34 - knapp daneben ist auch vorbei

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 7 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Mittwoch abends]

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Als Jimin mich fragt, ob wir was kochen wollen, bin ich echt erleichtert. Nicht nur, weil es dadurch etwas entspannter wird, sondern auch, weil ich dann noch ein bisschen Schonfrist habe, bis ich mit Ten sprechen werde. Ich hab so viele Fragen, so viel Unsicherheit in mir, dass ich ein ehrliches Gespräch jetzt gar nicht hinkriegen würde. Und neben der Tatsache, dass Jimin mir anscheinend doch noch irgendwie 'ne Chance geben will, hat es noch was Gutes. Mir fällt nämlich gerade auf, dass ich schon wieder den ganzen Tag nichts gegessen habe.

Ich nicke erleichtert, was Jimins Tatendrang anscheinend wachruft. Er legt bereits das Gemüse auf die Arbeitsplatte, wodurch ich auch wieder wach werde und ihm helfe, das Essen vorzubereiten. Dabei gehen mir Jimins Worte durch den Kopf. Runterfahren ... wenn das mal so einfach wäre.

Aber zum Glück weiß er wie immer, was er sagen soll, um ein lockeres Gespräch zu starten. Danke!

"Er ist wirklich gut geworden. Du kannst ja nachher mal reinhören. Also ... vielleicht hast du ja auch Lust, dass wir den gemeinsam hören. Ich muss den eh nochmal Probehören."

Und mir Notizen machen, weil ich natürlich nicht mehr dazu gekommen bin wegen Jimin. Das witzige ist aber, dass es mir gerade gar nicht so schrecklich wichtig erscheint. Das hier, die Zeit mit Jimin, liegt mir grade mehr am Herzen. Auch wenn es genau das ist, was ich eigentlich umgehen wollte. Ich darf meinen Traum nicht aus den Augen verlieren, aber Jimin aus meinem Leben auszuschließen, ist auch keine Option. Das hab ich jetzt gelernt. Es muss doch irgendwie machbar sein, beides unter einen Hut zu kriegen.

"Ich wollte mir gleich eh noch Notizen machen für morgen, damit ich vorbereitet bin. Und ... achja. Die Prüfung ist 12 Uhr."

ʝιɱιɳ

Ich decke den Tisch für zwei und versuche, eine Antwort auf Yoongis Frage in mir zu finden. Einerseits bin ich zum Platzen froh - andererseits ist die Situation grade so seltsam, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich fühlen soll. Und ob ich das will. Obwohl ... Park Jimin, gerate nicht gleich wieder ins alte Fahrwasser!

Ich bringe endlich meine Plünnen zur Garderobe, die ich vorhin nur eben in den Flur gepfeffert hatte. Dort stelle ich meine Schuhe ab und schlüpfe in warme Socken rein.
Ich schaue rüber zu Yoongis Tür. Ich atme tief durch. Mein Blick schweift durch unseren Flur, wo Yoongi mich zweimal grob abgefertigt hat. Wenn ich jetzt da reingehe, dann ist das vielleicht ein Neuanfang - aber vielleicht tappe ich auch direkt in die nächste selbst gestellte Falle. Da drinnen ist viel Tolles zustande gekommen, aber auch viel Demütigendes passiert. Und die Erfahrung hat gezeigt, dass ein paarmal zusammen kochen noch keine tragfähige Basis für eine Freundschaft herstellt.

Als ich wieder in der Küche ankomme, weiß ich immer noch nicht, was ich sagen soll. Das ist selten bei mir, aber wahrscheinlich ist es genau das, was Yoongi dauernd passiert. ... Also - als Dauerzustand wär das ja richtig scheiße ...

Während ich mich schon mal setze und Yoongi das Essen auf den Tisch stellt, fällt mir die richtige Erwiderung ein.
"Natürlich mag ich den Song bald hören. Wie meine Stimme klingt. Wie du es jetzt letztendlich geschnitten hast."
Yoongi sitzt nun auch, wir nehmen uns Reis und Gemüse und essen los.

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Das war eine sehr charmante Art zu sagen: Nö, keine Lust das mit dir gemeinsam zu hören. Ich hab es verstanden, Jimin. Es ist wahrscheinlich unnötig, das zu erwähnen, aber schon wieder so von Jimin abgeblockt zu werden, tut weh. Ob ich es nun will oder nicht, ich bin, was diesen Kerl angeht, einfach total verloren! Jetzt darf ich mir nur nicht anmerken lassen, wie verletzt ich bin. Wieder hmpf.

"Ich ... mich würde schon interessieren, wie du ihn letztendlich findest", antworte ich zwischen meinen Bissen. Natürlich sehe ich Jimin dabei wieder nicht an, sondern schaue auf den Reis. Der im übrigen sehr lecker schmeckt. Irgendwie schmeckt es anders, wenn Jimin dabei ist. Ach Mann, kann das nicht einfach bitte aufhören? Ich will nicht jetzt auch noch in Gedanken mit mir selbst diskutieren, warum Reis mit ihm anders schmeckt. Das geht selbst mir langsam zu weit.

