33 - nächster Versuch

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 7 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Mittwoch früher Abend]
  

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Geduld ... also wenn ich gerade eins nicht habe, dann das. Mit allem anderen kann ich dienen. Scham, Angst, Erleichterung, Nervosität, Aufregung. Aber nicht mit Geduld.

Trotzdem versuche ich irgendwie geduldig zu wirken, während ich ins Wohnzimmer stürze. Das Problem ist nur, dass ich wie immer nicht weiß, was ich gleich sagen soll. Trotzdem will ich ihn sehen. Ich MUSS.

Was ist denn los, verdammt nochmal? Ich bin ein emotionaler Flummi. Rasend schnell hin und her. Okay, ganz ruhig. Du wirst es irgendwie schaffen, dass das Gespräch nicht wieder in einer Vollkatastrophe endet.

Ich setze mich gerade auf die Couch, als zeitgleich mein Handy vibriert. Jetzt schreibt Jimin doch wieder? Ich entsperre schnell mein Handy und sehe, dass es Ten ist, der mir geschrieben hat.

"Tut mir Leid, bin jetzt erst wieder zu Hause. Hast du schon mit Jimin gesprochen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich hasst. Aber wenn du Mist gebaut hast, solltest du dich bei ihm entschuldigen. Und es ihm erklären. Und bitte, Yoongi. Sei ehrlich zu ihm und zu dir selbst. Alles andere wird dich nicht weiterbringen. Wir können gerne morgen nochmal reden, bis dahin versuch bitte, nicht nochmal Mist zu bauen."

Ich lese die Nachricht von Ten wieder und wieder durch, als könne ich seine Worte dadurch besser verinnerlichen. Obwohl Ten noch gar nichts weiß, scheint er sich total sicher zu sein, was er mir raten soll. Es kommt mir irgendwie seltsam vor, aber wie ich schon immer dachte. Ten hat eine erstaunliche Beobachtungsgabe und ein verdammt geschicktes Händchen für soziale Interaktionen. Was wundere ich mich also?

"Ich versuch's. Danke. Und bitte, wenn es irgendwie geht, lass uns morgen nochmal reden."

Ten antwortet auf meine Nachricht auch direkt.

"So zahm kennt man dich ja gar nicht. Muss ich mir Sorgen machen? Aber Scherz beiseite. Ich wollte morgen eh zu deiner Songvorstellung kommen. Danach können wir dann reden."

Ich komme nicht dazu, Ten zu antworten, denn da höre ich den Schlüssel in der Wohnungstür.


ʝιɱιɳ

Vielleicht war das nicht grade nett, aber ich habe mir doch etwas Zeit gelassen, denn ich möchte Yoongi ruhig, freundlich und klar gegenüber treten. Ich möchte mich ausnahmsweise mal nicht selbst überholen sondern genauer hinspüren, was ich brauche. Und ich möchte definitiv nicht nochmal so verletzt werden. Dieser Ten kam genau im richtigen Moment. Ich würde sonst vielleicht immer noch an der Laterne hängen ...

Ich hole tief Luft und stecke meinen Schlüssel in das Schloss der Wohnungstür. Wo Yoongi jetzt wohl ist? In seinem Zimmer? Oder belauert er vom Sofa aus die Tür? Entschlossen trete ich in die Wohnung und wende mich gleich zur Küche, um die Einkäufe wegzuräumen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Yoongi tatsächlich auf dem Sofa sitzt.
"Guten Abend, Yoongi."

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich beobachte die Tür genau, als sie sich langsam öffnet und Jimin reinkommt. Ich schaue ihn wahrscheinlich ziemlich dämlich an, denn als er mich direkt anspricht, merke ich, dass ich mich keinen Millimeter bewegt habe. Ich schlucke einmal leer, weil sich mein Hals wie zugeschnürt anfühlt. Jimin zu sehen, löst irgendwas in mir aus. Was auch immer es ist.

"Ähhh ... hey. Hallo, Jimin", antworte ich wenig geistreich. Ich sehe, dass er tatsächlich mehr eingekauft hat, als nur ein paar Joghurts für sich, also stehe ich etwas unbeholfen auf und nehme ihm direkt die eine Tasche ab. Ich kann nicht leugnen, dass es sich seltsam anfühlt, ihm so nah zu sein. Es überwältigt mich regelrecht, und ich hoffe, dass er es nicht direkt merkt. Ich wende mich zum Kühlschrank und fange stillschweigend an, den Einkauf zu verräumen. Dabei suche ich die ganze Zeit nach passenden Worten. Allerdings finde ich sie erst, als ich die letzte Gurke im Gemüsefach verstaut habe.

