39 - guten Morgen, Yoongi

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 9 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Freitag morgens]
    
    

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Es ist völlig still, als ich wach werde. Es ist nicht diese normale Stille, sondern diese unheimliche, weil man wirklich NICHTS hört. Selbst von draußen dringt nichts an meine Ohren. Seltsam ... Morgens unter der Woche ist doch sonst immer schon was los.

Ich taste nach meinem Handy und schaue auf die Uhr. Und im selben Moment glaube ich, dass mir meine Sinne einen Streich spielen. Es ist 5 Uhr? Morgens? Verdammt ... Mit anderen Worten: Ich habe jetzt mal mindestens 12 Stunden, wenn nicht mehr, durchgepennt. Ich schätze mal, das war dann auch bitter nötig.

Das Gute ist aber, dass ich mich gar nicht so platt und überfahren fühle wie sonst. Auch mein Kopf ist nicht ganz so konfus wie gestern noch. Wozu ausreichend Schlaf nicht alles gut ist. Das Problem ist nur, dass ich sonst nie so früh wach bin. Was macht man um so eine Uhrzeit? Vor allem, wenn man nicht alleine wohnt, kein Projekt mehr hat, an dem man arbeiten kann und ... Moment. Jimins Prüfung ist heute. Ob er schon wach ist? Ich glaube eher nicht. Er hat doch gemeint, dass er erst sehr spät dran ist. Hmpf.
Und da wären wir wieder. Kaum bin ich wach, kreisen meine Gedanken um Jimin. Ob das irgendwann aufhört? Wahrscheinlich nicht. Oder?

Ich schleiche mich aus meinem Zimmer und steuere die Küche an. Wie erwartet ist von Jimin nichts zu sehen. Also wird er wohl noch schlafen. Wann muss er denn los? Ach verdammt. Er hat mir das bestimmt gesagt, aber das ist bei den vielen anderen Gedanken natürlich total untergegangen. Nochmal Hmpf.

Ich setze, so leise wie möglich, eine Kanne Kaffee auf und überlege in der Zeit, was ich machen kann. Ohne Arbeit fühle ich mich irgendwie verloren. Ich brauche das anscheinend. Vielleicht setze ich mich auch einfach an einen neuen Song. Es kann ja nicht schaden, ein bisschen mehr Übung zu bekommen.

Das klingt nach einem guten Plan, also warte ich, dass der Kaffee endlich durchgelaufen ist und will mich dann in mein Zimmer zurückziehen. Beim Rausgehen aus der Küche fällt mein Blick allerdings auf die Dose, die ich gestern einfach in die Küche gestellt habe. Hm, ich könnte mich bei Jimin revanchieren und ihm für die heutige Prüfung auch was zu Essen machen. Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wann er los muss. So ein Mist! Aber gegen ein Frühstück ist eigentlich nichts einzuwenden, oder? Das wird er so oder so brauchen.

Ich beschließe, ihm nochmal einen Joghurt mit Müsli vorzubereiten. Wir haben sogar noch etwas Obst von seinem Großeinkauf übrig. Sehr gut. Ich fange umgehend an, das Obst klein zu schnippeln und in eine Dose zu packen. Ich will auch den Joghurt direkt vorbereiten, aber als ich in den Kühlschrank schaue, sehe ich was, was gestern definitiv noch nicht da war.

Eine kleine Flasche Piccolo. Hat Jimin die gekauft? Klar, wer sonst? Aber wann? Und für wann? Bestimmt für heute, wenn er seine Prüfung gemeistert hat. Ob er ... jemanden eingeladen hat zum feiern? Dann hätte er aber definitiv mehr geholt. Dann will er bestimmt alleine die bestandene Prüfung feiern. Schade. Ich hätte sonst auch gern... Stop, Yoongi! Das reicht jetzt. Mach den Kühlschrank zu und interpretiere nicht wieder zu viel in eine Kleinigkeit. Das geht zu weit.

Mein Vorhaben gelingt nur so semi-gut. Denn jetzt ist der Gedankenstein einmal ins Rollen gebracht. Er hatte mich eingeladen zu seiner Prüfung. Er wollte, dass ich seine Performance sehe und ich hatte mir fest vorgenommen, da hinzugehen, selbst wenn ich die Uni nach Möglichkeit meide. Zumindest solche Vorstellungen. Zu viele Studenten, die gerne reden. Für ihn hätte ich das aber in Kauf genommen. Aber will er das jetzt überhaupt noch? Nach dem ganzen Chaos die letzten Tage bin ich mir da nicht mehr so sicher. Und wenn ich einfach trotzdem gehe? Immerhin hat er mir gestern was zu Essen gemacht und mir viel Glück für meine Prüfung gewünscht.