"Dann kannst du dich ja gleich melden. Oder morgen. Ich weiß ja nicht, wann du den hören willst. Aber ich würde mich schon freuen, wenn du vielleicht wirklich noch ein paar Anmerkungen hast. Ich meine, ich will nichts von dir verlangen, du hast schon genug für den Song getan. Nur ... ich glaube, dass es mir echt 'ne Hilfe wäre. Auch wenn ich verstehen kann, wenn du gar keine Lust mehr hast, mir zu helfen. D ... Danke übrigens. Dass du dir so viel Mühe bis jetzt gemacht hast."

Es tue sich bitte JETZT ein Loch im Boden auf! Ich kann mich ja selbst nicht mehr ertragen. Wenn ich morgen auch so hilflos vor mich hinstottere, kann ich meine gute Note vergessen. Wobei ich, was das angeht, hoffe, dass Ten Recht hat mit seiner Behauptung und ich nur bei Jimin so extrem ... überfordert bin.

ʝιɱιɳ

Ich will ihm schon einen Vogel zeigen, weil er mich falsch verstanden hat. Aber da weiß ich endlich meine Antwort. Er hat richtig gehört. Wenn ich mich wie eben hinten im Flur schon unwohl fühle, dann sollte ich in sein Zimmer jetzt definitiv nicht reingehen.

Und ich stelle grade fest, dass das ganze verdammt anstrengend ist.
Ich sehne mich nach der Vertrautheit vom Wochenende und möchte da so schnell wie möglich wieder hin.
Außerdem springt mein inneres Helferlein dauernd an und muss gebremst werden.
Auf der anderen Seite hat Yoongi 1. das Recht und 2. die Pflicht, sich selbst auf die Kette zu kriegen.
Aber je weiter ich aufmache, desto verletzlicher mache ich mich erneut.
Und in dem ganzen Gefühlsdurcheinander muss ich jetzt meine eigene Stimme mit seiner Wunschinterpretation vom Band hören und adäquat reagieren - was auch immer das in diesem Falle ist.

Puh!!!
"Gib mir einen Moment. Ich hatte einen verdammt anstrengenden Tag mit Prüfung und Training. Ich brauch ein bisschen Zeit für mich."
Seit wann bin ich so ein Feigling und sage nicht einfach direkt nein???

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Okaaaaaaaay....? Das heißt? Will er jetzt mit mir zusammen den Song hören oder nicht? Dass ich keine eindeutige Antwort kriege und schon wieder nicht weiß, was denn jetzt eigentlich Sache ist, macht mich noch unsicherer, als ich eh schon bin. Und verdammt! Wieso ist denn da immer noch kein Loch im Boden, damit ich bitte umgehend in der Erde versinken kann?

"Okay, tut mir Leid, aber ich muss das jetzt fragen. Willst du den Song jetzt alleine hören oder mit mir zusammen? Weil ... gerade klang das so, als würdest ... als hättest du keine Lust dazu, den mit mir zu hören."

Ich hole mir schnell noch eine kleine Portion von dem Reis, weil ich tatsächlich immer noch Hunger habe. Und weil es gut schmeckt. Und vielleicht auch, weil ich damit noch ein bisschen Zeit schinden kann? Ich stelle meinen nachgefüllten Teller auf den Tisch und sehe, dass Jimin schon aufgegessen hat.
"Möchtest du auch noch was?", traue ich mich zu fragen, um nicht wie der größte ignorante Arsch auf Erden zu wirken. Erstaunlich ist dabei, dass ich den Satz diesmal sehr flüssig aussprechen kann, ohne dabei vor Scham-Nervosität-Sonstwas zu sterben.

ʝιɱιɳ

Und ... da ist der schwarze Peter wieder bei mir. Hmpf.
"Ich ... leg mich einen Moment lang hin und hör mir das alleine an. Im Zweifelsfalle melde ich mich dann bei dir. Und - danke ich bin pappsatt. War lecker."
Yoongi sagt vorsichtshalber erstmal gar nichts mehr. Er isst seinen Teller leer und fängt sofort an abzudecken. Schnell räumen wir gemeinsam die Küche auf.
Dabei entsteht leider wieder eine peinliche Stille. Es ist echt zum Haareraufen mit uns beiden, aber ich rufe mich zur Vernunft - wir haben SO dolle Scherben geschlagen in den letzten Tagen - da ist es doch normal, dass wir erstmal beide vorsichtig sind.

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Die Stille macht mich wahnsinnig, aber ein paar verstohlene Seitenblicke zu Jimin später bin ich mir fast sicher, dass es ihm auch so geht. Eigentlich traurig, wenn man bedenkt, dass wir schon ganz andere Phasen hatten. Aber vielleicht kriegen wir das ja wieder hin. Ich hoffe es, denn jetzt, wo ich Jimin wieder um mich herum habe, muss ich mir eingestehen, dass ich es vermisst habe. Dornröschen hat Pause ja, aber vielleicht darf sie irgendwann doch wieder in Erscheinung treten. Dass das aber Zeit brauchen wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Wir rödeln still vor uns hin, sodass die Küche schnell wieder aufgeräumt ist. Nur gut anfühlen tut es sich nicht.