"Danke. Also ... dass du so viel eingekauft hast. Wie gesagt, Geld kriegst du wieder."
Das war jetzt irgendwie nicht das, was ich eigentlich sagen wollte ... Also nochmal.
"Ich meine, nicht, weil du Geld ausgegeben hast. Darum gings mir jetzt gar nicht. Also auch, das soll nicht heißen, dass mir das egal ist. Ich meinte nur, dass ich ... dir danke, weil ich ein Idiot bin und du nicht. Und ich wäre dir dankbar, wenn du jetzt einfach irgendwas sagst, damit ich aufhören kann, mich hier zum Volldeppen zu machen."
Ich schaffe es nicht, Jimin anzusehen, sondern starre in den reichlich befüllten Kühlschrank.


ʝιɱιɳ

Es wirkt gradezu surreal, nach diesem doppelten großen Knall jetzt so einträchtig nebeneinander her den Kühlschrank einzuräumen. Alles klappt wie eingeübt, aber die peinliche Stille ist mit Händen zu greifen.
Und jetzt fängt Yoongi auch noch an, seine Entschuldigung zu stottern. Da krieg ich ja gleich schon wieder Mitleid. Aber ich darf mich nicht so schnell erweichen lassen. Das ist schon einmal schief gegangen. Diesmal bin ich vorsichtiger.

"Menschen, die nicht ab und zu mal Idioten sind, sind langweilig. Und ich schlage vor, dass du dann den nächsten Einkauf machst. Bis zum Wochenende sind wir ja jetzt erstmal eingedeckt. Und wenn unsere letzten Prüfungen rum sind, haben wir für sowas wieder mehr Luft."

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Jimin reißt mir nicht den Kopf ab. Das ist gut. Aber gleichzeitig ist seine Reaktion das schlimmste, was passieren konnte. Jimin redet sachlich. Und er ist NIE sachlich. Er ist derjenige von uns beiden, der sein Herz auf der Zunge trägt. Scheiße ... Was hab ich nur getan? Das jemand wie er so neutral spricht, ist gar nicht gut. Jetzt gerade bin ich mir ziemlich sicher, dass ich ihn noch mehr verletzt habe, als ich dachte.

Was soll ich denn darauf bitte antworten? Ich schließe frustriert den Kühlschrank, traue mich aber immer noch nicht, zu Jimin zu schauen. Wenn sein Blick genauso kalt ist wie seine Worte, werde ich ganz sicher durchdrehen.

"Okay. Also mit dem nächsten Einkauf."
Es ist eine klägliche Antwort, das merke ich selber. Aber ich bin froh, dass ich überhaupt einen Ton rauskriege.

"Und wegen den Prüfungen. Ich ... hab den Song fertig. Und ich hab das alles auch schon auf den Stick gepackt. Also auf deinen. Das wolltest du ja. Also nicht, dass ich es dir nicht auch so gegeben hätte. Ich meinte nur, weil ... ich hol den Stick mal eben."
Scheiße. Ich muss weg. Ich hab das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Das ist doch nicht normal! Ich musste diese Gelegenheit nutzen, um wenigstens einen kurzen Moment zu flüchten und durchzuatmen. Was ist denn los mit mir? Ich verstehe gar nichts mehr.

Ich schnappe mir den Stick, als ich in meinem Zimmer ankomme, und klammere mich daran fest, als würde mein Leben davon abhängen. Langsam zweifel ich, ob ich nicht professionelle Hilfe brauche. Vielleicht gibt es ja irgendeine Pille gegen ... naja, was auch immer mich da gerade so aus der Bahn wirft.

Ich atme noch ein paar Mal tief durch, ehe ich wieder in die Küche schleiche.
"Hier", sage ich knapp und drücke Jimin den Stick in die Hand.
"Ich hab alles draufgezogen, was wir erarbeitet haben. Und ... ach egal. Siehst du dann."
Jetzt bloß nicht wieder wegrennen. Kämpf dagegen an! Einen Abend wirst du ja wohl hinkriegen, ohne Jimin noch weiter zu verschrecken.