Ich versuche eine Antwort auf meine Frage zu finden, als mir Tens Worte wieder in den Sinn kommen. Ich muss meine Gefühle zulassen, ich DARF fühlen. Ich darf einfach auf meinen Bauch hören. Also, Bauch. Was wollen wir?
Ich starre tatsächlich meinen Bauch an, aber das bringt mir irgendwie nichts. Dabei sagen immer alle, man soll auf sein Bauchgefühl hören. Aber wie geht das?

Frustriert schnappe ich mir den Joghurt und mache alles soweit fertig, wobei ich einen Zettel in seine Müslischale lege.


"Guten Morgen Jimin, ich wollte mich nochmal
bedanken, dass du mir gestern Essen gemacht hast.
Das ist meine Revanche und meine Art, dir zu sagen,
dass ich dir viel Glück für deine Prüfung wünsche.
Joghurt ist schon fertig, der steht im Kühlschrank."     

 
Ich überlege, ob ich noch was schreiben soll, belasse es aber dabei, denn sonst würde das ein Roman werden.

Dann schleiche ich mich samt Kaffee zurück in mein Zimmer und stehe eine Weile verloren mitten im Raum. In meinem jetzigen Zustand kriege ich doch niemals eine Idee für einen neuen Song ... Und jetzt? Wie spät ist es jetzt?
Ich schaue wieder aufs Handy. 5:23 Uhr. Oh Mann, das wird ein langer Tag.

Irgendwann schaffe ich es tatsächlich an mein Genius Lab. Allerdings klimpere ich nur ein bisschen auf dem Keyboard rum, mit Kopfhörern wohlgemerkt, damit ich Jimin nicht wecke. Wirklich was produziert kriege ich allerdings nicht. Dafür überlege ich die ganze Zeit, ob ich nun zu Jimins Vorstellung gehen soll oder nicht. Und vor allem, was es für uns bedeutet. Egal, ob ich hingehe oder nicht, es wird sich wahrscheinlich immer irgendwie auf unsere gemeinsame Zukunft auswirken. Gerade deswegen möchte ich auch nichts überstürzen. Dabei steht mein Entschluss eigentlich schon fest. Vorausgesetzt es ist wirklich mein Bauchgefühl, dass ich meine wahrzunehmen.

   
   
ʝιɱιɳ

Leider brauche ich heute wegen der Prüfung meiner Kumpels einen Wecker. Sonst bin ich nicht rechtzeitig an der Uni. Und allmählich macht sich doch die doppelte Dauerbelastung bemerkbar. Sowohl mein Körper als auch meine Seele haben jetzt acht Tage lang Höchstleistungen vollbracht. So richtig fit fühle ich mich also nicht, als ich aufstehe, auch nicht nach der sonst immer als wohltuend empfundenen Dusche. Aber es hilft nichts - heute muss ich dreimal ran, und es geht dreimal um alles, also werde ich auch dreimal mein bestes geben.

In bequemen Klamotten schleiche ich zur Küche, damit ich Yoongi nicht wecke. Aber - das hätte ich mir wohl sparen können, denn Yoongi war offensichtlich schon vor mir da. Er hat mir wieder den Tisch gedeckt für mein Frühstück, und er hat auch wieder Obst geschnibbelt. Mein Herz macht einen Freudenhüpfer. Als ich dann den kleinen Zettel mit Yoongis Krakelschrift in meinem noch leeren Müslipott entdecke, bleibt es dagegen für einen klitzekleinen Moment einfach stehen.
   

"Guten Morgen Jimin, ich wollte mich nochmal
bedanken, dass du mir gestern Essen gemacht hast.
Das ist meine Revanche und meine Art, dir zu sagen,
dass ich dir viel Glück für deine Prüfung wünsche.
Joghurt ist schon fertig, der steht im Kühlschrank."

   
Ich bin sooo froh, dass ich das gestern Morgen gemacht habe! Ich suche mir alles zusammen, setze mich an den Tisch und fange an zu essen. Immer wieder schaue ich auf den Zettel. Das aufwühlende Gespräch mit den Tänzern von gestern fällt mir wieder ein. Tens mutmachende Ratschläge am Mittwoch.
Und die Einladung an Yoongi, bei meiner Prüfung zuzuschauen. Seine Antwort war gleich schon so ausweichend. Noch vor dem ganzen Knatsch. Ob er da wohl überhaupt noch dran denkt?