Wenn das Gespräch mit Ten morgen nicht DIE Erleuchtung bringt, weiß ich echt nicht mehr weiter. Es muss einfach klappen! Ich sehe sonst keine Chance mehr auf Dornröschens Erwachen.

Dabei fällt mir auf, dass ich gerade schon wieder den Fokus verliere. Ich bin vor dem Gespräch mit Ten aufgeregter, als vor meiner Prüfung. Die fühlt sich zumindest jetzt total nebensächlich an. Ist nur die Frage, ob das jetzt gut oder schlecht ist ...

ʝιɱιɳ

Beeindruckend, wie bescheuert man sich anstellen kann. Aber wir sind eben grade beide ganz extrem in Habachtstellung. Und jetzt? Sind wir hier fertig. Dann sollte ich wohl gehen ...
"Na dann ... ich geh mal mich ausruhen ..."
Es fühlt sich so beschissen falsch an, was ich hier treibe. Aber ich kann grade nicht anders. Wenn mein Kopf meinen Gefühlen hinterher kommen soll, MUSS ich immer wieder Pausen einlegen.

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

"Okay", sage ich leise. Was soll ich sonst auch noch großartig dazu sagen? Jimin hat sehr deutlich mitgeteilt, dass er mich gerade nicht um sich herum haben will. Es fühlt sich verdammt scheiße an, daher schaffe ich es auch nicht länger, hier zu bleiben.

Mit einem "Gute Nacht" verabschiede ich mich, schaue Jimin dabei sehr bewusst nicht an, sondern gehe einfach an ihm vorbei und dann schnurstracks in mein Zimmer.

Dort angekommen, muss ich erstmal sehr tief Luft holen. Anstatt mich an den PC zu setzen, um meine Notizen zu schreiben, lande ich im Bett und vergrabe mein Gesicht in den Kissen.

Ehrlich gesagt, ist mir grade schon wieder zum Heulen zumute, dabei kann ich Jimins Reaktion ja irgendwie nachvollziehen. Scheiße nur, dass das nichts an dem Schmerz ändert. Von ihm abgewiesen zu werden, tut weh - egal aus welchem Grund er das tut.

ʝιɱιɳ

Frustriert lasse ich mich auf mein Bett fallen. Wie mans macht, ist es verkehrt. Ich fühle mich dermaßen arschig, das geht auf keine Kuhhaut. Ich habe Yoongis Hoffnung wohl herausgehört zwischen den Zeilen. Aber mein Bauch sagt, dass ich da drüben jetzt einfach nicht rein will.

Ist das der Zustand, in dem sich Yoongi befindet, wenn er so offensichtlich weder vor noch zurück weiß? Wenn ihm die Worte fehlen? Wenn er sich peinlich fühlt und stottert und total gestresst wirkt? Wenn er wegläuft und sich in seinem Zimmer verbarrikadiert? Denn genau so fühle ich mich grade - in mich hineinhorchend. Ratlos. Gestresst.
Dann gebe ich mir einen Ruck und hole den Stick aus der Hosentasche. Es tut mir leid, Yoongi. Zusammen hören wäre wirklich schöner ... Ich fahre meinen PC hoch und stöpsele den Stick ein. Für einen guten Klang setze ich mir meine Kopfhörer auf, schließe die Augen und konzentriere mich. Die vertrauten Gitarrenakkorde setzen erste Akzente und nehmen mich mit. Dann höre ich zum allerersten Mal auf diese Weise meine eigene Stimme.

Keine Ahnung, wie lange ich aus meinem Fenster ins Dunkle gestarrt habe. Der Song hat mich gefangen genommen. Und tausend Gefühle ausgelöst. Und mein Hirn Achterbahn fahren lassen. Ich weiß nicht, was ich zuerst denken soll. Cool - das bin ich! Oder: Die Melodie, der Rhythmus, der Text sind geil. Oder: meine Stimme gefällt mir nicht, so emotionslos. Oder: Hauptsache, dass Yoongi damit morgen gut durchkommt. Oder: Sollte ich ihm verbieten, den Prüfern meinen Namen zu nennen, damit dieser klar und richtig aber absolut langweilig gesungene Einheitsbrei nicht mit meinem Namen verknüpft wird? Oder ... ... - ich habe noch hunderte andere Ideen, was ich jetzt mal zuerst zergrübeln könnte. Örks.

Und Yoongi sitzt jetzt nebenan, hört den Song zum hundertsten Mal durch und versucht, sich auf die Fragen der Prüfer vorzubereiten. Es passt mir nicht, aber die Prüfung ist schon morgen. Da kann ich nicht um Aufschub bitten. Wenn ich helfen soll, dann muss ich das jetzt tun. Aber nicht da drüben! Bäh, ist das kompliziert. Damit Yoongi sofort was dran ändern kann, braucht er seine Technik. Damit ich das aushalte, brauche ich einen anderen Raum. Wie soll das denn gehen???
Ich trete die Flucht nach vorn an, gehe raus auf den Flur und klopfe an Yoongis Tür an, bevor ich es mir anders überlege.

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2?.7.2021

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