ʝιɱιɳ

Nicht weich werden, Jimin. Es ist süß, wie sehr Yoongi sich bemüht, zu helfen und sich nützlich zu machen. Aber er flattert gradezu vor Aufregung und kriegt keinen Satz zu Ende. Ein Wunder, dass er noch nichts von den Einkäufen hat fallen lassen. Ich merke allerdings auch, wie ich weiter vorsichtig bin. Yoongi ist kein Monster - aber manchmal ein kleines Arschloch. Ich muss jetzt nur für mich den sicheren Mittelweg finden.

Während ich ein bisschen gegrübelt habe, ist mein Mitbewohner in sein Zimmer geflüchtet, hat dort wahrscheinlich eine Runde autogenes Blitz-Training gemacht und ist mit meinem Stick wieder gekommen. Und mal wieder ist meine Zunge schneller als meine Vorsicht.
"Yoongi? Es ist in Ordnung. Du musst nicht nervös sein. Dornröschen hat jetzt zwar erstmal eine Weile Pause, und ich komme mehr so in Ritterrüstung daher, weil ich dann besser auf mich selbst aufpassen kann. Aber ich hasse dich nicht. Wir müssen nur wirklich lernen, miteinander zu reden. Müssen neues Vertrauen aufbauen. Auch wenn es schwer fällt."

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Jimin nimmt den Stick an sich, merkt aber anscheinend sehr genau, dass ich das als Fluchtvorwand missbraucht habe. Klar, es ist ja auch nicht gerade unauffällig, wie ich mich benehme. Wenn ich das nur irgendwie abstellen könnte.
Und im selben Moment, wo ich innerlich nach Hilfe schreie, richtet Jimin das Wort an mich. Ich höre ihm aufmerksam zu, brauche aber, bis die Worte vollständig in meinem Hirn ankommen.

Dornröschen ... ich möchte schreien. Weinen. Weglaufen. Ich habe es selbst kaputt gemacht, das weiß ich. Trotzdem versetzt es mir einen widerlich schmerzhaften Stich. Ein Positives hat es dennoch. Jimins Stimme klingt ... anders. Ein bisschen mehr nach dem Jimin, den ich kenne. Ich versuche, seine Worte in ihrer Vollständigkeit zu begreifen, als es mir auffällt. Ten hat sowas ähnliches auch schon gemeint. Vorhin, als er mir geschrieben hat.
Es ist ja nicht so, als wolle ich nicht reden. Es fällt mir nur so unglaublich schwer. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll oder was ich denn eigentlich genau alles ehrlich sagen soll. Ich weiß doch selbst nicht, was mit mir los ist.

Und dann macht es mit einem Höllenlärm Klick. Ich muss Jimin nichts erklären, was ich selbst nicht weiß. Aber ich kann ihm zumindest sagen, DASS ich nicht weiß, was los ist.
"Ich will ja ehrlich sein, J... Jimin. Aber ich weiß doch selbst nicht so genau, was los ist. Ich ... keine Ahnung. Ich hab noch nie so starke Probleme gehabt mit ... ja. Mit allem irgendwie. Sobald wir Zeit miteinander verbringen, bin ich verwirrt. Und überfordert. Und das macht mir Angst. Weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich meine, das war doch vorher nicht. Wir haben ein ganzes Semester lang aneinander vorbei gelebt und auf einmal ist alles ... anders."


ʝιɱιɳ

'Auf einmal ist alles anders.' Das kannst du laut sagen. Aber ich glaube, das war das Ehrlichste, was Yoongi jemals von sich gegeben hat. Und wahrscheinlich war es auch das Schwerste für ihn.
"Mir ist klar, dass das schwer ist für dich, auch wenn ich nicht verstehe warum. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit und ein paar vertrauensbildende Maßnahmen, um das alles zu verdauen."

Ich lehne schon eine ganze Weile an unserer Spüle. Yoongi steht beim Kühlschrank. Wir haben also Abstand, als würden wir uns beide anknurren und die Zähne zeigen. Und das finde ich doof.
Hm.

"Wollen wir was kochen? Dann kommen wir vielleicht beide ein bisschen runter."
Yoongi nickt bloß, sieht dabei aber ziemlich dankbar aus. Also ziehe ich mir endlich Jacke und Schuhe aus, dann entscheiden wir zügig, was wir essen wollen, und fangen an, zu schnippeln und zu brutzeln. Jetzt fehlt nur noch ein bisschen Smalltalk ...
"Ich bin echt gespannt, wie unser Song jetzt klingt. Morgen ist es so weit, oder? Wann hast du denn Prüfung?"

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22.7.2021

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