Auf einmal fühle ich mich noch müder als vorhin. Ich merke, dass es mir total wichtig ist, dass Yoongi kommt und zuschaut. Dass ich diesen Song für Yoongi singen und tanzen darf. Und dass ich in dieser komischen Stimmung irgendwie nicht dran glaube, dass er kommen wird. Hm. Ich glaube, ich sollte es wenigstens versuchen.
Ich klaube einen Stift aus der Küchenschublade, drehe Yoongis Zettel um und - stocke, weil ich nicht weiß, wie ich das ausdrücken soll. Im Moment gehts zwar ganz zaghaft etwas besser, aber nach dieser Woche hat er vielleicht überhaupt keinen Bock, mir zuzuschauen.
    

"Guten Morgen, Yoongi! 1000 Dank,
das ist ein guter Start in den Tag.
Ich habe heute um 9.00 die Prüfung
von Taemin und Kai, um 11.00 die
Präsentation von Seojun und meine
eigene Prüfung um 17.00 Dazwischen
komme ich wahrscheinlich nicht nach
Hause. Ich bin heute das absolute
Schlusslicht. Und ich würde mich riesig
freuen, wenn Du dabei wärst. Das wird
was besonderes. Du findest mich dann
im Theatersaal 3 im Neubau.
Jimin"

   
Und wo leg ich den jetzt hin, damit Yoongi den findet? Ich weiß. Es gibt nur zwei Orte, die Yoongi garantiert täglich aufsucht - sein Bett und die Kaffeemaschine. Also landet mein Briefchen leuchtend weiß und auffällig mit einem Streifen Tesafilm direkt an der Maschine, ich räume schnell alles weg und ich stecke mir genug Wasser und alle restlichen Bananen ein. Ich wende mich zum Flur, wo wie aus dem Boden gewachsen plötzlich Yoongi vor mir steht und mich mit offenem Mund anstarrt. Ein Bild für die Götter! Da - jetzt kommt Leben in meinen Mitbewohner!
   
  

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Nach einiger Zeit sinnlosen Rumklimperns reicht es mir und ich lege die Kopfhörer wieder auf Seite. Da höre ich allerdings etwas anderes. Geräusche, die eindeutig nach Geschirr klingen, welches gerade weggeräumt wird. Also ist Jimin wach. Und hat allem Anschein nach sein Frühstück gefunden. Uffff. Das wäre dann jetzt der Moment, wo ich auf meinem Zimmer rausgehen könnte, um ihm persönlich nochmal viel Glück für seine Prüfung zu wünschen.

Gehen oder nicht gehen? Was sagst du dazu, Bauch?
... Nichts. Auch gut. Dann muss ich die Entscheidung also mal wieder selbst fällen. Was könnte denn im allerschlimmsten Fall passieren, wenn ich mich raus traue? Jimin könnte mich abweisen, sich vielleicht noch fürs Frühstück bedanken und dann einfach gehen. Im besten Fall könnte er sich freuen, mich zu sehen. Die zweite Vorstellung gefällt mir definitiv besser. So gut, dass sich auch mein Bauchgefühl wieder zu Wort meldet. Es kribbelt überall und obwohl mir flau im Magen ist, geht es mir dabei nicht schlecht. Das hatte ich schon mal. Dieses Gefühl, als hätte man zu viel Brausepulver verschluckt.

Okay, weiter im Text. Wenn ich nicht gehe, könnte Jimin es bestenfalls egal sein. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass er enttäuscht ist. Und das schmeckt mir gar nicht. Es sorgt auch für ein Kribbeln im Bauch, aber diesmal ist es eins der unangenehmsten Sorte.
Damit steht mein Entschluss wohl fest. Ich gehe.

Ich atme nochmal tief durch und unterlasse es diesmal, mir vorab schon Worte zurecht zu legen. Bis jetzt hat das nie geholfen. Oder es schlimmer gemacht. Nein, heute improvisiere ich zur Abwechslung mal.
Ich schaue mich im Flur um, als ich meine Zimmertür öffne, und kann aus der Küche immer noch Geräusche vernehmen. Gut, dann weiß ich ja, wo ich hin muss.

Unsicher gehe ich die paar Schritte zur Küche und bleibe kurz davor stehen. Jimin hat mich anscheinend noch nicht bemerkt, denn er werkelt unbekümmert weiter vor sich hin. Ich nutze die Gelegenheit, um ihn kurz einfach zu betrachten. Selbst jetzt sehen seine Bewegungen fließend aus. Er ist einfach dazu geboren, sich zu bewegen.
Ja, Bauch. Ich hab es verstanden. Es ist wirklich ... süß. Jimin ist süß. Und lieb. Und ...

