hänge die Satteltaschen an meinen Gepäckträger. Aber ich schiebe das Rad lieber. Ich brauche noch ein bisschen Zeit für mich. Vor der potentiellen nächsten Katastrophe.

  
 
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Dass Jimin nicht antwortet, kann nur zwei Gründe haben. Entweder ist er richtig sauer auf mich, oder ihm ist wirklich was passiert.
Ich renne aufgelöst, besorgt, überdreht, hibbelig und frustriert durch mein Zimmer und raufe mir mehr als einmal die Haare. Immer wieder gehe ich in Gedanken durch, was ich alles zu ihm gesagt habe, beziehungsweise gemacht habe. Macht es nicht besser. Ten hat auch immer noch nicht wieder geschrieben.

Ich will gerade aus meinem Zimmer stürzen, als das Vibrieren meines Handys mich aufschreckt. Ich schreie kurz auf und weiß gar nicht, was jetzt überwiegt. Die Freude, dass zumindest einer der beiden geantwortet hat, die Sorge, falls es nicht Jimin ist, Angst, WAS er geantwortet hat, oder Erleichterung, falls es wirklich Jimin ist, egal was er schreibt.

Ich war noch nie so aufgedreht, während ich eine Nachricht geöffnet habe. Sie ist tatsächlich von Jimin! Zumindest ist ihm nichts passiert. Zum Glück! Jetzt habe ich trotzdem Angst. Okay, ganz ruhig. Konzentrier dich auf das, was er geschrieben hat.
"Geht wieder. Klingt fast, als würdest Du Dir Sorgen machen. Bin grade im Supermarkt."
Fast? Ich bin hier fast gestorben vor Sorge. Ist es denn so unwahrscheinlich, dass ich mir Sorgen um ihn mache? Ich habe ja nicht gesagt, dass er mir egal ist. Oder dass ich ihn hasse und ihm den Tod wünsche.

Ich will gerade eine Antwort tippen, als eine zweite Nachricht von ihm eintrudelt.
"Kaufe ich jetzt für zwei oder für mich alleine ein?"
Autsch. Der hat gesessen. Was antworte ich denn jetzt? Verdammt, er denkt wirklich, dass ich ihn hasse oder sowas. Ich versuche gar nicht viel nachzudenken, sondern tippe einfach, was mir gerade in den Sinn kommt. Immerhin wird er auf Antwort warten.

"Fast? Jimin, ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Ist das so unwahrscheinlich? Oder warum meinst du 'fast'?"
Ich schicke die Nachricht ab, tippe aber direkt die nächste.
"Ich kann nicht von dir verlangen, für zwei einzukaufen. Aber ich würde mich freuen, wenn du es trotzdem machst. Das Geld kriegst du wieder."

Schnell absenden, bevor ich die wieder zwanzig Mal verändere oder neu schreibe. Und ich muss sagen, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn man einfach mal frei drauf los tippt. Ich kenne das gar nicht, weil ich sonst ja immer erst verschiedene Versionen ausprobiere. Da ich aber gerade auf den Geschmack gekommen bin, schreibe ich direkt noch eine dritte Nachricht und hoffe, dass sie nicht total falsch rüber kommt.

"Ich meinte das vorhin nicht so. Und gestern. Ich erklärs dir, wenn du das willst."
Ich schicke die Nachricht ab, bereue es aber im selben Moment. Was, wenn Jimin jetzt direkt das Gespräch sucht? Ich weiß doch selbst noch gar nicht so genau, was denn da jetzt gerade alles in meinem Kopf rumschwirrt. Hoffentlich meldet Ten sich rechtzeitig. Er ist meine einzige Hoffnung.

  
  
ʝιɱιɳ

Drei Nachrichten von Yoongi. Uff. Was ist denn in DEN gefahren? Ich lehne mein Fahrrad an einer Hauswand an und schaue in die Nachrichten rein.
"Fast".
Ja, Yoongi, fast!

Na, der ist ja lustig. Entschuldigung per WhatsApp ... Ich will das ja glauben. Aber ich glaube noch viel mehr, dass ich jetzt doch erstmal vorsichtig sein und es langsam angehen lassen sollte. Er muss die Zähne auseinander kriegen, er muss mir dabei in die Augen sehen, und er muss mir die Zeit geben, dass ich wirklich merken kann, dass er das ernst meint.

"Geduld. Ich bin auf dem Weg."
Jedenfalls will ich nicht weiter per Messenger diskutieren, das muss er jetzt aushalten. Sonst komm ich nie zu Hause an.

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21.7.2021

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