Jimin muss sich natürlich in genau dem Moment zu mir umdrehen, als ich insgeheim ein bisschen von ihm schwärme. Nur so'n bisschen natürlich.
"Ähh ... guten Morgen, Jimin. Hast du das Frühstück gefunden?", frage ich etwas unbeholfen. Aber irgendwas muss ich ja sagen, wie sieht das sonst aus? Stehe hier vor der Küche und gaffe mit kribbeligen Brausepulvergefühl im Bauch meinen Mitbewohner an.

   
   
ʝιɱιɳ

"Oh, hei, Yoongi. Auch guten Morgen! Und - ja, hab ich. Es ist einfach toll, wenn jemand so an einen denkt. Danke! Und ich ..."

Wie sag ich das jetzt, ohne dass es zu auffällig ist? Mein verstohlener Blick schweift kurz zu Yoongi, aber der ist irgendwie zu früh aus dem Bett gefallen. Ich glaub, so wie der kuckt, hat er von meiner Antwort nicht viel mitgeschnitten.
"Yoongi? Kannst du mich hören?"
   
   

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden, aber das schlimme ist, dass mir in diesem Moment eines sehr klar wird. Ten hatte Recht. Ich habe definitiv eine Schwäche für Jimin. Da gibt es wohl nichts mehr dran zu rütteln. Allein, wie er mich ansieht, jagd tausend Blitze durch meinen Körper. Ich dachte immer, dass sowas weh tun würde, aber nein. Es fühlt sich gut an. Ich könnte stundenlang einfach auf diese Lippen schauen, die sich genauso geschmeidig bewegen, wie Jimin selbst. Moment ...!
Hat er mit mir gesprochen?

"Ähm ... was?", frage ich verunsichert, weil ich befürchte, viel zu weit in Gedanken versunken gewesen zu sein. Das ist jetzt doch ziemlich ... unangenehm.

   
   
ʝιɱιɳ

Cool. Selbst Yoongi habe ich noch nie SO verpeilt in die Gegend starren sehen. Der war grade meilenweit weg.
"Danke für das tolle Frühstück. Ich freu mich immer so, wenn du an mich denkst. Und danke für das Briefchen. Ich ... hab geantwortet."

Sagen - nicht sagen - sagen - nicht sagen - sagen ... ich trau mich nicht. Er wird den Zettel ja finden. Meine innere Stimme schimpft mit mir, aber ich lasse mich nicht erweichen. Ich habe zu viel Schiss, dass er wieder ausweicht.
"Aber ich muss jetzt los, die Jungs werden sonst nervös und fragen sich, wo ich bleibe."


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Im ersten Moment denke ich, Jimin meint mit der Aussage, er habe geantwortet, dass er auf meine Frage geantwortet hat. Erst im zweiten Moment checke ich, dass er das Briefchen meint. Oh shit. Ich weiß nicht, warum. Aber irgendwie macht mich diese ganze Situation grade ganz schön nervös. Ich will am liebsten sofort nachsehen, was er geantwortet hat, aber ich will auch nicht wie der totale Oberfreak wirken. Selbst, wenn ich mich bei Jimin sehr häufig wie einer verhalte.
"Ähh, ja. Klar. Also. Ich wünsche dir viel Erfolg. Und den anderen auch." Das klang ... sogar halbwegs vernünftig. Ich bin fast schon stolz auf mich, dass es mir gelungen ist, einen halbwegs vollständigen Satz rauszubekommen. Geht doch! Bitte immer so, danke.

Ich begleite Jimin noch kurz bis zur Garderobe und nehme seine Jacke vom Haken, während er sich seine Schuhe anzieht. Ich überlege, ob ich ihn fragen soll, ob er heute Abend schon was vorhat, wenn er die Prüfung rum hat, aber das traue ich mich gerade einfach nicht. Zumindest verlässt kein Wort meine Lippen, auch wenn ich etwas sagen wollen würde. Ich reiche Jimin seine Jacke, er lächelt mich zuckersüß an und ich gebe mein bestes, das zu erwidern. Als er aus der Tür raus ist, fällt eine riesige Anspannung von mir ab. Dabei merke ich erst jetzt, wie angespannt ich bis gerade eben noch war. Das ist mir so auch noch nicht passiert und eigentlich müsste ich mich jetzt tierisch aufregen. Tu ich aber nicht. Ich lächele dümmlich vor mich hin und bleibe noch einen Moment im Flur stehen. Bis mir der Zettel einfällt und ich in die Küche stürme, um nachzusehen, was Jimin geantwortet hat.

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28.7.2021

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